Nach dem Ende der Archontenherrschaft und der Stilllegung der Lebensschmiede, steht Kellvian vor der Aufgabe, die vor Helike gestrandete Armee Cantons sicher zurück zu bringen. Bevor sie die Stadt jedoch auch nur verlassen können, erhalten sie Nachricht von einem Totgeglaubten. Und in der Heimat ziehen bereits dunkle Wolken auf. Andre de Immerson hat seine Pläne, sich das Kaiserreich mit Gewalt untertan zu machen, noch nicht aufgegeben. Und ohne eine Armee ist alles, was zwischen
ihm und der Krone steht eine kleine Gruppe heruntergekommener Abenteurer und eine Handvoll Zauberer.
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Quinn war zu Müde um zu protestieren, als Syle ihn aus dem Raum schleifte. Ohnehin nahm er die Welt nur verschwommen war. Entweder hatte ihn das Zusammentreffen mit dem Seelenträger nachhaltig Geschwächt oder es war schlicht keine gute Idee gewesen, seine Kräfte innerhalb von so kurzer Zeit mehrmals zu überbeanspruchen. So oder so, im Augenblick war Syles Griff alles, was ihn auf den Beinen hielt. ,, Hatte ich schon erwähnt, das ihr schwerer seid, als ihr ausseht ?“ , fragte der Gejarn grinsend, während sie auf den
Flur hinaus traten und er Quinn half, sich zu setzen. In regelmäßigen Abständen waren große Fenster in die Wände des Gangs eingelassen, vor denen sich ein stufenförmiger Absatz befand. Der Zauberer ließ sich mehr auf eine davon fallen, als das er sich hinsetzte. ,,Götter, ich werde zu alt für so was.“ ,, Ihr seid keine dreißig.“ , bemerkte der Bär. ,, Glaubt mir für einen Magier ist das schon Uralt.“ Zumindest für einen, der sich dem Willen des Ordens fügen musste und keine Ruhe fand um sich zu erholen. Vielleicht hatte Kiara sich auch deshalb immer von der Ordensburg fern
gehalten… bevor in Canton alles aus dem Ruder gelaufen war. Die alte Ordensobere schien trotzdem immer irgendwie gewusst zu haben, was sie tun musste. Quinn hingegen wusste es immer weniger. Was er grade getan hatte, war blanker Wahnsinn gewesen. Und doch hatte es funktioniert. Es war seltsam, im Nachhinein so ein Risiko eingegangen zu sein. Aber vielleicht gehörte das schlicht zu seinem neuen Leben dazu, dachte er. Der Magier stützte den Kopf einen Moment in die Hände. Es war das erste Mal seit einer Weile, das er wirklich Gelegenheit hatte, Atem zu schöpfen und über alles nachzudenken, was passiert war.
Vor allem Kiaras Tod. Er hatte es einfach ausgeblendet unter all den anderen Sorgen, die er noch mit sich trug. Andres Pläne aufzudecken, Jiy Rechtzeitig zu erreichen… und dann die neue Bedrohung durch die Magier, die Ismaiel irgendwie veränderte. ,,Vielleicht solltet ihr euch ausruhen.“ Quinn nickte abwesend, nach wie vor in Gedanken. ,, Kiara ist tot, Syle. Und im Augenblick fühle ich mich ziemlich verloren. Wenn mich jemand so hören würde…“ ,, Nun ich höre euch.“ , gab Syle zu bedenken. ,, Ihr zählt nicht.“ , antwortete der
Magier. ,, Ich gebe es ungern zu, aber ihr seid vielleicht noch das nächste, was ich im Augenblick zu einem Freund habe. Neben Lucien natürlich. Aber der… ihr kennt ihn doch. Der würde mir das ewig nachtragen, wenn ich so mit ihm rede.“ ,, Da habt ihr allerdings recht. Und keine Sorge, von mir erfährt Lucien nichts. Aber irgendwie geht es weiter, Quinn. Es ist noch nicht vorbei.“ ,,Nein. Ich fürchte sogar, dieser Krieg könnte noch lange nicht vorbei sein.“ Der Zauberer kam langsam wieder auf die Füße. ,, Andre wird uns sicher vergelten wollen, das wir seine letzten
Verbündeten ausgeschaltet haben.“ , stellte der Gejarn fest. ,, Und dazu wäre er nach wie vor in der Lage.“ ,, Und ich dachte ich bin der Zyniker hier.“ ,, Allerdings.“ , fuhr Syle fort. ,, werden wir ihm besser keine Gelegenheit dazu geben.“ Quinn schüttelte den Kopf. ,, Wisst ihr was… suchen wir Lucien und finden heraus, ob dieser Ort einen Weinkeller hat. Auf die Zukunft.“ ,, Auf das wir alle eine haben, mein Freund.“ Kellvian hatte nicht lange gebraucht, um
etwas Essbares aufzutreiben. In einem der zahlreichen Räume des Palastes, einem großen Gästezimmer, zu dem auch ein kleiner Essbereich gehörte standen nun noch die Überreste ihrer Mahlzeit auf einem Tisch. Mehrere Öllampen sorgten für genug Licht. Durch die glaslosen Fenster strömte kühle Nachtluft herein und setzte die Stoffbahnen, die als Vorhänge dienten in Bewegung. Jiy und Kellvian saßen sich derweil gegenüber, beide schweigend und einfach
nur die Gegenwart des anderen genießend. Es hatte genug zu erzählen gegeben, dachte Jiy, angefangen von dem Moment in Vara, wo sie bemerkt hatten, das Kellvian fehlte, bis sie schließlich vor den Toren Erindals angekommen waren. Aber Geister, dachte die Gejarn , sie hätte für den Rest ihres Lebens nichts anderes mehr getan, als das alles wieder und wieder durchzumachen, wenn das bedeutet hätte, das sie Kellvian am Ende wiederfand. Und wiedergefunden hatte sie ihn… Nach drei endlos erscheinenden Monaten. Eine Zeit, in der sie mehr Leid erlebt hatte, als in dem gesamten Jahr davor. Nun jedoch konnte sie nichts gegen das
Lächeln ausrichten, das sich auf ihrem Gesicht eingebrannt hatte, seit sie ihn in der Eingangshalle wiedergesehen hatte. Und das wollte sie auch nicht. Selbst als Lucien die Nachricht überbracht hatte, dass er auf sie wartete, hatte sie noch nicht wirklich daran glauben wollen. Dazu hatte sie sich schon zu sehr an die nagende Leere gewöhnt gehabt. Die Last diesen Kampf alleine führen zu müssen… Und auch wenn sich nun lediglich das Holz der Tischplatte zwischen ihnen befand, nahm sie den Blick kaum länger als nötig von seinem Gesicht. Kellvian wiederum tat es ihr gleich, während er versuchte, das Kunststück fertig zu bringen, sich ohne hinzusehen einen
Krug Wasser einzuschenken. Jiy lachte schließlich und erbarmte sich. ,, Keiner von uns wird gleich wieder verschwinden, oder ?“ ,, Nicht, wenn ich es verhindern kann, nein.“ Das Funkeln in Kellvians grün blauen Augen sprach Bände, aber er senkte den Blick schließlich auch. ,, Aber offenbar, bist du ja ganz gut ohne mich zurecht gekommen. Alleine Canton anzuführen und das bis hierher?“ ,, Ich hatte Hilfe.“, winkte Jiy ab, aber alleine die Worte machten die Mühen der letzten Monate erneut vergessen. Trotzdem gab es etwas, das sie wissen musste. Auch wenn sie sich nichteinmal vorstellen konnte, was die Erklärung
dafür sein mochte: ,, Aber wieso bist du nicht zurück gekommen ? In all der Zeit gab es nie ein Zeichen von dir, keine Nachricht…“ ,, Ich konnte nicht, Jiy.“ , erklärte er unsicher. Jiy wurde das Gefühl nicht los, das ihn noch etwas anderes zu schaffen machte. Aber was das sein konnte… Sie kannte diesen Mann inzwischen so gut, dass es ihr schwer fiel, nicht zu bemerken, wenn etwas nicht stimmte. Nur seine Gedanken erraten konnte sie dadurch noch lange nicht. ,, Melchior befürchtete, wir würden verlieren, wenn ich die Truppen befehligen würde. Ich weiß nach wie vor nicht, ob er damit Recht hätte, aber… Jiy ich konnte dieses
Risiko nicht eingehen. Mir ist auch klar, dass das keine Entschuldigung ist, aber…“ ,, Ich mache dir doch keine Vorwürfe, du Idiot.“ Bevor Kellvian noch etwas erwidern konnte, war sie schon um den Tisch herum und presste ihre Lippen abermals auf seine. Ein tiefer langer Kuss, nach dem sie beide gierten wie ein Verdurstender nach Wasser. ,,Niemals.“ , hauchte sie, während sie auf seinen Schoß sank. ,, Wir stehen das ab jetzt wieder zusammen durch.“ Kellvian ließ die Hände unter ihre Kleidung wandern und sie tat das gleiche, erforschte seinen Körper mit den Händen, ermutigte ihn… Eine seiner
Hände tastete sich tiefer über ihren Bach und jagte einen wohligen Schauer durch ihren Körper. Die andere fand ihre Brust, liebkoste diese… Jiy vergaß einen Moment das Atmen, dann jedoch hielt er plötzlich inne. ,, Was ist das eigentlich ?“ , fragte er und strich erneut über Fell und Haut, dieses Mal jedoch suchend. Kellvian hatte die Narbe ertastet, die Falvius Angriff hinterlassen hatte. Die Kugel hatte das Metall der Panzerung nicht ganz durchdrungen, aber trotzdem eine Wunde gerissen. ,, Das ist nichts.“ , meinte sie mit einem schwachen Lächeln. ,, Schau.“ Sie streifte ihr Hemd ab und ließ es
achtlos neben sich zu Boden gleiten. Dann stand sie auf und zog Kellvian mit sich, weg vom Tisch und hin zum Bett. Auf dem Weg verabschiedeten sich schließlich auch ihre restlichen Kleidungsstücke. Sie ließ sich auf die Kissen zurück sinken, Kellvian nach wie vor an den Händen führend. Jiy gab ihm einen neckischen Kuss auf die Wange, als er sich über sie beugte. Sie öffnete ihre Schenkel und spürte kurz darauf, wie er in sie eindrang. Langsam begann er sich in ihr zu bewegen und entfachte damit ein süßes Feuer in ihrem inneren. Jiy begann sich seinem Rhythmus anzupassen, das Gefühl
von Lust und Geborgenheit gleichermaßen genießend. Nach einer Weile wurde Kellvians Atem heftiger und sie spürte selber wie sie Kontrolle über ihren Körper verlor. Ihre Hüften bewegten sich wie von selbst, entfachten das Feuer noch mehr so dass sie fürchtete schlicht zu vergehen. Der erlösende Höhepunkt schließlich kam mit solcher Intensität, dass er sie überraschte. Die Gejarn stieß einen kurzen Schrei aus. Während sie beide langsam wieder zu Atem kamen, rollte Kellvian sich vorsichtig von ihr herunter und zog sie an sich. Eine Weile lagen sie einfach nur nebeneinander, auf den immer noch wilden Herzschlag des
anderen lauschend. Schließlich jedoch fielen Kell die Augen zu. Jiy beobachtete ihn noch eine Weile, bevor sie selber glückselig und zufrieden einschlief. Zum ersten Mal seit langem plagten sie keine düsteren Gedanken mehr. Als sie wieder erwachte war es noch dunkel. Die Öllampen waren heruntergebrannt und hätten den Raum in totaler Finsternis zurück gelassen, wäre da nicht das Mondlicht gewesen, das zumindest für etwas Helligkeit sorgte. Einen Moment war sie unsicher, was sie geweckt hatte, dann jedoch stellte sie fest, das Kellvian nicht mehr neben ihr lag. Die Kissen jedoch waren noch
warm. Er konnte also noch nicht zu lange weg sein. Ihre Augen gewöhnten sich schnell an das Halbdunkel und so entdeckte sie bald auch die einsame Gestalt am Fenster, die auf die schlafende Stadt hinaus sah. Noch immer glommen vor allem am Hafen einzelne Lichtpunkte und in den Vierteln in der Nähe des Tores brannten Feuer. Die meisten Brände waren zwar unter Kontrolle, aber es würde eine Weile dauern, bis alle Schäden behoben waren. Jiy stand auf, die Decke um ihre Schultern gelegt und trat zu ihm. Obwohl sie leise war, musste er sie doch bemerkt haben. Im Mondlicht konnte sie nur das glitzern seiner Augen erkennen
und das kurze aufblitzen eines Lächelns. ,, Wenn das alles vorbei ist Jiy, gibt es eine ganze Welt, die wir wieder aufbauen müssen.“ Sein Blick schweifte wieder ab, über die Dächer Erindals. ,, Und mehr, wie ich fürchte. Die Leute werden sich vor allem daran erinnern, dass wir es waren, die ihre Städte und Häuser zerstört haben.“ ,, Das ist weniger als das, was Andre getan hätte. Der Mann hat seine eigenen Dörfer niederbrennen lassen, Kellvian... Das wird niemand so einfach vergessen." Sie legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. War es das, was sie eben nicht zu deuten gewusst hatte ß Wenn ja warum machte er sich ausgerechnet jetzt
darum Sorgen? Kellvian seufzte. ,, Menschen erinnern sich immer nur an das, an was sie sich erinnern wollen. Oder an das, was man ihnen einredet.“ ,, Du klingst alt, wenn du so was sagst.“ Und es machte ihr Angst, dachte sie. Kell war nicht mehr der sorglose junge Mann, den sie einmal kennen gelernt hatte. Und auf der anderen Seite, hatte sie die gleiche Last getragen. Und würde es weiter tun, wenn nötig. ,, Seit wann kümmert dich, was andere von dir denken ?“ ,, Vielleicht, seit dem sich die Dinge… so verändert haben. Ich tötete jetzt Leute, Jiy. Nicht mehr nur, wenn mir
keine andere Wahl bleibt. Vielleicht fürchte ich mich einfach davor, dass ich mich… daran gewöhnen könnte. Das hier, das ist genau das was ich immer verhindern wollte. Das Kaiserreich mit dem Schwert zusammen halten zu müssen… Wäre Dagian noch am Leben, er würde mich auslachen. Und er hätte sogar recht damit. Ich tue genau das, wozu er mich immer gedrängt hat.“ ,, Aber du bist nicht er…“ Jiy wollte nichts einfallen, was sie sonst sagen könne, um seine Bedenken zu zerstreuen. ,, Das hier wurde uns aufgezwungen. Und wenn dieser Krieg vorbei ist, dann kannst du damit anfangen, genau das zu tun, was du dir vorgenommen hast. Die
Dinge ändern. Zum Guten. Und wenn du deinen Glauben daran verloren hast, Kellvian, dann schwöre ich, ich schleife dich notfalls persönlich bis nach Silberstedt mit.“
Kellvian drehte sich wieder zu ihr um. ,, Ich schätze du hast recht. Mir hat das gefehlt.“
,, Was ?“
Er lachte leise. ,,Mich einfach mit dir unterhalten zu können, schätze ich. Komm. Gehen wir schlafen.“
abschuetze Ein Kapitel wo sich jedem dem GUten hingibt. Im nächsten dann Zyle und Relina, Eden ....?^^ |
EagleWriter ^^ Abwarten sage ich nur. lg E:W |
Terazuma Na, das war wieder ein herzerwärmendes Kapitel! ^^ Zuerst Quinn, der sogar Lucien zu seinen Freunden zählt und mit ihm und Syle einen trinken gehen will und dann natürlich Kellvian und Jiy. Ja, Kellvian weiß, was er an Jiy hat. Und er tut gut daran. Wirklich herzerwärmend! ^^ LG Tera |
EagleWriter Das nächste könnte auch noch Herzerwärmend werden, mal sehen. Es gibt da noch einen Gejarn, der wieder aufwachen sollte ;-) lg E:W |