Und es begab sich zu der Zeit...
... als BSE das Thema in den Medien war, da befiel uns ein tierisches Verlangen nach einem guten Stück Rinderleber.
Hmmm. lecker mit Apfel und Zwiebel gebraten, ein guter, gestampfter Kartoffelbrei dazu, zur Feier des Festmahls ein Humpen Helles, das war es für die häusliche Tafel. Also auf zum örtlichen Lebensmittelhandel.
Obst und Gemüse waren problemlos zu erwerben.
Und da eine sichere Methode zur Herbeiführung eines spontanen Volksaufstandes in ganz Deutschland die ausbleibende Versorgung mit Alkohol ist, war auch die Beschaffung des Bieres kein Problem.
Jetzt noch das tierische Protein und ab nach Hause und Essen kochen.
So dachten wir uns das jedenfalls. Aber was bekamen wir beim örtlichen Fleischermeister zu hören ?
Leber, gerade die vom Rind, die gäbe es nicht.
Wie , so fragten wir verdutzt, Leber gibt es nicht ? Würden die Tiere denn ohne Leber überhaupt die ganzen Medikamente verarbeiten können, die heutzutage unverzichtbar zur Fleischproduktion unters Kraftfutter gemischt werden müssen ?
Nein, so erhielten wir zur Antwort, die Leber gäbe es schon, aber halt nicht zu kaufen.
Nicht zu kaufen, seltsam seltsam, da haben wir doch aber gedacht, geschenkt gäbe es beim Fleischer nix.
Aber nagut, dann nehmen wir die Leber auch geschenkt, also 2 Kilo bitte.
Nein, nein, gab man uns geduldig zur Antwort, Leber gäbe es nicht, und zwar weil der Kunde das nicht will !
Wie, so fragten wir , sind wir denn keine Kunden ?
Wenn Ihr uns fragt , antworten wir dann nicht und wenn Ihr uns beliefert, zahlen wir dann nicht ?
Nein, so wurden wir beschieden, die Kunden wollen nun mal keine Leber, das wäre so und wir wollten also auch keine Leber und überhaupt wäre Nacken im Angebot, das wollen die Kunden doch immer.
Da hier offenbar kein Handel möglich war, suchten wir im Laufe dieses Tages mehrere Läden auf, und überall erhielten wir die gleiche Antwort, Leber, nein , Leber wollen die Kunden nicht, schon gar nicht vom Rind, das wäre so.
Durch verschlungene Pfade unter Aufbietung diverser privater Handelskontakte bekamen wir schliesslich doch das Gewünschte, eine schöne Portion ganz frische Rinderleber, sehr lecker und recht preiswert, wenn man die Anfahrt zum Schlachthof mal aussen vor läßt.Brumm Brumm Tut Tut
Irgendwann war es dann soweit. Unser vielgeliebtes Autochen, lange schon Familienmitglied, hatte nach einer runden viertelmillion Kilometer seinen allersetzten Seufzer getan und war in würdigem Rahmen zur letzten Ruhe geleitet worden. Nach einer angemessenen Frist wollten wir dann doch wieder Auto fahren und begaben uns auf die Suche nach einem fahrbaren Untersatz.
Zuerst gingen wir, als gute markentreue Niedersachsen zur nächsten Niederlassung eines großen norddeutschen Autobauers und fragten nach dem neuesten Modell unseres verblichenen Schnauferls.
Aber ja, es gäbe einen exellenten Nachfolger, das Modell Nummer Fünf des gleichen Namens. In ganz neuem Design, mit Klimaanlage und elektrischen Fensterhebern, ja sogar mit einem ganzen "Elektropaket", in edlen Lackfarben und mit allerlei Schnickschnack, in sechs verschiedenen Motorklassen.
Naja, es sah zwar nicht so hübsch verbeult aus wie unser letztes Gefährt, aber sowas ist ja schnell korrigiert.
Aber was waren wir erstaunt, als wir uns nach dem Benzindurst der neuen Modelle erkundigten, denn selbst die angeblich sparsamste Version verbrauchte glatt 20 % mehr als unser 20jähriges Vorläuferautochen.
Wie denn das käme, fragten wir erstaunt. Naja , erhielten wir zur Antwort, dieser ganze Kram , der wiege halt und etwas Extrapower könne ja nie schaden und sparsame Autos, die will der Kunde nunmal nicht .
Wie ? Kaufen denn nur Millionäre neue Wagen, sind wir denn ein Volk von Superreichen geworden und nur an uns ist der große Geldsack vorüber gegangen ? Waren denn alle Leute nur glücklich, wenn sie die Einnahmen aus der Mineralölsteuer noch weiter erhöhen und die Multis noch reicher machen ? Hatten wir da was verpasst ?
Nein, nein, so wurde uns geduldig beschieden, wenn die Kunden es nur wollten, dann könne man selbstverständlich sehr sparsame Autos bauen, aber die wolle der Kunde nunmal nicht, schade, schade.
Tja, da standen wir nun, ohne Auto und eine Erfahrung reicher.
Zum Glück hatte die gesegnete Madonna von der glorreichen Beschleunigung ein Einsehen und befahl eine hochbetagte Mitbürgerin zu sich und wir erfuhren rechtzeitig von dem alten Autochen, das noch bei ihr in der Garage stand. Gerade volljährig war dieses Auto und nur sechzigtausend Kilometer und dann noch erste Hand. Und da die Kunden sowas sparsames nicht wollen, recht günstig zu erwerben.
Nun haben wir das gleiche Modell wie zuvor, ein, zwei Beulen war auch schon drin und der Verbrauch war sogar noch geringer als bei unserem verblichenen.
Vielleicht wollen die Kunden ja in zehn Jahren wieder vernünftige Autos, bis dahin sind wir ja versorgt.
Aber seltsam ist das schon, oder ?Zum Glück haben wir ja die Wahl
Nächstes Jahr wird das deutsche Volk ja wieder entscheiden können, was der Bürger will.
Die im Bundestag vertretenen Parteien wissen ja ganz genau, was die Bürger wollen, sonst wären sie ja nicht Bundestag.
Die Bürger wollen also mässig kompetente Staatslenkerinnen, die ihre hochbezahlten Jobs nach Parteibuch vermittelt bekommen.
Die Bürger wollen ewige Streitereien zwischen Parteien, zum Beispiel über die Tiefe des Ausschnitts der Kanzlerin oder um das Tragen von Kopftüchern oder um die zwischenzeitliche Veranlagung milichorientierter Nebenerwerbsbetriebe in mittelgebirgigen Hanglagen unter Berücksichtigung der durch sekundär betriebene anbauliche Tätigkeiten in der Saatgutherstellung für Gartengemüse erzielten Nebeneinkünfte.
Und vor allem wollen Bürger niemals, wirklich niemals selber entscheiden. Sie wollen ruhig schlafen können oder zumindest von ruhig schlafenden Vertretern vertreten werden.
Es muß ja auch soviel Geld verteilt werden, hier eine Milliarde, dort mal eben 30 bis 50 Milliarden, oder auch mal, alle zusammen und in Rekordtempo, ruhig auch mal die eine oder andere halbe oder ganze Billion.
Und sowas können halt nur Profis, den Bürgern würde ja ganz schwindelig werden.
Naja und wenn die Bürger das so wollen, der Kunde ist schliesslich König in Deutschland, dann wird das halt so gemacht.
Hauptsache, der Kunde zahlt auch.