Nach dem Ende der Archontenherrschaft und der Stilllegung der Lebensschmiede, steht Kellvian vor der Aufgabe, die vor Helike gestrandete Armee Cantons sicher zurück zu bringen. Bevor sie die Stadt jedoch auch nur verlassen können, erhalten sie Nachricht von einem Totgeglaubten. Und in der Heimat ziehen bereits dunkle Wolken auf. Andre de Immerson hat seine Pläne, sich das Kaiserreich mit Gewalt untertan zu machen, noch nicht aufgegeben. Und ohne eine Armee ist alles, was zwischen
ihm und der Krone steht eine kleine Gruppe heruntergekommener Abenteurer und eine Handvoll Zauberer.
Bildquelle Michaela Schöllhorn / pixelio.de
Einsetzender Nieselregen hatte die letzten Feuer gelöscht. Die ausgebrannten, Wind und Wetter ausgesetzten Ruinen kamen trotz allem nur langsam zur Ruhe. Verletzte und Verwundete beider Seiten lagen nach wie vor zusammen mit Sterbenden und Toten auf dem Innenhof. Blut mischte sich mit Regenwasser, das in kleinen Strömen durch die leeren Hallen und Wege der Erdwacht in den Abgrund floss. Ein rötlich schimmernder Sturzbach, der sich mit de schäumenden Wasser in der Tiefe
vermischte. Heiler und Freiwillige zogen über das Feld, legten Verbände an, brachte die schwerer Verletzten bei Seite oder linderten die Schmerzen derer, denen nicht mehr zu helfen war mit Mohn. Die Gefangenen wiederum wurden in einem , größtenteils vom Dracheneuer verschonten Saal gebracht, in dem verrottende Möbel herumstanden . Moose und Gräser hatten in den Fugen des Steinbodens halt gefunden und rankten sich sogar die Beine eines niedrige Tisches herauf. Die meisten der Männer ließen sich nur erschöpft zu Boden fallen. Für sie war dieser krieg vorbei und in einigen Gesichtern meinte Jiy, so
etwas wie Erleichterung zu erkennen. Die Streitmacht des Aristokratenbundes setzte sich aus de verschiedensten Menschen zusammen. Alte Söldner-Veteranen, aus der Garde ausgeschiedene Soldaten oder Deserteure, aber auch mehr als genug junge Gesichter, die kaum viel Älter als Zachary sein konnten. Einer davon trug eine gewaltigen Verband am Kopf, wo Zyle ihn bewusstlos geschlagen hatte. Jiy hatte von ihrem Platz bei der Reservetruppe wenig sehen können, doch der Gejarn war selbst im ferne Getümmel nicht schwer zu entdecken gewesen. Genau wie sein Kampf mit Erland. ,, Kümmert euch um diese Männer.“ ,
wies sie einen der Wache haltenden Gardisten an, nachdem sie sich einen Moment in der Halle umgesehen hatte. ,, Nehmt ihnen alle restlichen Waffen ab, dann schickt einen der Heiler hierher, damit man sich auch um ihre Wunden kümmert.“ Der Mann stellte keine Fragen, sondern salutierte nur kurz. ,, Jawohl ,Herrin.“ ,, Danach , gebt ihnen etwas zu essen und bringt sie irgendwo unter, wo sie keinen Ärger mehr machen können.“ ,, Unsere Vorräte sind...“ ,, Dann nehmen wir Unterwegs neue auf.“ , unterbrach sie ihn sofort. Sie würden direkt nach Erindal weiterziehen. Zwar hatte sie das noch nicht mit Zyle,
Roland oder Falvius abgesprochen, aber sie würde nicht mehr kehrt machen. Das hieß aber auch, das sie sich hinter dem Erdschlund potentiell in Feindlichem gebiet befanden. Sie würde sich nur unter äußerster Vorsicht neu Ausrüsten können, wenn überhaupt. Sie verstand schon, warum der Mann dagegen war, ihre Vorräte auch noch mit den Gefangenen zu teilen. Aber... Jiy hatte innerlich gehofft, nie wieder so viel Leid auf einmal sehen zu müssen, wie die uralte Burg nun beinhaltete. Lore, Vara und jetzt hier... Die schwelenden Ruinen erinnerten sie zu sehr daran. Sie hatte nach dem Angriff auf das brennende Dorf zurück blicken
können... Ein Bild des Jammers, wo einstmals grüne Bäume , Häuser und Felder entlang eines Bachlaufs gestanden hatten. Eines Baches, der sich durch Blut und Asche rötlich verfärbt hatte, wie es jetzt das Regenwasser tat, das die Höfe der Erdwacht reinwusch. Wasser tropfte auch durch das undichte Dach der Halle , das einstmals aus dicht gefügten, roten Ziegeln bestanden hatte, jetzt jedoch große Lücken aufwies. Wenigstens hatten sie einige der Späher, welche die ehemalige Festung verteidigt hatten, rechtzeitig erreicht. Von den hundertfünfzig Soldaten waren fast alle noch am Leben, was wie ein Wunder erschien. Als die Erdwacht unter dem
Ansturm von Erlands Männern gefallen war, hatten sich die meisten rasch über die Brücke und in die nahen Wälder zurück gezogen. Diese Männer waren mehr Waldläufer als Teil der regulären Truppe , gewohnt daran im Schutz der Schatten zu kämpfen und tatsächlich hatten sie einen Teil ihrer Gegner in die Falle locken können. Wenigstens war es ein kleiner Lichtblick, dachte Jiy, während sie auf den Hof zurück kehrte. Aus dem Nieselregen war ein Schauer geworden, der sich sehen lassen konnte. Rasch packten die Heiler ihre Ausrüstung zusammen und veranlassten, das man die Verwundete auf Bahren an eine geschütztere Ort brachte. Jiy hingegen
begrüßte de kalten Guss, während sie nach Zyle und den anderen Suchte. Der Gejarn redete auf eine Mann in blutdurchtränkter Kleidung ein. Erst nach mehrmaligen Hinsehen erkannte sie den verfilzten und durch eine tiefe Schnittwunde an der Wange Verunstalteten als Roland. ,, Wo bei Laos wart ihr ?“ , rief Zyle, die Hände in hilfloser Wut ausgebreitet. ,, Ihr seid vorhin einfach verschwunden, ohne mir oder wenigstens noch Falvius ein Zeichen zu geben. Verflucht, wir hätte den Platz beinahe verloren. Es sind duzende von Leuten gestorben um euer Fehlen wieder auszugleichen... Und wo sind die Männer, die euch begleitet haben
?“ Falvius stand in einiger Entfernung und beäugte de Schwertmeister, der seinen freund ausschimpfte misstrauisch. ,, Würdet ihr mir auch verraten, was los ist ?“ , fragte Jiy, beim näherkommen. Falvius grinste, aber es schien nicht das übliche, nichtssagende Lächeln zu sein. Dieses mal war es echte Sorge, die darin ihre seltsamen Ausdruck fand. ,, Roland hat während der Schlacht seinen Posten verlassen... Eurem Hochgeneral gefällt das gar nicht.“ ,, Zyle! , rief sie dem Gejarn zu. ,, Hört ihn doch erst einmal an. Vielleicht hatte er einen Guten Grund. Den hattet ihr doch, oder , Roland
?“ ,, Sicher hatte ich den und wenn Zyle mich endlich einmal sprechen lassen würde...“ Der Mann deutete hinter sich. ,, Würde ich ihn bitten, sich einmal die Festungsmauern hinter den westlichen Türmen anzusehen. Dort gibt es eine breite Lücke im Mauerwerk von der ich weiß. Und hätte ich sie nicht so bald wie möglich gesichert, hätten Andres Männer uns von dort in die Flanke allen können. Ihr macht mir Vorwürfe weil einige mehr gestorben sind ? Hätte ich nicht gehandelt, hätten wir verloren und würden jetzt alle auf dem Platz liegen und langsam verrotten.“ ,, Und eure Männer
?“ Roland lachte nur bitter, bevor er den Kopf schüttelte. ,, Zwei. Zwei von fünfzig. Der Rest liegt jetzt tot in der Lücke...“ Jiy wurde wieder Bewusst, was Roland gesagt hatte , darüber das er mit seile Leuten, der Garde, praktisch aufgewachsen war. Und wieder einmal wurde ihr bewusst, das, das keine leeren Worte waren. Sie sah hier Fremde Leiden und Sterben und ertrug es grade so. Für den General waren es Freunde... ,,Es... tut mir leid.“ , murmelte Zyle. ,, Sagt das den Toten die für euch gestorben sind, nicht mir. Würde ich eine Entschuldigung wollen. Dann würde
ich schon...“ Er brach ab. ,, Verzeiht. Ja ich hätte euch zumindest bescheid gebe müssen. Aber ich habe in bestem Gewissen gehandelt. Und ich habe euch und Erland gesehen. Er war einmal einer meiner Ausbilder und eigentlich war ich immer davon überzeugt, niemand könnte ihn jemals schlagen. Wo lernt man so zu kämpfe ? “ ,,Helike.“ , antwortete der Gejarn. ,, Und solltet ihr einmal einem älteren Schwertmeister gegenüberstehen, würdet ihr schnell herausfinden, das selbst ich im Vergleich dazu noch wie ein Kind kämpfe. Erland war euer Ausbilder ?“ Roland nickte, offenbar selber froh, das Gespräch wieder in weniger gefährliche
Gewässer zu lenken. Sie alle waren aus dem gleichen Grund hier, oder ? Zumindest hoffte Jiy das. ,, Einer von vielen um genau zu sein. Man kann über ihn sagen, was man will, aber er erschien mir immer wie ein Ehrenhafter Kämpfer mit einem ungewöhnlichen Gespür für Fairness, soweit das Schlachten betraf. Sich mit Magie einen Vorteil zu verschaffen, wie er es heute getan hat... Das sieht ihm gar nicht ähnlich.“ ,, Das, was er da benutzt hat, war ein Artefakt, oder ?“ ,, Ich habe es erkannt. Ein Ring. Aber der Speicherstein daran zerfiel... Wenn ich mich richtig erinnere, heißt das, er
konnte ihn nur ein mal verwenden. Seltsam...“ ,, Ich hätte auch erwartet, das Ismaiel ihnen ein hochwertiges Arsenal gibt... Vielleicht steht der Meister doch nicht so sehr hinter Andre, wie dieser hofft...“ ,, So oder so, hoffen wir, das sich das nicht ändert.“ Roland sah zwischen den drei anderen hin und her. ,, Die Frage ist, wie geht es weiter ?Was machen wir jetzt, wo die Erdwacht gesichert ist ?“ ,,Jetzt ?“ fragte Jiy und sah auf. ,, Jetzt, brechen wir nach Erindal auf. Roland, Zyle, ruft die Truppen beisammen. Schickt die Verwundeten auf den Weg nach Vara, dort wird man sich um sie kümmern. Danach machen wir uns
umgehend auf den Weg. Je früher wir dort sind desto besser.“ Und dann würden sie Kellvian finden, dachte sie grimmig. Wenn sie schon dort waren, würde sie nicht eher Ruhen, bis sie ihm auch Gegenüberstand. In einem andere Teil des Landes, schritt der Zauberer, den das alte Volk einst Ismaiel genannt hatte, auf und ab. Erland und Andre sahen ihm Unruhig dabei zu. Jedes mal, wenn die schwarz gekleidete Gestalt an den Feuer im Saal vorbeiging, flackerte diese einen Moment heller auf. Es war klar, das es besser war, den Mann im Augenblick i Ruhe zu lassen. Auch wenn Erland es nie zugeben würde,
er machte ihm Angst. Beinahe fürchtete er, jeden Moment wieder die Finger um seinen Hals zu spüren. Ob nun durch Magie verstärkt oder nicht , Roland fürchtete, er könnte ihm das Genick brechen, wenn im danach war. Und im Augenblick schien ihm sehr danach. Das Kaminzimmer im Herrenhaus in Silberstedt war abgedunkelt worden. Draußen heulte ein ausgewachsener Schneesturm und brachte die hölzernen Fensterläden, die man als Schutz vor den teure Glasfenstern geschlossen hatte , zum zittern. Andre hatte sich auf einem Stuhl in der Nähe des Kamins niedergelassen, während Erland sich am
Geländerpfosten der Treppe abstützte, die hinab ins Erdgeschoss führte. Vor allem um leichter Ausweichen zu können, sollte der Magier vor ihnen tatsächlich gefährlich werden. Ohne sein Gesicht sehen zu können, war es beinahe unmöglich einzuschätzen, in welcher Stimmung Ismaiel war. Etwas, das Erland gleichermaßen irritierte und auf die Nerven ging. Man wusste so auch nie, ob er einen nicht ansah. Doch die Gestalt klang überraschend kalt, als sie schließlich zu sprechen anfing. ,, Er hat es tatsächlich fertig gebracht, meine Kontrolle zu brechen... Ich habe jetzt mehrmals versucht, sie wieder zurück zu bekommen, aber es ist, als
hätte er die Bande einfach zerrissen. Er hätte mir gehören müssen...“ ,, Wer `? Euer Agent aus Vara ?“ , wollte Lord Andre wissen. Die silbergrauen Haare glitzerte rosa im Schein des Feuers. Funken stoben auf, als ein Birkenscheit in die Glut rutschte. ,, Dieser Mann hat einen Willen, der selbst den seines verdammten Gottes in den Schatten stellt...“ Erland wusste mit dieser Aussage nichts anzufangen. Welcher Gott ? Nach allem was er wusste, war der Agent Ismaiels ein Gejarn aus Laos gewesen... Den großen Lehrer Helikes gab es doch nie wirklich, oder ? Und wenn ja, wie konnte der Zauberer etwas über ihn Wissen ?
Fragen, die unbeantwortet blieben, als Andre das Wort ergriff. ,, Es gibt wichtigeres. Euer Mann hat seine Schuldigkeit sowieso getan.“ Offenbar war der Lord geradezu beruhigt darüber, das die Magie seines Gegenübers auch einmal versagen konnte. Ismaiel drehte sich zum Feuer um. ,,Das neuerliche Versagen eures Feldherren, schätze ich. Canton treibt uns zurück. Nicht weit bisher, aber das Blatt wendet sich zu ihren Gunsten. Ihr... versagt, Andre. Trotz der Zusicherung von Unterstützung aus Lasanta und Erindal und der Loyalität einiger kleinerer Fürsten... Ist es möglich, das ihr euch
Hoffnungslos Überschätzt habt ?“ ,, Wir haben ein paar Rückschläge erlitten. Das bedeutet noch gar nichts. Was mir mehr Sorgen macht ist, das sie überhaupt noch kämpfen... Kellvian mag fort sein, aber kann mir jemand versichern, das er wirklich tot ist ? Und trotzdem kämpft die Garde unter Führung dieser Möchtegern-Kaiserin weiter... Vielleicht wäre es nicht soweit gekommen, wenn meine Verbündeten etwas verlässlicher währen, Ismaiel. Alles, was ihr uns bis jetzt gegeben habt, war diese Spiegelwaffe... die wir in Vara auch noch verloren haben. Und bis wir davon mehr bauen können, wird es dauern. Dazu ein paar nutzlose
Zauberricks. Ich habe langsam das Gefühl, ihr haltet euch zurück.“ ,,Bisher hatte ich noch um einiges weniger als ihr von diesem Pakt, Andre. Ich habe euch schon mehr gegeben, als ihr verdient. “ , antwortete Ismaiel und bestätigte Andres Verdacht damit. . ,, Vielleicht ist es an der Zeit das ihr mir stattdessen etwas bietet ? Ich kann jederzeit verschwinden, Lord de Immerson. Es wäre ein Ärgernis für mich, nicht mehr. Wenn es eines gibt, das ich habe, dann ist das Zeit. Ich kann ein Jahrhundert warten, bis man mich vergisst und mir dann holen, was ich brauche. Ihr seid lediglich der einfachere Weg. Nicht der einzige. Und das solltet
ihr besser niemals vergessen.“ ,, Was wollt ihr ?“ , fragte Erland nur. Er hatte dieses Spiel satt. Mussten sich die Mächtigen immer aufplustern, die Lösung ihres.. Konflikts war ganz einfach. Entweder, Andre konnte Ismaiel etwas anbieten, oder ihre Wege trennte sich hier eben. Warum darum herumreden ? Es war beinahe, wie einem rituellen Duell zuzusehen, das nach einer ganz bestimmte Form ausgetragen wurde. Aber hier ging es nicht darum. Bei einem Kampf um das eigene Leben hatten Rituale und Verzögerungen durchaus Sinn, gaben sie einem doc Gelegenheit, sich vorzubereiten. Hier ging es um
einen einfachen Austausch von Macht. Jede Seite wollte etwas. Ismaiel sah das offenbar ähnlich. ,, Gebt mir freie Hand über eure Magier. Im Gegenzug erhaltet ihr eine neue Waffe... die ihr euch nicht einmal vorstellen könnt.“ ,,Wie bitte ?“ ,,Eigentlich sollte der Sanguis-Orden für meine Pläne herhalten. Da ihr, oder besser euer übereifriger General, mir das aber verwehrt hat muss ich nun leider eure Zauberer...verwenden. Wenn ihr also Siegen wollt...“ ,,Ich werde ganz sicher nicht meine Männer verschwenden, was immer ihr auch mit ihnen vorhabt. Schon gar keine
Zauberer. Uns bleiben nur noch eine Hand voll...“
,, Oh glaubt mir, sie werden nicht verschwendet. Ihr bekommt durch sie genau das, um was ihr bittet. Einen Vorteil gegenüber den Kaisertruppen. Nur hat das eben einen Preis...“
EagleWriter Du solltest es bald erfahren ^^ Einen Teil zumindest lg E:W |
abschuetze eine neue Teufelei und auch bei Roland bin ich mir nie ganz sicher^^ LG vom Schuetzlein |
EagleWriter So sieht es aus. Und was Roland angeht... nun da gibt es eigene Pläne ;-) lg E:W |