Was ist Zeit? Nach vielen Jahren harter Arbeit und x Rückschlagen, hatte ich es endlich geschafft. Vor mir stand meine Zeitmaschine. Endlich konnte ich in der Zeit zurückreisen. Mein erstes Ziel war der Todestag meiner Frau. Viel zu lange schon hatte ich darauf gewartet, um zu sehen, wie sie ums Leben kam. War es meine Schuld gewesen, wie alle behaupteten? Ich hatte nur vage, verschwommene Erinnerungen von jenem Tag. Nichts Genaues. Aber der Tag war gekommen an dem ich die Wahrheit erfahren würde. Das ich ihren Tod verhindern kann, daran
glaubte ich nicht. Denn wenn dem so gewesen wäre, dann wäre sie höchstwahrscheinlich noch am Leben. Würde an meiner Seite stehen, während ich meiner Zeitmaschine den letzten Schliff gab. Ich wollte einfach dem Praktischen einem optischen i-Punkt geben. Meine Hände zitterten, vor Aufregung. Gleich würde ich in der Zeit zurückreisen. Da war ich mir sicher. Die Spannung stieg ins unermessliche. Drei...zwei eins...start. - Dunkelheit. Mir blieb die Luft weg. Kein Licht und keine Luft. Ich spürte einen Sog und Kälte. Mir blieb nichts anderes übrig, als zurück zu kehren. Wer wusste schon,
wie lange ich bis zu meinem Ziel brauchte und ob ich da wieder Luft zum Atmen bekam? In allerletzter Sekunde kam ich wieder an. Sofort nahm ich einen tiefen Atemzug. Meine Lungen füllten sich mit Luft. Es war ein herrliches Gefühl. Unbeschreiblich. - Luft – Es war ein kleiner Rückschlag. Aber kein Unüberwindbarer. Ich brauchte mir nur eine Sauerstoffflasche besorgen. Noch besser wäre ein Kosmonautenanzug, wegen der Kälte. Aber daran kommt man ja nicht so einfach. Deswegen zog ich mich extra warm an. Es brachte nicht viel, da Luft fehlte, auf der Reise. Ohne Luft, nützte der dickste Pullover nichts.
Ich hoffte aber, das ich dadurch nicht so schnell frieren würde. All zu lange wollte ich mich nicht in der Vergangenheit aufhalten. Nur so lange, bis ich sah, wie sie ums Leben kam. Mit Sauerstoffgerät und dick eingepackt, machte ich mich auf die Reise. Mir war ein wenig bange. Was erwartete mich, wenn ich an mein Ziel ankam? Würde die Luft, die ich mitnahm, ausreichen? Und wie stand es um die Kälte? Als ich wieder in der Zeit zurückreiste, war ich völlig verspannt. Die Aufregung war enorm. Ich überlegte, ob ich wirklich sehen wollte, wie sie ums Leben kam. Würde es mir danach besser gehen, oder daran
zusammenbrechen? Es flimmerte um mich herum. Ganz langsam entwickelten sich aus der Dunkelheit Bilder. Aber nur schwarz-weiß und ohne Ton. Was mich aber nicht wunderte. Wo keine Luft ist, kann auch kein Schall sein. Schade, dabei hätte ich zu gern gehört, was ich zu ihr gesagt hatte, bevor ich wütend davon ging. Wir standen am Ufer eines Sees und stritten uns. Danach lief ich schnellsten Schrittes davon. Ich sah ihre Tränen. Was war damals gewesen? Worüber hatten wir gestritten? Die Kälte drang an meine Haut. Das letzte, was ich sah, bevor ich den Knopf
zum zurückkehren drückte, war, wie sie in den See lief. Sie war angezogen gewesen. Also ging sie nicht zum Baden ins Wasser. Über was hatten wir uns gestritten. Es muss wirklich arg gewesen sein, wenn sie nicht mehr leben wollte. Völlig durchgefroren, landete ich wieder in der Gegenwart. Mir war übel. Ich hatte Schuld an ihrem Tod. So viel verstand ich. Aber sonst... Als ich wieder Betriebstemperatur hatte, beschloss ich, meine Zeitmaschine zu demontieren. Es war schön zu wissen, das man in der Zeit zurückreisen konnte und man nichts ändern konnte. Was geschehen war, war geschehen. Es wäre zwar interessant gewesen, wie es in der
anderen Richtung aussah, aber nach dem Erlebnis, war mir die Lust am Zeitreisen vergangen. Auf die Idee, die Zeitmaschine den Historikern zu überlassen, damit sie in die Vergangenheit reisen und die Geschichte sehen könnten, wie sie wirklich war, kam ich erst, als die Einzelteile im Schrott lagen. Vielleicht war es auch besser so. Die Menschen sind mit den Weltlügen aufgewachsen. Wer weiß, was geschehen würde, wenn man die Wahrheit herausfand. Unser Weltbild würde auf dem Kopf stehen und wir würden wahrscheinlich ins Chaos stürzen. Es war schon besser, das ich die Zeitmaschine zerstört habe. Ich weiß, das
man in die Vergangenheit reisen, sie aber nicht ändern kann. Das man sie nur schwarz-weiß sehen und nicht hören kann. Dieses Geheimnis werde ich mit in mein Grab nehmen. Mir würde eh keiner glauben. Und um ehrlich zu sein, ich würde es selbst nicht glauben, wenn ich dies nicht eigenständig erlebt hätte.