Eine Reise im Zug...
Es war kalt und regnerisch am Bahnsteig in Krefeld.
Ich hatte meinen Sohn in Kleve besucht...,wieder einmal.
Marcel hatte sich über meinen Besuch sehr gefreut und wir kamen überein,
dass ich ihn sehr bald wieder besuchen werde,was ja bei der Verbindung
zwischen Bocholt und Kleve schon einer kleinen Weltreise gleichkam.
Zu seinem Geburtstag würde ich wieder zu ihm hinfahren....im Februar.
"Achtung an Gleis 1,...der Zug nach Wesel fährt ein....Vorsicht an der
Bahnsteigkante".
"Na,..Gott sei Dank...,endlich!Wurde auch Zeit",sagte ich zu mir.
Toll,ich hatte mir den richtigen Zug ausgesucht.Es war die Zeit,an dem die meisten Menschen Feierabend hatten und nach Haus fuhren.
Zu ihren Familien,Freunden oder wer weiss,wohin.Endlich im Zug...,endlich
etwas wärmer...,endlich sitzen.
Na,ja...so lange würde ich bis Wesel nicht fahren,vielleicht dauerte es 1 Stunde oder so.Man weiss ja nie...
Langsam dämmerte es draussen...Mist,ich
konnte dann nicht mehr so gut aus
dem Fenster schauen und sehen,wie die Landschaften und Häuser an mir
vorbeizogen...Ein schöner Zeitvertreib.
Ich habe das immer gerne gemocht,weil ich mich dann ausklinken konnte aus dem
Trubel...,dem Wirrwarr an Geräuschen und der Enge,die im Zug herrschte.Ich war dann mit meinen Gedanken ganz allein.
"Oberhausen,..Oberhausen Hauptbahnhof,sie haben Anschluss an die Züge nach....",schallte es aus dem Lautsprecher.
Viele Menschen standen am Bahnsteig
und wollten zusteigen.Alle mussten
irgendwo hin oder irgend etwas erledigen.Was für ein Trubel....
Was für eine Hektik.
Zu mir setzten sich auf den noch freien Plätzen ein Mann und eine Frau,die
mir gegenüber es sich umständlich gemütlich machte.
"Ist hier noch frei?"
Was für ein Spruch,was für eine Frage.So voller Logik...!
Ich nickte kurz und schaute wieder aus dem Fenster zu den Leuten
auf dem Bahnsteig.
Alles war in Hektik,in Eile und jeder war mit sich selbst beschäftigt.
Man war zu geschafft von dem vergangenen Tag,um ein Gespräch zu
beginnen und so blieb man still oder in sich gekehrt und schaute verlegen aus dem Fenster oder sonstwohin.Vielleicht beschäftigte man sich auch mit einem Buch oder dem Handy oder hörte Musik über Kopfhörer.
Die Frau mir gegenüber hantierte mit einer kleinen Lampe herum,...so eine
fürs Fahrrad,...klopfte an ihr und schüttelte sie,so als wenn sie dann funktionieren würde.Man kann es ja mal probieren.
"Vielleicht die Batterien?",raffte ich mich auf,sie zu fragen.
"Nee,die sind neu,gerade erst gekauft.Ich
weiss auch nicht,was es sein kann und woran es liegt,aber dass war so eine einfache Lampe fürs Fahrrad.Wollte mal ausprobieren,
ob die was taugen",antwortete sie.
"Ausserdem fahre ich schon seit einiger Zeit ohne Licht und ich will kein Protokoll bekommen wegen so etwas.
Da hab´ich mir einfach mal schnell diese Lampe hier gekauft".
Hübsch sah sie aus,musste ich zugeben,als ich sie mir genauer ansah und mein Interesse an ihr wuchs.
"Bei ihrem guten Aussehen bekommen
sie so schnell keine Strafe und sie hatten ja auch Glück,dass man sie noch nicht erwischt hat und vielleicht sollten sie es mal mit einer richtigen Fahrradlampe probieren?",
sagte ich zu ihr.
Sie lächelte und leicht errötet antwortete sie..."Danke ihnen für das Kompliment.Ja,vielleicht sollte ich doch etwas mehr Geld ausgeben,aber ich brauche sie noch heute Abend".
Sie lachte mich an,ich lachte zurück und wir kamen intensiver ins Gespräch.
"Ein bisschen Abwechslung kann ja nicht schaden",sagte ich zu mir.
Der Mann neben mir tat völlig uninteressiert und las in einem Roman,
wohl mehr aus Verlegegenheit,so glaubte ich.Die anderen Fahrgäste redeten leise mit ihren Sitznachbarn oder Freunden.
Ein gedämpftes Stimmenwirrwarr durchzog das Abteil des Zuges und ich unterhielt mich mit der Frau gegenüber,...wir waren in einer eigenen Welt und das drumherum der Stimmen der anderen verblasste zusehens.
Sie fragte mich,was ich wohl beruflich tat,wo ich herkommen würde und ich
erzählte ihr,was sie wissen wollte,...dass ich gerade meinen Sohn besucht habe,und so weiter und so fort.
Gespannt hörte sie mir zu und antwortete,
"Ich bin Wasserbauingenieurin,arbeite in Oberhausen und bin viel im Ausland,...
immer unterwegs...."und sie erzählte und erzählte und erzählte.....
"Und da bekommen sie keine Fahrradlampe repariert?",warf ich ein.
Herzliches Lachen war ihre Antwort.So kamen wir beide uns näher.
Mein Sitznachbar sah von seinem Roman auf,lächelte süffisant und versuchte,sich in das Gespräch einzubringen,aber sie
ignorierte es.
Ich auch,...denn er störte die Zweisamkeit unseres Gespräches.
Die Zeit verging wie im Flug und ich war etwas traurig,das wir schon in Voerde,ihrem Heimatort,angekommen waren.Wir beide vereinbarten,zusammen
weiter in Kontakt zu bleiben und uns zu mailen.
"Tschüss und melde dich",sagte sie zum Abschied,auch etwas provozieren mit einem kurzen Seitenblick auf den Mann neben mir.
Ein strahlendes Lächeln
begleiteten ihre Abschiedsworte.
"Mach´ich bestimmt-Ganz sicher!...Bis dann",...war meine Antwort.
Wir lachten uns an und sie stieg aus.
Ein klein wenig Wehmut beschlich mich,als ich sie auf dem Bahnsteig so gehen sah.
Der Zug rollte an und in Wesel angekommen war es nicht mehr weit bis nach Bocholt.
Ein wunderschöner Tag ging zu Ende....
Ich nahm mir vor,ihr zu schreiben.