Nach dem Ende der Archontenherrschaft und der Stilllegung der Lebensschmiede, steht Kellvian vor der Aufgabe, die vor Helike gestrandete Armee Cantons sicher zurück zu bringen. Bevor sie die Stadt jedoch auch nur verlassen können, erhalten sie Nachricht von einem Totgeglaubten. Und in der Heimat ziehen bereits dunkle Wolken auf. Andre de Immerson hat seine Pläne, sich das Kaiserreich mit Gewalt untertan zu machen, noch nicht aufgegeben. Und ohne eine Armee ist alles, was zwischen
ihm und der Krone steht eine kleine Gruppe heruntergekommener Abenteurer und eine Handvoll Zauberer.
Bildquelle Michaela Schöllhorn / pixelio.de
,,In Lasanta hat sich in den letzte Wochen einiges geändert. Ich glaube, Jormund muss schon eine ganze Weile geplant haben, sich gegen Canton zu stellen.“ , begann Vance. Sie saßen zu fünft an einem Tisch i der Kajüte der Windrufer. Vance hatte einen bis zum Rand gefüllten Krug vor sich stehen, den er bereits zum wiederholten mal nachfüllte. Eden hingegen hielt sich lieber etwas zurück, genau wie Cyrus und Erik. Zachary starrte hingegen schweigend vor sich hin. Eden wusste jedoch, das er weit davon entfernt war,
ihr zu verzeihen. Auch wenn der erwartete Kampf fürs erste ausbleiben würde... Licht fiel durch die Fenster in der Rückwand der Kabine und ließ neben einigen Regalen, in denen sich ein Sammelsurium aus Karten, nautischen Instrumenten und den verschiedensten Gegenstände stapelten, auch einen Schreibtisch und ein zerwühltes Bett erkennen. Eden hoffte nur, das es Vance nicht auffiel und nicht dazu brachte, Fragen zu stellen. Normalerweise wäre es ihr egal, aber der Mann hatte wirklich ein Talent dafür, Wunde Punkte zu treffen. Und sie würde ihm sicher nicht über sie und
Cyrus aufklären, wenn sich das irgendwie vermeiden ließ. Aber ihr alter Kapitän sprach nur weiter über Lasanta. ,, Jormund hat sich in sein Herrenhaus mitten in der Stadt zurück gezogen. Man sieht ihn dieser Tage kaum noch auf der Straße und das Gebäude ist schwer befestigt worden. Die Mauern wurden aufgestockt, Fenster vergittert oder gleich bis auf einen Schlitz zugemauert. Ich war dort, bevor er mich zum Admiral ernannte. Es ist die reinste Festung geworden. Jormund mag nur wenige Männer haben, die ihm wirklich reu ergeben sind, wie etwa die Stadtwache, aber selbst mit denen wird er seinen
Herrschaftssitz verteidigen können. Das wird kein einfacher Kampf, aber sollte es euch gelinge, Jormund festzusetzen, würden sich seine Männer sicher ergeben.“ ,, Verzeiht, aber das setzt erst einmal voraus, das wir es überhaupt in die Stadt schaffen.“ , meinte Cyrus. ,, Wenn er sein Herrenhaus schon befestige lässt, was tut er dann erst mit dem Hafen ?“ ,,Geschützbatterien. Drei Kanonen alle fünfhundert Schritte über die gesamte Länge des Hafenbeckens.“ Eden schluckte. Sie kante Lasanta und sie kannte den Hafen, einer der größten in ganz Canton. An manchen Tagen, so hieß es, konnte man über die Decks der im
Hafen liegenden Schiffe von der Mole aus bis zu den Felsklippen laufen, welche die Zufahrt einschlossen, ohne einen Fuß ins Wasser zu setzen. ,,Und auf den Wellenbrechern vor der Hafeneinfahrt stehen weitere Geschütze bereit. M es kurz zu machen, mit nur einem duzend Schiffe endet ihr auf dem Meeresgrund, bevor ihr auch nur die Klippen hinter der Stadt sehen könnt.“ ,, Und was schlagt ihr also vor ?“ , fragte Eden. ,, Kommt schon, alter Mann, ihr habt nicht ein halbes Fass Rum heruntergestürzt, um uns jetzt zu erzählen, das unser Plan nicht gelingen kann, oder ?“ ,,Doch.“ Vance lehnte sich auf seinem
Platz zurück und leerte den restlichen Krug in einem Zug. ,, Hör mir mal zu, Eden. Wen ihr nach Lasanta segelt und angreift, seit ihr tot. Das ist kein vielleicht, das wird passieren. Die Verteidigung ist lückenlos. Ihr kennt die Hafeneinfahrt, ihr kommt nicht herein, wenn sie eure Schiffe unter Dauerbeschuss nehmen. Und die Berge im Rücken der Stadt verhindern, das ihr euch einfach über Land nähert.“ ,,Aber...“ ,, Aber, vielleicht ist das alles gar nicht nötig. Vielleicht hat der alte Vance noch ein paar Tricks auf Lager. Ich schlage folgendes vor : Ihr lasst eure Schiffe hier zurück. Alle. Wenn auch nur ein
einziger Segler vor Lasanta auftaucht, den die Stadtwache nicht kennt oder der ein Wappen des Kaiserreichs trägt, wird er versenkt. Die Stadtwache kennt jedoch, meine Schiffe. Allerdings auch die Crew. Wenn wir nach Lasanta zurück kehren, werden sie einen kurzen Blick auf die Besatzung werfen. Wohlgemerkt, kurz, jede Menge fremde Gesichter fallen ihnen auf. Eine handvoll, nicht unbedingt. Wir tun also folgendes, ihr Eden, sucht die besten eurer Männer aus, zehn, maximal zwanzig Stück. Es gibt Gejarn wie auch Menschen bei uns, es ist also egal, wen ihr wählt. „ Eden war überrascht. Normalerweise war Vance nicht jemand, der gut von den
Gejarn dachte, sah man von ihr einmal ab. Allerdings betonte er auch immer wieder, das sie die einzige Ausnahme sei. Vielleicht wurde er auf seine alten Tage doch noch weich, dachte sie amüsiert. ,,Diese verteilen sich dann unter meiner Crew und auf meinen Schiffen. Wenn ich so nach Lasanta zurück kehre gelangt ihr durch die Absperrungen, ohne eine einzige Kugel zu brauchen.“ ,,Und dann ? Wenn der Hafen derart verteidigt wird, können wir ihn unmöglich mit nur zwanzig Mann einnehmen um den Rest unserer Leute nachzuholen.“ , erklärte Cyrus. ,, Wir wären in der Stadt, aber wie mache wir weiter
?“ ,, Ihr hört mir nicht zu, Wolf.“ Vance sah von seinem leeren Krug auf. ,, Es wird gar nicht nötig sein, auch nur einen weiteren Mann nach Lasanta zu bringe, wenn wir die Sache richtig anpacken. Wir werden uns nicht um den Hafen kümmern. Im Gegenteil. Unser Ziel ist das Herrenhaus von Jormund Einnarson. Wenn wir ihn in die Finger bekommen, werden seine restlichen Männer die Waffen niederlegen. Und selbst wenn er uns entkommt... Wer will für einen Mann Kämpfen, der wie ein Feigling flieht ? Was dann noch übrig bleibt, nehmen ich und meine Jungs mir vor.“ ,, Und was genau habt ihr davon ?“ ,
fragte Eden. Sie traute Vance, aber sie kannte ihn gut genug um zu wissen, das es hier um mehr ging. ,, Hmm.. die Genugtuung einer alte Freundin geholfen zu haben ?“ ,,Vance, ihr habt noch nie etwas getan ohne das dabei etwas für euch herausspringt.“ ,, Nun, vielleicht Plündere ich in dem ganzen Chaos, das ihr verursachen werdet ja einfach Jormunds Schatzkammer. Der Kerl wirft mit Geld um sich, da muss was zu holen sein.“ ,, Ihr bekommt den zehnten.“ , gab die Gejarn trocken zurück. ,, Ich kann schlecht die Kassen der Stadt plündern, das würde die Bevölkerung gegen uns
aufbringen.“ ,, Es hat mal eine Zeit gegeben, da habt ihr mit mir über euren Anteil gehandelt. Ich will en fünftel für die Hilfe.“ Cyrus und die anderen verfolgten den kurzen Schlagabtausch , ohne wirklich zu verstehen, was vor sich ging. ,, Ein siebtel, oder vergesst es.“ ,,Na schön.“ , willigte Vance ein. ,,Der siebte Teil von allem für mich. Und von dem was dann noch übrig bleibt, geht ein zehntel noch an meine Leute.“ ,, Einverstanden.“ Die anderen mochten nicht verstehen, wieso sie mit dem alten Kapitän unbedingt handeln musste, aber wer Vance kannte wusste, das er nichts umsonst
tat. Sie überlegte kurz, ob es besser wäre, Zachary an Bord zurück zu lassen. Aber wenn es möglich war, weiterhin ein Auge auf ihn zu haben, würde sie das tun. Obwohl er Jung war, würde er wohl unter der Schiffscrew nicht zu sehr auffallen. Auf vielen Seglern gab es Kinder und Jugendliche, die entweder als billige Arbeitskräfte dabei waren oder von ihren Vätern an das Seefahrer-Handwerk gewöhnt wurden. ,, Und ich schlage vor, wir verlieren keine Zeit. Ihr bekommt eure zwanzig Freiwilligen.“ ,, Ich bin in jedem Fall dabei.“, erklärte Cyrus sofort. ,, Erik ?“ ,, Unser letzter Besuch in Lasanta wurde
etwas plötzlich beendet. Ich denke, ich muss noch mal hin. Und hier schlafe ich ja ein. Nein, ihr braucht mich , wenn es zu einem Kampf kommt, Eden.“ Was Zachary anging, hatte sie ihre Entscheidung bereits getroffen, sollte er nicht drauf bestehen, hier zu bleiben. ,, Denk nicht einmal darüber nach, mich hier zu lassen.“ , erklärte er. Seine Stimme klang nach wie vor aufgebracht. Damit war es dann wohl entschieden, dachte Eden. Sie stand von ihrem Platz auf. ,, Ich werde noch die restlichen Männer zusammensuchen, Vance, ihr kehrt am besten schon auf eure Schiffe zurück und erläutert, was wir
vorhaben.“ Vance nickte, bevor er sich ebenfalls erhob und , die Krücke unterm Arm, aus der Kajüte verschwand. Es regnete nach wie vor, als sie nach draußen kamen. Das Meer wurde durch Windböen zu kleinen Wellenbergen aufgepeitscht welche die Schiffe zum schwanken brachten. Es war kein ausgewachsener Sturm, aber unangenehm genug für die meiste, so das die Crew bereits eifrig damit beschäftigt war, die Segel einzuholen und sich dann möglichst in Sicherheit vor den eisigen Tropfen zu bringen. Der Wind kam aus Norden und brachte kalte Luft aus den Bergen mit. Wenn sie erst Lasanta
erreichen, würden sie sich noch danach zurücksehnen. Es dauerte nicht lange, bis alles bereit war. Eden, Cyrus und die anderen erläuterten ihren Plan noch den Offizieren der kaiserlichen Garde, welche die übrige Flotte befehligten. Einige Gardisten wollten sich ihnen anschließen, aber Eden wollte sich wenn möglich auf ihre eigene Mannschaft verlassen. Sie kannte jeden Einzelnen davon seit Jahren. Cyrus, Erik, Zachary und die übrigen Freiwilligen waren bereits auf Vance Schiff und verteilten sich unter der Crew, damit sie möglichst wenig
auffielen. Es war so weit. Die Gejarn hielt noch einmal Inne, bevor sie den ersten Schritt auf das Deck eines fremden Schiffs machte. Regen lief ihr in Gesicht , durchtränkte ihren roten Mantel. Nicht viele konnten so ein Wetter auch noch genieße, aber für sie hatte es schon immer etwas seltsam befreiendes gehabt, sich so mit den Elementen zu messen. Die Windrufer war für sie mehr ein Zuhause, als irgend etwas anderes. Jetzt musste sie es wieder einmal andere Überlassen. Wenn ihr Plan schief ging, zum letzten Mal. Endlich gab sie sich einen Ruck und trat an
Bord. Es war ein Dreimaster von der Art, wie sie zu duzenden über die Meere segelten und Wahlweise als Frachter oder als Kriegsschiffe Verwendung fanden. Es gab einen Aufbau auf dem Heck des Schiffs, der als Kajüte diente und zwei Treppen, die hinab auf die unteren Decks führten. Das einzig besondere war, das man di Rehling Rot gestrichen hatte, vermutlich um das Flaggschiff während eines Gefechts leichter erkennen zu können. Die Crew begegnete ihr schweigend. Vance musste ihnen wohl bereits erläutert haben, was sie tun würden. Doch hatte er ihnen sicher nicht gesagt, wer und wie viele genau er an
Bord holen würde. Das eine Frau darunter war, missfiel sicher einigen. Nun, sie hatte kaum genug Zeit, sie vom Gegenteil zu überzeugen und sie konnte auch durchaus darauf verzichten. Wo war der Kapitän eigentlich ? Sie sah sich um, konnte ihn jedoch auf den ersten Blick nicht entdecken. Dafür sah sie wenigstens Zachary und Cyrus . Die sich an der Kajüte versammelt hatten und scheinbar auf sie warteten. Plötzlich jedoch wurden die Türen aufgerissen und Vance stürzte, gleich gefolgt von Erik heraus. Der Kapitän und der Arzt trugen jeweils einen Arm voll mit Büchern, Karten, Flaschen und Instrumenten. Was war denn da los
? Bevor Eden dazu kam, zu Fragen, gab es jedoch bereits einen Ohrenbetäubenden Schlag, der die Fenster in der Kajüte zum Bersten brachte. Papiere und Holzsplitter flogen durch die Luft, regneten auf das Deck oder verglühten noch im Fallen. Die kleineren Feuer wurden sofort vom Regen gelöscht oder rasch von einigen bereits wartenden Matrosen mit Decken erstickt und ausgetreten. ,, Götter, was tut ihr ?“ , fragte Eden, während sie auf die halb zerstörte Kajüte starrte. Ein Loch, so groß wie ein ausgewachsenes Schlachtross prangte im Holz einer der
Seitenwände. ,, Wenn ich einfach so nach Lasanta zurückkehrte, kann ich auch gleich sagen, das irgendetwas nicht stimmt.“ Er setzte den Stapel mit Dokumenten und Geräten ab,. Schwankend kam er wieder auf die Füße. Vermutlich hatte er alles, was er och brauchte zuvor aus der Kajüte geholt. ,,Wenn ich ihnen aber melden kann, das wir auf kaiserliche Schiffe gestoßen sind, schöpfen sie keinen Verdacht. Im Gegenteil, sie werden viel zu beschäftigt sein, darüber nachzudenken, als das sie uns groß beachten.“ ,, Das nächste mal, warnt mich nur vor.“ , meinte Erik, der sich en schwelendes
Kohlestück aus den Haaren pflückte. ,, Ich bin es durchaus gewohnt, das Dinge um mich herum in die Luft fliegen. Nur meistens, weiß ich ,wann. Meistens...“ Vance achtete schon nicht mehr auf den Schiffsarzt, sondern rief einige Befehle. Im nächsten Moment wurden auch schon die Anker gelichtet und das Schiff setzte sich schließlich in Bewegung. Sie würden durch die wartende Flotte hindurchsegeln müssen und dann eine Bogen fahren, um wieder Kurs auf Lasanta zu nehmen. ,, Wie heißt es eigentlich ?“ , wollte Eden wissen, die Vance über das schaukelnde Deck folgte. ,,Immerwind.“ , antwortete Vance, der
so eben das Ruder in die Hand nahm.. ,, Der Name Windrufer hat mir schon immer Glück gebracht. Kaum eine Flaute in all den Jahren. Oder Vielleicht will ich auch nur die Tradition fortsetzen.“ Er lachte, während die Immerwind eine Kurve beschrieb, die sie endgültig auf ihren neuen Kurs brachte. Gischt und Wellen spülten stellenweise über das Deck, das sich gefährlich zur Seite neigte. Ab jetzt gab es endgültig kein zurück, dachte die Gejarn, während die restliche Flotte Lasantas ihnen folgte und die Schiffe des Kaiserreichs rasch in der Ferne zurück blieben.
abschuetze muss mir das gefallen?^^ LG vom Schuetzlein |
EagleWriter Ich glaube nicht ^^ lg E:W |