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Gib mir einen Rat

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"er will sein kind beschützen, aber nicht zu sehr, deshalb sucht er rat"
Veröffentlicht am 07. Januar 2015, 10 Seiten
Kategorie Sonstiges
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er will sein kind beschützen, aber nicht zu sehr, deshalb sucht er rat

Gib mir einen Rat

Titel

Ach Schatz. Wie soll ich dem Kinde erklären, warum ich nicht will, das er Kontakt zu seiner restlichen Familie hat? Er ist noch so jung. Kann ich ihm wirklich sagen, was dir geschehen ist und das ich nicht riskieren will, das ihm das gleiche Schicksal widerfährt? Schließlich ist er gerade erst in die Schule gekommen. So viel weiß er noch nicht, von der Welt. Und ich möchte ihn gern beschützen. Ich weiß, zu viel ist ungesund. Schadet dem Kind. Aber du weißt auch, wie es uns ging. Wie es uns verfolgt hat. Und wie wir uns dabei fühlten, wenn wir es wieder hören

durften. Ich möchte nicht, das sie ihm das sagen. Vor allem deswegen nicht, weil er es nicht ist. Unser Kind ist weder unerwünscht, noch ein Unfall, oder ein geplatztes Kondom. Die wissen gar nicht, was sie uns damit angetan haben, es immer und immer wieder uns vorzuhalten. Als ob wir was dafür könnten, das wir gezeugt wurden. Hätten uns ja wegmachen lassen können. Es ging auch schon damals. Sie wären nicht die ersten gewesen, die sich ein Kind entfernen lassen. Laut deiner Aussage, hatte deine Mutter ihr erstes Kind auch abgetrieben. Wieso dann dich nicht auch, wenn du nicht gewollt warst? Gut, ich hätte dich dann nie getroffen und

geheiratet. Aber sie hätten dir damit eine Menge Leid erspart. Naja, nun hast du es eh hinter dir. Hoffentlich geht es dir da oben gut. Ich habe mich mal nach anderen Frauen umgeschaut. Wollte für unseren Sohn eine Mutter haben. Aber keine will mir so recht passen. Um ehrlich zu sein, vergleiche ich sie alle mit dir. Sollte ich nicht tun. Schließlich warst du einmalig. Naja, jeder Mensch ist einmalig. Sogar eineiige Zwillinge. Aber ich kann nicht anders. Ich liebe dich immer noch. Mich einfach so auf eine andere einlassen, das kann ich nicht. Zu sehr und zu oft denke ich an dich. Es fällt mir nicht leicht, ohne dich zu leben. Und auch unser Sohn

vermisst dich sehr. Wenn er nicht wäre, würde ich wahrscheinlich zu dir kommen. Aber so... Was soll ich tun? Gib mir einen Rat. Ich würde ja gern von hier abhauen. Aber das kann ich mir nicht leisten. Mein Verdienst reicht gerade mal dafür, um gerade so über die runden zu kommen. Die Lebenserhaltungskosten sind wieder einmal gestiegen. Was stieg nicht mit? Wenigsten habe ich noch einen Job. Ist nur die Frage, wie lange noch. Vor Kurzem haben sie erst wieder welche entlassen. Ich durfte noch bleiben, weil ich alleinerziehender Vater bin. So habe ich es jedenfalls verstanden. Aber auf ewig werde ich nicht das Glück haben

und dort weiterarbeiten können. Denn wenn es so weitergeht, ist spätestens nächstes Jahr Schluss. Da ist unser Betrieb zu und ich arbeitslos. Außer es geschieht noch ein Wunder. Was mach ich nun wegen unserem Sohn? Unsere Familien fragen auch schon ständig nach, wann sie ihn wieder sehen dürfen. Die kamen übrigens sehr schnell über deinen Tod hinweg. Also Tränen habe ich nicht wirklich gesehen. Dabei hatte zumindest deine Schwester doch mal gesagt, das sie sich die Augen ausheulen würde, wenn du nicht mehr bist. Aber ich rege mich nicht darüber auf. Ich kenne doch deine Familie. Versprechen machen, aber nichts halten.

Das meine Familie keine Tränen fließen lassen würde, wusste ich ja. Sie waren eh nicht besonders begeistert von dir. Wobei ich es ihnen nicht ganz verübeln kann. Schließlich warst nicht besonders nett zu ihnen, trotz allem, was sie für uns getan haben. Du weißt ja, das wir von meiner Familie öfter was bekommen haben. Vor allem, als du schwanger warst. Immer wenn du gesagt hast, das Hunger hast, durftest du dir aussuchen, was du essen willst und sie haben es dir gegeben. Meine Oma hat nicht aufs Geld geschaut, wenn es um uns ging. Aber lassen wir das. Reden wir lieber über unser Sohn und unsere Verwandtschaft. Ich habe immer noch den Spruch meiner

Oma im Ohr: „Ich hätte dir gar nicht zugetraut, das du so was zustande bringst.“ Wie sie das wohl gemeint hatte? Ich frage mich eh grade, warum ich sie immer so lobpreise. Nichts gegen sie. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, als wäre ich für sie nur ein kleiner Junge, der stets und ständig Hilfe braucht und kein erwachsener Mann, der alleine klar kommt. Naja, im Moment habe ich vielleicht noch Probleme damit. Aber das liegt nur daran, weil du mir so sehr fehlst. Ich werde dann auch mal ins Bett gehen. Kannst mir ja durch meine Träume zeigen, was ich machen soll. Mir ist eben das wohl unseres Kindes wichtig.

Ich will nicht, das er so eine bescheidene Kindheit wie wir hat. Vor allem nicht, wie deine. Gute Nacht, mein Schatz. Ich liebe dich tiefer, als das Meer.

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