Titel
War ja klar. Kaum hab ich es geschafft, das meine Bude steht, kommt sie wieder an. Hat sie einen Sinn dafür, der ihr sagt, wann meine Wohnung blitzt?
Sie weiß nicht was sie will. Oder kann sie sich bloß nicht entscheiden? Schon von Anfang an springt sie hin und her. Kommt nicht zur Ruhe. Als Schlampe würde ich sie nicht bezeichnen, auch wenn sie schon mit ziemlich vielen Männern ihr Bett geteilt hat. Denn es bedeutet nicht zwangsläufig, das sie mit jedem auch Beischlaf hatte. Sie weiß eben nicht was sie will. Verliebt sich oft. Zu oft, meiner Meinung nach. Sie
weiß auch, was ich davon halte.
Es ist schon ein Weilchen her, als sie mir versprochen hatte, das sie versuchen will, sich zu ändern. Sesshaft zu werden. Aber das Versprechen konnte sie bis heute nicht halten. Woran das liegt, habe ich sie ein mal gefragt. Und sie antwortete: Die Auswahl ist groß. Es ist unmöglich geworden, auf Anhieb den richtigen Partner zu finden. So sehe ich das. Die Wege sind kürzer geworden, da wir schneller unterwegs sind. Dadurch ist die Auswahl für Partner größer geworden. Man muss sich erst einmal entscheiden, ob man einen Landsmann will oder nicht. Genmischung für kräftigen, gesunden Nachwuchs oder
Erhaltung der eigenen Rasse. Ich kann mich für nichts entscheiden.
Wir haben viel darüber geredet. Sie hat mir gesagt, das ich ihr Ruhepol bin. Ab und zu braucht sie das. Bei mir weiß sie, woran sie ist. Fühlt sie sich wohl. Sie würde gern bei mir bleiben, weil sie weiß, das es mich freuen würde und weil sie doch mehr für mich empfindet, als nur reine Freundschaft. Aber sie hat eine innere Unrast, die sie immer wieder von mir forttreibt.
Wenn sie Ruhe sucht, kommt sie zu mir. Den ganzen Tag liegt sie dann im Bett. Es würde mich nicht stören, wenn sie wenigstens ihren Müll raus bringen würde. Aber das darf ich machen.
Manchmal habe ich keine Lust dazu und da bleibt es liegen. Der Müllberg wächst und wächst.
Es geschieht immer ohne Vorwarnung. Von jetzt auf nun verlässt sie mich wieder für unbestimmte Zeit. Lässt mich mit ihrem Müll allein zurück. Ich weiß selber nicht, warum ich mir das immer wieder gefallen lasse. Vielleicht liegt es daran, das sie mir irgendwie leid tut. Es muss schwer sein, sich nicht entscheiden zu können, wohin man will und was man will. Ständig auf der Suche danach sein ist bestimmt sehr anstrengend. Ich sehe es ihr an. Als ich sie vor ein paar Jahren kennenlernte, sah sie noch wie das blühende Leben aus. In ihr steckte
Lebensfreude. Energie. Wenn ich sie mir jetzt betrachte, bricht es mir da Herz. Ich erkenne sie kaum wieder. War sie schon immer so klein?
Schick mich bitte nicht fort, sagt sie. Als ob ich sie jemals vor der Tür hab stehen lassen. Irgendwas stimmt nicht mit ihr. Das sagt mir mein Gefühl. Und wenn es um sie geht, trügt mich mein Gefühl eigentlich nicht.
Sie hat keinen Hunger, obwohl sie ausgehungert aussieht. Geht gerade aufs Bett zu, lässt sich fallen, schläft ein. Ich sehe ihr zu dabei. Streichle durch ihr Haar. Spüre, wie ihr Atem immer schwächer wird. Es ist zu spät, um ihr zu helfen.
Sie kam, um sich persönlich von mir zu verabschieden. Wie viel Anstrengung musste es sie gekostet haben, sich zu mir zu schleppen. Und all die Mühe nur, weil sie wusste, wie viel es mir bedeutete. Wie viel sie mir bedeutete. Ich bin mir sicher, das es für sie wichtig war, sich persönlich von mir zu verabschieden.
Ihre endlose Unrast hat ein Ende gefunden.
Ruhe in Frieden.
Bist du auch aus dem realen Leben geschieden
In meinem Herzen und meiner Erinnerung wirst du weiterleben