Die Dunkelheit starrt mich lauernd an. Darf mir jetzt keine Schwäche erlauben. Ich starre, erhobenen Hauptes, mit einem Glas Aberlour Single Malt leicht betrunken zurück und schrei „Fuck U" in die Dunkelheit, die sich vor meinem Fenster ausbreitet.
Hamster Charly dreht im Rad ahnungs-
los seine Runden. So ein Idiot.
Das Neue Jahr wird mich wie immer, wie ein Hurrikan aufsaugen, meine Eingeweide und mein Hirn ausquetschen und dann ausspeien. „Every year the same game " denk ich mir und küsse
Mona Lisa.
Sie lächelt. Wie schön und anmutig sie doch ist.
Das nächste mal werd ich sie ficken.
Das Knarren des Schaukelstuhls raubt mir den letzten Nerv. Freddy Krüger sitzt darin, bereit mich aufzuschlitzen. Ich hole meine Pumpgun und blase ihm seine widerlich grinsende Fratze weg.
Michael Myers klopft mir anerkennend auf die Schulter. Ich nehme es gelassen hin.
Zweiundvierzig Jahre Großstadt, Junk-
food, Alkohol, Zigaretten und diverse Frauen haben mich abgehärtet. Liebe ist eine Illusion, die wie eine Rose nach
einiger Zeit verduftet. Kompromisse ersetzen sie.
Was bleibt ist der Gestank des All-
täglichen.
Von der Dunkelheit getarnt, dringt die Kälte unaufgefordert in meine Bude. Die Holzscheite im Ofen halten brennend dagegen und wärmen mein lächerliches Leben. Es gibt auch gutes auf dieser Welt.
Wie diesen Single Malt in meinem Glas. Ein Grinser löst sich von meinen Lippen.
Der Dezember ist weit fortgeschritten und die Bäume sind alle entblättert. Nur die Blätter vom Tannenbaum grünen
noch. Liegt sicher an meinem fortgeschrittenen Alkoholpegel, an einem Naturwunder, oder an der Schulbildung.
Vielleicht an allen dreien.
Weihnachten, der Tag der Schuldgefühle und heuchlerischen Harmonie ist vorbei und jetzt warten alle gespannt aufs neue Jahr. Es wird so werden wie alle an-
deren Jahre zuvor. Warum sollte sich auch was ändern.
Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es.
Hoffnung ist ein Tropfen in einem brodelnden Vulkan.
Schräg gegenüber, unterm kahlge-
wordenen Baum warten die beiden Landstreicher Wladimir und Estragon noch immer auf Godot und frieren sich einen ab.
Estragon: Komm, wir gehen.
Wladimir: Wir können nicht.
Estragon: Warum nicht?
Wladimir: Wir warten auf Godot.
Estragon: Ah!
„Ihr wartet umsonst", schrei ich runter.
Sie zeigen mir den Stinkefinger.
„Haut endlich ab", brüll ich die beiden an und schließe das Fenster.
Endlich......der neue Tag bricht an und vertreibt die Dunkelheit.
Ich geh als Sieger ins Bett und kurz darauf läutet der Wecker.
Mona Lisa ist verschwunden, der Schaukelstuhl ist nur ein Stuhl, Freddy Krüger hat sich in Michael Myers verliebt, der Tannenbaum hat Nadeln, der Ofen ist aus. Godot ist noch immer nicht gekommen und Estragon und Wladimir liegen erfroren unterm Baum.
Charly mein Hamster hat sein Rad ver-
lassen und pennt.
Es ist soweit.
Das neue Jahr steht vor der Tür und bringt mir einen Sack guter Vorsätze.
Werfe diesen aus dem Fenster und treffe Estragon und Wladimir.
„Wie kommt es, dass die beiden noch immer da sind", frag ich mich verblüfft.
Kopfschüttelnd zieh ich mich an und mach mich auf den Weg in den nächsten Supermarkt. Beschenk mich mit einen Irischen Whisky, zwei Flaschen Rot-
wein, einen Sauvignon Casa und einen Shiraz. Abends bestell ich mir was beim Italiener und für später eine Franzö-sische Nutte.
Ich bin bereit für 2015.
Prost an alle gefickten dieser Welt.