Hoffnung ist vergänglich
Stille. Das einzige was ich hören konnte war das leise piepen der Geräte. Ich drohte an meiner eigenen Spucke zu ersticken, so schlecht war die Luft im Raum. Es war ziemlich stickig im Raum, und dunkel.
Es war bereits Spätnachmittag, und zur Winterzeit wurde es immer früh dunkel. Bereits seit drei Stunden saß ich auf dem alten Ledersessel, der langsam unbequem wurde und träumte vor mir her.
Das Beten hatte ich noch nicht aufgegeben. Neben dem piepen konnte ich das leise Atmen hören, dass
unterstützt wurde von einem Beatmungsgerät.
Er lag dort ganz friedlich, ruhig im Bett eines Krankenhauses auf irgendeinem Zimmer im dritten Stock.
Was würde ich dafür tun seine Stimme mal wieder zu hören. Dies war bereits der 26 Tag indem ich den ganzen Tag still vor mir her träumend vor dem Bett meines Liebsten saß.
Dieser Raum war Angst einflößend ruhig und es lag dieser Duft der Verzweiflung drin.
Ich blickte ihn an, er sah von Tag zu
Tag schlechter aus.
Weiße Haut, und so kalt.
Seine schmalen Lippen bewegten sich kaum.
Die Augen waren geschlossen, und wenn sie einmal offen waren für einen kurzen Moment, sah ich seine tief dunkel braunen Augen.
Sie waren nicht mehr so leuchtend und funkelnd, wie sonst immer und nicht mehr so klar. Fast durchsichtig und glasig .
Beinahe leblos starrte er wenn sich die Augen öffneten vor sich her. Bewegte
sich aber nicht.
Er lag in einer Art Schale damit er sich nicht mehr gut Bewegen konnte, der Arzt meinte, dies müsste zu seiner Sicherheit sein.
Sein Bein lag frei unter der Decke hervor, vergipst mit einem Blauen Verband.
Auch am Kopf hatte er einen Verband und um den Hals eine Halskrause.
Wenn ich seine Decke hoch nahm, sah ich seinen nackten Bauch voll mit irgendwelchen Kabeln, Schläuchen oder
Pflastern.
Sie führten zu den Kathetern, Beatmung- und Überwachungsgeräten und zur Medikamente Flasche.
Seit mehreren Stunden war diese Flasche leer und niemand schaute einmal nach ihm.
Es war so schrecklich als ich an den Unfall zurück dachte.
Er veränderte unser Leben, Tim der seitdem im Wachkoma lag und meines.
Aus dem lächerlichen Grund unbedingt Tunfisch auf meiner Pizza zu wollen, mussten wir erneut in das Auto steigen und zum nächsten Einkaufsladen fahren, doch genau kurz vorher passierte es, Tim fuhr um die scharfe Kurve.
Von vorne kam uns auf unserer Spur ein großer Lastkraftwagen entgegen und rammte uns frontal. Mehrmals überschlugen wir uns.
Das ganze Blut, das schreien, es war schrecklich.
Da lagen wir. Unser Auto stand wieder gerade.
Feuerwehrmänner kamen und schnitten uns aus den total zusammengedrückten Wagen.
Mein Freund Tim schrie vor Schmerzen. Sein Kopf blutete stark.
An mich dachte ich gar nicht, es war so schlimm.
Als nächstes wachte ich im Krankenhaus auf.
Tim lag nach einer schweren Kopfoperation im Wachkoma.
Und jeden Tag erzählte man mir es würde nichts mehr mit unserer gemeinsamen Zukunft werden.
Die Träume von einer gemeinsamen Zukunft am Strand irgendwo in Kalifornien waren geplatzt.
Ich nahm seine Hand, sie war eiskalt, obwohl sie unter der Decke lag. Strich ihn über die Finger, über den Verlobungsring.
Dabei kam ein leises Ich Liebe Dich raus. Plötzlich ertönte ein lautes Piepen, es brummte.
Ich schielte auf sein Überwachungsgerät. Es zeigte die Nulllinie an.
Wenige Sekunden später knallte die Tür auf und mehrere Krankenschwestern und ein Arzt rannten rein und schoben meinen Stuhl bei Seite.
Es ging so unfassbar schnell.
Sie rannten alle durcheinander.
Die Welt hielt für mich einen Moment an. Plötzlich Stille.
Eine Krankenschwester sah mich traurig an und ich begann fürchterlich zu weinen. Dies war der Moment an dem ich begriff.
Es hatte ein Ende gegeben, dass schreckliche Leiden von Tim wurde genommen. Gott nahm einen seiner Engel zu sich und gab ihn Flügel.
Eine andere Schwester kniete sich vor
mir.
Ich fragte sie leise: "Warum sterben die tollsten Menschen zuerst?".
Sie nahm mich vorsichtig in den Arm und sagte zu mir: "Wenn du auf einer Blumenwiese sitzt, welche Blume reißt du zuerst ab?".
Sie hielt mich noch einen Moment fest, bis ein zweiter Pfleger kam, und sie mich in meinem Rollstuhl trugen.
Denn seit dem Unfall war ich ab der Gürtellinie abwärts gelähmt.
Doch es war mir egal, ohne meinen Tim machte das Leben kein Sinn.
Zurück ließ er mich und unsere Einjährige Tochter, die zum Glück während des Unfalls bei ihrer Großmutter war.
In bereits zwei Monaten hätten wir unvergesslich geheiratet.
Doch auch meine Familie konnte mein untröstliches Verlangen nach meinem Verlobten nicht stillen.
Hoffnung ist die kleine Flamme die mit ihrem Licht die Dunkelheit bricht, bis sie erlischt.
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