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WASCHTAG
(C) HeiO 26-01-2015
Coverbild und alle Illustrationen sind kostenlos und stammen von animaatjes.de.
Dankeschön animaatjes!
waschtag
So war's halt damals!
Heute ist der Waschtag ein Vergnügen. Wir werfen die schmutzige Wäsche einfach in die Maschine, füllen Waschpulver und Weichspüler ein, Deckel zu, Wasserhahn auf, einschalten und dann wird die Arbeit erledigt, während wir lesen, fernsehen oder spazieren gehen.
Zu meiner Kindheit bedeutete das für mich ein Abenteuer und für meine Mutter einen schweren Arbeitstag. Im Rhythmus von 4 Wochen wurde gewaschen. In der Frühe, schon vor 6 Uhr, musste der große Waschkessel angeheizt werden. Am Tag zuvor war er mit Wasser aus dem Brunnen im Hof gefüllt worden. In einer großen Wanne lag
die mit Soda eingeweichte weiße Wäsche: Bettwäsche, Handtücher, Hemden und Unterwäsche, die dann als Kochwäsche im Kessel landete. In einem anderen Zuber wartete die ebenfalls eingeweichte, sehr stark verschmutzte Arbeitskleidung auf ihre weitere Bearbeitung. Zu Flocken geschnippelte Kernseife diente damals als Waschmittel.
Mein Großvater beheizte den gut 100 Liter fassenden Waschkessel. Wenn die Brühe leise blubberte, wurde die aus dem Sodawasser gezogene Einweichwäsche grob ausgedrückt und in der kochenden Waschlauge versenkt. Sie brodelte dann eine Weile vor sich hin. Inzwischen hatte meine
Mutter die weitere Buntwäsche sortiert: Taschentücher und Strümpfe in eine kleine Wanne; Blusen, Kleider, bunte Hemden, Hosen und Röcke landeten in einem großen Waschtrog aus Holz. In Museen kann man gelegentlich solche Gerätschaften noch finden.
Nun war Zeit für ein Frühstück und die Vorbereitung eines Eintopfes zum Mittagessen.
War die Weißwäsche gekocht, mussten die glühend heißen Stücke mit einem schmalen Brett und einer einfachen Zange aus der Brühe geholt werden. Manchmal wurde vorher noch ein Wäschestampfer – Vorläufer unserer Waschmaschine – zum Einsatz
gebracht. Gut abgetropft landete alles zum Spülen in einer Wanne mit kaltem Wasser. Fleißiges Rühren spülte in zwei Durchgängen die Lauge aus der Wäsche. Die großen Bettwäschestücke von Hand auszuwringen, das war Männerarbeit. Später hatten wir dafür eine einfache Wäschepresse. Ein weiterer Spülgang mit ein wenig Waschblau sorgte nach dem Auswringen und Aufhängen auf der Leine für schöne, weiße Wäsche.
Den frischen Duft der luftgetrockneten Wäsche werde ich nie vergessen. Da kann sich jeder moderne Weichspülergeruch dahinter verstecken!
Heiße Waschlauge konnte nun zu den übrigen Wäschestücken gegeben werden. Mit Hilfe eines gewellten Waschbrettes ging
Mutti dem Schmutz der
Buntwäsche an den Kragen. Als ich ein bisschen älter war, durfte ich die
Taschentücher und Strümpfe waschen.
Mit Waschbrett und Wurzelbürste, versteht sich. Wie war ich dann stolz!
Noch vor dem Mittagessen musste diegesamte Wäsche auf der Leine hängen, damit sie gut trocknen konnte. Im Sommer
kein Problem! Im Winter musste in der Waschküche und dem Dachboden aufgehängt werden. Dann dauerte das Trocknen gleich mehrere Tage.
War alle Wäsche trocken, folgte ein Bügelmarathon. Das Bügeleisen – selbstverständlich ohne Strom – wurde mit einem im Herd zum Glühen gebrachten Eisenkern erhitzt oder einfach auf den heißen Küchenherd gestellt. Die Bettwäsche lag sorgfältig gefaltet auf dem Küchentisch als Bügelunterlage. Unter den geschickten Händen von Mutti türmte sich bald die
schrankfertige Wäsche! Die Taschentücher zu bügeln war schon sehr bald meine Arbeit!
Ja, der Waschtag damals war noch echte Schwerarbeit und die Hausfrauen jener Zeit verdienen Hochachtung. Besonders wenn ich mir vorstelle, dass die Familien meist sehr kinderreich waren!
(C) HeiO 27-01-2015