Valentinstag
Missmutig saß Richard II in der Proszenium-Loge des Hoftheaters in London. Man schrieb das Jahr 1383.
An diesem 14.Februar war es ausgerechnet ein Freitag. Zum Glück nicht der 13.
Der Titel des Stücks:
„Parlament der Vögel“ (Parlement of Foul(e/y)s)
Richard war das Parlament schon immer zuwider, Wurst ob es eine politische Institution, oder blödes Federvieh war.
Später ließ er über das "gnadenlose" Parlament eine Mordwelle schwappen, weil ihn der Hass übermannte.
Und er war auch nicht der Typ, der mit diesem
Inhalt des berühmten Dichters Geoffrey Caucer etwas anzufangen wusste, obwohl er den Dichter förderte.
In diesem Gedicht versammeln sich die Vögel an diesem Feiertag, um gemäß der Göttin der Natur einen Partner zu finden.
Richard klatschte zurückhaltend Beifall und ahnte nicht, dass dieses Gedicht der Auslöser der Popularität des Valentinstages war, zumindest erst einmal im angelsächsischen Raum.
Aber beginnen wir von Anfang an.
Im Jahr 469 führte Papst Gelasius I. diesen 14. Februar als Gedenktag ein.
Obwohl er Kabyle, also Berber war, fand er das Martyrium des Valentinus eines
Gedenktages wert.
Nun gibt es aber den Name Valentinus zuhauf. Gemeint war aber "Valentin von Terni".
Valentin, Bischof von Interamna (heute: Terni), pflegte Paare zu trauen. Angeblich krönte er diesen Frevel auch noch damit, dass er den frisch Vermählten Blumen aus seinem eigenen Garten überreichte.
Der römische Kaiser Claudius II. hatte eine recht negative Einstellung zum Christentum und hatte solche Trauungen nicht nur für nichtig erklärt, sondern auch strengstens verboten. Außerdem war dieser Glaubensfirlefanz nach seiner Ansicht absolut zu unterdrücken. So etwas könnte sich ja ausweiten!
Dieser lästige Bishof Valentin war außerdem für seine Wunderheilungen bekannt.
Zum Beispiel wusste sich der Rhetor Craton in Rom nicht anders zu helfen, als den Bishof Valentin um Hilfe zu bitten, denn er hatte einen verkrüppelten Sohn Namens Cheremon.
Valentin kam, sah und heilte!
Auch auf Grund dieser Wundertaten des Valentin fielen immer mehr Leute auf das Christentum herein, zumindest nach Ansicht des wutentbrannten,römischen Kaisers Claudius II.
So wurde Valentin, nachdem er gegeißelt worden war (Haut abgefetzt bis auf das Fleisch) am 63. Meilenstein der Via Flaminia enthauptet. Natürlich führte man diesen Mord heimlich und Nachts durch, weil man sonst
einen Aufstand befürchtete. Es geschah am 14.Februar des Jahres 269.
Kaiser Claudius Gothicus II. ereilte denn auch seine verdiente Strafe. Nur ein Jahr später, nämlich im August 270 verendete er kläglich an der Pest, als er in Pannonien (Westungarn) die Vandalen besiegen wollte.
Es gibt natürlich auch noch eine andere Variante, die ich aber hier nur am Rande erwähne.
Es handelt sich um eine Märtyrerlegende eines in Rätien lebenden Bischofs Valentin im 5. Jahrhundert, dessen Gebeine vom bayrischen Herzog Tassilo III. etwa im Jahre 764 nach Passau überführt worden sind. Auch
er bemühte sich um das Christentum, denn in Passau fasste das Heidentum und die arianische Lehre wieder Fuß. Bischof Valentin hatte keinen Erfolg und wurde verjagt. Er lebte fortan als Wandermissionar. Berühmtheit erlangte er vielmehr dadurch, dass er erfolgreich Epilepsie, Krämpfe und Gicht und Viehseuchen behandelte.
Wie auch immer, der heilige Valentin gilt unter anderem als Patron der Reisenden, der Imker, der Jugend und vor allem als Garant der guten Heirat.
Der Valentinstag heißt auch Vielliebchentag, da die jungen Mädchen früher glaubten, welchen Jüngling sie zuerst an diesem Tag vor
ihrem Haus erblickten, den würden sie heiraten. Der christliche Mythos wird sich hier vielleicht auch mit dem heidnisch- römischen Brauch verbunden haben.
Kurz und gut, es mag durchaus Heilige geben und auch Märtyrer. So gibt es auch den Namenstag Valentin, aber wenn es um Brautwerbung geht, dann wird die Sache interessant. Kleine Aufmerksamkeiten der Auserkorenen zu überreichen, ruft die Wirtschaft auf den Plan.
Wir lassen Braut weg und lassen Werbung. Dies führte dazu, dass dieser feierliche Anlass schönen Umsatz generieren kann.
Irgendwie fühlte sich die Kirche um ihren
Heiligen etwas zurück gesetzt.
"Der arme Kerl wird nur noch dazu benutzt, dass die Kasse klingelt!"
Und schon vor dem Computerzeitalter und dem völlig hemmungslosen Konsumwahn, nämlich bereits im Jahr 1969, wurde der Valentinstag aus dem römischen Generalkalender gestrichen. Dieser liturgische Kalender ist für die Kirche allgemein gültig. Er besagt welche Heiligen besondere Bedeutung haben.
Schade, es war zu spät.
Der Konsum und die positiven Umsatzzahlen hatten bereits zugeschlagen und gesiegt.
Na ja, nicht nur die Wirtschaft, auch die Frauen finden diesen Feiertag nicht wirklich ekelhaft.
Es schadet ja nicht, wenn man wenigstens einmal im Jahr seinem Partner dem ihm zustehenden Respekt zollt. Und als Anlass zur Werbung (nein, ich meine diesmal die zwischenmenschliche) schadet es auch nichts.
Zuletzt wollen wir mal sehen, was aus diesem ursprünglich christlichen Gedenktag geworden ist.
Supermärkte überbrücken die Umsatzkurven zwischen Weihnachten und Ostern.
Früher war es noch etwas weniger profan.
Da schrieb man sich Liebeskärtchen und Blumen durften auch nie fehlen. Da musste man sich damals noch persönlich bemühen, während man heute Blumen versenden lässt.
Die Beschenkte kann dann anhand des Identifikationskärtchens wenigstens erkennen, wer Geld ausgegeben hat. Wahrscheinlich ist die holde Maid heutzutage schon überglücklich, dass sie mehr, als nur eine SMS zugeschickt bekommt (genauso lieblos, nur billiger!).
Schauen wir mal über die Grenzen Deutschlands hinaus.
Andere Länder, andere Sitten:
In Arabien steht dieser Tag auf der Verbotsliste des islamischen Rechts. Daher sind solche Dinge, die sich als Valentinstag-Geschenk eignen, schon einige Tage vorher verboten (z.B. der Verkauf von Rosen). Und
weil es eine islamische Kommission genau nimmt, ist die Farbe Rot zu dieser Zeit verpönt.
Es reicht doch auch, wenn an diesem Tag die Frau einmal nicht verprügelt wird.
In China, dem wirtschaftlichen Boomland, erfreut sich dieser Tag zunehmender Beliebtheit. Wieder ein schöner Anlass Geld in die Hand zu nehmen. Dabei bietet China schon von jeher ein Pendant: "Qixi".
Das Datum von 'Qixi' ist genau festgelegt:
Der siebte Tag des siebten Monats des chinesischen Mondkalenders.
Der Legende nach kommen dabei der Hirtenjunge und eine Fee, nämlich ein Webermädchen für eine Nacht zusammen
(und zwar durch eine Brücke der Sterne Altair und Wega). Diese Brücke wird durch Elstern gebildet. Natürlich denken sie, dass dieses Treffen der beiden Liebenden „rauf auf die Mutter“ bedeutet. Weit gefehlt!
Es befindet sich nämlich noch eine Anstandsdame dabei, nämlich der Stern Deneb. Da geht nix außer anschmachten.
Das kommt davon, wenn sich eine Fee in einen Hirtenjungen verliebt.
Vergebene Liebesmüh! Wie schade!
Das Fest schwankt natürlich, wie das so bei dem chinesischen Mondkalender ist.
Im Jahr 2015 war es der 20. August, im Jahr 2016 ist es der 9.August, an dem Qixi zelebriert wird. 2018 ist es der 17. August.
Macht nichts, feiern wir eben in China zwei
mal im Jahr das Verliebt sein, Qixi (2023 - 22. August) und Valentin.
Oder anders ausgedrückt, reichlich Gelegenheit für die Geliebte doppelt zu investieren.
Irgendwie ist es doch auch nicht wirklich entscheidend. Wie wäre es einfach wieder zu lernen, sich um die Gunst des auserkorenen Partners zu bemühen?
In der USA darf der Valentinstag nicht vergessen werden. Jugendliche schreiben sich selbstgefriemelte Liebeskarten. Wehe, wenn der Briefkasten leer bleibt. Böses Faul! Man hat dann offensichtlich bei seinen Freunden (-innen) die Arschkarte gezogen. Auch Erwachsene haben diesen Tag fest
eingeplant. Ohne eine kleine Aufmerksamkeit ist der Ehestreit praktisch vorprogrammiert und ist sogar auch rechtlicher Anlass für einen Scheidungsgrund.
Italien wartet nicht nur mit amore auf, es ist auch Brauch sich ein graviertes Vorhängeschloss anzuschaffen. Die Verliebten denken sich ihre Wünsche und werfen dann das Schloss von einer Brücke in den Fluss. So etwas verbindet, sagt man
.
In Brasilien ist der „dia dos nomeralos“ ein Familientag. Man isst schön zusammen mit der ganzen Familie und kleine Geschenke finden ihren Weg. Noch wichtiger: Musik darf keinesfalls fehlen.
In Finnland wird der Tag der Verliebten eher als Freundschaftstag angesehen. Man trifft sich in großer Runde, wobei auch Geschenke überreicht werden. Das Spannende dabei ist, dass die Übergabe anonym bleibt. Man kann also nur raten, wer Einen beschenkt hat.
In Indien dürfen Pärchen an diesem Tag sogar händchenhaltend durch die Straßen laufen.
In Japan schenkt man Schokolade. Diesmal aber ist es die Frau, die ihrem Auserkorenen das Geschenk überreicht. Das bezieht sich nicht nur auf den Liebsten, sondern auch auf die Kollegen, oder den Chef. Je hochwertiger die Schokolade, desto mehr steht der
Betreffende in der Gunst.
Die Männer wiederum sind am 14. Februar, dem sogenannten "White Day" dran. Da bedanken sie sich für die Schokolade mit weißer Schokolade für die Holde. also ist alles schön ausgeglichen.
Wirtschaftlich gesehen dauert es sicher nicht mehr lang, bis der White Day auch bei uns eingeführt wird.
In Südafrika wird einfach nur gefeiert. Es gibt Umzüge und vor allem Blumen.
Und wie wäre es, dem Partner das ganze Jahr über entsprechende Aufmerksamkeit zukommen zu lassen?
Man muss dabei auch nicht unbedingt über
den heiligen Valentin sprechen. Es gäbe da durchaus Wichtigeres.
Mir fällt da eine ganze Menge ein.