Fantasy & Horror
Fürsten des Blutes - Kapitel 1 - Befreiung

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"Fürsten des Blutes - Kapitel 1 - Befreiung"
Veröffentlicht am 16. Januar 2015, 22 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich bin 17 Jahre alt & gehe noch zur Schule:) Wie sollte es auch anders sein, so ist mein Lieblingsfach Deutsch. Zu Schreiben begann ich bereits vor einigen Jahren. Erst vor kurzem jedoch packte mich die Idee der "Finster' Essenz", die ich hier nun in mehreren Teilen veröffentlichen werde. Sie ist das Ergebnis meiner Erfahrungen, Leidenschaften, Einflüsse und Entschlossenheit.
Fürsten des Blutes - Kapitel 1 - Befreiung

Fürsten des Blutes - Kapitel 1 - Befreiung

Befreiung



1



Wie lange musste es her gewesen sein, seitdem sie ihn hier eingesperrt hatten?

Kelórs Körper verankerte sich nach jeder verstrichener Stunde weiter in der Ecke. Er sehnte der unter und aufgehenden Sonne entgegen, sein Hunger jeden Aufstieg überbrückend. Seine grau-grünen Augen erhaschten eine Ratte, die sich ihren Weg zwischen die Mauern des Gefängnis gebahnt hatte.

Knabbernd saß sie am anderen Ende der Zelle. Juwelen der Krankheit durchbohrten den Mann mit ihrer tierischen Lust. Das Stroh, auf dem Kelór lag, piekte in seinen Oberkörper hinein, selbst die erfahrenste Haut zerstückelnd. Unangenehm wendete er sich hin und her, doch nichts schien ihm genüge zu sein.

"Kann man seine letzten Stunden nicht einmal gemütlich verbringen?", rief er zur Zellentür hinaus.

Der Durst war aus seinem Munde wie herauszulesen. Nicht wenig musste er nach jenem Ruf husten. Kelórs Hals schreite selbst nach seinem abermals beginnendem Schweigen wieder nach

Wasser, während sich die Haare auf seinem Körper nach einem streichelnden Hauch eisiger Kälte aufstellten. Pfeifend ertönte der Wind außerhalb des Kammerfensters.

"Ruhe!", brüllte ein Mann.

Die Worte klangen wie von fern. Kelór bemühte sich nicht mehr, nach einer Möglichkeit des Entkommens zu suchen.



2



Nächtliche Alpträume verfolgten den Verbrecher, die ihn immer und immer wieder aus seinem Schlaf rissen.

Vorstellungen des Wahns und der Panik zitterten durch seine Poren. Schleichend trotzte seinem Verstand jegliche Furcht, die sich im Schatten der Nacht zu stauen wagte. Er lag innerhalb des Nichts und begann zu überlegen, ob das kommende Ereignis sogar seine Erlösung darstellen würde.
Die Sonne öffnete ihre Flügel einige Stunden später. Kelórs große Ohren zuckten, als er das Klimpern von Schlüsseln vernahm. Wachen drehten das Schloss und kamen herein. Ihre unmoralischen Augen flossen über den Gefangenen hinweg und gaben ihn wortlos das Wissen, er seie ein Nichts.

"Hier, dein Mittagessen", sagten die

Wärter.

Sie hielten dem verschlafenen Mann ein Tablett hin, auf dem zwei rohe Eier und ein bröseliges Brot lagen. Kelór wischte sich Traumüberbleibsel (Schlafsand) aus den Augen und erspähte die offene Tür am anderen Ende der Zelle. Ruckartig sprang er auf und rannte mit aller Kraft in Richtung der Öffnung. Und genau so plötzlich knallten seine beiden Arme hinter seinen Körper, drückten sein Gewicht gegen die Laufrichtung und wandelten den Versuch in einen mächtigen Sturz um. Schmerzhaft kam sein Rücken auf dem Gestein auf und schürfte diesen blutig. Die beiden Wachen brachen in Gelächter aus und

einer von ihnen bespuckte ihn, nachdem er sicherstellte, dass kein anderer Wärter vor der Zelle stand.

Der andere sagte: "Netter Versuch, Kleiner. Aber die wirst du leider nicht mit reiner Muskelkraft durchbrechen"

Er zeigte auf die Metallplatten, die um Kelórs Hände befestigt waren. Dieser schleifte sich unter Stöhnen wieder auf das halbwegs warme Stroh.

"Iss nun dein Mittagessen. Und wehe ich sehe nur einen Krümel darauf, wenn ich wieder komme. Dann mach ich dir deine letzte Nacht in diesem Gefängnis zu einer realen Hölle", flüsterte der Wärter.

Der dicke Mann hielt Kelór das Tablett hin und betrachtete ihn unter fauligem,

zähnefehlendem Grinsen.

"Mittagessen? Es ist gerade mal Frühstückszeit", meinte Kelór.

"Ich weiß", wurde ihm entgegnet.



3



Die Langeweile wurde beinahe unerträglich. Flackernd wechselte das Mittagslicht zwischen einem warmen Kumpanen und einem wolkenverhangenen Schauspiel hin und her. Kelórs hungriger Körper leuchtete in ersterem Fall stattlich auf. Verschwand das Licht, so verließ ihn

jene Ausstrahlung. Der einstige Totengräber erwischte sich selbst, wie er eine Stunde lang mit einem Stück Stroh herum spielte. Seine rauen Hände gruben sich zwischen die Rinnen der Steine im Boden. Seine seit seiner Verhaftung lang gewachsenen Fingernägel kratzten das Unkraut heraus als wären sie einem Gärtner unterworfen. Kelór fragte sich, warum er so unbedingt die Kette des Königssohnes für sich gehabt haben wollte. Jener Abend wäre ein nicht sonderlich andersartiger Moment für ein Begräbnis geworden. Zumindest abgesehen von der Tatsache, dass es des Königs eigener Sohn gewesen war, den

Kelór unter die Erde befördern sollte. Der Totengräber ließ sich von solchen Anmerkungen nicht aus der Fassung bringen.

"Im Tode sind alle gleich", pflegte er zu sagen.

Das Medaillon, das um der Leiche Hals gehangen war, schien diesen Vorstellungen jedoch nicht entsprochen zu haben. Mit jedem Haufen Dreck, den der ehrlose Arbeiter auf das Schmuckstück und seinen adeligen Besitzer geworfen hatte, desto glanzvoller lächelte es ihn an. In dem Moment, in dem Kelór seinen Gedanken noch einmal erlaubte, danach zu greifen, erwachten seine Augen unter dem

Gedonner der Wache.

"Du Stück Dreck", sagte er. "Nicht einen Bissen hast du gegessen."

Der Wärter öffnete die Tür und schob seinen Bauch, an dem Hunde und Wölfe allesamt tagelang hätte nähren können, an den Gittern vorbei.

"Ich kann dir nicht erlauben vor der Exekution zu verhungern. Glaub mir, ich werde dir den Fraß in dein Maul stopfen, wenn du jetzt nicht isst", sagte der Dicke.

"Leck mich, du vermaledeiter Hund", erwiderte Kelór.

Der Wärter stand still. Seine Mimiken erloschen. Peinigendes Lächeln verwandelte sich zu Ausdruckslosigkeit.

Mit einem Mal bückte sich der Mann, seine blaue Wärterrobe auf dem dreckigen Boden streifend. Er torkelte auf Kelór zu, der verwirrt auf dem Stroh lag. Die Grübchen, die den Dicken vor einigen Momenten noch sympathisch hätten erscheinen lassen können, waren nur noch zwei Hamsterbacken im Gesichte eines Übergewichtigen. Der Hässliche kam auf Kelór zu und ließ seine Zunge sehen. Kelór verstand die Welt nicht mehr. Noch bevor der Totengräber reagieren konnte, leckte der Wächter weit über des Gefangenen Fuß und hinterließ eine widerliche Speichelspur auf seiner Haut. Kelór schreckte zurück und trat dem Dicken in

sein aufgeplustertes Gesicht.

"Ist dir Ehre auch nur im entferntesten ein Begriff?", fragte er.

Seine Stimmte nahm angeekelte Züge an.

"Hör sofort damit auf!", fügte Kelór hinzu.

Der Wärter stand auf. Seine Augen unterlagen einer gewissen Benebelung, die Kelórs Fuß für einen weiteren Tritt bereit machte. Dann schüttelte der Dicke seinen Kopf, drehte sich um und verließ die Zelle.

"Was sollte das?", fragte sich der Gefangene.

Der Speichel auf seinem leicht haarigen Gebein leuchtete in der späten

Nachmittagsstunde auf. Es tat Kelór zwar etwas weh, doch rieb er die Oberseite seines Fußes gegen den Boden, um ihn von seiner Feuchtigkeit zu befreien. Kaltes Gestein war für diese Art von Säuberung zwar nicht das beste Mittel, doch erfüllte es seinen Zweck.

"Noch nie habe ich erlebt, dass ein Wärter so etwas bei mir oder irgendeinem seiner anderen Gefangenen macht", dachte der Mann.

Erst jetzt erinnerte er sich an jene Situation, die sich vor dem Schauspiel abgespielt hatte.

Kelór meinte: "Ich sagte zu ihm, er solle mich lecken"

Seine Stirn bekam drei deutlich erkennbare Falten, die zu den grau-grünen Augen passten, wie Butter auf des Bäckers Brot.

"Nimmt mich der Dicke auf den Arm? Nein. Völlig unmöglich, dass er seine Würde für solch eine Erniedrigung aufs Spiel setzen würde. Nicht einmal ein derart niederträchtiger Mensch wie er würde das tun"

Kelór schätzte, seine Gedanken wären mindestens so idiotisch, wie die Persönlichkeit jenes Wärters.

"Die Langeweile muss wirklich Besitz von mir genommen haben", meinte er.



4



Der Abend kündigte sich mit dem Geheule eines Wolfes an. Strahlend erhöhte sich der Schein des Mondes in dieser Nacht, sein Antlitz mit den Bewohnern von Grimhold teilend. Auf der burgischen Mauer geduldete sich ein Rabe unter den Wachtposten der Nachthut. Seine Federn erlebten den Schwung des Lebens und traten nun ihre Reise in die Tiefe an. Der schwarze Vogel überguckte Grimhold, um kein einziges Ereignis zu verpassen. Von den nächtlichen Schlosswandlern, deren Beine sie durch die Gänge der Burg

trugen, bis hin zu den Misshandlungen in entfernten Gebüschen, die in den frühen Abendstunden als freundliches Kennenlernen begonnen hatten: Dem Tier entging nichts. Es flog rauschend an den Zellenfenstern vorbei und überbrachte den Häftlingen das so stark ersehnte Gefühl der Freiheit. Haltend kam es an Kelórs Fenster an und setzte sich auf dem verdreckten Fenstersims nieder. Von dort oben starrte der Rabe den Mann an.

"Du sitzt dort oben", meinte Kelór, "deine Flügel beruhigend. Jederzeit im Wissen zu weilen, die Welt vor den eigenen Füßen wartend zu besitzen"

Kelór Archenher erinnerte sich an die

Tage, an denen er noch unter sich auftürmenden Bäumen gespielt und die mittägliche Sonne auf seiner Haut genossen hatte. Das Leben als Totengräber in seinen Wurzeln so innigst vergraben, wie es ein jeder seiner Kunden gewesen waren. Vielleicht würde ihm der Tod unter König Forgon eine Möglichkeit geben aus ihnen hinaus zu brechen.

"Nimm mich mit", flüsterte Kelór dem schwarzen Untier zu.

"Wohin?", fragte der Rabe.

Kelór grinste.

"Ein sprechender Rabe? Nun bin ich mir sicher, dass ich den Verstand verloren habe"

"Womöglich", sprach das Tier. "Doch warum sollte dich das noch kümmern? Gehorche mir"

Kelórs Blick schweifte staunend und desinteressiert zugleich, als unmischbare Synthese seiner Gefühle, ahnungslos durch die Zelle, deren Grimasse sich unlängst in Stockfinsternis verwandelt hatte.

"Gehorche meinen Worten und du sollst frischen Atem genießen können", sagte das Tier.

"Was soll ich tun?", fragte Kelór.

"Befehlige den Wächtern"

Der Häftling staunte und fragte, was er befehligen solle. Ausdruckslos erwiderte der Rabe, das sei seine Entscheidung.

Kelór rief: "Bastard-Wachmann, komm her!"

Und er kam. Seine Mimik, die selben Worte sprechend, wie die des Raben.

"Befreie mich!", wurde befohlen.

Wortlos umgriff der Dicke den Schlüssel, der um seine weiten Hüften hing, und steckte ihn in das Schloss, schob die knarzende Tür auf und trat an Kelór heran. Unsicherhheit schlich sich in dessen Adern. Der Wächter öffnete seine Fesseln und blieb starr.

Kelórs Körper, sich streckend und dehnend, fühlte sich an wie neu geboren. Sensation durchfuhr den Sträfling, die er seit je her zu spüren vergessen hatte.

"Welch Magie ist das?", fragte er.
Ein Lächeln umklammerte ihn und er sah auf das Fenstersims. Der Rabe, jedoch, war verschwunden.
Kelór sah den Wächter an, der kopfschüttelnd zu sich selbst fand.

"Fessle dich selbst und wirf den Schlüssel so weit aus dem Fenster, wie du kannst", sagte Kelór. Seine Füßen trugen ihn aus der Zelle hinaus in den Gefangenengang. Er erhaschte gerade noch eine Patroullie, die in eine der Zellen gegangen war.



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Taipan
Ich bin 17 Jahre alt & gehe noch zur Schule:) Wie sollte es auch anders sein, so ist mein Lieblingsfach Deutsch. Zu Schreiben begann ich bereits vor einigen Jahren. Erst vor kurzem jedoch packte mich die Idee der "Finster' Essenz", die ich hier nun in mehreren Teilen veröffentlichen werde. Sie ist das Ergebnis meiner Erfahrungen, Leidenschaften, Einflüsse und Entschlossenheit.

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abschuetze ... und da bin ich auch schon wieder. Ist okay, zwar dein dir eigener Stil, aber okay. Ich warte dann auf das nächste Kapitel :))

LG vom Schuetzlein
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