Beschreibung
Nochmals eine Neuauflage in vier Akten...
Ha, die Reitstunde war ein Klacks, weiter gehts mit einer überraschenden Besucherin :-)
Mittlerweile ist es fast Mittag und ich habe schon eine weitere Stunde mit der unbegabten Regula hinter mir. Wenigsten waren Conny und Colonel mit dabei, da konnten wir ein bisschen weiter tratschen. Und als wir uns nun in unseren Boxen grad so gemütlich über unsere Reiter auslassen, kommt tatsächlich Blondie die Stallgasse entlang. „Hilfe, die verfolgt mich! Bitte versteckt mich!“ rasch ziehe ich den Kopf ein und ducke mich hinter die Holzbretter. Doch alles nützt nichts, bin halt kein Copperfield. Die Kleine zieht - immerhin schön vorsichtig - die Boxentür auf und guckt um die Ecke. „Bist du wach, Domenico?“ Ja, jetzt schon. Ach was! He, Menschlein, wir Pferde schlafen bedeutend weniger als ihr! Normalerweise sind wir immer auf der Hut vor gefährlichen Säbelzahntigern und sich anschleichenden Pumaherden! Und zwischendurch müssen wir Gras fressen was das Zeug hält um zu überleben! Ja, ja, ein waschechtes Pferd zu sein ist anstrengend. Sie hält mir heute schon die zweite Möhre hin und auch die verschwindet ohne Umschweife zwischen meinen starken Backenzähnen. Na, immerhin bringt sie jedes Mal was zu futtern mit. Genüsslich kaue ich auf dem Gemüse rum, während sie schon wieder tätschelt und streichelt. Manno, hab schon bald kein Fell mehr. Aber solange sie nicht knutscht, lasse ich mir das gefallen.
Ein paar Minuten später kommt dann endlich meine Rettung. Mit gespitzten Ohren horche ich durch den Stall, und ich habe mich nicht getäuscht. Kurz darauf kommt nämlich Isabella in den Stall und steuert auf meine Box zu. Hach wie ich sie liebe! Sie duftet immer so gut nach frischen Blumen. Einmal habe ich gehört, wie Cordula sie gefragt hat, wie ihr Floristengeschäft läuft. Keine Ahnung was das ist, aber es riecht himmlisch! Wenn ich ein Zweibeiner wäre, dann wäre sie die Leitstute meiner Herde! „Hey, Dom Juam de Marco, mach mal halblang. Fängst ja schon an zu sabbern.“ Colonel grinst zu mir herüber. „Und was soll nur die arme Conny denken. Ganz zu schweigen von dem kleinen Blondschopf, der gleich unter deinen Hufen verschwindet.“ Hoppla, die hab ich glatt vergessen! Rasch gehe ich zwei Schritte zurück und stupse sie versöhnlich an. Sie nimmt es mir zum Glück nicht übel, tätschelt nochmals meine Nase und hüpft schliesslich fröhlich aus meiner Box.
Und dann kommt meine Prinzessin Isabella! Hach, dieser Duft, da bekomm ich doch glatt weiche Knie. „Hallo Domi,“ schmelz, sie benutzt sogar meinen Spitznamen, wie zuvorkommend. Sanft massiert sie meine Stirn und ich lasse den Kopf genüsslich hängen. „Lust auf einen gemütlichen Ausritt? Cordula sagte mir, dass sie dich die nächsten zwei Stunden nicht braucht.“ Ja, ja, ja, alles was du willst! Strahlend stecke ich den Kopf ins Halfter und folge ihr glücklich hinaus auf den Hof. Wieder werd ich geputzt, aber diesmal geniesse ich jeden Strich der Bürste. Endlich kommt sie mit Sattel und Zaum und nach einer kurzen Weile sind wir zum Abritt bereit. Nur sie und ich, wie herrlich! Nun aber ab ins Abenteuer. Nach einem kleinen Stück erreichen wir dann auch schon den Wald und in flottem Trab geht’s den Berg hinauf. Die Hälfte hab ich schon geschafft, als doch prompt so ein Flugdrache aus dem Busch flattert! Entsetzt will ich die Flucht ergreifen, doch meine Prinzessin hält mich zurück. Sanft streicht sie mit der Hand über meinen Hals. Ich reisse mich zusammen, denn unerschrocken wird sich Ritter Domi für seine Maid in den Kampf gegen das Ungeheuer werfen! Mit einer galanten Bewegung drehe ich mich wieder dem Drachen zu. „En Garde, du unflätiger Flegel!“ Breitbeinig stehe ich da, den Kopf gesenkt, doch bitte was ist das? Beim näheren Hingucken entpuppt sich der Riesenflugdrache als kleinen Spatzenpiepmatz. Keck piepst er mich an, hüpft vor meiner Nase rum und verschwindet schliesslich wieder fröhlich im Gebüsch. Entrüstet schüttle ich den Kopf und gehe alsdann meines Weges. Stolz trage ich meine hübsche Angebetete durch Feld und Wald, zwischendurch galoppieren wir über duftende Wiesen und ich komme mir vor wie ein stolzer Araberhengst. Dabei bin ich als Trakehnerwallach wohl genau das Gegenteil, hehe. Aber träumen darf man ja.