So war es für mich
Das Geräusch meines Schlüssels durchdringt die Stille.
Metall auf Metall. Ich drehe mein Handgelenk leicht zur Seite und
betrete den Raum.
Die Stimmung, die mir entgegen tritt, erschlägt mich fast.
Ich habe Mühe zu Atmen. Ich spüre, dass etwas nicht stimmt.
Noch weiß ich allerdings nicht, was es ist.
Ich schließe die Tür hinter mir und rufe durch das Haus.
Hallo?
Keine Antwort. Nicht aus dem
Dachgeschoss, nicht aus dem Keller und nicht aus dem
Erdgeschoss. Nirgendwo her.
Nur diese Stille. Unheimliche Stille und Kälte, die sich über meine Haut
auf meinem ganzen Körper verteilt und mich aufzufressen droht.
Nur diese Dunkelheit.
Ich betrete das Wohnzimmer. Die Jalousien sind herunter gezogen.
Du liegst auf der Couch. Die Bettdecke weit über deinen ganzen Körper gezogen.
Mich durchfährt ein kalter Schauer und ich erstarre.
Bewegungsunfähig. Doch mein Blick schweift.
Tisch…leere Weinflasche…..leere
Tablettenpackung… und ich krieche in mein Innerstes, schließe die Augen.
Ich will das nicht. Das ist nicht wahr. Das ist nicht passiert. Ich träume… Wach auf, dummes Kind. Wach auf! Und ich öffne meine Augen wieder…. Und da liegst du. So leblos… atmest du noch?....Mama, wach auf…. Atme… Mama…. Bitte wach auf……Bitte.
Nach außen Still. Zeige keine Angst, keine Trauer, keine Wut.
Alles gut. Es ist nur ein Mittagsschlaf…
Ich gehe in das Zimmer meiner Geschwister.
Mama schläft. – Ja ,wissen wir. – Wie lange schon? – Schon die ganze Zeit. Ein Stich durchbohrt
mich.
Ich gehe die Treppen hinaus. Mein Blick schweift in die Richtung, in der du dich begraben hast, schweift ab. Ich bin längst nicht mehr hier.
Mein Innerstes zerbricht. Mama! Mama, Bitte verlass mich nicht. Tu mir das nicht an…Mama….
Oben angekommen. Er sitzt dort – am PC. Wie immer. Kopfhörer auf den Ohren.
Taub, Blind….Stumm war er noch nie. Ich spüre Aggression und Hass und Wut.
Ich traue mich kaum zu fragen. Ich kenne die Antwort.
ich höre mich sprechen… Mama schläft unten… Er antwortet: Ich
weiß.
wieder höre ich meine Stimme…Wie lange schon?... Seine Antwort: Ich weiß nicht.
Sein Blick erhebt sich dabei nicht einen Moment.
Ich laufe wieder hinunter… ich sehe wieder dein dunkles Grab.. Sehe dich nicht atmen.
Panik in mir… Aber ich zeige es nicht.
Meine Geschwister… ich muss doch stark sein… ich muss doch… du bist es nicht…. Ich muss…. Sie dürfen nicht verstehen.
…Omi ist da…wo kommt sie her…. Omi hilf mir! …Mach etwas Omi…
Du bist wach… zumindest sind deine
Augen geöffnet. Du bist nicht du.
Du weinst und schreist und bist hysterisch.
ich stehe da…. Verzweifelt… still….höre deine Worte…..“ Rabenmutter“ ….“ Alles scheiße“….“ich wollte doch nur, dass es aufhört…. Dass es endlich aufhört“….
---Ich stehe da…stehe nur da… sehe dich….wie du dich nicht alleine auf den Beinen halten kannst… ich höre dich… wie du schreist und weinst und leidest… ich spüre…. Hass, Angst, Wut, Traurigkeit…. Splitter in Herzen, die ich nicht zuordnen kann…..
Ich bin still äußerlich… Mama, was passiert
hier???....
Du bist im Bad…. Jemand ruft deine Beste Freundin an… War ich das?
Ich habe Angst, Mama…. Was machst du… Mama…. Ich brauche dich mama…
Sei Stark…. „Sei Stark Isa“, höre ich deine Beste Freundin sagen, als sie dich mit zu sich nachhause nimmt.
Meine Omi, deine Mama…. Weint..
ich bin still…äußerlich… Ich habe Angst…. Ich habe viel geweint… wann?... ich habe es nicht mitbekommen…
Mir tut alles weh… ….
„Du musst stark sein , Isa“….. höre ich…
ich höre… gehorche..
ich bin
stark…..
äußerlich…
…