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Wer kennt heute noch "Tinte und Feder"?
Handschriftlich kommt beim Partner an - Wertschätzung zeigen
von Dieter Krause
Können sich auch noch an die Welt ohne Smart-Phone, iPoth und Co. erinnern? Genau, das hatte doch was! Und es scheint so, dass bei aller modernen Kommunikationstechnik die
Wertschätzung für sorgfältige und überlegte, handgeschriebene, auf Papier übermittelte Informationen groß ist. Und zwar bei Jung und Alt, vor allem, wenn es sich um besondere Botschaften handelt (siehe unten). Wer z.B. einen lieben Menschen schätzt und an ihn denkt, kann das mit ein paar Zeilen von Hand überzeugend kundtun. Er oder Sie beschäftigt sich mit ihm, investiert Zeit und dokumentiert es. Man weiß ja: Zeit ist heute mehr denn je ein kostbares Gut.
Berühmte jüngere Menschen nutzen auch Papier und Füllfederhalter: Angelina Jolie und Brad Pitt tun es, auch nach
langjähriger Partnerschaft und erst kürzlich geschlossener Ehe. Man schreibt sich romantische Zeilen, und zwar mit Hand und auf Papier. Die beiden Leinwandgrößen machen es nach Dreharbeiten - jeder auf einer anderen Seite des Globus. Frau Jolie wird dazu so zitiert: "Es war ganz romantisch auf eine eigene Art." (Quelle: WamS v. 3.08.2014 S. 12).
Auch im normalen Leben können aufgeschriebene Gedanken, insbesondere, wenn sie über bekannte Glückwunsch-Floskeln hinausgehen, ein besonderes Geschenk beispielsweise zum Geburtstag sein? Nicht immer muss
es um Liebesschwüre gehen, je einfallsreicher, desto besser. Der Verfasser dieses Artikels probierte es - während einer Reha-bedingten Abwesenheit - mit der folgenden witzigen Kurzgeschichte zu einem Thema aus dem gemeinsamen Alltag und bereitete damit seiner Frau eine freudige Überraschung.
Genau der richtige Typ
(meiner lieben Gattin)
Als er sie zum ersten Mal sah wusste er: Dass ist eine für ihn! Endlich mal wieder, nach langem Suchen. Sie war
genau wie sie sein müssen, dachte er und lächelte zufrieden in sich hinein.
Okay, sie sah nicht ganz neu aus, war aber ein Original. An manchen Stellen etwas blass, wie aus zweiter Hand. Aber genau so gefiel sie ihm. Die rechts und links von seiner Auserwählten kamen für ihn alle nicht infrage.
Schon bevor er zum ersten Mal mit ihr allein war, konnte er spüren, dass sich da wieder etwas für länger anbahnte. Bei allen, die er vorher gehabt hatte, war es so gewesen. Das konnte jahrelang halten, erinnerte er sich mit etwas Wehmut an die Vorgängerin.
Die Trennung - erst vor wenigen Tagen -
war wieder nicht leicht gewesen. Und überhaupt: Er hatte es immer erst getan, wenn seine Frau nach langen Diskussionen und nervigen Sticheleien nicht mehr mitspielen wollte. Die Fetzen waren wieder mal geflogen.
Na ja, nur sie kannte eben wirklich seine besonderen Vorlieben und wusste, wann er Schluss machen musste. Auch dafür liebte er sie.
Deshalb war es jetzt wieder höchste Zeit für eine Neue gewesen. Er packte entschlossen mit seinen wissenden Fingern zu. Zerrte sie an sich. Weg von den Anderen.
Mit festen Schritten und fast irrer Vorfreude in den Augen ging er mit ihr im Arm auf die Kabine zu, riss den Vorhang auf und verschwand dahinter.
Seine Frau folgte ihnen leise. Sie wusste, jetzt war es gleich soweit...,
und er probierte sie an, die neue Jeans. Seine Marke. Vor gewaschen, stonewashed, versteht sich. Passte, wie für ihn gemacht.
Eines war seiner Angetrauten sofort klar: Sie wird ihm das gute Stück wieder jedes Mal zum Waschen förmlich vom Leib reißen müssen. Und an den irgendwann unausweichlich anstehenden
Neukauf einer Jeans mochte sie gar nicht denken.
Aber so war er eben, ihr Typ!
Na dann, herzlichen Glückwunsch.