Gedichte
Sprengstoff

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"Sprengstoff"
Veröffentlicht am 15. Januar 2015, 12 Seiten
Kategorie Gedichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Alles Infos unter artemzolotarov.com Ich schreibe seit 2010 Gedichte, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Songs. Ich habe bis jetzt drei Gedichtbände und zwei Poetry Slam Textsammlungen mit Hörbuchfassungen veröffentlicht. Eine Übersicht gibts auf meiner Homepage. Auf meiner Facebookseite gibt es täglich aktuelle Infos, Gedichte, Geschichten, Videos, Musik und und und. Ich würde mich sehr über euren like ...
Sprengstoff

Sprengstoff

Sprengstoff

Er ist deutsch, er lebt in Deutschland und wurde hier geborn. Seine Eltern brachten Farbe nach der braunen Uniform. Er spricht deutsch und seine Träume sind so deutsch, wie das Wort Traum. Und was seine Eltern sprechen, unter sich, versteht er kaum. Doch sein Vater spricht Gebete, jeden Tag kniet er sich hin. Er lebt einen fernen Glauben, dieser gibt ihm Lebenssinn.



Und er sagt, dass dieser Glaube Frieden, Liebe propagiert. Du darfst keine Fliege töten, ganz egal was auch passiert. Ramadan, die Zeit des Fastens; man entbehrt, um zu verstehn, dass das Leben nicht für alle einfach ist. Um zu bestehn, muss man auch den Armen helfen, Schwache stützen, Gäste schätzen. Jeder Reichtum ist vergänglich – nichts kann Menschlichkeit ersetzen. Und so sieht er viele Männer, lange, schwarze Bärte tragen. Sie sind freundlich und sie scherzen, antworten auf seine Fragen.


Bis ihr Lachen ganz verschwindet, als die beiden Türme stürzen. Terror, Angst und Propaganda Menschlichkeit und Freundschaft kürzen. Und in Deutschland hat er jetzt kein Gesicht, nur schwarze Haare. Seine Stimme riecht nach Sprengstoff, ohne nur ein Wort zu sagen. Er steht unter Tatverdacht, weil er einen Glauben hat, der missbraucht und pervertiert/ wird bei jedem Attentat. Auf der Straße diese Blicke – als ob er ein Affe wäre. Sie begaffen und beschimpfen ihn, um

ihren Hass zu mehren.


Polizeibeamte stoppen ihn jetzt öfter ohne Grund. Kontrollieren die Papiere mit der Hand am Waffenbund. Fernsehbilder, die erklären: Der Islam sei Krieg und Hass. US-Militärbefehle suggeriern: wir regeln das. Länder werden überfallen, ausgebombt und leer gepumpt. Blut und Öl am Überfließen, Menschenrecht in Dung getunkt. Der Islam steht jetzt am Pranger und der erste Stein flog längst. An Klischees und Vorurteilen wird die stille Angst getränkt.


So vergehen ein paar Jahre, alles läuft ab wie gewohnt. Ein paar Bomben, ein paar Tote. Al-Qaida? Kenn’ wir schon. Doch jetzt kommen neue Demos. Der Pegidazug fährt auf. Tausend gehen demonstrieren, Fremdenangst im Abendland. Bis an einem grauen Tag in Paris 12 Menschen sterben, Meinungsfreiheit gegen Terror – und es wird noch schlimmer werden. Und in Deutschland hat er jetzt kein Gesicht, nur schwarze Haare. Seine Stimme riecht nach Sprengstoff, ohne nur ein Wort zu sagen.


Er steht unter Tatverdacht, weil er einen Glauben hat, der missbraucht und pervertiert wird bei jedem Attentat. Alle Medien berichten, alle Zeitungen sind voll. Und im Grunde weiß doch niemand wirklich, was er sagen soll. Tausende Experten reden, tausend Quellen, tausend Stimmen. Und Millionen bilden sich Meinungen in stillen Zimmern. Wieder Blicke auf der Straße, wieder gaffen sie ihn an, als ob er ne Bombe hätte, die er gleich mal zünden kann.


Er spürt Wut in sich aufsteigen, wenn er sieht und wenn er liest, weil er weiß, dass vieles Lüge, Vorurteil und Unrecht ist. So beschließt er sich zu wehren, er will diese Sache klären. Jeder soll es jetzt erfahren – wie die Dinge wirklich stehen. So bereitet er sich vor, tüftelt, bastelt, fügt zusammen, inspiriert von den Gedanken, die aus seinem Herzen stammen. Und er findet einen Ort, um sich bald zu revanchieren. Alle werden es dann hören, alle werden es kapieren.


So steht er dann auf der Bühne, Samstagabende, kurz nach 8. In den Händen hält er “Sprengstoff” und er liest es voller Kraft:

Sprengstoff

Er ist deutsch, er lebt in Deutschland und wurde hier geborn. Seine Eltern brachten Farbe nach der braunen Uniform. Er spricht deutsch und seine Träume sind so deutsch, wie das Wort Traum. Und was seine Eltern sprechen, unter sich, versteht er kaum.



Doch sein Vater spricht Gebete, jeden Tag kniet er sich hin. Er lebt einen fernen Glauben, dieser gibt ihm Lebenssinn. Und er sagt, dass dieser Glaube Frieden, Liebe propagiert. Du darfst keine Fliege töten, ganz egal was auch passiert. Ramadan, die Zeit des Fastens; man entbehrt, um zu verstehn, dass das Leben nicht für alle einfach ist. Um zu bestehn, muss man auch den Armen helfen, Schwache stützen, Gäste schätzen. Jeder Reichtum ist vergänglich – nichts kann Menschlichkeit ersetzen.


Und so sieht er viele Männer, lange, schwarze Bärte tragen. Sie sind freundlich und sie scherzen, antworten auf seine Fragen. Bis ihr Lachen ganz verschwindet, als die beiden Türme stürzen. Terror, Angst und Propaganda Menschlichkeit und Freundschaft kürzen. Und in Deutschland hat er jetzt kein Gesicht, nur schwarze Haare. Seine Stimme riecht nach Sprengstoff, ohne nur ein Wort zu sagen. Er steht unter Tatverdacht, weil er einen Glauben hat, der missbraucht und pervertiert/ wird bei jedem Attentat.

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Hörbuch

Über den Autor

koollook
Alles Infos unter artemzolotarov.com

Ich schreibe seit 2010 Gedichte, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Songs.
Ich habe bis jetzt drei Gedichtbände und zwei Poetry Slam Textsammlungen mit Hörbuchfassungen veröffentlicht. Eine Übersicht gibts auf meiner Homepage.

Auf meiner Facebookseite gibt es täglich aktuelle Infos, Gedichte, Geschichten, Videos, Musik und und und. Ich würde mich sehr über euren like freuen:

https://www.facebook.com/artem.poetry

http://www.bookrix.de/_ebook-artem-zolotarov-fuer-c/

http://www.bookrix.de/_ebook-artem-zolotarov-verstehst-du-mich-1/

Ich vertone meine Gedichte und Geschichten auch seit ein paar Monaten.
Auf soundcloud könnt ihr meinen letzten Band komplett vorgelesen hören (alle Gedichte sind auch downloadbar):

https://soundcloud.com/koollook_poesie

Seit Januar 2013 führe ich ein Projekt das "Ich schreibe über DICH!" heißt. Dabei kann mir jeder ein Bild von sich schicken und ich schreibe ein Gedicht dazu. Mit dem Projekt versuche ich Lyrik näher an den Leser zu bringen, um zu zeigen, dass sie nicht immer unverständlich und kompliziert sein muss ohne dabei in den Kitsch von Teetassenpoesie zu verfallen.
Wer mitmachen möchte, kann mir seine Bild an koollook_poesie@gmx.de schicken.
Hier könnt ihr die bisherigen 167 Bilder und Gedichte sehen:

http://ichschreibueberdich.tumblr.com/

Seit 2014 nehme ich auch an Poetry Slams teil. 2015 wurde ich Rheinland-Pfalz Meister in dieser Disziplin.
Videos von Auftritten gibt es bei youtube.

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Wortakrobatin Ein schwieriges Thema. Und dennoch stellt sich mir die Frage, warum Religion sich gegenseitig bekriegen muss. Gibt es Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme, Toleranz? Gab es jemals eine Demokratie und wenn nicht, warum nicht? Was ist das für eine Religion, die keine Demokratie zulässt und eine andere bekämpft, unter dem Deckmantel des Glaubens? Einfach nur Fragen.....
LG die Wortakrobatin
Vor langer Zeit - Antworten
Hofdichter Es ist leider nicht möglich ein Indikatorpapier an den Geist eines Menschen zu halten an dem man ablesen kann das er mit Nichtgläubigen und Andersgläubigen in Frieden leben kann , nicht zu Gewalt neigt, niemanden nach dem Leben trachtet nur weil man seinen Propheten in einer Karikatur für ihn persönlich falsch darstellt.
Natürlich ist das für den friedlich lebenden gläubigen hier in diesem Land eine Zumutung von der Polizei kontrolliert zu werden. Es ist so als würde man in einem Laden vor allen anderen zu Seite gezogen werden mit dem Aufruf die Taschen auszuleeren weil man vermutet man hätte gestohlen, ohne das man auch nur an stehlen gedacht hat. Aber ich glaube das irgendjemand Präsenz zeigen muss und die Polizei wurde nun einmal schon tatkräftig angegriffen wenn man an den Salafist Murat K. denkt . Also gibt es auf der einen Seite Korangläubige ohne Gewaltbereitschaft aber auch welche mit Gewaltbereitschaft. Wie soll man denn A von B unterscheiden ?

Ich denke der Koran wird solange Zündstoff bleiben bis man ihn einheitlich liest und seine gewaltsamen Geschichtlichen Passagen nicht in neuzeitliche Auseinandersetzungen aufleben lässt! Altes Testament , neues Testament ist so ein Ansatz der Bibel im Christentum. Natürlich klebt an den Händen der Propheten Blut aber das darf nicht an den Nachfolgern kleben!

https://www.youtube.com/watch?v=-BaUqEqnW9o

LG Ephraim
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Kluge Worte, denen ich nur beipflichten kann.
Vor langer Zeit - Antworten
Hofdichter Vielen Dank baesta , ich bin natürlich nicht davon überzeugt das Angaffen und ungerechtfertigte Ausweiskontrollen Sicherheit wiederspiegeln , aber lieber falsche Tätigkeit als leere Untätigkeit von Seiten der Regierung. Die Guten Korangläubigen stehen nicht gegen die Menschen in ihren Reihen auf die ihren Glauben missbrauchen , sie demonstrieren nicht oder dergleichen was als Duldung interpretiert wird. Man muss sich einfach fragen als Korangläubiger möchte ich meinen Propheten rein halten oder weiterhin zusehen wie man ihn zur Zündschnur von Gewalt macht.
Es steht in der Bibel : Ein wenig Sauerteig durchsäuert die ganze Masse und die gewaltbereiten Korangläubigen sind dieser Sauerteig der alle friedlebenden Korangläubigen verbittert.
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Wir haben hier ja gar keine Ahnung vom Koran und wie er ausgelegt wird. Als Otto Normalverbraucher sieht man die Männer nur in Moscheen knien oder mit Gewehren rumfuchteln. Ich frage mich manchmal, wovon leben sie. Arbeiten sie auch mal?Haben diese Leute so gar keine menschlichen Bedürfnisse? Gott oder Allah als allmächtiger braucht doch sicher keine Erdenkrieger, die für ihn in die Bresche springen. Wenn diese Leute das Mittelalter wieder einführen wollen, dann verstehe ich auch nicht, dass sie sich der modernen Medien bedienen, um ihre Hetztiraden ins Volk zu schicken. Aber wie Du schon schriebst, es steht keinem auf der Stirn geschrieben....
Vor langer Zeit - Antworten
Hofdichter Ich finde es allgemein schlimm das man in vielen Religionsbüchern Texte findet in denen zum Ausdruck gebracht wird , das getötet werden musste weil Gott es so wollte. Ich glaube das dies aus allen Büchern gestrichen gehört . Für mich ist wahre Göttlichkeit weit weg von Blutvergießen. Ich kann nicht glauben das Gott hier auf Erden auch nur einen Menschen steinigte oder dergleichen. Wer das hier alles geschaffen hat benötigt nicht einen Krieg um sich durchzusetzen oder heiligen zu lassen. Gebe es einen Gott wäre er imstande jeden von sich zu überzeugen indem er einfach zeigt wie er aus Staub einen Menschen formt !
Gotteswort wäre wenn er existiert länger als alle Bücher der Welt zusammen ...davon wäre ich überzeugt. Ich frage mich immerwieder wieso man die Unantastbarkeit Gottes auf der Erde zerbrökeln lässt durch Karikaturen . Wenn Gott Unantastbar ist sollte hier nirgens Blut fließen. Wenn er Daniel in der Löwengrube vor den Löwenmäulern zu schützen wusste , kann es nicht angehen das hier manche meinen sie hörten Gott weinen angesichts von Karikaturen. Religion die in die Himmel eingreift und Gottes Arm sein will ist für mich keine Religion sondern ein Trugbild.
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Ganz richtig erkannt. Hier ein Zitat von Tilly Boesche-Zacharowski
"Nur der Schwache wappnet sich mit Härte. Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.“
Wenn das doch auch in die Köpfe von Fanatikern Einzug halten würde....
Vor langer Zeit - Antworten
baesta ...
Vor langer Zeit - Antworten
Hofdichter Ich denke das es den Fanatikern um die Größe des Islamischen Glaubens geht das es leichter ist Unruhe und Angst zu schüren wenn ich eine große Menge Anhänger als Mantel trage.
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Mag sein, aber Angst ist eine schlechte Basis.
Vor langer Zeit - Antworten
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