Biografien & Erinnerungen
WASCHTAG - Nur einmal im Monat

0
"Wasche, wasche Hemdchen ..."
Veröffentlicht am 27. Januar 2015, 14 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
© Umschlag Bildmaterial: animaatjes.de
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.
Wasche, wasche Hemdchen ...

WASCHTAG - Nur einmal im Monat

nur einmal im Monat

WASCHTAG


(C) HeiO 26-01-2015


Coverbild und alle Illustrationen sind kostenlos und stammen von animaatjes.de.


Dankeschön animaatjes!

waschtag

So war's halt damals!



Heute ist der Waschtag ein Vergnügen. Wir werfen die schmutzige Wäsche einfach in die Maschine, füllen Waschpulver und Weichspüler ein, Deckel zu, Wasserhahn auf, einschalten und dann wird die Arbeit erledigt, während wir lesen, fernsehen oder spazieren gehen.

Zu meiner Kindheit bedeutete das für mich ein Abenteuer und für meine Mutter einen schweren Arbeitstag. Im Rhythmus von 4 Wochen wurde gewaschen. In der Frühe, schon vor 6 Uhr, musste der große Waschkessel angeheizt werden. Am Tag zuvor war er mit Wasser aus dem Brunnen im Hof gefüllt worden. In einer großen Wanne lag

die mit Soda eingeweichte weiße Wäsche: Bettwäsche, Handtücher, Hemden und Unterwäsche, die dann als Kochwäsche im Kessel landete. In einem anderen Zuber wartete die ebenfalls eingeweichte, sehr stark verschmutzte Arbeitskleidung auf ihre weitere Bearbeitung. Zu Flocken geschnippelte Kernseife diente damals als Waschmittel.


Mein Großvater beheizte den gut 100 Liter fassenden Waschkessel. Wenn die Brühe leise blubberte, wurde die aus dem Sodawasser gezogene Einweichwäsche grob ausgedrückt und in der kochenden Waschlauge versenkt. Sie brodelte dann eine Weile vor sich hin. Inzwischen hatte meine

Mutter die weitere Buntwäsche sortiert: Taschentücher und Strümpfe in eine kleine Wanne; Blusen, Kleider, bunte Hemden, Hosen und Röcke landeten in einem großen Waschtrog aus Holz. In Museen kann man gelegentlich solche Gerätschaften noch finden. Nun war Zeit für ein Frühstück und die Vorbereitung eines Eintopfes zum Mittagessen.

War die Weißwäsche gekocht, mussten die glühend heißen Stücke mit einem schmalen Brett und einer einfachen Zange aus der Brühe geholt werden. Manchmal wurde vorher noch ein Wäschestampfer – Vorläufer unserer Waschmaschine – zum Einsatz

gebracht. Gut abgetropft landete alles zum Spülen in einer Wanne mit kaltem Wasser. Fleißiges Rühren spülte in zwei Durchgängen die Lauge aus der Wäsche. Die großen Bettwäschestücke von Hand auszuwringen, das war Männerarbeit. Später hatten wir dafür eine einfache Wäschepresse. Ein weiterer Spülgang mit ein wenig Waschblau sorgte nach dem Auswringen und Aufhängen auf der Leine für schöne, weiße Wäsche.


Den frischen Duft der luftgetrockneten Wäsche werde ich nie vergessen. Da kann sich jeder moderne Weichspülergeruch dahinter verstecken!




Heiße Waschlauge konnte nun zu den übrigen Wäschestücken gegeben werden. Mit Hilfe eines gewellten Waschbrettes ging


Mutti dem Schmutz der

Buntwäsche an den Kragen. Als ich ein bisschen älter war, durfte ich die

Taschentücher und Strümpfe waschen.

Mit Waschbrett und Wurzelbürste, versteht sich. Wie war ich dann stolz!

Noch vor dem Mittagessen musste diegesamte Wäsche auf der Leine hängen, damit sie gut trocknen konnte. Im Sommer

kein Problem! Im Winter musste in der Waschküche und dem Dachboden aufgehängt werden. Dann dauerte das Trocknen gleich mehrere Tage. War alle Wäsche trocken, folgte ein Bügelmarathon. Das Bügeleisen – selbstverständlich ohne Strom – wurde mit einem im Herd zum Glühen gebrachten Eisenkern erhitzt oder einfach auf den heißen Küchenherd gestellt. Die Bettwäsche lag sorgfältig gefaltet auf dem Küchentisch als Bügelunterlage. Unter den geschickten Händen von Mutti türmte sich bald die

schrankfertige Wäsche! Die Taschentücher zu bügeln war schon sehr bald meine Arbeit!


Ja, der Waschtag damals war noch echte Schwerarbeit und die Hausfrauen jener Zeit verdienen Hochachtung. Besonders wenn ich mir vorstelle, dass die Familien meist sehr kinderreich waren! (C) HeiO 27-01-2015

0

Hörbuch

Über den Autor

NORIS
Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.

Leser-Statistik
13

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
GertraudW 
Liebe Heidemarie,
das liest sich so toll, dass ich direkt meine, wir wären zusammen aufgewachsen - schmunzel*. Genauso war`s bei uns, nur Großvater hatten wir keinen.
Du wirst aber lachen, als ich 1969 geheiratet hatte, konnten wir uns noch keine Waschmaschine leisten. Da hatte ich Mutters großen Kessel - mit riesigem Kochlöffel - auf dem Gasherd stehen und hab` Wäsche ausgekocht ... Später bekam ich dann eine kleine Schleuder, da musst ich mich immer d`rauf setzen, weil sie während des Schleuderns immer "gewandert" ist.
Himmel waren das Zeiten ...
Ganz liebe Grüße an Dich und einen schönen Tag
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Nicht zusammen aufgewachsen jedoch in der gleichen Zeit ... grins ...
und DANKE fürs Geschenk!
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Hahaha ... Deine Schilderung ist köstlich ... so ähnlich war es damals wirklich ... wieder sind auch bei mir ein paar Erinnerungen aufgewacht!
Liebe Grüße
Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Genau so kenne ich das auch noch. Und dieses Gefühl innerer Zufriedenheit, welches sich nach getaner Arbeit einstellte. Die Wringmaschine mit Handkurbel, wie Fleur sie beschrieben hat, kenne ich auch noch. Durfte als Kind schon feste mit dran drehen.
Nun, da plante man noch anders, es gab ja auch keine Fernseher und PC´s, wo man sich stundenlang "vergnügen" kann.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Tja die Vergangenheit ... schöne Träume ... und der TV ist wirklich ein unnützes Gerät, denn es gibt viele möglichkeiten sinnvoller Zerstreuung ...
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Das war Schwerstarbeit ... genauso kenne ich es aus meinen Kindertagen auch. Waschtag wurde von meiner Mutter immer angekündigt ... so schnell ´mal nebenbei, wie heute üblich ... undenkbar.
Du hast Erinnerungen heraufbeschworen.
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Ich freue mich, dass auch Du in Erinnerungen schwelgen konntest.
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
mohan1948 Das erinnert mich auch an meine Kindheit zurück! Es war nicht viel anders, als Du es beschrieben hast, nur die Männer waren in der Fabrik, so mussten die Frauen die Wäsche selbst auswringen. Später, als ich eine junge Frau war, musste ich noch auf dem Land fast 2 Jahre auch noch so waschen, bis ich dann mit 2 Kindern die erste Waschmaschine bekam. Es war jedoch immer ein Erlebnis, wenn die weiße Wäsche trocknete und danach herrlich duftete.
Hat mir sehr gefallen, der Ausflug in die Vergangenheit. Heutige Frauen können sich das gar nicht vorstellen, wie schwer so ein Waschtag war.
Liebe Grüße
Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Das ist wahr ... und trotz wunderbarer E-Geräte haben wir heute weniger Zeit als damals ... wie kommt das bloß?
DANKE für alles und liebe Grüße
Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
mohan1948 Da gebe ich Dir vollkommen recht, leider ist die Stunde nur mehr 20 Min.wert! LG Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
16
0
Senden

124863
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung