wieder daheim
Was soll ich euch sagen … die Lehre werden meine Herrschaften niemals vergessen! Als ich am übernächsten Morgen zur Frühstückszeit wieder vor der Terrassentür lag, sehr schmutzig und mit einem Blick, teils schuldbewusst, teils als ob ich kein Wässerchen trüben könnte, da wurde ich mit großer Freude begrüßt. Herrchen trug mich eigenhändig ins Bad für eine warme Dusche … das liebe ich nach solchen Strapazen über alles … und Frauchen föhnte mich trocken. Das ist ein besonderer Liebesdienst. Dann stellten sie mir das leckerste Frühstück mit meinem Napf ins Wohnzimmer! Ich glaubte, ich hätte mich getäuscht. Und von wegen
Schimpfkanonade! Die waren offenbar so froh, dass ich wieder da war! Die müssen entsetzlich gelitten haben in meiner Abwesenheit. Als ob ich es nicht gewusst hätte, wie Hund mit seinen Menschen umgehen muss. Frauchen verschwand an diesem Tag noch für eine Weile und kam dann mit einer nagelneuen Hundedecke wieder … mit Pfötchenaufdruck! Schmunzel. Wie die sich jetzt einzuschleimen anfangen. Und stellt euch vor, sie schleppten mich sogar zu dem Sohn, um ihm zu zeigen, dass ich wieder da bin. Und außerdem nutzten sie auch die Chance und ich wurde hochoffiziell dem Sohn vorgestellt. Und mein neuer Platz ist direkt neben dem Babybett. „Aber nicht hochspringen und nicht anfassen!“ Das gab
mir Frauchen sofort zu verstehen. So sagte ich mit meinem schönsten Augenaufschlag, dass ich verstanden habe. Und zum Abendspaziergang nahmen sie die Kinderkarre mit. Ich traute meinen Augen nicht.
Im Augenblick liege ich neben dem Baby auf meiner neuen Decke und lasse die Tage meiner Abwesenheit Revue passieren. Von BOBOs Herrschaften wurde ich freundlich aufgenommen, weil ich nur Übernachtungsgast war. Meine Essensportionen holte ich mir bei dem Kneipenwirt um die Ecke, dann hielten mein Freund und ich Siesta in seiner Hütte. Die steht im Garten, stört nicht und ist nicht
einzusehen. So wusste niemand, ob wir an- oder abwesend waren. Wenn wir nicht um die Häuser zogen und uns mit unseren anderen Freunden trafen, schliefen wir oder sinnierten über das Leben im Allgemeinen und mein Leben im Besonderen. BOBO gab mir viele gute Ratschläge, die ich jetzt umzusetzen versuche. Das betrifft meinen Umgang mit dem Kind, mein Verhalten gegenüber meinen Herrschaften und ganz besonders die neuen Aufgaben, die die Herrschaften mir zuweisen werden. Bis jetzt ist da noch nichts in Sicht, aber das kann jeden Augenblick kommen. Und dann gäbe es da viel Neues zu lernen, meinte BOBO. Er hat eben doch große Lebenserfahrung!
Spielen und Raufen waren ebenfalls angesagt, weshalb ich so schmutzig zu Hause eintraf. Bei einigen Hundedamen kam ich dank meiner Freunde zum Zug und das Vergnügen stand ganz auf meiner Seite. Je ne regrette rien! Zu bereuen gibt es für mich nichts. Weshalb das so ist, wisst ihr schon.
Ob bei Herrchen und Frauchen der Zauber noch wirkt, will ich nun austesten. Ich erhebe mich und gehe langsam an die Terrassentür. „Kaiser, möchtest du in den Garten? Soll ich Dir die Tür aufmachen?“ Mein Frauchen säuselt wie noch nie zuvor. Ich muss gar nicht bitten! Mein Augenaufschlag spricht Bände, die Tür wird geöffnet und ich stolziere würdevoll hinaus. So ist es recht, Frauchen,
verkünde ich mit dem Wedeln meiner Rute.
Wenn ich es recht bedenke, müssen sich Herrchen und Frauchen sehr große Sorgen gemacht haben. Ich bin gespannt, ob einer meiner Freunde irgendetwas beobachtet hat und mir nun zu berichten weiß. Zuerst will ich MUCK aufsuchen. Hoffentlich treffe ich ihn auch, denn er ist als Freigänger viel unterwegs. Das sagt er wenigstens immer. Ich will wissen, ob er in der Zeit meiner Abwesenheit etwas beobachten konnte. Kaum auf der Straße draußen, sehe ich MUCK und QUADRO, die Unzertrennlichen, auf mich zukommen. Nach einer freundlichen Schnauze-an-Schnauze-Begrüßung beginnt MUCK ungefragt zu berichten: „Bei den
Barthaaren meines Urgroßvaters, haben sich deine Leute Sorgen gemacht, als du weg warst. Viele Male täglich riefen sie laut deinen Namen, im ganzen Viertel hängten sie Zettel mit deinem Bild und deiner Adresse auf. Selbst in der Nacht suchte dein Herr mit der Suchlampe nach dir. Hihihi, aber auch der Kneipenwirt hat dich nicht verraten.“ QUADRO knurrt leise und wedelt zustimmend mit dem Schwanz. Dann fügt er mit einem tiefen Halslaut an: „Keiner von uns hat dich verraten … und die anderen Hundebesitzer haben dich und BOBO nicht zu Gesicht bekommen. BOBOs Herrschaften hatten von ihrer Gastgeberrolle keine Ahnung … hahaha!“ „Die hatten mich nur kurz gesehen, als ich weggelaufen war … und dann nicht
mehr! So konnten sie nichts weiter erzählen!“ „Schnauz, wir sind richtig stolz auf dich. Aber jetzt vertragt ihr euch wieder, oder?“ „Seit ich wieder zuhause bin, werde ich nur noch verwöhnt. Das tut mir gut … und ich gebe mir ebenfalls viel Mühe. Bestraft wurde ich nicht, denn sie sind froh, dass ich unversehrt und freiwillig nach Hause zurückgekehrt bin. Tschüs Freunde, das war’s dann für heute.“
Noch ein fröhliches Schwanzwedeln und unsere Wege trennen sich. Bis demnächst!
Fortsetzung folgt.