Wissenschaft
Schlaue Krähen

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"Hast du 'nen Vogel?"
Veröffentlicht am 16. Januar 2015, 14 Seiten
Kategorie Wissenschaft
© Umschlag Bildmaterial: Elena Okhremenko - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Hast du 'nen Vogel?

Schlaue Krähen

Vorbemerkung

Ich las von andyhank das Buch "Listig".


Das nehme ich nun zum Anlass, ein klein wenig Interessantes über Krähen zu berichten.




Copyright: G.v.Tetzeli

Dank an pixabay!

Cover: Montage Monika Heisig

Dass Vögel keineswegs dumm sind, das weiß natürlich jeder Sittichbesitzer und auch diejenigen von Papageien. Ihre Fähigkeit, Laute nachzumachen, finden wir ganz allerliebst, sofern wir ihm nicht das Wort „Arschloch“ beibringen. Aus einem Vogelschnabel klingt so etwas natürlich besonders ätzend. Wissenschaftlich scheint inzwischen erwiesen, dass Krähenvögel die intelligentesten Vögel sind. So können Kolkraben, Elstern, Papageien und Wellensittiche zählen, Mengen erfassen, Formen und Farben zuordnen. Neukaledonischen Krähen basteln sich aus stachligen Palmblättern spitz zulaufende Speere mit Widerhacken. Mit denen nageln

sie dann in Baumlöchern sehr erfolgreich nach fetten Maden.

Hier ein paar unglaubliche Beispiele. 1) Äsop der berühmte griechische Dichter, der um 600 v. Chr. sein schriftstellerisches Unwesen trieb, war auch bekannt für seine Fabeln und Gleichnisse. Er gilt als Begründer der Fabeldichtung und war daher auch der Namensgeber der Fabel. Unter anderem ist folgende Fabel von ihm überliefert: Eine Krähe hat Durst. Vor ihr steht ein Gefäß mit Wasser. Sie will durch die schmale Öffnung trinken, aber der Wasserstand im Gefäß ist nicht hoch genug. Die Krähe nimmt sich umherliegende Steine und wirft solange

Steine in den Krug hinein, bis der Wasserstand soweit gestiegen ist, dass sie trinken kann.

Na ja, die ollen Griechen eben. Äsop verzapfte natürlich Fabeln und faselt. Das stimmt nicht! Schon länger ist der wissenschaftliche Beweis erbracht. Krähen können genau das. Sie erkennen offensichtlich auch den Zusammenhang Wasserstand und Steine, welchen den Wasserstand dann heben. (In einem Glasgefäß schwamm ein Leckerli, an das die Krähen so nicht herankamen.) Wenn das Gefäß mit Sand gefüllt war, statt mit Wasser, probierten sie den Trick mit den Steinen erst gar nicht. Krähen sind auch in der Lage bewusst

Werkzeuge zu benutzen. Die japanischen Krähen zum Beispiel haben ein phänomenales Gedächtnis und sind äußerst sozial. Wissenschaftler rätseln sogar, ob diese Vögel nicht auch eine eigene Sprache haben. Belegt ist folgendes. 2) Die Krähen haben sich in Japan der Großstadt angepasst. Sie haben beobachtet, dass Autos Gegenstände zerdrücken können. Jetzt kommt die Intelligenzleistung. In der Stadt gibt es reichlich Walnussbäume. Eine Krähe kann eine Walnuss niemals öffnen. Deshalb legen die Vögel die Walnüsse auf die Straße, warten bis ein Auto darüber fährt und sammelt dann das Innere der Nuss auf.

Natürlich wäre die Aktion lebensgefährlich. Aber auch das wissen die klugen Vögel. So nutzen sie die Auto-Nussknacker nur an Straßenkreuzungen mit Ampeln. Sind sie für die Autos rot, werden die Nüsse platziert. Bei grün werden die Nüsse überrollt. Beim nächsten rot wird geerntet und wieder aufgeflogen, bevor es wieder auf grün wechselt. Dabei wissen die Vögel sehr wohl wer grün hat. Die Autos, oder die Fußgänger. Dieselbe Intelligenzleistung hat man übrigens auch schon in München beobachtet. 3) Bei schlauen Krähen gibt es natürlich auch Neider und Diebe. In unbemerktem Augenblick werden von Krähen im Herbst Nüsse im Boden vergraben,

sozusagen als Wintervorrat. Dabei achtet die Krähe genauestens darauf, ob sie ein Kollege beobachtet. Unter Umständen, wenn ein Beobachter entdeckt wurde, dann tut man nur so, als ob man den wertvollen Schatz eingräbt. Sorgfältig wird dann das Versteck bis zur Unkenntlichkeit getarnt. Der Dieb wartet ab, bis die Luft rein ist und will den Schatz bergen, aber ätsch, reingefallen. Ist die Krähe gänzlich unbeobachtet, wird der Schatz versenkt und ebenso gründlich getarnt. Nun kommt das Erstaunliche.

Selbst Monate später findet die Krähe ihr Versteck wieder. Sie vergisst es nicht. Das gelingt sogar, wenn sich die Landschaft völlig verändert hat, zum Beispiel unter Meter

dickem Schnee. Der Vogel weiß genau, wo er graben muss. Auch wenn man in der Nähe eine Mauer zieht, oder ein Haus hingebaut wurde, der Vogel ortet seinen Schatz in jedem Fall.

Nächstes Beispiel: In Tokio gibt es sehr wenig Bäume, aber eine Menge Abfall. Statt Äste werden zum Nestbau Drahtbügel benutzt und so verflochten, dass es noch ein weit stabileres Zuhause ergibt, wie in der Natur. Die entsprechende Polsterung stellt ebenfalls der Müll zur Verfügung. Alles, was weich ist, wird verwendet. 4) Auf einem Ast ist ein Leckerchen mit einer Schnur angebunden. Krähen können den frei

hängenden Leckerbissen so nicht im Flug erwischen. Die Krähe sitzt also auf dem Ast. Nun holt sie den Anker auf. Dazu zieht sie mit dem Schnabel an der Schnur und hält dann die gewonnene Seillänge mit dem Fuß fest (Entschuldigung – mit den Krallen), denn ansonsten würde das Seil ja wieder entgleiten. Das macht sie solange, bis sie an die Beute herankommt. Berühmt geworden ist folgende Glanzleistung einer Krähe. Vor die Aufgabe gestellt, untersuchte diese Krähe den gesamten Versuchsaufbau genau. Dann machte sie sich fehlerlos an die Lösung. Als erstes holte sie auf dem Ast einen Zahnstocher ein. Der hing an einer Schnur, wie schon eben beschrieben.

Wohlgemerkt ist ein Zahnstocher als Leckerli nicht der Hit. Es kann sich also in keinem Fall um Fress Antrieb handeln. Nur mit Hilfe dieses Zahnstochers konnte sie einen viel längeres Stöckchen aus einem Gehäuse fischen. An einem anderen Häuschen musste sie mehrere Steine auf das Dach fallen lassen, damit sich eine Wippe neigte. Erst dann konnte sie mit dem längeren Stöckchen das begehrte Futter heraus pfriemeln. Man bedenke: Es muss dabei genau diese Reihenfolge eingehalten werden, damit das klappt. Und zweitens: das Werkzeug muss gewechselt werden. Erst kurzer Zahnstocher, dann die Steine fallen lassen, dann erst den längeren Stocher nehmen (es funktioniert nur

mit diesem) und damit in einem weiteren Häuschen das Futter heraus angeln. Sagenhaft! Inzwischen steigt das wissenschaftliche Interesse an den Krähenvögel enorm. Sie scheinen nämlich über ähnliche Gedankenstrukturen, ähnliche Hirnströme zu verfügen, wie Primaten. Und das, obgleich der Hirnaufbau völlig verschieden ist.

Darum merke: „Du hast einen Vogel“ könnte man durchaus nicht als Schimpfwort auffassen. Ein Kind mit 4 Jahren schafft diese oben beschriebene Lösung (an die Kindsgröße angepasste Versuchsanordnung) nämlich nicht!

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Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
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CHM3663 Wow! Alle Achtung!
Das wußte ich über Krähen fast alles noch nicht, obwohl ich grundsätzlich riesengroßen Respekt vor der Tierwelt habe, die so viel intelligenter ist, als die meisten Menschen glauben möchten.
Jetzt habe ich mit großem Vergnügen wieder richtig viel Interessantes gelernt, das ich mir gut merken werde. Und ich werde die Krähen in Zukunft viel aufmerksamer beobachten.
Ja, und wenn mal wieder jemand meint, ich hätte einen Vogel, werde ich es schmunzelnd als Kompliment auffassen...:-)
Dankeschön und LG, Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
SternVonUsedom 
Ich liebe den Gesang der Krähen........))

Einen herrlichen Abend
wünscht herzlich
Der Stern
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Danke! Es freut mich, wenn ich Interesse wecken kann.
herzlich
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Hofdichter Was mich immerwieder fasziniert ist die Tatsache das es nur Tieren mit Flügeln gelingt unsere Stimme nachzuahmen .

LG Ephraim
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Lieber Hofdichter,
zum Sprechen brauche ich:

1) Intelligenz.
Dafür ausreichend gerüstet sind Papageienvögel. Sie gehören neben den Rabenvögeln und den Spechten zu den Vögeln mit der höchsten Intelligenz.
Unter den Staren können der Beo und der Graupapagei besonders gut sprechen
Viele Vögel können bestimmte Worte und teilweise ganze Sätze imitieren. Sie können die menschliche Stimme meist deutlich und im richtigen Tonfall nachsprechen. Der beste Sprecher unter den Papageien ist der Graupapagei.

2) Man muss zur Lautmalerei Lust haben:
Elstern können sogar Hundegebell imitieren, um Feinde zu täuschen.
Einige Vögel können sogar Geräusche von technischen Geräten imitieren (Motorsägen, Handys, Sirenen) so z.B. Stare, Dohlen, Spottdrosseln, Graurücken - Leierschwänze, Paradiesvögel.

3) Ich brauche eine in sich bewegliche Zunge, ähnlich, wie der Mensch:
Luft, Schnabel (fest) und bewegliche Zunge können verschiedene Töne erzeugen.

4) Ich brauche Kehlkopf und Stimmbänder?
Nur Papageien und deren artverwandten Vögel haben so etwas ähnliches.
Das Organ heißt Syrinx.
Es ist der untere Kehlkopf. Er besitzt keine Stimmbänder. Der obere Kehlkopf dient nur zum Abzweigen Nahrungs, - Luftweg. Der Begriff Syrinx leitet sich von Panflöte ab.
Vier Membranen können den Luftstom beeinflussen.
Alle drei Komponenten Schnabel, Zunge, Syrinx ermöglichen eine sprechartige Lautmalerei + Immitationslust.
Ganz erstaunlich ist dabei die Intelligenzleistung, bestimmten Lauten (Wörtern) zum Teil auch die richtige Bedeutung zuordnen zu können.
Gruß
Günter
(Danke fürs Lesen!)
Vor langer Zeit - Antworten
Hofdichter Ich war erstaunt was anatomisch und genetisch alles einem Affen fehlt um uns sprachlich nachzuahmen.
Vor langer Zeit - Antworten
erato 
Wie so immer - eröffnest DU unbekannte
naturwissenschaftliche Bereiche in einer Form,
die bewundernswert locker aufgenommen
werden können. Danke DIR dafür.
GgghG Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Freut mich immer besonders, wenn Dir meine halbwissenschaftlich aufbereiteten Ausflüge gefallen!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
baesta habe einmal gelöscht, weiß nicht woran das liegt.
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Darüber habe ich auch schon mehrer Dokumentationen gesehen. Aber nicht nur Vögel verfügen über eine gewisse Intelligenz. Auch Säugetiere sind nicht so dumm, wie wir gerne glauben möchten.

LG Bärbel
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