Kalt wie Eis
Du machst mir Angst.
Er dachte über diesem Satz nach. Ließ dabei die Eiswürfel in seinem Glas mit Scotch kreisen und lauschte dem leisen Klingen und Schaben, jedes Mal wenn sie gegen die Wände oder gegeneinander rieben. Die meisten hassten es, wenn sie Scotch mit Eis angeboten bekamen, sagten er würde nur verwässert und sein Aroma verlieren. Er mochte es so. Langsam setzte er das Glas an und trank vorsichtig einen Schluck, ließ dem Aroma Zeit, sich auf seiner Zunge zu entfalten.
Du machst mir Angst.
Nun, er war auch wirklich unheimlich, so kühl wie er immer war, sich gab und auch redete. Sein Blick kam auf den Eiswürfeln zum Ruhen und ihm kam ein anderer Satz in den Sinn, der mit dem vorangegangenen in engem Zusammenhang stand:
Du bist immer so kalt, als wärst du aus Eis und nicht aus Fleisch und Blut.
Bedächtig setzte er erneut das Glas an und ließ die goldgelbe Flüssigkeit langsam seine Kehle hinabrinnen. Spürte das Brennen des Alkohols im Rachen, die Wärme die sich in seinem Bauch ausbreitete und doch nicht so wirklich durchdringen konnte.
Er öffnete die Augen, stellte das Glas
genauso bedächtig zurück auf den gläsernen Couchtisch, wie er es angehoben hatte um daraus zu trinken.
Kalt wie Eis.
Er stand auf, trat hinaus auf die schneebedeckte Terrasse, ohne sich um die Gänsehaut zu kümmern, die seinen Körper augenblicklich überzog. Es war wahr. Seine blauen Augen blitzten wie zwei Ringe aus kobaltblauem Eis. Er war kalt. Gefühlskalt, gefühlslos, ohne einen einzigen Funken von Liebe oder Mitgefühl in seinem Herzen, der diese Kälte hätte vertreiben können. Er schloss die Augen und dachte für sich:
Ich mache dir Angst. Und es gefällt mir...