Ein Zufall, der Das Leben Ändert
Petra war eine junge Frau, bei der man nicht gerade behaupten konnte, dass sie der Norm entspricht.
Und so kam es auch, dass sie eines Tages in eine Psychiatrie eingewiesen wurde. Und warum? Nur weil sie nicht so war wie die Menschen es von ihr erwarteten. Doch Petra hatte auch gar keine Lust so zu sein. Sie wollte so sein wie sie eben war, und nicht so wie die anderen Menschen wollten, dass sie war. Sonst würde eines Tages auf einem Grabstein stehen: „Hier liegt Petra, ihr Leben hat allen gefallen, außer ihr selbst“ und das
wollte sie auf jeden Fall verhindern.
Petra war nun einmal gerne alleine, spielte gerne zuhause mit ihren Puppen, schrieb Geschichten oder klimperte auf ihrem Keyboard. Sie fand es überhaupt nicht schlimm an Sylvester und an Weihnachten alleine zu sein.
Deshalb entschloss sie sich aus der Psychiatrie auf eigene Verantwortung zu gehen. Denn diese machte sie nicht gesund, sondern noch kränker, weil die Ärzte sie zu etwas machen wollten was sie nicht war.
Im Gegenteil, eigentlich waren Weihnachten und Sylvester ihre
schönsten Tage im Jahr, denn da konnte sie endlich einmal das tun wozu sie Lust hatte und bekam nicht ständig Anrufe, Einladungen zum Essen und ähnliches. Auch das Geburtstage feiern hatte sich Petra abgewöhnt. Wozu sollte man es denn auch feiern dass man wieder ein Jahr älter geworden war? Und genau genommen stimmte das ja auch gar nicht, genau genommen wurde sie ja auch an ihrem Geburtstag nur einen Tag älter wie am Tag zuvor.
Besonders gerne schrieb Petra Geschichten, die auch teilweise sogar den Weg in Anthologien echter Verlage fanden. Allerdings gab es etwas, das sie
noch lieber machte als Geschichten zu schreiben, am allerliebsten spielte sie mit ihren Puppen. Das war schon fast ein bisschen eine Sammelleidenschaft, denn mittlerweile hatte Petra 28 Puppen. Und egal wo Petra auch hinging, eine ihrer Puppen war immer dabei. Da gab es nur eine einzige Ausnahme, dann wenn Petra schwer tragen musste, wie zum Beispiel beim Einkaufen, dann ließ sie sie zuhause, aber sonst kam immer eine mit.
Und wahrscheinlich hätten Menschen die sie gesehen hätten sie für verrückt erklärt. Es war ja nicht nur so, dass sie immer eine ihrer Puppen mitnahm, sie beauftragte auch immer zwei der zuhause
gebliebenen Puppen damit auf die anderen aufzupassen.
Eigentlich ging Petra gar nicht gerne aus dem Haus, aber da sie auch schwer krank war, musste sie auch zu zahlreichen Ärzten, zur Krankengymnastik und zu vielem mehr. Und es gab sogar Arztpraxen bei denen die Patienten schon nur noch dann kommen wollten wenn „die Frau mit den Puppen auch da ist“
Sofern es möglich war machten die Ärzte diesen Wunsch natürlich auch möglich.
Eines Tages hatte Petra wieder einen Krankengymnastiktermin und heute hatte sie Shaka, ihren Zulu Krieger dabei. Shaka kam immer und überall sehr gut
an. Ein dunkelhäutiger Mann mit Lendenschurz und freiem Oberkörper, und strahlenden Augen. Welche Frau konnte diesem hübschen Mann schon widerstehen?
Als Petra mit Shaka im Arm die Türe öffnete glaubte sie erst gar nicht was sie sah. Die ganzen Patienten und Patientinnen die sonst immer nach dem Termin gefragt hatten wenn „die Frau mit den Puppen da ist“ waren versammelt und es sah sehr nach einer Feier aus. Petra fragte sich allerdings was es denn zu feiern gab bis es Doris, die Chefin der Praxis, ihr erzählte, dass als sie das letzte Mal mit ihren Puppen
in der Praxis gewesen war, zufällig auch ein Theaterbesitzer anwesend gewesen war. Heute wollte dieser mit ihr über ein Engagement sprechen.
Petra konnte es nicht glauben, da sah sie ihn auch schon zwischen den ganzen anderen Patienten. Sie wusste noch, dass sie sich sehr angeregt mit ihm unterhalten hatte, aber dass er ein Theaterbesitzer ist, auf diese Idee wäre sie niemals gekommen.
Petra und der Theaterbesitzer sprachen über alles, und schon bald wurde Petra eine sehr bekannte Puppenspielerin. Denn aus dem Erfolg in dem kleinen
Provinztheater wurde bald ein großer, und dann ein immer noch größerer Erfolg, und heute, heute füllt sie die größten Theater Deutschlands, und es vergeht kaum ein Tag an dem sie nicht im Fernsehen zu sehen ist.
Und wieder einmal sieht man wie Kleinigkeiten und kleine Zufälle das Leben verändern können, selbst, und gerade dann wenn man nicht damit rechnet…