Beschreibung
Disclaimer : Diese Geschichte ist völlig frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit wahren Begebenheiten sind wirklich absolut zufällig !
Ehrlich !
Ungelogen !
Kapitel zehn: White Water Worldwide
Der Einsatzleiter hatte endlich den Befehl zur Öffnung der Fahrzeugtüren gegeben. Die beiden Spezialisten des Entschärfungstrupps prüften noch einmal Schloss und Scharniere der Hecktür des Transporters auf versteckte Kontaktfallen. Dann legte der ältere der beiden prüfend die Hand auf den Türgriff und drückte ihn vorsichtig nach unten. Die Tür war nicht verschlossen. Ganz langsam zog er die Tür auf, während sein Partner mit einer Infrarotlampe die Zwischenräume des Türrahmens überprüfte. Schliesslich hatten sie die Tür geöffnet. Auf der Ladefläche des Transporters stand eine olivgrüne Kiste aus Metall. Ansonsten war der Wagen leer. Ein Mann aus dem ABC-Trupp richtete einen Detektor auf die Kiste und nickte kurz. Die Kiste war mit zwei einfachen Schnappverschlüssen versehen. Der Leiter des Entschärfungskommandos kletterte auf die Ladefläche, besah sich die Kiste und öffnete dann ohne viel Umstände die beiden Schnappverschlüsse und hob den Deckel an. Sofort sprangen die Anzeigen der Geigerzähler deutlich nach oben. Der Nuklearspezialist des Teams warf einen kurzen Blick in die Kiste und schüttelte ungläubig den Kopf. Die beiden Männer kletterten aus dem Laster. Der Leiter des ABC-Trupps machte Meldung an den Einsatzleiter.
Der Mann mit der Narbe hatte genug gehört. Routiniert baute er die Abhöranlage wieder auseinander und verstaute alles an seinem Platz. Das Signal aus dem Satellitenhandy musste fast zweimal den ganzen Globus umrunden. Zuerst war es über die Iridiumsatelliten an den Faxanschluss einer Tarnfirma in Belgien weitergeleitet worden. Wäre es hier abgefangen worden, hätte eine Dekodierung nur einen sehr umfangreichen Bericht über die Marktchancen für die angebliche Produktpalette der Firma in Skandinavien ergeben. Die digitalisierten Funksignale reisten verschlüsselt mit den Faxdaten und waren praktisch nicht zu entdecken. An dem Faxanschluss hing ein Computer, der die codierten Funksignale über einen Telnetanschluss ins Internet weiterleitete. Hierbei wurden die einzelnen Datenpakete an zahlreiche andere Computer geschickt, die so nur nicht verwertbare Bruchstücke der Daten erhielten. Über weitere verschlunggene Pfade der weltweiten Netze gelangten die Daten schliesslich zu einem ganz gewöhnlichem Personalcomputer, der in einen Penthouse in Detroit auf einem Schreibtisch stand. Dort wurden die Daten wieder zusammengefügt, entschlüsselt und konnten mit einer Verzögerung von cirka 30 Sekunden wieder gegeben werden. Die Frau hinter dem Schreibtisch hörte dem Funkverkehr aufmerksam zu. Als die Meldung kam, nickte sie kurz dem ihr gegenüber sitzenden jungen Mann zu. Dieser verlies den Raum und fuhr mit dem Fahrstuhl bis in den Ground Floor des Hochhauses. Auf dem Vorplatz waren einige Telefonboxen. Der junge Mann wählte eine Nummer in Oakdale, Lousiana und plauderte ein wenig über das Wetter in Detroit.
Die Ministerin verstand nicht sofort, was die Nachricht aus Helsinki bedeutete, wahrscheinlich war bei der Übersetzung etwas falsch übertragen worden. Sie schaute fragend zu Steiner, der ein sehr ernstes Gesicht machte.
"Haben Sie verstanden, was da los ist ?"
"Sie haben die Strahlenquelle gefunden, aber es ist kein Sprengkopf."
"Was denn dann ?"
"Offensichtlich eine Art Isotopenschleuder. Eine falsche Fährte, um uns in die Irre zu führen."
"Kein Sprengkopf ?", fragte die Ministerin. "Aber wo sind die Dinger denn dann ?"
Sarah und Charly waren sehr zufrieden mit ihren Ermittlungen. Allerdings war es ihnen nicht so ganz klar, wie es jetzt weiter gehen sollte. Sie fuhren erstmal zu Sarah, um sich wieder umzuziehen.
"Was machen wir mit ihm, wenn wir das Schwein kriegen ? Das Geld wird er wohl nicht mehr haben.", sagte Sarah.
"Wahrscheinlich nicht. Aber ich bin immer noch ziemlich sauer auf diesen Asozialen.", sagte Charly." Am liebsten würde ich ihm eine Lektion verpassen, die er sich wirklich merkt."
"Wir könnten doch jetzt zur Polizei gehen."
Charly schüttelte den Kopf.
"Und wenn die uns fragen, wie wir ihn gefunden haben, sollen wir ihnen alles erzählen ?"
Das stimmte allerdings. Es war wohl nicht ratsam, von ihrem Kurzauftritt beim Tabakhändler zu berichten.
"Ausserdem", fuhr Charly fort," Du weisst doch, wie sowas läuft. Der wird von seiner üblen Kindheit rumjammern und bekommt noch ein persönliches Entschuldigungsschreiben vom Polizeipräsidenten, während wir wegen Amtsanmassung vor Gericht gestellt werden."
Die beiden Freundinnen schwiegen nachdenklich.
Plötzlich hatte Sarah eine Idee. Charly war begeistert, als Sarah ihren Plan erklärte, hatte aber einen Einwand.
"Was machen wir, wenn er mein Auto wieder erkennt ?"
"Lass uns einfach meinen Wagen nehmen, der fällt nun wirklich nicht auf.", sagte Sarah.
Luigi hatte ganze Arbeit geleistet. Ein knappe Stunde hatte es gedauert den Kombi wieder soweit herzurichten, um die Fahrt nach Berlin und zurück zu überstehen. Die Frontscheibe hatte einen Überzug mit dunkler Folie bekommen, der Scheinwerfer wurde mit Blumendraht und Kabelbindern in seiner Position fixert, zwei Aussenspiegel waren schnell montiert und als Lenkrad musste ein Steuerhorn aus einem alten Cart herhalten. Wieder einmal hatte Luigi seinen Ruf als "Autoflüsterer" deutlich untermauert.
"Hupen ist allerdings nicht drin.",sagte Luigi."Und passt auf, dass euch die Schmiere nicht bastet. Achja, bitte nicht soviel bremsen, ich habe da was improsieren müssen. Aber diese geweihte Christopherusplakette wird euch sicher beschützen."
Nabil war begeistert von der Möglichkeit endlich los zu fahren und Andy fügte sich in sein Schicksal. Gemeinsam luden sie den Pappkarton aus und fegten die Styroporreste von den Sitzen. Der Motor sprang sofort an und machte nur vereinzelte fragwürdige Geräusche, die von den sonstigen akustischen Absonderungen des betagten Fahrzeuges problemlos übertönt wurden.
Zuerst fuhren sie bei Nabil vorbei um seine Maschine einzuladen. Anschliessend ging es noch kurz zu Andy, der noch ein paar Sachen für die Reise packen wollte.
Und dann waren sie schon auf grosser Fahrt in Richtung Hauptstadt. Den kleinen grünen Volkswagen, der ihnen seit Andy Wohnung folgte, bemerkten sie nicht.
Oakdale wäre vermutlich nur ein verschlafenes Nest in Lousiana, wenn nicht ein gewisser Jim King am 11. November 1901 dort die Sainto Chemical Works gegründet hätte. Mit etwas geliehenem Geld und den Ersparnissen seiner langjährigen Tätigkeit für die Miller Drug Company konnte er ein grosses Areal im Osten der damaligen Kleinstadt erwerben. Im Laufe der über hunderjährigen Firmengeschichte erwuchs aus der kleinen Fabrik in der East Whatley Road 1900 der drittgrösste Chemiekonzern der Welt. 1963 überstieg der Umsatz weltweit erstmals die Marke von einer Milliarde Dollar.
Im gleichen Jahr erhielt die Firma ihren heutigen Namen, Saintotec Unlimited Chemical Keepers Society .
2007 erwirtschaftete Saintotec einen Gesamtgewinn von 1,1 Millarden Dollar. Der Konzern war weltweit führend in strategisch wichtigen Schlüsselindustrien und besaß unter anderem über ein weit verzweigtes Netz von Firmenbeteiligung mehr als sechzig Prozent der kommerziellen Brunnenbetreiber in Nordamerika, Europa und Asien.
In Afrika, Südamerika und Australien gab es praktisch keine Millionenstadt deren Versorgung mit Trinkwasser oder Grundnahrungsmitteln nicht direkt oder indirekt von Saintotec abhängig war.
Natürlich beschwor eine solche Erfolgsgeschichte Neid und Kritik am Konzern herauf, eine Tatsache mit der sich die Firmenleitung zwar immer wieder auseinander setzen musste, die aber letztendlich nicht zu vermeiden war.
Aber seit es Saintotec gelungen war, ein gültiges Patent auf Pluswater zu erlangen, hatte sich Widerstand auf breiter Front erhoben. Dabei war doch gerade Pluswater, ein mit besonderen Verfahren aufbereitetes Trinkwasser zur Verwendung in öffentlichen Leitungsnetzen, das mit Abstand menschenfreundlichste Produkt der Firma.
Aber manchen kann man es einfach nie recht machen.
In weiser Voraussicht hatte Saintotec letztes Jahr einen privaten Dienstleister übernommen, die hoch spezialisierte Firma Whitewater Worldwide. White Water war ursprünglich unter dem Namen White American Water gegründet worden, um der US-Regierung auf den Gebieten Dienste zu leisten, die aus politischen Gründen nicht von offiziellen Behörden bearbeitet werden. So sichert Whitewater seit einigen Jahren die Transporte von Rohopium zur Weiterverarbeitung in den vom CIA betriebenen Heroinfabriken in Asien und Südeuropa. Auch die Chemikalien, die Saintotec hierfür liefert, werden von Whitewater transportiert. Allerdings musste Whitewater einige Umsatzeinbrüche hinnehmen als Folgeaufträge des Pentagon im Bereich der intensivierten Informationsbeschaffung aus Humanquellen ausblieben, nachdem einige europäische Regierungen den Weiterbetrieb der entsprechenden geheimen US-Einrichtungen nicht mehr duldeten. Zu diesem Zeitpunkt übernahm Saintotec Whitewater zu einem günstigen Preis. Einige sehr hochrangige Mitarbeiter der US-Regierung waren gegen Beratungshonorar bei dieser Aquise behilflich. So ist Saintotec heute in der glücklichen Lage auch im Bereich der Public Relations ähnlich aggressiv auftreten zu können wie in anderen Geschäftsfeldern des Konzerns.
Der Kanadier war gerade eingeschlafen, als der Befehl kam. Er hatte jetzt "Go minus 24", 24 Stunden bis Einsatz.
Das war aber auch höchste Zeit, es wurde ihm langsam zu öde mit der Warterei. Zufrieden schlief er wieder ein.