Nach dem Ende der Archontenherrschaft und der Stilllegung der Lebensschmiede, steht Kellvian vor der Aufgabe, die vor Helike gestrandete Armee Cantons sicher zurück zu bringen. Bevor sie die Stadt jedoch auch nur verlassen können, erhalten sie Nachricht von einem Totgeglaubten. Und in der Heimat ziehen bereits dunkle Wolken auf. Andre de Immerson hat seine Pläne, sich das Kaiserreich mit Gewalt untertan zu machen, noch nicht aufgegeben. Und ohne eine Armee ist alles, was zwischen
ihm und der Krone steht eine kleine Gruppe heruntergekommener Abenteurer und eine Handvoll Zauberer.
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Zachary war erstarrt, wo er war und konnte nur mit Mühe weiterhin den Tarnzauber aufrechterhalten, den er um sich gelegt hatte. Seine Gedanken rasten. Den ersten Impuls, wegzurennen, unterdrückte er grade noch rechtzeitig. Fliehen war in diesem Fall nichts, das Erfolg haben könnte… Sein zweiter Einfall jedoch war es, den dunkel gekleideten Zauberer vor sich zu überrumpeln. Es war seine einzige Chance. Wenn er an ihm vorbei in die Gärten entkam, hätte er vielleicht eine Chance. Dieser jedoch kam ihm zuvor, in
dem er erneut zu sprechen begann. ,,Dein Vater hat mir einiges über dich erzählt…“ , meinte Ismaiel und klang dabei beinahe… freundlich ? Zachary stockte. Grade noch hatte er einen Blendzauber, von dem er nicht sicher war, ob er mehr Wirkung als sein magischer Schleier zeigen würde, entfesseln wollen. Nun jedoch verlor er, ohne es zu wollen. die Konzentration und lauschte stattdessen, ob der Mann vor ihm noch etwas sagen würde. ,, Da ist niemand.“ , erklärte Jormund derweil und starrte ins Leere, dem Blick des Meisters folgend. Er wirkte, als befürchtete er, Ismaiel wäre schlicht verrückt geworden. Oder Wahnsinniger,
als er ohnehin schon war… Natürlich konnte er Zachary nach wie vor nicht sehen. Der Junge ließ den Zauber um sich herum zerfallen. Das Versteckspiel war ohnehin vorbei und er befürchtete, gleich alle Kraft zu brauchen, die er hatte. Für Jormund musste es so aussehen, als trete Zachary plötzlich hinter einem Vorhang heraus, den er erst jetzt überhaupt sehen konnte. Der Herr Lasantas gab ein erschrecktes Keuchen von sich. Zac ignorierte ihn. Sein eigentliches Problem stand nach wie vor ruhig da und wartete einfach ab. Die gesamte Gegenwart Ismaiels
verwirrte ihn. Nicht nur die Frage, was er überhaupt hier suchte, sondern auch das, was außer ihm wohl keiner wahrnahm. Es war, als würde man in die Sonne sehen, wo man bisher nur Funken gespürt hatte. Ströme aus magischer Energie wirbelten um ihn wie ein ständiger Wind, bereit, auf einen Gedanken hin Form anzunehmen. Und sich ohne Zweifel auf Zachary zu stürzen. Er konnte sich unmöglich einfach hier heraus reden… Aber der Junge Zauberer war selber nicht wehrlos. Keinen Herzschlag später hatte er sich wieder soweit gefangen, dass er einige einfache Zauber ausprobieren konnte. Ein Speer aus Eis
formte sich direkt vor ihm in der Luft und jagte auf die schwarz gewandete Gestalt zu. Der Meister hob schlicht eine Hand und das Projektil erstarrte, ach wie vor eine Handbreit von ihm entfernt. Dann ballte er eine Faust und das Eis zersplitterte. Fragmente landeten auf dem Boden oder schlugen klirrend gegen die Tür und die Wände. Zachary hatte nicht wirklich erwartet, irgendetwas zu bewirken. ,, Ist das alles, was du kannst ?“ Sein Gegenüber klang geradezu enttäuscht und schob Jormund mit einer Hand beiseite. Dieser machte nur allzu gerne Platz und wich bis an die Wand des Raumes
zurück. Niemand wollte in der Schusslinie zwischen zwei Zauberern stehen. Ismaiel strich sich die Kapuze aus dem Gesicht. Einige Strähnen langen, weißen Haares fielen ihm ins Gesicht. ,, Dann erlaube, das ich das hier beenden.“ Flammen sammelten sich in der Hand des Magiers. Flüssiges Feuer, das über seine Finger rann, auf den Boden tropfte und dort kleinere Brände entfachte, die sofort wieder verloschen. Das Feuer veränderte langsam seinen Farbton von gelb über Orange nach tiefrot, während es in die Höhe Wuchs, ein loderndes Inferno, nur in Zaum gehalten, durch den Willen Ismaiels.
Zachary wich zurück und auch Jormund hob die Hand um sein Gesicht vor der Hitze abzuschirmen. Einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Dann brach die Wand aus Feuer zusammen und ergoss sich wie Wasser über den Boden des Raums. Die teuren Pflanzen in ihren Keramiktöpfen vergingen in einem Augenblick allesamt zu Asche. Jormund sprang auf einen der Töpfe um sich zu retten. Und dann formte sich das wilde Feuermeer zu einer Welle, die sich drohend über Zachary aufbäumte… und dann über ihm zusammenschlug. Draußen im Garten malte das Licht des Zaubers scharfe Konturen und Schatten
auf das Gras und die Bäume. Einige der Wächter, die daraus aufmerksam wurden, wichen angstvoll vom Gebäude zurück. Andere riefen Warnungen in die Nacht, oder starrten einfach nur Gebannt auf das Schauspiel. Dann erlosch es wieder und ließ Herrenhaus wie Gärten erneut in Dunkelheit zurück. Zachary wankte, als das Feuer ihn umspülte und nach seiner Kleidung griff. Einen Moment fürchtete er, der Schild, den er erschaffen hatte, würde nicht ausreichen. Trotz des magischen Schutzes spürte er die Hitze auf seiner Haut und wie sie die Härchen auf seinem Armen versengte. Eingeschlossen in dem
tiefroten Inferno, konnte er nicht erkennen, was sonst vor sich ging. Die Flammen bildeten einen Strudel um ihn. In regelmäßigen Abständen schlugen Feuerzungen aus dem Chaos, fast, als seien sie lebendige Wesen und brachten den Schild um ihn zum Erzittern. Aber er hielt stand, seine ganze Konzentration darauf gerichtet, am Leben zu bleiben. Der blaue Edelstein, den er um den Hals trug, leuchtete im Einklang mit seinem Herzschlag auf. Wie lange konnte der Meister diesen Zauber aufrechterhalten? Ein normaler Zauberer wäre längst vor Erschöpfung zusammen gebrochen. Aber er hatte es hier nicht mit einem normalen Hexer zu
tun… sondern mit dem letzten lebenden Mitglied des alten Volkes. Demjenigen, der Überlebt hatte, wo alle anderen gestorben waren. Er durfte nicht darauf vertrauen, dass sein Gegner irgendwann aufhörte. Der Schild musste nur einmal kurz nachgeben und er wäre tot… Das einzige, was ihm sonst blieb jedoch, war äußerst gefährlich. Er hatte einmal gesehen, was geschah, wenn zwei Zauber von derartiger Macht sich gegenseitig auflösten. Er war von einer Wand aus magisch verstärktem Feuer umgeben. Also brauchte er… Wasser. Zachary murmelte ein paar Worte, um sich besser konzentrieren zu können. Der
Fliesenboden unter ihm wurde genau wie sein Körper durch den Schutzzauber bewahrt. Mit einem Spruch brachte er den Stein unter sich zum Bersten. Tiefe Spalten, die sich nicht nur durch die Fliesen, sondern auch durch die Fundamente und den Fels und die Erde unter dem Haus gruben. Dann zog er. Zachary wusste, dass er Erfolg hatte, als Wasser aus dem Erdreich unterseinen Füßen drang und seine Schuhe durchweichte. Rasch stand es kniehoch um ihn herum, füllte die kleine Blase an, die er um sich erschaffen hatte. Es musste ausreichen. Zachary ließ den Schild zusammenbrechen und gab dem Wasser
im gleichen Augenblick eine neue Form. In glitzernden Kaskaden schäumte es nach oben, dem über ihn hereinbrechenden Flammen entgegen. Feuer und Wasser trafen in einem Mahlstrom aufeinander. Dampf stieg auf, dort, wo sie in einander flossen. Hitze und Magie vergingen in einem einzigen, Ohrenbetäubenden Schlag. Luft wurde Orkanartig in das entstehende Vakuum gesogen, brachte Zacharys Kleider zum Schlottern und wirbelte Asche aus den toten Pflanzenkübeln auf… Der Meister stolperte tatsächlich zurück und Jormund schrie erschreckt auf. Zachary hingegen klopfte sich Asche und Staub aus den Kleidern, ungläubig
tastete er nach Verletzungen. Er war völlig unversehrt. Ismaiel atmete schwer, immer wieder unterbrochen von etwas, das wohl ein Lachen sein sollte. Der Mann stützte sich mit einer Hand an der Tür zu den Gärten ab, gegen die er gestolpert war. ,, Gut… sehr gut.“ Bildete er sich das nur ein schwang da ein Hauch von Furcht in seiner Stimme mit. Es war ein Abtasten gewesen, nicht mehr. Zachary war nur zu klar, dass ein mächtigerer Zauber ihn, wenn nicht sie beide, vernichtet hätte, hätte er Versucht, ihn auf diese Art aufzuheben. ,, Gebt ihr auf, oder müssen wir das hier
zu Ende bringen ?“ , fragte Zachary. Ismaiel reagierte mit einem neuerlichen, schauerlichen Lachen. ,, Du bist in der Tat sehr mächtig geworden, kleiner Magier. Aber nein. Einer von uns wird dieses Haus nicht mehr Lebend verlassen. Es sei denn…“ Zachary spannte sich an, auf alles gefasst. ,, Es sei denn ?“ ,, Es sei denn wir finden eine zivilisiertere Lösung.“ Jormund begehrte auf. ,, Ihr denkt doch nicht wirklich darüber nach…“ ,, Schweigt… „ Der Herr Lasantas verstummte mitten im Satz. Zwar öffnete er den Mund und bewegte die Lippen, aber es kam kein Ton mehr heraus. ,,Es
ist unhöflich ein Gespräch derartig zu unterbrechen, findest du nicht auch Zachary ?“ ,, Was meint ihr mit zivilisierter Lösung ? Wir…“ Zachary stockte. Ismaiel wusste nichts von Eden oder den anderen und das sollte besser auch so bleiben. ,, Ich bin wegen Lasanta hier.“ ,, Du alleine ? Eure… Kaiserin muss großes Vertrauen in dich haben. Natürlich nur, wenn ich nicht wüsste, das Vance in den Kellern und an den Mauern des Anwesens herumgeschnüffelt hat. Wie viele seit ihr?“ ,,Genug.“ , antwortete Zachary nur. ,, Ich kann nicht alleine gegen eine ganze Armee kämpfen. Und um ehrlich
zu sein, du könntest mich vielleicht tatsächlich etwas aufhalten, Zachary. Vielleicht würde es dir sogar gelingen, Jormund zu töten und der ist im Augenblick alles, an dem ich interessiert bin. Lasanta interessiert mich nicht. Andre mag die Stadt brauchen. Aber auch dein Vater interessiert mich grade so weit, wie ich ihn brauche. Wozu also Blut vergießen? Wir können beide bekommen, was wir wollen.“ Jormund war mittlerweile rot angelaufen und vermutlich war es besser, das er für den Moment verstummt war, den von der Art her, wie er die Faust ballte, war er nicht grade begeistert davon, das Ismaiel plötzlich über die Zukunft seiner Stadt
verhandeln wollte. ,, Kein Interesse. Wir bekommen die Stadt auch so.“ , antwortete Zachary. ,, Und wie ihr schon gesagt habt… vielleicht töte ich euch ja.“ ,, Die Möglichkeit besteht immer, was ?“ Der Meister drehte ihm den Rücken zu, trotzdem war Zachary sich sicher, keine Sekunde unbeobachtet zu sein. ,, Aber bist du dir ganz sicher ? Wenn Lasanta dir nicht genug ist… nun wir finden doch sicher etwas, das du brauchst?“ Der Ausdruck auf Zacharys Gesicht musste ihn wohl verraten haben. Und ob es etwas gab, das er brauchte. Etwas, das ihm nur der Mann geben konnte, der hier vor ihm stand, wenn es überhaupt
möglich war… Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Meisters aus. ,,Ich höre also…“ ,, Wisst ihr, was Knochenstarre ist ?“ ,, Ja.“ Er klang nun ernsthaft neugierig, worauf Zachary damit hinaus wollte. ,, Könnt ihr sie heilen ?“ ,, Du bist nicht krank.“ ,, Beantwortet die Frage oder vergesst es.“ , erwiderte Zachary ruhig. Er würde ihm ganz sicher nicht mehr verraten, als er wissen musste. ,, Ich kann sie heilen. Eigentlich… ist es sogar sehr einfach. Für mich. Für euch… eher nicht.“ Ismaiel zog einen klaren,
weißen Edelstein aus seiner Tasche und legte einen Finger darauf. Im nächsten Moment leuchtete das Juwel grünlich auf und verfärbte sich allmählich. Als das Licht verlosch, hielt der Zauberer etwas in der Hand, das Ähnlichkeiten mit einem Smaragd hatte. Zachary wusste jedoch was er vor sich hatte. Einen kristallinen Zauber. Magie, der man eine Form gegeben hatte, so dass sie von jedem Benutzt werden konnte. Die Leichtigkeit, mit der Ismaiel den Zauber erschaffen hatte, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Selbst der Orden brauchte dutzende Magier und Tage der Vorbereitung um seine mächtigeren
Zauber zu manifestieren. Und er hatte auch Angst. Zachary könnte es unmöglich vorher ausprobieren. Das war ein einmal oder nichts- Spruch. Genauso gut könnte Ismaiel grade einen Zauber erschaffen haben, der Eden töten würde, in dem Moment, wo er ihn nutzte, ,, Wenn ihr das schadet.“ ,,Ihr ?“ Zachary schwieg jedoch beharrlich, worauf der Zauberer fortfuhr : ,, Ich habe es im Moment absolut nicht nötig, zu Lügen, Zachary. Es ist mir egal, wenn sie, wer auch immer, noch etwas länger lebt. Ihr Leben interessiert mich schlicht nicht. Da kann ich es ihr auch schenken. Aber Fürst Jormund hier
ist wichtig für meine Pläne. Ich kann es mir also nicht erlauben, ihn zu verlieren.“ Ismaiel hielt den Stein Zachary hin. Das grün schimmernde Juwel war mit einem Mal zum Zentrum all seiner Hoffnungen geworden. Wenn es tat, was Ismaiel ihm versprach… dann gab es eine Heilung für Eden und er hatte sie grade direkt vor sich. Aber konnte er das wirklich? Es ging hier um nichts weiter, als darum, Jormund entkommen zu lassen. Lasanta würde ihnen gehören, so oder so. Wenn ihr Anführer plötzlich verschollen war, würden die übrigen Soldaten sicher ihre Waffen niederlegen. Notfalls konnten sie sogar behaupten, den Fürsten festgesetzt
zu haben… Er versuchte sich einzureden, das er absolut nichts zu verlieren hatte, wenn er den Stein nahm. ,, Was habt ihr vor ?“ , wollte Zachary wissen. ,, Wofür braucht ihr Jormund so dringend ?“ ,, Das wiederum werde ich dir nicht sagen. Das ist schlicht und ergreifend das Risiko wenn du ,, ihr“ helfen willst, Zachary. Aber lass es dir durch den Kopf gehen. Du meins, was Andre tut ist falsch ja? Töten ?“ Er nickte lediglich. ,, Und doch, du bist genau aus demselben Grund hier. Denn was hättest du mit Jormund getan, wäre ich nicht hier? Und Andre selbst, der Mann der
dich nach wie vor seinen Sohn nennt ? Wenn ihr gewinnen wollt, muss er sterben. Du siehst die Frage ist... nicht so einfach wie du glaubst.“ ,,Sie ist einfach genug für mich. Gebt mir den Stein und verschwindet.“ ,, Und doch… Was wir zusammen erreichen könnten, das Potential das du hast, dein Vater ist ein Nichts dagegen.“ ,,Kein Interesse. Gebt mir was ich brauche und ich bin weg. Strapaziert meine Geduld nicht. Ich halte mich an unsere Abmachung. Ein Gegebenes Wort zu brechen ist... nicht gut fürs Geschäft“, zitierte er unfreiwillig Eden. Zachary streckte die Hand vor. ,, Das heißt, wenn ihr keinen Rückzieher
macht.“
,,Nein.“ Ismaiel ließ das Juwel in Zacharys ausgestreckte Hand fallen. ,,Wie Schade… Du kannst gerne deine Freunde holen. Warte nur, bis ich und Jormund hier uns ein Stück… entfernt haben.“
Der Zauberer packte den Fürsten an der Schulter und zog ihn mit sich, hinaus aus dem Raum. Zachary schloss derweil die Finger um den glühenden Stein… Es musste funktionieren, oder er würde Ismaiel finden, bevor dieser Krieg sein Ende fand, schwor er. Und dann würde tatsächlich einer von ihnen nicht Überleben.
Terazuma Ich kann Zachary voll und ganz verstehen. Ehrlich. Aber ob Eden das verstehen wird? Oder vielleicht wird sie es auch nie erfahren, was ich aber anzweifle... ^^ Ja, diese Überraschung ist dir echt geglückt. Damit habe ich nicht gerechnet, dass es für sie eine Erlösung von Seiten Ismaiels geben könnte. ^^ Aber wozu braucht Ismaiel Jormund? Will er seinen Körper übernehmen? Oder eine andere Seele von den Alten herbeiholen? Er sprach doch etwas von Seelenverschmelzung - oder irre ich mich da? LG Tera |
EagleWriter Jap. Allerdings ist Jormund eher Ismaiels... hmm Plan B könnte man vielleicht sagen. Welche Aufgabe der übernimmt, erfährst du früh genug und ich darf mir wieder anhören, wie fies ich bin ^^ lg E:W |
abschuetze mal wieder ein Kapitel, was viel zu früh zu Ende ist :( |
EagleWriter :-) lg E:W |