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Wie hättet ihr's denn gerne? - Sensationsgier - Anteilnahme

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"Wie hättet ihr's denn gerne? - Sensationsgier - Anteilnahme"
Veröffentlicht am 13. Januar 2015, 16 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Ich sehe und verstehe mich als Hobby-Autor. Da ich jedoch mit dem Schreiben nicht meinen Lebensunterhalt bestreiten muss, nehme ich mir die Freiheit heraus und schreibe das, wozu ich Lust habe, woran ich Spaß habe und was mir gefällt. Da ich ein kritischer Mensch bin, gerne alles hinterfrage, was mir fragwürdig erscheint und darüber Nachdenken (ein weiteres Hobby von mir) schreibe ich nicht nur zur Unterhaltung und zum Wohlgefallen. Ich bin ...
Wie hättet ihr's denn gerne? - Sensationsgier - Anteilnahme

Wie hättet ihr's denn gerne? - Sensationsgier - Anteilnahme

Wie hättet ihr's denn gerne

Ich möchte ganz harmlos beginnen: Ein kleiner Junge klettert auf einen Apfelbaum, weil die begehrten Früchte zu hoch hängen. Nachdem er sich mit ein paar Äpfeln versorgt hat, steigt er wieder herunter und das wars. (bisher biographisch) Interessant wäre nur zu wissen, geschah das in Nachbars Garten, oder war es der Eigene? Ich möchte darauf verzichten, das zu

vertiefen, weil das im zweiten Beispiel viel relevanter ist. Ein anderer Junge klettert mit der gleichen Absicht auf den Apfelbaum, aber er hat das Pech und fällt herunter. Das ist schon wesentlich interessanter. Hat er sich verletzt? Wenn nicht, dann ist es auch weiter nicht tragisch. Hat er sich allerdings verletzt, sodass er nicht mehr gehen kann, dann ist die Frage von großer Bedeutung, ob es der eigene Baum

war oder war es Diebstahl. War es letzteres, so läuft er Gefahr – auf Grund dessen, dass er nicht weg laufen kann - vom Eigentümer gestellt zu werden. Aber auch das ist eher eine private Angelegenheit, welches in der Öffentlichkeit weniger Beachtung findet. Ganz anders sieht es natürlich aus, wenn besagter Junge vom Baum fällt und dabei zu Tode stürzt. Das würde sich in Windeseile, in der näheren

Umgebung herum sprechen. Darin würden die meisten Nachbarn aber weniger eine Sensation sehen, sondern ehrlich Anteil nehmen an dem Unglück - ich schließe dabei, von mir auf andere. Spätestens jetzt wäre der Zeitpunkt gekommen, wo sich die Medien für das Geschehen interessieren würden. Sie möchten die gesamte Bevölkerung über den Vorfall informieren und da sie die Vorliebe der Leser kennen – und im Hinblick auf die Quote - wird aus den

spärlichen Angaben, die der Vater dazu machte, eine Sensation gemacht. Sensationen lassen sich am besten dadurch herstellen, indem man versucht, das Ereignis zu rekonstruieren und fehlende Fakten werden durch Spekulationen oder Vermutungen ersetzt. Unwesentliches wird so detailliert dargestellt, dass man das Gefühl bekommt, selbst dabei gewesen zu sein. Denn das lässt sich leichter übernehmen und möglicherweise auch

weiter geben. Die Überschrift oder der Aufmacher ist sehr wichtig und soll die Sensationsgier anregen. So könnte es z.B. heißen: Kleiner Dieb, stürzt zu Tode. Oder: Kind beim Äpfel klauen, zu Tode gestürzt o.ä.

Es wird rekonstruiert, dass der Junge den Baum in Nachbars Garten erklommen hat und sich vermutlich, auf einem zu schwachen Ast, zu weit vor gewagt hat usw. Nun der eigentliche Höhepunkt der

Sensation. Die Todesursache. Da niemand dabei war, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und die Journalisten bzw. Reporter können sich das Beeindruckendste aussuchen. Z.B. Dass der Junge Kopfüber abgestürzt ist und sein Kopf sich, in einem darunter befindlichen Jägerzaun, verfangen hat - ähnlich einer Katze, die sich im V eines schräg gestellten Fenster eingeklemmt hat. Das hatte zur Folge, dass er sich das

Genick brach und wie ein Erhängter, leblos im Zaun hing. Was dazu realistisch gepasst hätte, wäre der Hinweis darauf gewesen, dass er die Hosen voll hatte. - Das ist bei Erhängten die Regel, da der Schließmuskel außer Kraft gesetzt wird. Natürlich wird auch die Dramatik drumherum geschildert (vermutet) dass die Mutter beim Auffinden zusammen brach und eines Rettungswagen bedurfte

etc. Und dann erfolgt Anteilnahme und Fürsorgepflicht. Es werden Vorschläge gemacht, bei denen von vornherein absehbar ist, dass diese nicht durchgeführt werden. Z.B. müssten alle Obstbäume mit einer Klettersperre versehen werden. Oder: Obstbäume müssen einen gewissen Abstand zu einem Zaun haben oder aber, der Zaun müsste so ab gepolstert werden, dass bei einem Sturz auf ihn, nicht geschehen kann.


Allerdings wäre es noch besser alle Obstbäume, die nicht entsprechend vor ähnlichen Ereignissen gesichert sind, abzusägen. Das hätte zugleich den angenehmen Nebeneffekt, die Umsätze der Obstbauern, zu steigern usw. Dieses kleine, an sich für die Mehrheit unbedeutende Ereignis, hat mit Sicherheit seine Leserschaft gefunden. Wieweit die ehrliche Anteilnahme geht, ist schwer zu

sagen, aber gewiss wird die Mehrheit den Artikel zu ende gelesen haben und wem sonst nichts besseres einfiel, auch an andere weiter erzählt haben – denn mit Sensationen, kann man sich auch selbst Profilieren.


Was wäre aber, wenn sich alles ganz anders verhalten hätte?

Der Vater, der das Kind häufig verprügelte, weil ihm das Kind unter geschoben wurde und einmal zu viel des Guten tat und ihm das Genick brach.

Um den Vorgang zu inszenieren, brauchte er nur einen Ast am Baum abzubrechen, etwas Blut am Zaun zu verteilen und Strangulationmerkmale am Hals des Jungen zu anbringen.

Da die Medien aber ihre eigene Version verkauften, glauben alle zu wissen, was sich zugetragen hat.


 Ohne Frage, die Sensationsgier, die Neigung zu Vorurteilen oder die Gutgläubigkeit, steckt in jedem Menschen, es ist nur die Frage, inwieweit er sich davon beeinflussen

oder ablenken lässt.

Es ist nicht selten, dass es auf der Autobahn zu Unfällen kommt, nur weil auf der Gegenfahrbahn ein Unfall statt gefunden hat. Sehr interessant scheint auch die Anzahl von Toten zu sein, denn es gibt kein Ereignis, wo die Toten nicht akribisch genau mitgezählt werden. Manchmal ist das schon alleine die Sensation, wie sich die Anzahl der Toten erhöht. Ich möchte niemanden unterstellen

was überwiegt, Sensationsgier oder Anteilnahme, denn das muss jeder für sich selbst heraus finden. Aber das kleine Beispiel sollte Anlass geben, darüber nachzudenken, wie leicht die Menschen zu manipulieren sind, wenn man die Schwäche der Sensationsgier ausnutzt. Und das was hier im Kleinen geschah, kann in allen erdenklichen Bereichen geschehen und die Gier nach Sensation, so wie die Gier im Allgemeinen, kann sehr leicht blind machen und vom Wesentlichen ablenken.

Allerdings und da spreche ich aus eigener Erfahrung, ist die Sensationsgier zumeist nur eine Sache des Augenblicks und wenn der Anlass es erfordert, siegt die Anteilnahme und wenn die Sensation zu oft wiederholt wird, dann wird es mir zuwider.


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Über den Autor

pepe50
Ich sehe und verstehe mich als Hobby-Autor. Da ich jedoch mit dem Schreiben nicht meinen Lebensunterhalt bestreiten muss, nehme ich mir die Freiheit heraus und schreibe das, wozu ich Lust habe, woran ich Spaß habe und was mir gefällt.
Da ich ein kritischer Mensch bin, gerne alles hinterfrage, was mir fragwürdig erscheint und darüber Nachdenken (ein weiteres Hobby von mir) schreibe ich nicht nur zur Unterhaltung und zum Wohlgefallen.
Ich bin mir dessen bewuust, dass ich die Mehrheit damit nicht begeistern kann. Aber auch in dem Falle ist mir Qualität lieber als Quantität.
Alle (annehmbaren) Kommentare sind ausdrücklich erwünscht und ich betrachte sie als Belohnung.

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FSBlaireau Weder noch wäre meine Antwort! Der erste Junge warst du??? Und es muss dir ja was bedeutet haben sonst würdest du dich nicht erinnern! Wie hat dem ersten Jungen der Apfel geschmeckt???? Fragedachs
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Lecker sage ich dir und gekaufte Äpfel können nie so gut schmecken wie die, die man unter Lebensgefahr erobert hat. :-) - LG fred
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Das erinnert mich direkt an meine Kindheit, war auch ein Obsträuberdachsi :-)
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste 
Es ist ein prächiger Vergleich!
Ich darf Beispiele hinzufügen:
Da es die französische Zeitung gewagt hat eine Karikatur eines Moslem-"Religionsführers" zu veröffentlichen, wurde sie "bestraft".
Dabei gab es Tote. Alle Welt trauert, Frau Merkel hinterläßt uns eine neue Erkenntnis - der Islam gehört zu Deutschland! Ach bei Allah,(ich wollte schon beinahe "ach, Gott" sagen), bin ich ungebildet. Ich frage mich nämlich, warum sie damals sagte: "Deutschland wird am Hindukusch verteidig" (Frau Merkel), wenn der Islam doch sowieso zu uns gehört?
Ich will es mal so ausdrücken: Es ist inzwischen schon etwas unerträglich, welchen hahnebüchenden Unsinn Frau Merkel von sich gibt. Die Islamisten sind eine Minderheit in Deutschland. Die Mohamedaner ebenfalls, genauso, wie die Hindus und das Judentum. Sie alle sind in Deutschland toleriert.
Auf unsere Toleranz können wir stolz sein.
Aha! Da ballern Islamisten in Frankreich herum (wenn es nicht sogar fraglich ist, wer der Auftraggeber war) und schon gehören Islamisten zu Deutschland.
Wir haben in grenzenloser Menschenverachtung Juden ermordet (es waren nicht 12, sondern Millionen), also gehören Juden nicht nur zu Deutschland, sondern - als Steigerung - das Judentum - ist Deutschland?
Der nächste Hindu möchte auch zu Deutschland gehören und ballert in z.B. Italien ein Kind nieder (Kind ist noch sensationeller!)?
Aber kommen wir zu Deinem Beispiel, dem Apfelbaum.
Es ist eine journalistische Regel: Die Individualität erzeugt die Sensation.
Das Kind + die Mutter, Cordula M., sind bei dem Tsunami 2004 umgekommen. Minutiös wird recherchiert, wie es passiert ist.
300.000 Tote dagegen lösen weniger Mitleid aus (och, waren es echt so viele?)
So bemüht sich die Berichterstattung um Individualschicksale, damit die Berichte sich gut "verkaufen".
Dass inzwischen eine Unzahl von Hartz IV Empfängern drangsaliert, gequält und umgebracht worden sind, ist nicht "en vogue".
Und jeder, auch diejenigen anderer Konfessionen, haben sich an den Rechtsstaat und unseren Gesetzen zu orientieren, basta.
So gesehen gehören fremde Konfessionen nicht zu Deutschland, sondern wir sind tolerant.
So gesehen gehört nicht zu Deutschland : Hartz IV, denn es bricht das Grundgesetz.
Das Schicksal der Hartz IV - Verfolgten interessiert niemand.
So gebe man doch die Devise aus: Deutschland muss vor verantwortungslosen, korrumpierten Politelementen verteidigt werden.
Dazu gehören sicherlich nicht: fremde Konfessionen.
Lg
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Natürlich kann ich mich deinem Kommentar nur anschließen und deinen Zorn zum Verhalten gegenüber den Hartz IV ler kann ich ebenso gut nachvollziehen. Aber danach kommen sofort die Rentner, auch sie werden gerne an den Rand der Gesellschaft ge/verdrängt.
Und was unsere Kanzlerin betrifft, dann schaue dir bitte mal das Video an und wie schreibst Du gerne? Lasse es dir auf der Zunge zergehen und ziehe deine Schlüsse, dann wirst Du ihr Handeln bestimmt verstehen.
Vielen Dank für deinen Kommentar und deine ungeschminkte Meinung, Du hast mein Kleines, ins Große umgesetzt. - LG Fred

http://youtu.be/kbIA9oRuEeI

Es stammt aus der Sammlung meines Buches: Verarschung der Bevölkerung.
Vor langer Zeit - Antworten
mohan1948 Interessiert habe ich wieder die Beiträge gelesen, dem kann ich wieder nur zustimmen. Auch die Karikaturen wurden ja auch nur zur Umsatzsteigerung gemacht, da nimmt man einen Anschlag gerne in Kauf. Es ist die Sensationsgier und die Gier nach noch mehr Geld, die die Menschen dazu treibt.
Ganz liebe Grüße
Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
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