Ich bin ein Mann und denk daher mit meinem Schwanz. So, zumindest, behaupten es manche Frauen. Das stimmt aber nicht. Ich bin nicht, wie andere Männer. Entspreche auch ganz und gar nicht den Klischees. Mag weder Fußball, noch anderen Sport. Und auch so, bin ich ganz anders. Dies stellte auch eine junge Dame fest, die ich im Internet kennengelernt habe. Es war irgendwann spät abends gewesen. Als Kinder schon längst im Bett sein mussten. Ich konnte nicht schlafen und surfte im Internet. Landete auf einmal in einem Chatroom, bei dem man sich nicht
registrieren brauchte. Für mich war es eine neue Welt. Vorher war ich noch nie in einem Chatroom gewesen. Hatte keine Ahnung, wie es da drin so ist. Deshalb machte ich in den ersten paar Minuten gar nichts. Schaute einfach nur zu, was die anderen so trieben und von sich gaben. Plötzlich öffnete sich ein kleines Fenster. Privatnachricht. Jemand wollte sich mit mir allein unterhalten, ohne das jemand anderes sehen konnte, über was wir schrieben. Ich stieg drauf ein und war schnell gefesselt. Die Art, wie sie schrieb und was sie schrieb, faszinierte mich. Wie sie wohl aussah, fragte ich mich. Bestimmt sehr schön. Und wenn nicht,
war es auch egal. Schließlich hatte sie anderes zu bieten. Etwas viel Wichtigeres. Intelligenz und Witz. Wir schrieben fast jeden Abend. Wenn ich morgens aufwachte, konnte ich es kaum erwarten, das es spätabends wurde, damit ich mit ihr schreiben konnte. Sie schaffte es, mich glücklich zu machen. Nur, in dem sie mit mir schrieb. Die Frau hatte mich gefangen. Mich süchtig nach ihr gemacht. Wochen und Monate vergingen. Jeden Abend saß ich vor meinem Rechner und wartete das sie online kam. Dann schrieb ich mit ihr stundenlang. Hinterher konnte ich nicht einschlafen, weil ich die ganze Zeit an sie denken
musste. Ich hatte mich in sie verliebt. Da war ich mir sicher. Selbst tagsüber spukte sie in meinem Kopf herum. Eines abends hielt ich es nicht mehr aus. Ich musste sie kennenlernen. Persönlich. Mir reichte es nicht mehr aus, mich nur mit ihr zu schreiben. Ich wollte sehen, wie sie in Wirklichkeit aussah. Mit ihr von Angesicht zu Angesicht reden. Wissen, ob sie diejenige war, für die ich sie hielt. Obwohl wir uns jeden Abend geschrieben haben, wussten wir nur wenig von einander. Persönliche Fragen haben wir nie gestellt. Weder was das Alter betrifft, noch Beziehungsstatus. Auch als ich an jenem Abend vor meinem
PC saß und ich sie fragte, ob sie mich auch persönlich treffen wolle, kam ich nicht auf die Idee sie danach zu fragen. Ich wusste quasi nichts über sie, außer das sie Intelligent und witzig war. Sie war weder abgeneigt, noch begeistert, als ich sie fragte, ob wir uns persönlich treffen möchten. Doch schon nach wenigen Minuten hatte sie sich von mir überreden lassen. Und so machten wir uns einen Termin aus. Je näher der Tag rückte, desto aufgeregter war ich. Die Nächte wurden immer länger. Ich konnte einfach nicht schlafen. Dementsprechend fühlte ich mich tagsüber. Gerädert. Nervös. Müde. Kurz gesagt: einfach
beschissen. Dann war er da. Der Tag. Endlich würde ich sie sehen können. Ihr ins Gesicht blicken. Die Überraschung war groß, als ich sie sah. Sie und ihre Familie. Wer von denen war diejenige, mit der ich in den letzten Monaten geschrieben habe? Die ältere Dame gehörte zu dem reifen Herrn. Also schied sie schon mal aus. Der junge Mann sah nicht so aus, als hätte er Interesse, an intelligenten Gesprächen. Also blieb nur noch die „Kleine“ übrig. Wie alt war sie? Zwölf? „Hi. Du bist bestimmt...“ „Dann bist du... Ich dachte du wärst älter. So in etwa meinem Alter.“ „Enttäuscht, das ich erst vierzehn bin?
Das heißt, bis gestern war ich noch dreizehn.“ „Ein wenig bin ich enttäuscht. Ich hatte gehofft, ich würde heute mein Zukünftige treffen. Also...irgendwie hatte ich gehofft, das du und ich vielleicht... Egal. Ich freue mich, dich endlich persönlich kennenzulernen. Wie wäre es mit Kaffee, oder einem anderen Getränk?“ Es war schon seltsam. Als ich mit ihr schrieb, dachte ich, sie wäre weit über zwanzig. Nun wusste ich, das sie erst Teenager war. Schade. Denn sie war hübsch. Ich war leider viel zu alt für sie. Außer Freundschaft, würde nichts weiter zwischen uns sein. Aber was
soll's. Es war mein Wunsch gewesen, sie persönlich kennenzulernen und der Wunsch wurde mir erfüllt. Ihre Familie war wirklich sehr nett und ich genoss den Tag mit ihnen.