Kurzgeschichte
Der letzte Tag geht auch vorbei

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"Der letzte Tag geht auch vorbei"
Veröffentlicht am 01. Januar 2015, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

17, Schülerin Vorliebe für Wölfe, Eulen, Regenbögen, spannende Geschichten, Volleyball und gute Serien.
Der letzte Tag geht auch vorbei

Der letzte Tag geht auch vorbei

2:00 Uhr Schweißgebadet wache ich auf. Ich zittere am ganzen Körper und einzelne Perlen laufen meine Stirn hinab. Es ist der gleiche Albtraum, der mich jede Nacht wach hält. Ich - in einem rosanen Schweinskostüm - laufe über einen Rasen.. Mädchen und Jungen starren mich an., zeigen mit dem Finger auf mich und drängen mich zu dem dunklen Teich, in dem die glitschigen Fische schon warten. Ich stolpere nach hinten, platsche auf die Oberfläche und werde in das eiskalte Nass gedrückt. Der Stoff des Schweinchenkostüms saugt sich mit

Wasser voll und zieht mich in die Tiefe hinab. Dunkelheit umgibt mich, ich bekomme keine Luft mehr. Ich schüttel mein Kissen auf und drehe mich auf die andere Seite. Durch das Fenster scheint der Mond auf meinem Teppich. Es ist Vollmond, es ist soweit. 4:15 Uhr Erneut wache ich auf. Diesmal hindert mich meine volle Blase daran, in Ruhe schlafen zu können. Dies wird das letzte Mal sein, dass ich mitten in der Nacht aufstehen muss, um die Toilette aufzusuchen. Müde schlage ich die

Bettdecke bei Seite. Ich gehe blind durch mein Zimmer und bleibe an den kleinen, schwarzen Tisch mittig des Zimmers hängen. Es scheppert und ein kleiner Gegenstand fällt zu Boden. Nach den Gang zur Toilette schließe ich seufzend meine Augen und versuche wieder einzuschlafen. 6:00 Uhr Mein Wecker dringt in mein Bewusstsein ein. Verschlafen suchen meine Augen den Wecker, den ich mit einem ergebenen Seufzer ausschalte. Ich setze mich auf. Ausgerechnet an meinem letzten Schultag muss ich mich mit

Fächern, wie Physik oder Mathe herumquälen. Noch ein Grund mehr, um zu Hause in meinem kuscheligen, warmen Bett liegen zu bleiben. Doch ich muss SIE noch einmal sehen und sicher gehen, dass sie das Gleiche tun wird, wie ich. Meine Mutter öffnet die Zimmertür und begrüßt mich wie immer gut gelaunt mit einem "Guten Morgen". Ich dagegen brumme nur etwas Unverständliches zurück. Sie sieht sich kopfschüttelnd das unaufgeräumte Zimmer etwas genauer an. Dabei entdeckt sie eine kleine Dose mit Tabletten, Schlaftabletten. Sie runzelt die Stirn und sieht mich fragend an. "Hast du eine genommen? Konntest du wieder nicht einschlafen?" Ich nicke

nur. "Na gut.", meint sie dann seufzend, während sie mich besorgt mustert," Ich bereite jetzt das Frühstück vor. Ziehe dich in Ruhe an und komm dann runter in die Küche." Sie verschwindet wieder. Ich starre gedankenverloren die Dose an. Natürlich habe ich keine Tablette genommen. Ich brauche sie doch, alle, heute Abend. 8:00 Uhr 7:45 Uhr beginnt der Unterricht. Außer Atem klopfe ich an der Klassenzimmertür und warte auf das "Herein". Nachdem ich herein getreten bin und die spöttischen Blicke meiner

Mitschüler ignoriere, murmele ich eine Entschuldigung, von wegen ich hätte verschlafen. Mit einem missbilligenden Blick lässt mich meine Mathelehrerin auf meinen Platz gehen. In Wirklichkeit bin ich ins Tierheim gefahren, habe meinen liebsten Freund besucht, den alten Dalmatinerhund Spooky. Ich wollte ihn ein letztes Mal sehen, mich verabschieden. Davon weiß keiner etwas, keiner außer Maya, auch sie hat sich schon verabschiedet. Die Lehrerin verteilt Zettel in der Klasse. Wir schreiben eine Kontrolle. Geistesabwesend schaue ich aus dem Fenster, sehe zu den Vögeln, die in Freiheit am Horizont entlang fliegen und

wünschte, ich wäre einer von ihnen. Mein Zettel bleibt leer. Letztendlich ist es egal, ob ich 0 oder 15 Punkte für diesen Test erhalte. Später wird sich dafür niemand mehr interessieren. Am Ende der Stunde gebe ich den unausgefüllten Zettel ab. Ein Blick auf Mayas Blatt zeigt, dass sie alle Aufgaben gelöst hat. Auch an ihrem letzten Tag gibt sie alles. Sie ist halt die klischeehafte Streberin. Die Streberin und das Pummelchen, ein eingespieltes Team?! 11:45 Noch drei Stunden muss ich in der

Schule verbringen, mir langweilige Vorträge der Lehrer anhören und die Schikanen meiner Mitschüler erdulden. Ich öffne meine Brotdose und nehme einen von sechs Kinderriegeln heraus. "Heute ist es soweit." Maya ist neben meinem Platz aufgetaucht und setzt sich zu mir. "Wirst du es tun?" Ihr fragender Blick ruht auf mir. Ich nicke. "Du?" "Ich denke schon." "Was heißt 'ich denke'? Maya, wir hatten eine Abmachung.", zische ich aufgebracht in ihre Richtung. Ich schaue mich um. Keiner beachtet uns. Warum auch? "Ich weiß, ich weiß. Ich werde es tun.", versichert es mir meine einzige Freundin.

15:00 Uhr Ich stehe mit Maya vor dem Schulgebäude. Sie schließt mich in eine Umarmung. Lange Zeit stehen wir nur so da, bis ich mich von ihr löse. Ich sehe sie an. Eine Träne rollt über ihre rosigen Wangen. Ein Lächeln ziert mein sonst so emotionsloses Gesicht. "Wir werden uns wieder sehen, Maya." Sie nickt, drückt mich und geht dann in die entgegengesetzte Richtung nach Hause. 15:30 Uhr

Ich lasse die Haustür ins Schloss fallen, schmeiße meine Schuhe in die Ecke und lege die Jacke auf die kleine Holzbank. Ich bin alleine zu Hause, also kann mir keiner mit "halte Ordnung" auf die Nerven gehen. Mein Stiefvater ist auf einer Konferenz in Bremen, meine Mutter vergnügt sich heimlich mit dem Nachbar und mein Stiefbruder ist für vier Tage auf Klassenfahrt. Perfektes Timing. 17:20 Uhr Die kleine Tischlampe beleuchtet das Zimmer nur schwach. Ich sitze an

meinem Schreibtisch. Ein weißes Blatt liegt vor mir und wartet darauf, beschrieben zu werden. Ich grübel vor mich hin. Wie könnte ich am besten den Brief beginnen. Wie beende ich ihn? Es tut mir Leid. Nein, Leid tat es mir nicht. Es war die richtige Entscheidung. Wird es das sein? Reicht ein Satz überhaupt? Egal, ein langer Text wird mich auch nicht wieder lebendig machen. Ich schreibe meinen letzten Satz. Ich kann nicht

mehr! 21:00 Uhr Ich sitze im Schneidersitz auf meinem Bett. In meiner Hand halte ich die Dose mit den Schlaftabletten. Zweifel kommen in mir auf. Ich muss an Maya denken. Fühlt sie genauso wie ich? Bestimmt nicht. Wahrscheinlich hat sie es schon längst hinter sich gebracht. Ich öffne die Dose und schütte die kleinen Tabletten in meine Hand. Nach und nach schlucke ich jede einzelne herunter. Zum Schluss ist nur noch eine übrig. Ich sehe Maya vor mir, wie sie auf mich wartet. Ich schlucke und schließe die Augen.

Für immer.

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Dreamy97
17, Schülerin
Vorliebe für Wölfe, Eulen, Regenbögen, spannende Geschichten, Volleyball und gute Serien.

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Wortakrobatin Einen wunderschönen, guten Abend,
an wessen Erlebnis lässt Du uns denn teilhaben? Es ist ein trauriger Tag beschrieben, mit einem dramatischen Ende.
Ich hätte mir einen optimistischeren Schluss gewünscht.
Schreibtechnisch bist Du mit Deinen 17 Jahren, sicher auf einen guten Weg, weiter so. Vielleicht auch mit positiveren Gedanken. :-)
Ein glückliches, neues Jahr Dir. :-)
Die Wortakrobatin
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