Fliegen
Du willst fliegen,
fliegen wie die anderen Gäste der Party.
Du denkst dir das muss doch gut sein,
wenn die das können, kannst du das doch auch.
Warum also nicht? Heute Nacht fliegen.
Du wirst fliegen,
sie geben dir das Päckchen.
Das Päckchen mit dem weißen Zeug.
Du fühlst dich gut und kennst keine Grenzen.
Endlich hast du ein Gefühl, wie es ist zu fliegen.
Du kannst aber nicht fliegen,
aber du musst nach Hause.
Dein Auto steht vor der Tür.
Sie sagten, nimm ein Taxi, geh zu Fuß, bleib noch.
Du überhörst es, du bist glücklich und kannst fliegen
Deine Gedanken fliegen,
du weißt nicht mehr, was du tust.
War es doch etwas viel Alkohol?
Nein, so viele haben das doch auch gemacht.
Du bist cool, alles um dich herum fliegt.
Du fühlst dich wie im Flug,
mit viel zu hoher Geschwindigkeit.
Dein Fuß drückt immer weiter das Gaspedal.
Nichts kann dich aufhalten.
Du fliegst über die Straßen.
Du fliegst weit,
hoch und schnell aus der Kurve.
Du nimmst es nicht wahr, gibst weiter Gas.
Ganz egal ob sich dein Auto schon überschlägst.
Du denkst du fliegst, alles wird gut.
Das Auto fliegt,
drei Meter steil bergab.
Langsam begreifst du die Situation.
Bremst, lenkst, aber nichts funktioniert.
Du wolltest es so, fliegen!
Du kannst wirklich fliegen,
denn das Auto prallt gegen einen Baum.
Der nicht angelegte Sicherheitsgurt, hält dich nicht.
Wie soll er auch? Er baumelt neben dem Sitz.
Im hohen Bogen kannst du nun fliegen.
Spürst du wie du fliegst,
wie du und das Auto auseinander fliegen?
Wohl nicht mehr, alles nur noch Schrott.
Türen, Scheiben, Kotflügel, Stoßdämpfer
fliegen mehrere Meter weit- genau wie du!
Nun müssen andere fliegen,
Notarzt, Krankenwagen, Polizei.
Mit Blaulicht und Martinshorn zur Unfallstelle.
Binnen weniger Minuten Maßnahmen treffen.
Wie schafft man das, wenn man nicht wegfliegen kann?
Aber das interessiert dich nicht mehr.
Deine Leben ist wie weggeflogen. Du hast den Unfall nicht überlebt.
Alles nur noch ein Trümmer und Scherbenhaufen.
War der Wunsch nach dem Fliegen, das wirklich wert?
Deine Freunde haben dich noch versucht aufzuhalten...
(c) Kiimi, Januar 2015