Fantasy & Horror
Finster' Essenz - (Kapitel 2 - Jäger)

0
"Der Baustein des Lebens verwebt sich mit den Gedanken der Vernunft, des Sinnes und des Gerechten. "
Veröffentlicht am 10. Januar 2015, 40 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin 17 Jahre alt & gehe noch zur Schule:) Wie sollte es auch anders sein, so ist mein Lieblingsfach Deutsch. Zu Schreiben begann ich bereits vor einigen Jahren. Erst vor kurzem jedoch packte mich die Idee der "Finster' Essenz", die ich hier nun in mehreren Teilen veröffentlichen werde. Sie ist das Ergebnis meiner Erfahrungen, Leidenschaften, Einflüsse und Entschlossenheit.
Der Baustein des Lebens verwebt sich mit den Gedanken der Vernunft, des Sinnes und des Gerechten.

Finster' Essenz - (Kapitel 2 - Jäger)

Jäger



1



Es war Neslin Katschuks Aufgabe gewesen, das Heer am nächsten Morgen weiterzuführen. Die Bergseite verwandelte den hinter ihr liegenden Wald in sterbende Zweigmassen. Neslin war die zweitwichtigste Person zweiter Kompanie. Sie unterlag nur Silvas Befehlen (und denen der anderen Hauptmänner). Natürliches Haar und ein distinktives Lächeln waren es, die sie

auszeichneten. Es gab in ihrem Leben noch nicht viele Möglichkeiten, sich einer größeren Bewunderung als dieser zuteil zu werden. Sie saß hoch auf ihrem Ross, während sie die Flagge der Reiter schwang. Das Symbol des Reittieres hob die blaue Farbe des Stoffes stark hervor. Nickend geleitete sie Welle nach Welle Soldaten über das Gestein des Bergpasses. Silva Neramen beteiligte sich von der anderen Seite des Heeres an der Führung. Für viele blieb diese Tatsache verborgen, doch Neslin erkannte die Wenigkeit ihrer jetzigen Truppen. Sie mussten nicht wenige Opfer erleiden, das sagten ihre Augen in jenem Moment. Diese weniger

gewordenen Kompanien marschierten nun Reihe in Reihe über einen kurzen Abschnitt über den Berg. Neslin kannte die Karte, die in Irvings Besitz lag. Sie wusste, dies war ihr Weg. Dennoch hätte sie einen Pfad um den Berg herum bevorzugt. Die aufgehende Sonne kristallisierte sich mit jeder Stunde wie ein Smaragd im Himmel. Oft umgaben sie trügerische Wolken. Der waldige Weg, den sie beschritten hatten, war verschwunden. Aufgesogen von den harten Pfählen aus Gestein. Eine unpersönliche Kälte zwischen ihren Ritzen. Die Vögel in der Luft machten sich stetig über ihre Unhandlichkeit lustig, nichts als Aasfresser der Seele.

Die Soldaten blickten ehrfürchtig zum Tal hinab, immer weiter trugen sie ihre Füße den Bergpass hinauf. Die Spitze blieb in Träumen zurück. Und früh passierten sie den Pfad und gelangten wieder auf festen Boden. Doch auch dieser wandelte bald sein Abbild. Die dutzenden von Füße watschelten bald durch feuchtes Gebiet. Die Innigkeit wurde zu Matsch und Schönheit musste Abtrünnigkeit weichen. Silva glaubte, der Ort müsse Glücksgefühle in Lynharts Herzen hervorrufen. Als er diesen zwischen den Truppen erblickte, schien sich seine Ahnung zu bewahrheiten. Das Banner des Nebels ergriff seine Chance und schöpfte aus ihr

Wissen und vor allem Lust. Hauptmann Neramen ließ sein Pferd an die Spitze des Heeres reiten. Doch bekam er nur jene Antwort: „Suche keine Weisheiten mehr bei mir, alter Freund“ Irvings buschige Augenbrauen zogen sich nach oben, während er seinen Kopf in Silvas Richtung drehte. „Dieser Ort ist mir völlig fremd“, sagte er. „Es wird kälter“, meinte Silva. „Und die Landschaft unübersichtlicher. Die Soldaten werden nervös. Ich spüre es im Schritt ihres Marsches.“ Irving spitzte seine bereits kleinen Augen, die dadurch fast wie geschlossen aussahen, und schaute in die Ferne. Silva sagte: „Der Koloss droht seine Balance zu verlieren“

„Es scheint als würde sich das Nebelgeschwür in der Tat verdichten“, meinte der General. „Nun gut. Lass Lynhart die Konversation mit den Schwaden beenden“ Silva verstand und ritt zu Hauptmann Stirnir und seinem Geschwader. Während er durch das plätschernde, dunkelgrüne Gemisch brauste, bahnten sich einige in Frage stellende Gedanken in sein Gedächtnis. Alles, was er tun konnte, war vertrauen. „Hauptmann Lynhart“, sprach Silva den Nebelträger an. „Was gibt es?“ Der Reiter zweiter Kompanie versuchte zu jeder Zeit Höflichkeitsformeln beizubehalten, so ihnen dies in ihrer Ausbildung strengstens beigebracht

wurde. Doch waren er und Lynhart seit nicht kurzer Zeit enge Freunde. Es fühlte sich seiner Meinung nach nicht richtig an, ihn mit befremdlichen Begrifflichkeiten anzusprechen, trotz der Gegenwart Lynharts Truppen. In einem Ort wie diesen dürfen solch Gegensätze nicht mehr existieren. „Die Geister des Nebels beginnen den Ort für sich zu beanspruchen. Hättest du die Güte, sie zu beseitigen?“, fragte Silva. Die Schwere eines Ideals konnte töten, ein offenes Geheimnis. Das Chaos und die Unvorhersehbarkeit bestimmte eines jeden dieser Männer Leben. Der Keil, der nun zwischen sie und dem Ziel des Seins geschoben wurde, bewirkte weit

mehr als Unruhe in Silvas Herzen. „General Mellenthin sprach diesen Befehl?“, fragte Lynhart. „Das tat er“, antwortete Silva. „Der blaue Dunst beraubt uns unserer Sicht und verursacht Ruhelosigkeit im Heer“ Sprachlos stieg der Träger des dritten Banners von seinem Ross. Seine weiße Uniform nahm er von sich und legte sie auf des Pferdes Sattel. Ein schwarzer Schleier umgab seinen Oberkörper. Als ihm Silva ins Gesicht sah, erkannte er Unbehagen. Unentschlossenheit ward darin in fernen Buchstaben niedergeschrieben. Ebenso fern waren die Worte, die er sprach. Hauptmann Stirnir ließ seine Division weiter marschieren. Auch Silva schickte

er hinfort. „Höre nicht hin, Neramen. Ich benutze die Worte der Rephgrád äußerst ungern“, meinte Lynhart. Seine Hände formten sich zwischen dem weißen Geschwür in der Luft. Leise kitzelte es an ihrer Existenz. Eine Glocke, die erläutete. Silva vernahm Bruchstücke des Schwurs der schwarzen Gilde. Die Kälte, die darauffolgend an seinem Gebein hinunterfloss, reichte ihm vollends. Andrós sah den hohen Raunenden und wusste sofort. „Behalte deinen Blick nach vorne, Lucz“, sagte er. Der Vizekommandant schaute ihn unbeholfen an und nickte. Unwillkommen polterte etwas hinter ihm. Sein Pferd trabte vor sich hin, dann

wieherte es nervös. Eine Gruppe weiterer Tiere taten es ihm gleich. Lynhart begann seinen Schwur auszusprechen, doch Verhandlungen mit den Geistern waren selten. Auch jener Bannerträger verweilte im Schatten der Ängstlichen, als er begann. Irving blieb stark. Der Druck in der Luft verdünnte sich. Eine Last, die dem Leben genommen wurde, winkte sich in den Abschied. Laut grölte es, dann, mit einem einzigen Mal, verschwand der mystische Schleier aus jeglicher Sicht. Adrin blickte zu seiner Rechten und sah Kommandant Lynhart, der leicht schnaufend um sich sah. Der Sumpf klärte sich und bot einen Ausblick in die

Ferne. „Gut gemacht“, flüsterte Irving.



2



Er hatte seine Worte noch nicht vollständig ausgesprochen, da sah er etwas weit hinter dem braunen Gewässer. Eine Silhouette, beständig und groß. In angesprochener Distanz war der Nebel noch nicht vollständig vergangen, sodass der General-Hauptmann noch nicht wusste, ob es die lange Einsamkeit war, die sie seit der Abreise erlebten, die seine Sinne trübte, oder ob er wirklich etwas vernahm.

Dann, mit dem Ertönen eines Gebrülls, das weiter entfernt und näher denn je nicht klingen konnte, sauste sein Blick zu Silva. Das schmierige Wasser unter des Pferdes Hufen vibrierte. Schallend krachte das Geräusch auf die Ohren des Heeres. Betäubend laut lähmte es nicht wenige, nichts tun könnend als die eigenen Hände auf die Ohren zu drücken. Meallá, die einzige Frau, von der Irving erwartete, der Lautstärke widerstehen zu können, fragte, was in Kynis Namen das sei. Deucir erschrak und musste augenblicklich an den Moment der Auferstehung denken. Jener friedvolle Tag, der in einem Massaker endete. Die schleichende Gänsehaut auf

seinem Körper hinderte ihn jedoch nicht am Reiten. Der Kommandant siebter Kompanie gab seinem Pferd die Sporen und dachte währenddessen: „Dieses Geschrei kann keinem Murdoch gehörig sein“ Zeitgleich mit dem Rest der Kommandanten traf er an der Spitze des Heeres an. Noch im gleichen Moment erhob Irving seine Hand als Zeichen des Stillstands. Das Gebrüll erlosch währenddessen. „Was ist das?“, fragte Chrimbert. Seine glutroten Augen erflammten unter diesen Worten. Ob aus Angst oder Aufregung war nicht zu deuten. „Es klang nicht ansatzweise nach den Wesen, denen wir am Strand begegneten“, warf Neslin ein, die als

Vizekommandantin der zweiten Kompanie immer in Silvas Nähe war. Auch die meisten der anderen zweitrangigen Kompanieleiter traten nach vorn. Irving sprach: „Wartet einen Moment. Ich muss nachdenken“ Vier waagrechte Falten bildeten sich auf seiner Stirn und einige Male leckte er seine Lippen mit seiner Zunge. Sie waren trocken. Die fiese Umgebung nährte an ihrer Flüssigkeit, da sie selbst kaum welche besaß. Und das wenig davon vorhandene schwamm in Dreck und zähflüssigem Abschaum. „Was, wenn wieder ein Ungeheuer wie das jenes Tages auf uns wartet? Wie viele Männer sollen aufgrund meiner

Entscheidungen noch ihren Tod finden? Hier, an einem Ort, den selbst das Licht meidet“, dachte er.



3



Er sah den Weg in der Entfernung, der weiter in den Westen verlief. Er war umgeben von leblosen Ästen und verwitterten Sümpfen. Geier flogen oberhalb der versammelten Köpfe, während ein immer größer werdendes Getuschel in den Reihen der Soldaten begann. Irving erkannte Angst in den Gesichtern der vielen Männer.

Unvorbereitet, das waren sie. Niemand von ihnen wusste, was aus dieser einst so romantisch klingenden Reise werden würde. Nun stehen sie hier. Ihre Beine wackelten, frierend. Es lag in Irvings Händen, wohin sie diese nun führen würden. Als alle Gedanken zu einem Schluss mündeten, erstarb jegliche Hoffnung in einem gewaltigen Stoß. Der Tod mischte sich unbarmherzig in die Flossen des Bodens. Wälzend suchte er sein Gleichgewicht und rappelte sich dann auf. Fließend, hallend, kratzend erhob er sich auf seine Beine. Es dauerte nicht lange, da begannen die ersten Rufe. „Heilige Mutter“, „Im Namen Kynis“, „Habt Erbarmen!“, sagten

sie. Ein jeder von ihnen ersuchte diesen letzten Pfeiler der Hoffnung. Einen letzten Brocken Halt, der ihnen gewidmet würde. Auch er unterlag den Regeln des Zerfalls. Und deutlich gemacht wurde das durch ein einziges Gebrüll. Kurz war es. Doch von einer Unglaublichkeit, der niemand trotzen konnte. Der Vierbeiner streckte seinen Schädel gen Himmel und rief in den Worten seiner Art. Irving erschauderte. Rasend schnell drehte er sich zu seinem Heer. „WORAUF WARTET IHR? STELLUNG EINNEHMEN!“, donnerte er. Die unscheinbaren Augen der Erscheinung fixierten sich auf den General. Silva erkannte, dass er es nicht

mehr rechtzeitig zwischen seinem Oberst und dem Ungeheuer schaffen würde. Damit wäre das Ende dieser sieben Kompanien besiegelt. Tobend raste das Vieh auf den alternden Mann zu. Jedes der vier Pfoten prallte gegen den Boden wie hammerhartes Gestein. Irving schaute dem Giganten auf seine Borsten und erkannte den Tod – seinen Tod. Da flog das Untier plötzlich auf die Seite. Es geschah so schnell, Deucir verstand nicht. Bis er die vorige Silhouette wieder sah. Sie pochte beweglich aus dem feuchten Staub heraus. Dann zeigte sich ein mittelgroßer, dicht bekleideter Mann auf dem widerlich grünen Boden.

„Bogenschützen!“, rief Andrós lautstark über den Ort. „Schießen!“ Knarzend ertönten die Sehnen, als sie losgelassen wurden. Die Metallspitzen durchdrangen die dichte Luft und flogen aus der Höhe direkt auf das Geschöpf. Es plätscherte und hämmerte. In Abständen ertönte ein tiefes Quieken. Die Geschosse durchbohrten ihr Ziel blutbetrunken. Ein Pfeil nach dem anderen öffnete die Löcher zum Lebenssaft des Geschöpfes. Deucir unterstand einer immer größer werdenden, inneren Lähmung. Adrin versuchte den Kommandanten zu erreichen, doch trieb ihn der Fluss aus Soldaten weiter in des Monsters Domäne. „Wer seid Ihr?“, fragte der

aufgetauchte, fremde Mann. Er trug eine seltsame Bekleidung. Schwarz durchzogen ähnelte sie denen der Treuekämpfer aus Nirgur. Roben dieser Sorte waren selten. Und der lange Speer in des Fremden Händen strotzte gewaltig in die Luft. „Dasselbe könnte ich Euch fragen“, meinte Irving, „Sprecht schnell“ „Ich fürchte für Worte bleibt keine Zeit mehr. Eóin, Allina, Catríona, jetzt!“, rief der Fremde. Seine Stimme schallte nicht unweit über den Fenn. Zwischen den gebrechlichen Baumstämmen kamen drei Gestalten hervor, ebenso dunkel gekleidet wie ihr Haupt. Neben dem ständigen Blau des Heeres sahen sie aus wie Abgesandte des

Schattens. Sprunghaft fielen die zwei Männer und zwei Frauen über das her, das sich als ein Verduem zeigte. Adrin blieb die Sprache weg, als er sah mit welcher Grazie die Unbekannten sich bewegten. „Dieser Mut“, murmelte er. Sie waren schwer auseinander zu halten. Ähnlichkeit lag jedoch nicht in ihrem Kampfstil. Während einer von ihnen eine schwere Lanze bändigte, so nutzte der andere zwei dünne, scheinende Säbel. Welche Magie die beiden Frauen anwandten, das wusste vermutlich nur Lynhart. Die großen Hauer des Untiers zeichneten sich durch ihr gezacktes Gewand aus. Groß waren sie. Sein Körper wie aufgebläht, ein Ballon aus

Haut und Borsten. Grunzend sprintete es auf die Jäger zu, diese ausweichend wie Elben der alten Sagen. Blut spritzte über dessen außerordentlichen Körper und schändete den grauen Grund rot. Ein weiterer Schrei wurde aus seinem Maul losgelassen. Erst als sich Silva umsah, erkannte er warum. „Andrós“, nuschelte er. Dieser hob fletschend seinen Arm, als zeige er auf etwas im Himmel. Sein Blick blieb befestigt auf seinem Ziel. Schneidend kam seine Hand hinuntergeflogen. Dann beförderten die Schützen ihre Werke des Todes in des Monsters Richtung. Der Regen war schlicht aber tödlich. Genießbar war der Anblick allemal. Chrimbert entfachte die

Flammen Herolds in seinen Händen und befehligte sein Geschwader in die Schlacht. „Kommt mir nicht in den Weg!“, sprach einer der Fremdlinge, nachdem er seine Klinge durch einen schnellen Schwung von Blut zu befreien erhoffte. „Ersehnt Euch von ihm in diesem Zustand keine Antwort“, meinte Lynhart lächelnd. Für einen verwirrenden Blick blieb dem Ausländer keine Zeit, der tobende Stier ihn verfolgend. „Ewalt. Lass uns in den Zauber einstimmen“, sagte der Kommandant des Nebels. „Selbstverständlich“, sprach dieser. Die beiden falteten ihre Hände und schlossen ihre Augen. Adrin wusste

nicht, ob ihm seine Augen noch die Wahrheit verrieten, doch in jener Sekunde glaubte er, das Ungeheuer verlangsamt zu sehen. Gerade noch wurde das Biest von dem Flammenmeer Chrimberts getroffen, was es kreischend aufschreien ließ. Der Hauptmann lachte bitter. Ein immenser Hieb von einem der Fremdlinge beförderte den Bullen daraufhin krachend in eine Pfütze aus schwarzem Dreck. Das Untier rappelte seinen Körper auf, klackte seine Hufen dreimal gegen den steinig-sumpfigen Boden und fuhr nach vorn. Die Ladung wurde in einem stürmischen Vorstoß entfesselt. Chrimberts Soldaten landeten einer nach dem anderen auf den Hauern

des Ungeheuers. Der Anblick ihrer Gesichter, im letzten Augenblick ihr Schicksal realisierend, nagte am Herzen des Kommandanten noch im Moment, in dem es geschah. Speichen und Dornen ritzten die Körper der Männer entzwei. Tänzelnd ritten sie einige Zeit auf den Gehörnen des Verduems, dann fielen sie ausgefletscht hinab. Stöhnend war jede Suche nach Halt vergebens. Die Aggressivität des Geschöpfes prügelte sie selbst im Lauf wie mit der Kraft des gesamten Heeres. Knochenbrechende Geräusche hallten über den Sumpf wider. Dann wurde eine Lanze gehoben, in Stellung gebracht und dem rennenden Tier vor die Schnauze gehalten. Kurz

zischte es. Dann hörten sämtliche Bewegungen auf.



4




„Ist alles in Ord-“, fing Silva an, bevor er unterbrochen wurde. „Ich frage ein letztes Mal: Wer seid Ihr?“ Stolz stand der Jäger vor dem General-Hauptmann. Sein dunkler Harnisch verbreitete eine ehrfurchterregende Atmosphäre. Sie hinterließ Eindruck. Die drei anderen Waidmänner beziehungsweise Frauen blieben still. Silva konnte seinen Blick

einfach nicht von dem zweiten Mann der kleinen Gruppe nehmen. Eine lange, unübersehbare Narbe verunstaltete sein Gesicht. Sie verlief von Beginn seiner Schläfe, quer hinüber zu seiner Stirn. Der Schatten eines Schleiers, der eisern um eines jeden der vier Jäger und Jägerinnen Körper hang, bildete einen starken Kontrast zu den wohlgeformten, maßgeschneiderten Uniformen des Heers. Geduldig wartete der Mann, der der Führer des Rudels zu sein schien. Um seinen Hals hing eine makabre Trophäe seiner Taten, die im Wind tänzelte wie sein schwarzes Haar. "Mein Name ist Irving Mellenthin. Ich, sowie sieben weitere Genossen, die Führung

über sämtliche Ritter dieses Ortes übernehmen, sind auf dem Weg nach Jemrök, einem Platz nicht weit von hier. Dürfte ich nun auch wissen wer Ihr seid?", fragte der General. Viele der untergebenen Ritter trabten neugierig hervor und lauschten den Worten ihres Obersten. Getuschel aus ganzen Reihen von Mündern ertönte schleichend über dem nicht-schallenden Sumpf. Manch Gejammer war herauszuhören. Nichts davon war für Irving gerade von Bedeutung. Gemütlichkeiten unterlagen dem Ernst des Lebens, wie die Maus den Jagdgründen des Adlers unterlag. Der mit der weiten Narbe im Gesicht wechselte einen ausdruckslosen Blick

mit seinem Führer. Beide waren sie große Männer, in der Tat. Dennoch war ihre Unterscheidung so deutlich, wie sich der Tag der Nacht unterschied. Was dem Führer an Muskelkraft fehlte, ragte weit aus den Luken der Panzerung des Narbigen heraus. Von Muskeln straff gehaltene Haut, Adern vom Kampfe herausstrotzend, zeigten sich schüchtern unter der Schwärze. Außerdem trug der Kräftigere blondes, feines Haar. In der Welt der Kommandanten und ihrer Ritter wäre aus ihm vermutlich ein edler Mann geworden. Nur dieser Ort besaß nichts Edles, nichts Menschliches. Dicke Lippen blieben weiterhin verschlossen. Der Narbige schwieg. Währenddessen

meinte sein Führer: "Unsere Person sollte zu Eurem Dank im Zwielicht bleiben" Die unverwechselbar tiefe Stimme Chrimberts sprach: "Wollt Ihr mich auf den Arm nehmen?" Er sah den Fremden mit einer feststehenden Durchdringung an, als würde er einem Duell bewirken. "Ihr beschwört diesen Dämon vor unsere Nasen, erlaubt ihm meine Männer wie grillendes verdammtes Fleisch auf seine Dornen zu spießen und meint nun in aller Seelenruhe mit uns sympathisieren zu können? Sprecht nun oder ich kümmere mich eigenständig um Euch", protzte der Kommandant. Aus Chrimberts Stirn spickten einige blaue Adern hervor, als

würden sie dem Gespräch beiwohnen wollen. Der General haschte seinen Arm zwischen die beiden und sprach: "Es kümmert mich ehrlich gesagt nicht wer Ihr seid. Was mich kümmert, ist Eure Bekleidung" Irving deutete zielgerichtet auf ein Emblem, das auf die dunkle Rüstung dieser Personen eingraviert war. Adrin, der neugierig auf das Schauspiel guckte, erkannte nicht viel. Die Gravur war nicht tief hineingepresst worden und sie stach durch keine farblichen Merkmale hervor. Er wechselte den Blick einige Male zwischen den zwei Männern und den zwei Frauen und stückelte, was er sah, aufgrund dessen zusammen. Das Emblem

zeigte ein Gestrick aus dünnen Ketten, das sich um etwas wie einen Pfahl herumwickelte. Dieser stieß weit in die Höhe und gab eine erstaunlich detaillierte Sicht auf alles, was ihn umgab. Die Ketten waren silbern, obgleich man es im Emblem nicht erkannte. Adrins Fantasie spielte vielleicht nur wieder Tricks mit ihm. Die Binden waren weit um das Gerüst herumgewickelt, was es ein hinausziehen unmöglich machte. Ganz unten erfasste Adrin ein kleines Schloss, an dem diese Ketten angeschlossen waren. Merkwürdig manifestierte sich dieses Bild in Adrins vermeintlich junges Gedächtnis, das in so vielen

Geschichten als schwach und fragil angesehen wurde. "Die Ketten Helheims", sprach Deucir. Seine Augen rötelten etwas und seine Stimme schien gebrechlich. Warum? Das versuchten nicht wenige in jenem Moment zu erahnen. Lynhart hörte ein leises Echo aus dieser Stimme herausfunkeln. Es war ihm ein Schweres, dieses zu deuten. Die Kluft in ihrer Mitte drohte ihn zu packen, lausche er zu tief hinein. Chrimbert unterbrach diese Analyse und realisierte: "Ihr seid Treuekämpfer? Genossen der nirgerischen Brüderschaft!" Sein Enthusiasmus überstieg alle Berge und Höhen, die sie je zu erklimmen vermochten. "Ihr kommt

von Zu Hause", frohlockte er. Chrimbert besaß von Anfang an eine pessimistische, zweifelnde Haltung zu dieser Mission. "Sie schafften es, hier zu überleben", dachte er, "Es gibt noch immer Grund, Hoffnung zu schinden" Sein Lächeln betonte wundervoll sein rotbraunes Haar.



5




Dem Heer wurde Jubel verboten, bevor ihm die vermeintlich heilige Nachricht erreichte. Viele von ihnen vergaßen, dass

sie auch an diesem Tag wieder einen Teil ihrer Stärke verloren. Irving und vor allem Kommandant Mendren erinnerten betroffen an die Leichen im Sumpfe. Sie starteten ab diesem Tage an ihren langen Weg in das Reich des Rotts. Dorthin, wo sie jene des strandigen Tages erwarteten, um ein Stückchen Heim willkommen zu heißen. Irving sprach von Licht am Ende ihres beschwerlichen Weges durch das Fremde Land. Eben jenes zeichnete sich alsbald in vielen Gesichtern ab. Mienen wurden entzückt und Herzen zu einem Purzelbaum angeregt. Die vier Jäger standen schweigend vor dem Spektakel und rührten sich kaum. Was sie von

alledem hielten wagte Silva nicht zu erraten. Deswegen fragte er direkt: "Also ist es wahr? Ihr stammt aus Nirgur?" Der mit dem winzigen Tierschädel um seinen Hals erwiderte schon wieder einen Blick mit dem Vernarbten. Er schlug vor: "Lasst uns in Ruhe reden" Seine Hände machten eine elegante Bewegung, die seinem Äußeren wie verbunden war. Noch merkwürdiger fand Silva, wie nur eine Person der vieren dem Reden mächtig zu sein schien. Als Silva nickte, pfiff der Führer einen lauten, kurzen Laut aus, der vier schwarze Pferde aus dem Wald herbei beschwörte. "Sie sind wunderschön", sagte Kommandant Deucir. Die vier

stiegen auf ihr Pferd und sahen dem Heer wie angewurzelt entgegen. Als würden sie jede Sekunde ausbrechen. "Folgt uns zu unserem sicheren Hafen. Haltet Schritt oder wir lassen Euch zurück", befahl der schlaksige Fremde. Sein Ross war wild, Deucir sah es in dessen Augen. Unruhe brannte in den müden Muskeln des Tieres. Die Suche nach dem Schrei des Entsetzens veranlasste nichts, als ein schwaches Hufengeklapper. "Und das wollt Ihr nicht", belustigte sich plötzlich eine der beiden Frauen. Mit einem Wort, das Kommandant Eiderad nicht verstand, beförderte der Träger der Schädelkette die vier Pferde in den Sprint. Hektisch

wandte sich Silva seinem General zu. "Irving!", schrie er. Der General sah den matschigen Ritt der Vier und handelte schnell und verzog leicht seine Miene. "Einmal, wenn man Taanen braucht"

0

Hörbuch

Über den Autor

Taipan
Ich bin 17 Jahre alt & gehe noch zur Schule:) Wie sollte es auch anders sein, so ist mein Lieblingsfach Deutsch. Zu Schreiben begann ich bereits vor einigen Jahren. Erst vor kurzem jedoch packte mich die Idee der "Finster' Essenz", die ich hier nun in mehreren Teilen veröffentlichen werde. Sie ist das Ergebnis meiner Erfahrungen, Leidenschaften, Einflüsse und Entschlossenheit.

Leser-Statistik
5

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
abschuetze Es tut mir leid. Ich gebe auf. Ich finde die Story selbst lesenwert interessant.
Jedoch habe ich meine Schwierigkeiten, dem Inhalt zu folgen, wenn ich ständig überlegen muss, was hat er denn damit nun wieder gemeint. Dein Schreibstil ist mir persönlich zu .... anspruchsvoll ....künstlich....
Mir fehlt die Lebendigkeit. Aber vielleicht müssen deine Charaktere so sein.
LG vom Schuetzlein
Vor langer Zeit - Antworten
Taipan Absolut, und leider, sehr passend, dass du das erwähnst.
Ich bemerke selbst bereits beim Schreiben dieser Geschichte, wie schleppend und erzwungen ich nur vorankomme.
Werde diese Story vermutlich beenden und Elemente meiner Planungen in eine besser organisierte, lebendigere Geschichte packen.
Trotzdem danke für's Lesen. Deine Tipps sind bis jetzt immer verdammt hilfreich :-)
Liebe Grüße,
Tai
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Ich bin echt ein Fantasie-Fan und es tut mir auch leid, dass mir diese Story verloren geht. Vielleicht willst du sie einfach nochmals überarbeiten. Das würde mich freuen und ich wäre dann auch gleich wieder einer deiner Leser. :))
Vor langer Zeit - Antworten
Taipan Das hier ist ehrlich gesagt bereits mein zweiter Anlauf an diese Story. Mein erster Versuch hat mich mehr als 300 Seiten gekostet, die ich schlussendlich in den Müll schmeißen konnte. Und nun das?
Ich glaube es ist Zeit für was Neues :) und bin da auch schon an was dran
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze wirf es nicht ganz weg .... kommt Zeit, kommt Rat .... warte auf weitere Meinungen .... setzt dich später noch mal dran und du siehst es mit anderen Augen .... dann halt erstmal was Neues
Vor langer Zeit - Antworten
Taipan Werd ich so machen, danke abschuetze (:
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
6
0
Senden

124070
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung