Nach dem Ende der Archontenherrschaft und der Stilllegung der Lebensschmiede, steht Kellvian vor der Aufgabe, die vor Helike gestrandete Armee Cantons sicher zurück zu bringen. Bevor sie die Stadt jedoch auch nur verlassen können, erhalten sie Nachricht von einem Totgeglaubten. Und in der Heimat ziehen bereits dunkle Wolken auf. Andre de Immerson hat seine Pläne, sich das Kaiserreich mit Gewalt untertan zu machen, noch nicht aufgegeben. Und ohne eine Armee ist alles, was zwischen
ihm und der Krone steht eine kleine Gruppe heruntergekommener Abenteurer und eine Handvoll Zauberer.
Bildquelle Michaela Schöllhorn / pixelio.de
Kurz nach Tagesende konnte man gut zwei duzend Gestalten sehen, die sich durch die finsteren Straßen in Richtung eines Prunkbaus bewegten, der auf einem kleinen Hügel über der Siedlung aufragte. Selbst aus der Entfernung konnte Eden erkennen, das der Bau nach wie vor eine gewisse Eleganz besaß, obwohl er inzwischen, wie Vance bereits angekündigt hatte, in eine Festung umgebaut worden war. Durch ein großes, stabiles Eisengittertor konnte sie einen Blick in einen großzügigen Hof werfen, in dem Statuen aus , im Mondlicht
glitzerndem, Granit und Marmor standen, zusammen mit Gruppen aus zerborstenen Säulen und Steintafeln. Selbst die Ruinen des alte Volkes besaßen noch ihre ganz eigene Schönheit. Verwilderte Grasflächen ragten dazwischen auf und begrenzten einen gepflasterten Pfad, der zu einem rechteckigen, mehrstöckigen Bau führte. Was einstmals eine Villa gewesen war, die sich wohl leicht mit jedem Herrschersitz in Canton messen konnte, sah in der Nacht nur noch Trostlos aus. Einen Balkon im Obergeschoss hatte man komplett mit eisernen Gittern umgeben. Die einstmals großzügigen Fenster und offenen Säulengänge waren mit roten
Ziegelsteinen zugemauert oder ebenfalls vergittert worden. Das untere Geschoss, das wohl einstmals weiß getüncht worden war, war noch dazu mit einer zusätzlichen Wand verstärkt worden, so das es eher an ein modernes Gefängnis erinnerte. Licht fiel durch die Schießscharten auf das Grundstück und erhellte es so weit, das die Gejarn die Bewegungen dort ausmachen konnte. Mindestens fünf Wächter partroulierten durch die Gärten auf dieser Seite des Gebäudes und das nur in dem Teil , den sie Überblicken könnte.
Auch um das Grundstück zog sich eine, offenbar frisch errichtete, Ziegelsteinmauer. Der Mörtel war noch
feucht und es wäre wohl ein leichtes gewesen, herüberzuklettern, hätte irgendjemand nicht alle paar Fuß eiserne Dornen in die Wand geschlagen, deren scharfkantige Oberfläche keinerlei Halt bot... Auch auf der Mauerkrone glitzerten metallene Zacken. Anders, als durch das Tor, kam man hier wohl wirklich nicht rein. Und über den Kanal, dachte sie bei sich, während sie Vance weiter folgten. Der alte Kapitän führte sie, so gut es eben für ihn ging in die Schatten geduckt, um das Gebäude herum zur Südmauer. Hier führte ebenfalls eine Straße von Lasanta herauf, das , scheinbar friedlich, zu ihren Füßen
schlief. Normalerweise war es eine Stadt, die auch Nachts nicht zur Ruhe kam, achte Eden. Auch Abends liefen durchaus noch Schiffe ein, Matrosen vergnügten sich in de zahlreichen Gastwirtschaften am Hafen oder in den Straßen. In den besser betuchten Bezirken kamen die Menschen Nachts manchmal erst auf die Straße, um zu reden, zu tanzen oder schlicht, zu trinken, zu rauchen und die Nacht zu genießen. Auf den ersten Blick war die glatte, mit Dornen besetzte, Wand hier genau so undurchlässig wie auf der anderen Seite des Herrenhauses. Dann jedoch entdeckte die Gejarn, weswegen sie gekommen
waren. Sie hörte das Rauschen des Wassers, bevor sie das Gitter überhaupt sah, das , kaum sichtbar, in den Boden direkt vor der Mauer eingelassen war. Sie ignorierte de plötzlichen, stechenden Schmerz in ihren Kochen, als sie sich hinhockte und den Durchgang begutachtete. Wenigstens das hier wollte sie noch zu Ende bringen, bevor die Krankheit sie... nutzlos machte. Der Gedanke war erschreckender als alles andere. Cyrus, Erik und die anderen stellten sich in einem Halbkreis um sie. Die Gejarn rüttelte an den Eisen, die erstaunlicherweise einfach nachgaben und sich aus ihrer Fassung löste.
Durchgetrennt, dachte sie, als sie die scharfkantige Ecken betrachtete, die an den ändern des Gitters zurück blieben. ,, Ich habe mir die Freiheit genommen, mich bereits darum zu kümmern.“ , beantwortete Vance de Fragenden Blick der Gejarn. Eden nickte. Sie hatte schon halb befürchtet, sie würden sich erst darum bemühen müssen, das Gitter möglichst geräuschlos zu entfernen. Nun jedoch standen sie vor einem ganz andere Problem. Der Schacht, den das Gitter bedeckt hatte, war bei weitem zu Schmal für sie. Und fast jeden anderen hier, dachte Eden. ,, Wir habe ein Problem.“ , stellte Erik fest. Der Arzt war nicht besonders groß
und praktisch eine Vogelscheuche, trotzdem würde selbst er kaum hindurchkommen. Und ob der Tunnel am Boden des Abstiegs dann genug Raum bot, war wieder eine ganz andere Frage... ,, Irgendwelche Freiwillige ?“ , wollte Cyrus gedämpft wissen. Ihm war wohl klar, das er von vornherein ausschied. Gejarn hatten allgemein meist einen etwas höheren Wuchs als Menschen... ,, Ich kann hindurch.“ , meinte da eine entschlossene Stimme. Eden schloss die Augen, ohne sich zu ihm umzudrehen. Sie hatte Zachary nur mitgenommen, weil es ohnehin unmöglich wäre, ihn daran zu hindern. Einen Zauberer
einzusperren war recht sinnlos und der Junge hatte schon einiges an Erfindungsgabe bewiesen und sie selbst aus magisch abgeschirmten Zellen herausgebracht. So wusste sie wenigstens, wo er war. Bis jetzt. Ihr war selber klar, dass er Klein genug wäre, vielleicht als einziger. Und viel Zeit zu verschwenden hatten sie nicht. Mit Sonnenaufgang musste alles gelaufen sein... ,,Nein.“ ,, Wer sonst, Eden ?“ , fragte Vance da. ,, Wir finden einen anderen Weg.“ , erklärte sie gedämpft, aber eindringlich. ,,Eden...“Cyrus setzte zum Sprechen an, verstummte dann jedoch wieder.
Zögerlich versuchte er es erneut: ,, Es gibt keinen anderen Weg, Eden. Du hast es doch selbst gesehen. Die Tore sind zu, das Grundstück bewacht und der Bau die reinste Festung. Ohne jemanden, der uns zumindest die Türen öffnet, sind wir verloren.“ Eden zögerte nach wie vor. Sie hatten alle Recht. Das änderte jedoch wenig daran, dass sie am liebsten erklärt hätte, sie würden sich zurückziehen und etwas anderes versuchen. ,, Also gut.“ , seufzte sie schwer und fügte, noch bevor sich ein Grinsen auf Zacharys Gesicht ausbreiten konnte hinzu : Aber nicht mehr. Du gehst rein, schleichst dich bis zu den Türen, öffnest
diese und verschwindest dann im gleichen Moment nach draußen. Den Rest übernehmen dann wir. Verstanden?“ Der Junge Zauberer nickte lediglich, schon auf halbem Weg zum offenen Schacht.“ ,, Ich meine das ernst. Alles hier hängt von dir ab. Mach keine Dummheiten.“ Eden musste sich abwenden um sich daran zu hindern, doch noch einen Rückzieher zu machen. ,, Vance, ich will, das ihr eure Leute aus dem Hafen hierher holt. Wir werden Verstärkung brauchen.“ ,, Dann wären wir gut und gerne zweihundert Mann.“ Der alte Kapitän grinste. ,, Das könnte klappen. Ich
denke, ich kann es in den Hafen und wieder zurück schaffen, bevor Zachary auf Position ist. Der Weg ist recht weit.“ ,, Gibt es irgendetwas, worauf er achten muss ?“ , wollte Eden wissen. ,, Vom offensichtlichen abgesehen…“ ,, Nun, er wird ein gutes Stück unter der Erde sein. Und da gibt es kein Licht, also…“ Bevor Vance den Satz beendet hatte, hatte Zachary bereits eine Hand vorgestreckt, über der ein silbernes Licht aufstieg, nur um wenige Herzschläge später in einem Funkenregen zu verlöschen. ,, Wie gesagt, ich komme durch.“ , bemerkte er entschlossen und machte
sich bereits daran, die Absätze hinabzuklettern, die man in der Wand des Schachts eingelassen hatte. ,, Zachary…“ Der Junge blickte aus den gleichen, seltsam Verständigen Augen zu ihr auf, die sie seit jeher kannte. Dieses Mal jedoch zitterte seine Stimme leicht, als er sprach: ,, Ma… ich liebe dich… aber du machst dir zu viele Sorgen.“ Sie konnte es in der Dunkelheit kaum sehen, aber Zac lächelte einen Moment wieder, bevor er endgültig im Schatten verschwand. Jetzt begann das, was Eden am meisten hasste… Warten, darauf, dass irgendetwas
passierte. Das silbrige, magische Licht wurde von der niedrigen Tunneldecke zurück geworfen. Zachary kam nur geduckt vorwärts und selbst so berührten seine Schultern immer wieder die mit Moos und Algen überzogenen Wände. Der junge Zauberer musste aufpassen, um auf dem glitschigen Tunnelboden nicht auszurutschen. Darauf, in dem schmutzigen Wasserlauf zu Landen, der zwischen seinen Füßen hindurch floss, konnte er getrost verzichten. Vance hatte ihn scheinbar zu Recht gewarnt. Der Weg war weiter, als er gedacht hatte und die Enge machte ihm trotz des Lichts
bald zu schaffen. Über ihm musste Zentnerweise Erde auf dem gemauerten Durchgang lasten. An einigen Stellen hatten sich Wurzeln von Büschen und Bäumen durch die Ritzen zwischen den Ziegeln gegraben und die Steine aus ihren Fassungen gedrückt. Ein Zurück jedoch gab es nicht. Er hatte seinen Entschluss gefasst. Die Tore öffnen und die anderen herein lassen würde kaum mehr Mühe bereiten, als den Tunnel zu durchqueren und dann, in einen Tarnzauber gehüllt, durch das Haus zu schleichen, bis er den Ausgang zu den Gärten fand. Ein Versteckspiel… nur ging es hier um sein Leben, sollte er bemerkt werden. Zachary konnte das
Blut in seinen Ohren rauschen hören, oder war das nur das Wasser? Er hatte Eden sein Wort gegeben, nichts sonst zu versuchen und er hatte vor, sich daran zu halten… Schon alleine, um eine Gelegenheit zu haben, sich an einer Heilung zu versuchen. Egal, was Erik oder sie sagten… Sie konnten doch nicht wirklich alle von ihm erwarten, dass er einfach zusah, wie Eden starb? Nicht nach all dem, was sie schon hinter sich hatten. Und wenn Erik auch glaubte, das nur das alte Volk jemals dazu in der Lage gewesen wäre… Endlich konnte er vor sich eine weitere Lichtquelle erkennen, die nicht durch Reflektionen seiner Zauber erzeugt
wurde. Oben in der Tunneldecke war ein ähnliches Gitter eingelassen, wie es schon den Einstieg draußen gesichert hatte. Vorsichtig ging er weiter, bis er fast direkt darunter stand. Alles, was er erkennen konnte, war eine hölzerne Decke, aber nichts, was sonst oben auf ihn warten könnte. Einen Moment lauschte er auf Schritte oder Worte. Nichts. Was immer dort oben war, er war alleine, wenn er sich nicht irrte… Und wenn er das tat… Zachary holte tief Luft. Dann war es sowieso zu spät. Er streckte eine Hand nach dem Gitter aus und rüttelte daran. Es saß fest. Nichts war jemals einfach,
oder? Der junge Magier schloss kurz die Augen, die Hand nach wie vor an den Stahl gelegt und konzentrierte sich. Er konnte spüren, wie die Energie aus dem Stein um seinen Hals in seine Finger strömte. Das Gitter begann, an den Ecken rötlich zu glühen, bis sich das massive Metall biegen ließ, als wäre es Wachs. Zachary drehte es schlicht aus dem Gestein und ließ es dann auf den Boden des Tunnels zu seinen Füßen fallen. Wenn nötig, konnte er es auch auf die gleiche Art wieder anbringen. Dann packte er den Rand der Öffnung und zog ich nach oben. Eine einzelne,
fast heruntergebrannte, Kerze beleuchtete den Raum, in dem er sich wiederfand. Offenbar befand er sich im Keller des Anwesens. Moose wuchsen auch hier in den Fugen der Steinfliesen, die den Boden bedeckten. Kisten lagen aufgestapelt übereinander und in drei Regalen, die eine ganze Wand für sich einnahmen, standen Gläser mit Vorräten, Kräutern und weiteren Dingen, die er im schummrigen Licht nicht erkennen konnte. Sobald er nach oben geklettert war, hatte er den Lichtzauber verlöschen lassen, damit dieser ihn nicht sofort verriet. Am anderen Ende des Raumes führte eine Treppe nach oben zu einer niedrigen
Tür. Zachary schenkte dem Keller keine Aufmerksamkeit mehr und stieg rasch das halbe Dutzend Stufen hinauf. Dieses Mal war der Durchgang unverschlossen und die Tür schwang auf, sobald er den Griff nach unten drückte. So weit so gut. Vor ihm lag ein langer Flur, dessen Boden aus kunstvoll gemeißeltem Sandstein bestand. An den Wänden wiederum hingen Ölgemälde nebeneinander, manche davon beinahe in Lebensgröße, wie es schien. Bilder von Männern und Frauen, Gejarn, Menschen, aber auch von Schlachten, historischen Momenten… Zachary besah sie sich einen Moment, bevor er schließlich einen Tarnzauber
murmelte. Völlig Unsichtbar zu werden war selbst für erfahrene Zauberer eine Herausforderung. Selbst ein kaum ausgebildeter Magier konnte leicht durch diese Art von Tarnung hindurch sehen. Für normale Menschen jedoch wäre Zachary nicht mehr wie Luft. Ein Windhauch, der an ihnen vorbeiging. Und genau denen wollte er ja ausweichen. Um auf Nummer sicher zu gehen, lief er jedoch nach wie vor geduckt und hielt sich in der Nähe der Wand. Er musste den Ausgang finden… Vor ihm jedoch, konnte er Stimmen aus einem erleuchteten Zimmer hören. Es gab keine Türen, sondern nur einen schweren Samtvorhang, der jedoch an
der Seite des Durchgangs, zusammengelegt an einem Haken befestigt war. Neugierig, und weil er ohnehin nicht wusste, in welche Richtung er gehen sollte, trat er näher. Mittlerweile konnte er auch verstehen, was gesprochen wurde. ,, Eine Seele an einem fremden Körper zu binden, hat sich als Schwieriger erwiesen, als ich anfangs dachte. Mit einer künstlichen Hülle hat man dieses Problem nicht. Das alte Bewusstsein einfach auszulöschen, löst das Problem leider ebenfalls nicht. Im Gegenteil, sie sterben direkt bei… Kontakt. Nun, ich versuche mich an einem neuen Ansatz. Statt einen von beiden auszulöschen,
verschmelze ich sie stattdessen. „ Zachary wusste nicht, worum es ging, aber die Thematik kam ihm… Vage vertraut vor. Als hätte er bereits gesehen, worüber sich der Mann unterhielt. ,, Aha.“ Der zweite Sprecher klang eher gelangweilt. ,, Wie ich jedoch sagte, ich brauche mehr Unterstützung durch Lord Andre. Das Kaiserreich wird bald vor meiner Tür stehen.“ Zachary trat, in Vertrauen auf seinen Zauber in die Tür und wusste augenblicklich, das er einen Fehler gemacht hatte. Exotische Pflanzen standen an den Wänden des Raumes in großzügigen Töpfen beisammen und
erfüllten die Luft mit ihrem Duft und dem Geruch von verrottenden Blättern. Der Ausgang lag direkt vor ihm. Am Ende des Raumes führte eine, mit Metallstreben verstärkte, Tür in die Gärten. Nur wusste er auch, dass er es nicht schaffen würde… Der zweite Sprecher trug eine auffällige, orangefarbene Jacke über seiner Kleidung. Jormund Einnarson. Die andere Gestalt, die dem Fürsten Lasantas gegenüberstand, jedoch, hätte ihn fast dazu gebracht, wieder Rückwärts aus dem Raum zu stolpern. Der Mann trug einen schwarzen Umhang, der seine Gestalt vollständig verbarg. Zac jedoch
wusste nur zu gut, wen er vor sich hatte. Wie die anderen hatte er das Gesicht des Meisters gesehen, die Wahrheit über den letzten Erzmagier des alten Volkes…
Ohne erkennbare Eile trat Ismaiel an Jormund vorbei und sah direkt in Zacharys Richtung. Der Zauber konnte ihn freilich keine Sekunde lang täuschen… ,, Zachary, nehme ich an, ja ?“
EagleWriter Ich dachte dadran hast du dich schon gewöhnt ^^ lg E:W |
EagleWriter Ich dachte dadran hast du dich schon gewöhnt ^^ lg E:W |
abschuetze na hoffentlich kann er sich rausreden, vielleicht dass er zu seinem Vater will oder so...^^ LG vom Schuetzlein |
EagleWriter Rationale Argumentation : Also das war so, eigentlich wollte ich nur in die Küche....^^ lg E:W |
abschuetze :)) |