Aus den Küchen duftet es herrlich nach Keksen und von überall her ertönt Musik. Wenn auch etwas kitschig, dennoch fröhlich und munter. Ich starre gebannt aus dem Fester und beobachte, wie die Schneeflocken tanzen. Als Kind wünschte ich mir immer weisse Weihnachten, doch nun ist es mir völlig egal. Gleichgültig sitze ich am Fenster und denke an den schicksalhaften Tag zurück, der mein Leben veränderte.
Es war ein Tag wie dieser. Damals war ich noch dreizehn und freute mich auf Weihnachten. Ich hatte mich schon den ganzen Tag auf das Weihnachtsfest bei meinen Grosseltern gefreut. Ich zog also das schönste Kleid und den teuersten
Schmück an. Aufgeregt stiegen wir alle ins Auto. Ich sass hinten in der Mitte neben meiner grossen Schwester Molly und meinem kleinen Bruder Tom. Am Steuer sass mein Vater und neben ihm meine Mutter, die gerade das Autoradio aufdrehte. Nach wenigen Sekunden dröhnte Oh Tannenbaum durch den Wagen. Mein Bruder fragte ungeduldig: "Wann sind wir endlich da?"-"Bald mein Kleiner", antwortete meine Mutter liebevoll.
Es geschah als wir über eine kleine Strasse fuhren, die zum Anwesen meiner Grosseltern führte. An unserem neuen Auto platzte plötzlich ein Reifen und wir kamen von der Strasse ab. Es ging alles
so schnell und ich kann mich heute kaum noch an etwas erinnern, doch eines weis ich noch genau. Als wir von der Strasse abkamen war ich zu schockiert um zu schreien, genau wie alle anderen. Alle ausser Tom, noch heute höre ich seine Schreie leise in meinem Kopf hallen. Eine Träne, die ich nicht länger in meinem Auge zurückhalten konnte, kullerte über mein Gesicht. Nach dem dumpfen Aufprall hörte ich nur leises Stöhnen. Plötzlich kommt wieder die Erinnerungen auf, an meine Grosseltern, die herbeigerannt kamen. Ich konnte mich nur leicht bewegen, doch irgendwie musste ich es geschafft haben mich loszuschnallen und mir einen Weg durch
den offenen Kofferraum zu bahnen. Als ich in die Freiheit torkelte rief mir mein Grossvater zu ich solle so schnell ich könne vom Wagen weg. Ich überlegte weshalb. Doch noch während ich nachdachte gab es einen Riesigen Knall. Ich sah nur noch eines: Feuer! Der Wagen war explodiert.
Das Nächste an das ich mich erinnerte war als ich im Krankenhaus aufwachte. Alleine. Niemand war da, sass neben meinem Bett und wartete auf mein erwachen. Nur Schwestern, die sofort herbeieilten. Da sah ich ihn den Weihnachtsbaum. Zuerst dachte ich, ich hätte nur ein paar Stunden geschlafen. Doch dann hörte ich plötzlich die
Stimme einer Krankenschwester: "Sie lag jetzt ein Jahr im Koma. Ein Wunder, dass sie überhaupt noch aufwacht."
Es war nicht der Tag, an dem sich mein Leben veränderte, doch es war der Tag an dem es mir bewusst wurde. Mein Leben war ruiniert nicht nur, dass ich ein wichtiges Jahr meines Lebens im Koma verbrachte, sondern auch meine ganze Familie war bei der Explosion gestorben. Mein Grossvater wurde ein halbes Jahr später vom Krebs getötet und meine Grossmutter starb an einem Herzinfarkt, da sie die sich überschlagenden Ereignisse überwältigten. Doch das schlimmste daran war, dass sie einsam starb. Sie bekam nicht einmal eine
schöne Beerdigung. Sie starb genau so einsam, wie ich sterben werde. Ich habe keine Familie mehr und wer verliebt sich schon in ein Mädchen im Rollstuhl? Ich schloss für einen kurzen Moment meine Augen, um mir eine weitere Träne zu verkneifen, doch als ich sie wieder öffnete war ich nicht mehr in meinem Zimmer sondern in einem völlig weissen Raum. Doch als ich an mir herunter sah war ich voller Schlamm. Ich wusste nicht woher, aber ich wusste es. Der Schlamm sind meine Sünden.
Plötzlich kommt eine Person auf mich zu, sie leuchtet weiss. Sie ist so klar, wie niemand sonst. Ich will wegrennen, um die Reinheit und Güte nicht mit meinem
Schmutz zu zerstören, doch ich kann nicht. Die Gestalt kommt immer weiter auf ich zu und schliesslich streckt sie mir ihre Hand entgegen.
Ich überlege kurz ob ich sie ergreiffen solle. Was wenn ich diese Gestalt mit meinem Schmutz anstecke. "Hab keine Angst", sagte eine beruigrnde, warme Stimme. Sie ging von dem Wesen aus. Ich bewegte meinen Arm, der voller Schlamm war lagsam und erreichte schliesslich die Hand der Gestalt.
Schon bei der winzigsten Berührung durchflutete mich eine Welle von Kraft und Liebe. Ich konnte es kaum fassen, wie glücklich ich war. Nun war ich so rein und klar, wie die Gestalt, die vor
mir stand. "Verliere nie den Glauben", sagte diese Gestalt noch zu Abschied. Als ich mich wieder in meinem Zimmer einfand dachte ich zuerst. Ich hätte alles nur geträumt, doch in diesem Augenblick merkte ich, dass es doch noch Wunder gab. Nach über zehn Jaheren wurde ich erlöst. Ich konnte wieder stehen! Meine Beine funktionierten als wäre nie etwas geschehen.