Humor & Satire
Die Egaligkeit des Seins

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"Ansichten des Autors und des Erzählers können variieren."
Veröffentlicht am 30. Januar 2015, 14 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Ansichten des Autors und des Erzählers können variieren.

Die Egaligkeit des Seins

Falls irgendwer sich fragen sollte, was ich treibe ... okay, ich erzähl's trotzdem. Ich sitze unter meinem Stein. Es ist schön hier, echt. Glaubt einem ja keiner, wie gemütlich es unter so einem Stein sein kann, bis er selbst mal druntergessen hat. Ich hab's nämlich aufgegeben, mich um das zu scheren, was draußen so vor sich geht und schaue mir stattdessen zum Beispiel Katzen-GIFs an. Das ist zwar wenig gehaltvoll, aber das sind Chickennuggets auch, und trotzdem rennt keiner draußen rum und brüllt: »Igitt, Chickennuggets!« Ganz im Ernst, was könnte ich denn großartig verpassen, wenn ich statt Tagesschau und Spiegel Online lieber

Bilder von Colonel Meow, Grumpy Cat und Bob dem Streuner anschaue? Ich meine, der Colonel hat es ins Guinessbuch der Rekorde geschafft, von Grumpy Cats berühmtestem Foto gibt es sehr wahrscheinlich mehr Kopien als von der Mona Lisa und Bob der Streuner hat sogar eigene Romane. Jede dieser Katzen hat es weiter gebracht als jeder in meiner Familie zusammengerechnet. Was zugegenermaßen nicht schwer ist, aber das ist eine andere leidvolle Geschichte. Ich brauche keine Zeitung mehr, keine Nachrichten. Ich weiß, da draußen rennen immer noch Verrückte mit ans Kinn geklebten Schamhaaren rum und hauen unbescholtenen Bürgern die Rübe

runter, die Ukraine wird immer noch großflächig von militanten Hobbygärtnern umgepflügt, wahrscheinlich geht just in diesem Moment Griechenland einmal mehr pleite, und die Amerikaner versuchen, ekliges Chlorhühnchen unter meinen Kartoffelbrei zu mogeln. Ihr seht also, ich bin bestens im Bilde. Hab viel besseren Stuhl, seit ich mir nicht mehr den Irrsinn der Welt auf die Schultern lade. Zum Beweis könnte ich freilich versuchen, eine Fotodokumentation draus zu machen, aber dann würde den NSA-Kollegen beim Durchschauen meiner Aufnahmen vermutlich schlecht werden, und jeglicher USA-Urlaub wäre dann für

immer hinfällig. Nee nee, ich hab meinen Frieden gefunden. Ich habe einfach keine Lust mehr auf diese gebündelte Blödheit da draußen. Wenn ich mich zu sehr aufrege, werde ich bloß zynisch. Am Ende kommt vor lauter Meckerei noch 'ne Mohammed-Karrikatur heraus, und dann zerballern mir irgendwelche bekloppten Islamisten die Wohnzimmereinrichtung mit freundlicher Unterstützung von Heckler & Koch. Und am Ende stellt sich wieder irgendein blöder Politiker hin und meint, der Islam gehöre zu Deutschland. Ha ja, von mir aus … Und demnächst macht der Sigmar Gabriel in Mekka 'ne Currywurstbude auf, oder

was? Auge um Auge, Freunde der Sonne. Aber was schert das mich? Außerdem bin ich gar nicht islamfeindlich oder so. Ich finde Christen genauso scheiße. Habe mal in Bonn gesehen, wie sechs vollverschleierte Frauen – eben diesem Islam angehörend, von dem jetzt alle reden – an einem Tisch saßen und Eisbecher mampften. Wer das gesehen hat, den kann eh nichts mehr überraschen. Da kann man auch gar nicht wütend über mangelhafte Integration oder was auch immer sein, wenn man dabei zuschaut, wie sechs vollbeladene Löffel abwechselnd unter schwarzem Tuch verschwinden. Wichtig ist, der

einzige Gedanke, der mir in dem Moment durch den Kopf ging, war: Mensch, wenn das mal keine Flecken gibt. Tja, da soll einer behaupten, ich sei vorurteilsbehaftet oder weltfremd. Das gilt übrigens so ganz allgemein für den Brandenburger an sich, denn aus Brandenburg komme ich ja. Wir Brandenburger sind offener, als allgemein angenommen. Also nicht alle, klar. Die wenigen Betonköpfe können aber nichts dafür, schließlich waren sie jahrelang eingesperrt, und beim Urlaub aufm staatseigenen Campingplatz steppt jetzt eher nicht so der Kulturbär. Ansonsten ist er aber sehr weltoffen, der Brandenburger an sich. Da haut man

nicht nur den Schwarz- und Gelbhäuten was aufs Maul, sondern auch dem Landsmann, wenn er komisch guckt. Ich weiß das. Ich guck immer komisch. Nee, Scherz. Schon schlimm, diese Nazibrut, vor allem im ehemaligen Ostdeutschland. Hocken da noch immer in ihren Kneipen vorm Köstritzer, verbreiten ihre dummen Deutschland-den-Deutschen-Parolen über ihre koreanischen Smartphones, tragen immer noch dieselben alten Klamotten – dieselben, nicht die gleichen – und schmoren überhaupt dermaßen im eigenen Saft, dass man meinen könnte, auf ihren Glatzen müsste sich längst 'ne knusprige Panade gebildet haben. Ich

schäme mich schon so'n bisschen, von dort zu kommen. Letztens habe ich zum Beispiel auf Facebook in so 'ner Gruppe zu meiner Heimatstadt wieder was Fremdenfeindliches gelesen. Meine Güte, das kann ich gar nicht wiedergeben, so schlimm war das, also vor allem der Satzbau, aber auf groteske Art faszinierend ist es schon: Ganz egal, was einer postet, nach spätestens sechs, sieben Beiträgen meint irgendwer, was über diese fiesen Ausländer palavern zu müssen. Ich nenne das Phänomen den Braunen Brandenburger Senfautomaten. Dabei sind die einzigen Ausländer, die diese geistigen Napfkuchen je gesehen haben, die Quotentürken aus dem

nachmittäglichen Hartz-IV-Schrottprogramm. Sonst gehen die doch gar nicht mehr vor die Tür, seit bei denen nach der Wende die Treuhand wohl versehentlich auch das Hirn abgewickelt hat. Aber das alles lese ich jetzt auch nicht mehr mit. Ich rege mich sonst nur auf über so viel Blödheit. Und was da an Zeit draufgeht, bis ich im Kopf aus diesen grammatikalischen Kernschmelzen mal von Menschen lesbare Sätze gemacht habe … meine Fresse! Nee, muss ich mir nicht geben, echt. Ich halte es jetzt, wie schon die Ärzte in »Ignorama« singen: »Delfine im Thunfischsalat, wie gemein – Es könnt' mir nichts egaler

sein.« Unwissenheit kann auch ein Segen sein. Überhaupt, bei so vielen Katastrophenmeldungen, da muss unsereiner das Glücklichsein ja erst wieder erlernen. Reduktion aufs Wesentliche, back to basic. Manch einer muss dafür extra ins Dschungelcamp gehen, gemahlene Kakerlaken durch die Nase schlürfen und Walter Freiwalds nackten Hintern ertragen. Ich dagegen lass einfach die Glotze aus. Es kann ja so einfach sein. Wie schon Loriot sagte: Einfach nur hier sitzen. Wird man auch nicht dumm von. Dem weisen Mann vom Berg liefert sicher auch kein Abo-Service 'ne Frankfurter Allgemeine

hoch. Auch nicht mit Mindestlohn. Und schließlich lassen sich mit all der freigewordenen Zeit mal ganz neue Projekte angehen. Beispielsweise fit werden, indem man sich von Detlef D(ummschwätzer) Soost sexy-dot-com machen lässt, sofern die Werbung allein nicht schon Mordgelüste ausgelöst hat. Woah, so sehr hab ich niemandem einen Jo-Jo-Effekt gewünscht, seit mir Harry Wijnvoord mit seinem blöden Slimfast auf die Nüsse ging. Ja, manchmal werden Wünsche wahr, Detlef! Aber hey, wir wollen ja hier nicht unentspannt werden. Apropos unentspannt: Kürzlich hab ich was über eine Initiative »bedingungsloses Grundeinkommen«

gelesen – oder auch: »Wie etabliere ich als faule Sau ein Schmarotzerschneeballsystem für all jene, die auch keine Lust mehr haben, für ihren vollen Satz vorm Jobcentermitarbeiter die Unterhosen runterlassen zu müssen?« Also SO meine ich das mit dem entspannten Nichtstun natürlich nicht! Nee, da könnte ich echt ausrasten. Den Schulabschluss versemmeln, weil Kippen klauen bei Aldi und Streber verdreschen cooler ist, hinterher aber trotzdem ein dickes Stück vom Wohlstandskuchen abhaben wollen, was? Nicht mit mir, elendes Pack! GEHT GEFÄLLIGST ARBEITEN, SO WIE ANDERE LEUTE AUCH, STATT VOR

DER VERDAMMTEN GLOTZE ZU VERBLÖDEN UND DIE HAND AUFZUHALTEN!!! So, ich bin dann mal wieder unter meinem Stein. Alles ganz ruhig hier, ganz entspannt. Herrlich!

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Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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-Die Egaligkeit des Seins-
Klasse Satire, wirklich,
wenn ich einmal von diesem, vermutlich irrtümlich fehlbeschilderten Brückenschlagsgedanken vom Christentum zum Islam auf deiner 5.Seite absehe...
Aber was das Deutsche Schrott-Fernsehen und die Vielfalt der sich allgewaltig produzierenden politischen Lügenbarone aller Coleur angeht, eine volle Punktlandung, ebenso wie man sich den ausländerschlagkräftigen Argumenten einiger deiner geistig schmalbrüstigen, dünnbeaupthaarten Brandenburgischen Landsmänner halt nicht entziehen kann.
Aber ebensowenig lässt sich Herzlosigkeit, Unmenschlichkeit, sowie der kollektive Genuß der Droge der menschlichen Dämlichkeit in einer Demokratie wie der unseren, nicht verbieten...
Leider... ...grinst*
LG Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Louis,

das mit dem Christentum war eigentlich auch nur 'ne Randnotiz. Ich find alle Religionen beschissen, so hätte ich's auch formulieren können. Verbieten würde ich auch nichts wollen. Ich halte auch nichts davon, Erscheinungen wie "PEGIDA" zu verbieten. Soll schon jeder äußern, was er möchte. Wir sind ja hier nicht in Nordkorea. Ist schon gut so, wie's ist. Ich lerne gerade, das alles zu ignorieren und mich nur mit dem zu befassen, was mich interessiert. Alles andere langt auch, wenn ich's am Rande mitbekomme.

Viele Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Super!! Deine "Ärger-Abwicklung". Sind es denn nicht vor allem die "Sachsen" die momentan in Dresden jede erdenkliche "Sau" durch die Stadt treiben??
Dann hätte ich bitte noch gerne eine Geschichte, zu den überaus klugen, ach so christlichen Bayern. Wie wär's? Herbsttag
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Herbsttag,

es sind nicht nur die Sachsen, nee. Idioten gibt es überall, aber in Sachsen hat das Deppentum gerade Überhand genommen, auch wenn's ja schon wieder am Abklingen ist. Und religiöser Eifer geht mir eigentlich immer auf den Keks. Da ist mir die Religion ziemlich egal. Christen sind genauso blöde wie Moslems, Juden und alle anderen, die Religion ernst nehmen. Vor allem sind sie genauso intolerant und humorfrei, wenn sich jemand über sie lustig macht. Meinungsfreiheit finden alle ganz toll, aber wehe es geht gegen den eigenen "Glauben". Über so was könnte ich mich trefflich ärgern, aber ich hab mir ja vorgenommen, genau das nicht mehr zu tun. ;-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Recht haste, macht nur graue Haare und Falten! :-))) Herbsttag
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Volle Lachsalve meinerseits. hast mir aber voll aus der Seele gesprochen, aber was die Nazibrut betrifft muss ich Dir widersprechen. Bei denen ist die Treuhand nach der Wende gar nicht fündig geworden. Als nischt mit Hirn abwickeln und so...
Und noch etwas fiel mir auf. Meintest Du mit den vollverschleierten Frauen beim Eisbeschermampfen wirklich Christen? Gilt etwa das Vermummungsgebot auch schon für die? Da hab ich ja in den Nachrichten echt was verpasst.
Insgesamt hast Du recht. Dieses ganze Politikum macht einen echt meschugge. Soll doch jeder vor seiner eignen Türe kehren. Dennoch frag ich mich, wo gibt´s solche Steine unter die man sich setzen kann.

Liebe Grüße
Bärbel
Übrigens, ich gucke im Fernsehen auch lieber Tierfilme, aber manchmal will ich mich halt aufregen und da schaue ich eben mal Nachrichten mit Kriegsberichterstattungen an.
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Huhu Bärbel,

stimmt, vermutlich war da gar kein Hirn vorhanden. ;-) Nee, ich meine natürlich keine Christen, sondern, tja, keine Ahnung, wie die sich bezeichnen, aber gehörten offenbar dem Islamlager an. Ich hatte den Absatz damit ja begonnen, das mit den Christen war nur ein Seitenhieb darauf, dass ich Religionen generell bescheuert finde.
Tierdokus finde ich auf Dauer so ermüüüdend. Die kann man sich mal angucken, aber meist gibt's dazu ja einen recht gemütlich formulierenden Erzähler, und der macht mich zusammen mit den Naturbildern doch eher schläfrig. Will ich was gucken, hab ich glücklicherweise einen Netflix-Account, und da findet sich immer was.

Liebe Grüße
Thomas

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
derrainer da hat doch einer dampf abgelassen ,
auf eine beschauliche lesenswerte art und weise.
zwar kenne ich mich in brandenburg nicht aus ,
aber dieses kann und ist überall.
gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Rainer,

ich hätte mich durchaus auch noch mehr aufregen können. Aber irgendwann kipp ich dann wahrscheinlich einfach um, weil bei dreihundert Puls meine Pumpe explodiert. Das muss ja nicht sein. ;-)

Viele Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
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