Glut
Es war totenstill im Haus. Nirgends war ein Laut zu hören, jeder schlief und lag träumend in seinem Bett. Jeder bis auf einer. Ich war aufgestanden, weil meine Albträume mir keine Ruhe gelassen hatten. Jetzt lief ich bereits seit Stunden auf und ab und schaffte es einfach nicht, mich wieder hinzulegen und einzuschlafen, trotz meiner bleischweren Glieder. Ich seufzte, Schlaflosigkeit war nichts neues mehr für mich. Leise stieg ich die Treppe hinauf und öffnete lautlos die Tür zum Wohnzimmer, ehe ich sie sachte wieder hinter mir schloss, darauf bedacht, ja kein verräterisches Geräusch
zu machen. Mein Hund lag schlafend ein paar Meter vor dem Ofen und ich konnte sehen, wie ihre Ohren und ihre Pfoten immer wieder im Traum zuckten. Vorsichtig ließ ich mich neben ihr nieder, kreuzte die Beine zum Schneidersitz und starrte gedankenverloren in die schwelende Glut, während ich gedankenverloren ihren Bauch kraulte. Ich konnte es nicht erkären, doch mich hatte aus irgendeinem eigentümlichen Grund, den ich selbst nicht ganz verstand, Glut immer beruhigt. Ihre Wärme und ihr sanftes Licht sorgte dafür, dass mein Kopf klar wurde, sich mein Gedankensturm beruhigte und ich ein
Stück weit meinen inneren Frieden wieder fand. Es hatte etwas hypnotisches, allerdings auf eine gute Art. Ich seufzte noch einmal, diesmal klang es mehr erleichtert als bedrückt und nachdem ich noch einmal meinen Hund intensiv gekrault hatte, stand ich auf und ging zurück ins Bett. Meine Probleme waren nicht so einfach verschwunden, doch ich schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein, weil ich jetzt wieder wusste, dass ich kämpfen konnte und auch würde und ich mich nicht so leicht unterkriegen lassen würde, von nichts auf der Welt.