BEKANNTE UND BERÜHMTE WISSENSCHAFTLER DER NEUZEIT
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Einstein,Albert
1879-1955
Nobelpreis 1921
Er war wohl der berühmteste Wissenschaftler des 20.Jahrhunderts und
einer der bedeutesten Physiker aller Zeiten.Innerhalb weniger
Monate schuf der bis dahin vollkommen unbekannte Patentamtsangestellte
u.a.die Spezielle Relativitätstheorie und legte den Grundstein für
die Quantentheorie.
1909 wurde er Proffessor in Zürich und 1913 holte ihn Max Planck nach
Berlin,wo er die physikalische Fakultät leitete.Dort vollendete er die
allgemeine Relativitätstheorie,die unser Denken von Raum und Zeit
grundlegend veränderte.
Nahezu im Alleingang und oft gegen den Trend der aktuellen Physik
entwickelte Einstein seine Theorien.Aus der speziellen Relativitätstheorie
ergab sich die berühmte Formel E=mc²,die die Äquivalenz zwischen
Energie und Masse beschreibt.
Den Nobelpreis erhielt Einstein zwar auch für seine beiden Theorien der
Relativität,vor allen aber für seine Deutung des photoelektrischen
Effekts.Und das nicht etwa wegen eines Versehens der Schwedischen
Akademie der Wissenschaften.Einstein selbst betrachtete seine Arbeiten
über die "Quantenphysik"als seinen einzigen wirklich "revolutionären"
Beitrag zu den Naturwissenschaften.In diesem Punkt stimmten die Mitglieder
der Akademie völlig mit ihm überein.Als dann auch noch 1918 der
englische Astronom Eddington bei einer Sonnenfinsternis die Ablenkung
des Lichts eines Sterns durch die Masse der Sonne bestätigte,die Einstein
in seinen Theorien vorausgesagt
hatte,war der Triumph perfekt.
Von da an war er ein Superstar der Physik und galt als neuer
Newton,aber in Deutschland sah er sich aufgrund seiner jüdischen
Herkunft bald nationalistischen Anfeindungen ausgesetzt,die ihn
1933 schließlich in die Emigration trieben.Von nun an arbeitete
er in den USA in Princeton.
Er setzte sich stark für politisch verfolgte sowie für Humanität
und Pazifismus ein und eckte mit seiner Meinung auch in den USA
an.Damit avancierte er zum Archteypus des Naturwissenschaftlers
mit moralischer Verantwortung.Dennoch
wies er zusammen mit anderen Physikern
den US-Präsidenten auf die Möglichkeit einer Atombombe hin-was zu
ihrer Entwicklung führte.An der Realisierung war er jedoch nicht
beteidigt.
So wurde der alte Mann mit den wirren,grauen Haaren zum Symbol
des genialen Wissenschaftlers schlechthin.Bis zu seinem Tod 1955 arbeitete
er an einer allgemeinen Feldtheorie aller bekannten Kräfte.
Feynman,Richard P.
1918-1988
Nobelpreis 1965
Der in New York geborene Feynman galt schon in frühen Jahren als
naturwissenschaftliches Wunderkind mit ausgeprägter mathematischer
Begabung.Mit 17 begann er sein Physikstudium am MIT und besuchte
schon ab seinem zweiten Semester Vorlesungen für Doktoranden.
1939 schuf er die Grunlagen einer Quantentheorie zum Verhalten
von Elektromagnetismus und Licht,der Quantenelektrdynamik.
Nachdem er 1942 in Princeton bei John Wheeler promoviert hatte,
wurde er für das Manhatten-Projekt angeheuert.Dort in Los Alamos war
er das 25 Jahre alte "Wunderkind",das
sich weder von Geistesgrößen
wie Fermi,Bethe und Bohr noch von der Dringlichkeit dieses Projekts
mit höchster Geheimhaltung einschüchtern ließ.
Dort zeigte er seine begeisterung für Safeknacken und die Umgehung
von Sicherheitssperren im System des damals für sicher gehaltenen
Projekts.
Nach dem Krieg beschäftigte er sich mit Kernphysik.Sein größter
Geniestreich war jedoch eine Rechenmethode,für die er 1965 mit dem
Physiknobelpreis ausgezeichnet wurde.Es handelt sich hierbei um die
sogenannte Pfadintegrale sowie die heute
nach ihm benannte
Feynman-Diagramme.Mit diesem Verfahren können die extrem komplizierten
Gleichungen der QED gelöst werden.
1950 wechselte Feynman ans Caltech in Pasadena,wo er sich ausgesprochen
wohl fühlte,denn die Umgebung Südkaliforniens entsprach seinem Naturell.
Seine Veröffentlichung-The Feynman Lectures on Physics-werden in allen
Collges als Lehrbücher verwendet.
Feynman gilt unter anderem auch als Vater der Nanotechnologie,des
Quantencomputers und er prägte den Begriff "Cargo-Kult" für Projekte
und Pseudowissenschaften,die so sinnlos sind wie das Anbeten von
Flugplätzen,auf denen nie ein Flugzeug landet, durch un-informierte
Ureinwohner.(Salomonen-Inseln nördlich von Australien.)*
Kurz vor seinem Tod nahm Feynman noch an der Untersuchung des
Challenger-Unglücks 1986 teil,wo er durch seine unverwechselbare Logik
die Ursache aufklärte,was zu Konstruktionsänderungen der Raumfähren führte.
Feynman starb 1988 an Krebs.
*1945 besetzten die Amerikaner die Salomonen-Inseln nordöstlich von Australien
und versorgten die Ureinwohner als Ausgleich mit Lebensmittel durch Transport-
flugzeuge,die regelmäßig landeten.Nach Kriegsende zogen die USA ab und die
Flüge blieben aus.Daraufhin bauten die Einwohner der Inseln Landebahnen und
Tower sowie Flugzeuge und Antennen aus Holz,in der Hoffnung,die Amerikaner
würden zurückkommen,was aber nicht geschah.
Stephen W.Hawking
1942
Er wurde 1942 auf den Tag genau 300
Jahre nach Galileis Tod geboren und ist
heute Inhaber des Lukasischen Lehrstuhls.
Schon mit 17 Jahren studierte er Physik und Chemie in Oxford und ging danach an
die Universität Cambridge.
Dort hatte er gehofft,den damals berühmten Fred Hoyle als seinen Doktorvater
zu bekommen.Daß Hawking stattdessen der Astronom Dennis Sciama zugewiesen wurde,
war für ihn anfänglich eine Enttäuschung,stellte sich aber im nachhinein als
Glücksgriff heraus.
Mit 21 Jahren hatte man bei ihm ALS(amyotropher Lateralsklerose)diagnostiziert,
was seine mobilität stark einschränkte,ihn aber nicht davon abhielt,ein Thema
seiner Doktorarbeit auszuwählen,was viel Zeit in Anspruch nahm,wovon man ihm
anfangs abriet.
In Cambridge lernte er auch Roger Penrose kennen,zu dem ihm eine tiefe
Freundschaft verband.
Im Anschluss an seine Promotion widmete sich Hawking der Weiterentwicklung
der Singularitätstheoreme.Die damals
vorherrschende Meinung vertrat die
Stady-State Theorie,die besagt,das Sterne und Galaxien immer neu entstehen
und den leeren Raum auffüllen,der durch Explosionen entsteht,ohne das
sich das Universum ausdehnt.
Dem wiedersprach Hawking und konnte es zusammen mit Penrose beweisen.
Die Urknalltheorie war geboren.
Später wandte er sich den Schwarzen Löchern zu und bewies auch hier sein
Genie,indem er nachwies,das Schwarze Löcher zerstrahlen;-die sogenannte
Hawking-Strahlung,die besagt,das schwarze Löcher virtuelle Teilchen
emmitieren und somit verdampfen.Information geht nicht
verloren.
Auch seine Veröffentlichungen(Eine kurze Geschichte der Zeit,usw.)
machten ihn populär.Bis heute lehrt er in Cambridge als Professor.
Planck,Max
1858-1947
Nobelpreis 1918
Bei der Erarbeitung einer Theorie der Wärmestrahlung(Hohlraumstrahlung)
entdeckte er im Jahr 1900,daß ebenso wie die Materie sich aus Atomen
zusammensetzt,die Energie der elektromagnetischen Wellen aus
Teilchen,
aus lokalisierbaren und auch berechenbaren Energiequanten besteht.
Er glaubte,das Atome aufgrund besonderer Eigenschaften Energie in
Quanten abstrahlen und aufnehmen und hielt ansonsten daran fest,daß
Licht ausschließlich Wellennatur besitze.Damit war er der Begründer
der Quantentheorie.
Einstein war neben Bohr und Heisenberg der,der zuerst die volle
Tragweite dieser Theorie erkannte.Sie arbeiteten dann erfolgreich mit
der Planckschen Quantenhypothese weiter,während Planck selbst sich
bemühte,die neuen Erkenntnisse,die sich
aus seiner Entdeckung ergaben,
in die bis dahin gültige,sogenannte klassische Physik einzuordnen.
Ihm zu Ehren wurde 1948 die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur
Förderung der Wissenschaften in Max-Planck-Gesellschaft umbenannt.
Max Planck war es,der das Genie Einstein erkannte und ihn nach Berlin
an das Kaiser-Wilhelm-Institut holte,dessen Direktor er war.Auch er
war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus aber im
Gegensatz zu Einstein und einigen anderen Wissenschaftlern blieb er in
Deutschland.Bis zu seinem Tod 1947 war er mit seiner Hypothese
nicht so recht glücklich.
Ernest Rutherford
1871-1937
Nobelpreis 1908
Ernest Rutherford,geboren in Nelson,Neuseeland,war der eigentliche
Begründer der Kernphysik und der erste,dem ein alter Traum der Alchimisten
in Erfüllung ging,nämlich die Umwandlung eines Elements in ein anderes,
des Stickstoffs in Sauerstoff,durch Manipulation des Atomkerns.
Dem war die Theorie der Radioaktivität durch Becquerel(Nobelpreis 1903)
und den Curies(1903,1911-Chemie)vorausgegangen.
Dafür erhielt er 1908 den Nobelpreis für Chemie.
An der McGill Universität in Montreal arbeitete er mit Otto Hahn und
an der Universität von Manchester mit Niels Bohr zusammen.
Der Atomkern wurde 1919 von ihm,sowie von dem deutschen Physiker
Hans Geiger und dem Studenten Ernest Marsden entdeckt.
In einem der berühmtesten Experimente der Wissenschaftsgeschichte
bombardierten sie eine dünne Goldfolie
mit einem geschossartigen Strahl
geladener Teilchen.Ihre wichtigsten Beobachtungen waren:
1)Die meisten der ankommenden Teilchen gingen glatt,mit nur minimaler
Ablenkung durch die Folie hindurch.
2)Einige der Teilchen prallten in großen Winkeln ab,eine schockierende
Entdeckung,die Rutherford verglich mit "einer Vierzig-Zentimeter-Granate,
die von einem Seidenpapaier abprallt".*
Aus Rutherfords interpretation des Experiments entstand das Sonnensystemmodell
des Atoms,das erste passable Bild eines Systems,das später quantenmechanisch
beschrieben werden sollte.Das Atom
nach Rutherford enthält im Mittelpunkt einen
harten positiv geladenen Kern.Umgeben ist er von einem Meer negativ geladener
Elektronen.Der Kern macht fast die gesammte des Atoms aus,während die
Elektronen dem Atom fast das gesammte Volumen verleihen.
Im Jahre 1931 wurde er Baron Rutherford of Nelson and Cambridge,wo er auch
starb.
*siehe(Rutherford-Experiment)-Wechseldatenträger G/DVD-RW
Wheeler,John Archibald
1911-2001
Er wurde in Jacksonville,Florida geboren und promovierte an der John Hopkins
Universität mit einer Arbeit über die Lichtstreuung durch Heliumatome.
1939 entwickelte er zusammen mit dem dänischen Physiker Niels Bohr die
Theorie der Kernspaltung.Danach konzentrierte sich Wheeler zusammen mit seinem
Doktoranden Richard Feynman auf die Elektrodynamik.Doch kurz nach dem
Eintritt der USA in den zweiten Weltkrieg beteiligten sich beide am
Manhatten Projekt.
Unter dem Einfluß einer 1939 veröffentlichten Arbeit von Robert Oppenheimer
über den Gravitationskollaps eines massereichen Sterns begann sich Wheeler
Anfang der fünfziger Jahre mit Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie
zu beschäftigen.
Damals arbeiteten die meisten Physiker auf dem Gebiet der Kernphysik und
maßen der allgem.Relativitätstheorie keine besondere Bedeutung bei.Fast im
Alleingang veränderte Wheeler diese Situation,teils durch seine Forschung,
teils durch den ersten Kurs über Relativitätstheorie an der Princeton
Universität.
Sehr viel später,im Jahr 1969,prägte er den Begriff"Schwarzes Loch"für
diese extremen Gebilde,an deren Realität damals noch kaum jemand glaubte.
Angeregt von Werner Israels Arbeit äußerte Wheeler die Hypothese,
Schwarze Löcher hätten keine Haare,womit gemeint ist,daß sich jedes
Schwarze Loch,das aus dem Kollaps eines nichtrotierenden,massereichen
Sterns hervorgegangen ist,tatsächlich durch die Schwarzschild-Lösung
beschreiben läßt.
Danach setzte eine wahre Springflut von Publikationen über dieses Thema
ein.
John Wheeler drückte es mal so aus:"Die Masse sagt der Raumzeit,wie sie
sich zu krümmen hat,und die gekrümmte Raumzeit sagt der Masse,wie sie
sich zu bewegen hat.
Gell-Mann,Murray
1929-
Nobelpreis 1969
Schon als Kleinkind war er sehr begabt,konnte lesen und große Zahlen im
Kopf multiplizieren.Mit 14 Jahren erhielt er ein Studienstipendium der
Yale Universität,doch was sollte er
studieren?
Gell-Mann bevorzugte Archäologie und Linguistik,sein Vater dagegen plädierte
für Ingenieurwissenschaften.Sie einigten sich auf Physik.
Eine bahnbrechende Entscheidung für die Wissenschaft,wie sich später heraus-
stellte.
In diesem Fach war Murray in der Schule am schlechtesten,weil ihn der Stoff
langweilte.Die Aussicht,die Relativitätstheorie und die Quantenmechanik
zu verstehen,ließen ihn jedoch einlenken.
Im Studium ließ er sich mehr Zeit,um seinen Neigungen nachzugehen,denn
Gell-Mann war sehr vielseitig.
Sein Biograph schreibt:"Der Physiker Richard Feynman wußte alles über Physik
und nicht so viel über anderes.Wenn er keine Physik machte,spielte er Bongo,
knackte Safes und hing in Bars herum.Gell-Mann dagegen wußte alles über alles.
In seiner Freizeit beobachtete er exotische Vögel,sammelte archäologische
Raritäten oder lernte noch eine weitere Fremdsprache dazu."
Nach dem Abschluß des Studiums in Yale ging er zur Promotion an das MIT
(Massachusetts Institute of Technology).Bereits mit 21 Jahren
erhielt er
den Doktortitel.Nach einigen Jahren Assistenzzeit an verschiedenen Orten wurde
er Professor am CALTEC (California Institute of Technologie)in Pasadena,
wo er die Theorie der Quarks entwickelte.Hier traf er auch den damals
bereits berühmten Wissenschaftlerkollegen Richard P.Feynman.
Gell-Manns erster großer Geniestreich war die Einführung einer damals neuen
Quantengröße,die er "Strangeness"(Seltsamkeit)nannte.Mit ihr ließ sich das
Verhalten vieler Teilchen erklären und es gelang ihm,ein Ordnungsschema für
die Elementarteilchen zu finden.Er schaffte Ordnung im Teilchenzoo,denn in
der Elementarteilchenphysik der damaligen Zeit entstanden durch immer bessere
Beschleuniger immer neuartigere Teilchen und Datenmengen,die ihrerseits nur
für einen verschwindenden Bruchteil einer Sekunde Bestand haben.
Gell-Mann führte das Quark als fundamentalen Baustein der Natur ein.Demnach
wurden drei Quarks benötigt,um sowohl ein Proton als auch ein Neutron zu
konstruieren.Weiterhin sagte seine Theorie voraus,daß Quarks in drei unter-
schiedlichen Arten vorkämen,die heute als Flavors(Farben)bekannt sind,von
denen es eigentlich sechs gibt.Dafür erhielt er den Nobelpreis.
Eine Passage aus James Joyce Roman"Finnegans Wake" soll Gell-Mann nach
eigenen Angaben bei der Wahl des Namens "Quarks" inspiriert haben.
"Three quarks for Muster Mark!
Sure he hasn´t got much of a bark
And sure any he has it´s all beside the mark"
Noch mit 64 Jahren wechselte Gell-Mann an das Santa Fe Institue in New Mexico,
an dessen Gründung er maßgeblich beieiligt war.Mit diesem Schritt wandte
er sich ab von der Elementarteilchenforschung und startete interdisziplinäre
Forschungsprojekte.
Gamov,George
1904-1968
Lange bevor die Hintergrundstrahlung entdeckt wurde,haben Physiker ihre Existenz
schon vorausgesagt.Das geschah zwischen 1948 und 1950 in den USA an der
Johns-Hopkins University in Baltimore.
Damals dachte George Gamov,der bei Alexander Friedmann in Leningrad studiert
und 1928 als erster den radioaktiven Alpha-Zerfall durch einen Quantentunnel-
effekt erklärt hatte,über die Entstehung der Chemischen Elemente im frühen
Universum nach.Er mutmaßte mit Ralph Alpher und Robert Hermann,daß aus der heißen
Urzeit eine Strahlung übriggeblieben sein müsse.Die Temperatur dieser
Strahlung
wurde auf 5 Grad über dem absoluten Nullpunkt geschätzt.Die Rechnungen waren noch
fehlerhaft,kamen jedoch schon sehr nahe an die heutigen Werte heran und die
Idee,die dem ganzen zugrunde lag,war richtig.
Daß Forscher durchaus eine humorvolle Ader besitzen,zeigte die am 1.April(!)
1948 in der Fachzeitschrift Physical Review veröffentlichte Arbeit,die als
Alpha-Beta-Gamma-Theorie in die Forschungsgeschichte einging-die ersten drei
Buchstaben des griechischen Alphabets als Symbol für den Anfang aller Dinge.
Denn als Autoren zeichneten Alpher,Bethe und Gamov.Hermann sollte unter dem
Pseudonym Delter,für Delta,auch noch als Autor firmieren,lehnte dies aber ab.
Diese Vorhersage bestätigte sich,als im Jahr 1965 die beiden Physiker
Arno Pensias und Robert Wilson die Kosmische Hintergrundstrahlung entdeckten.
David Deutsch
1952
Er wurde 1952 als Spross einer österreichisch-jüdischen Familie in
Israel geboren
und kam im Alter von drei Jahren nach England.Er wollte schon als Kind Physiker
werden und bastelte sich mit 13 Jahren eine elektronische Addiermaschine.Mit
32 Jahren beschrieb er in einer bahnbrechenden Arbeit die Quantenverallgemeinerung
der sogenannten universellen Turing-Maschine*.Der zerbrechlich wirkende Mann ist
von geisterhafter Blässe,denn er denkt ausschließlich nachts,tagsüber schläft er,wie fast
alle Physiker(Eine Marotte dieser Spezies).Sein Haus verläßt er nur,wenn
die Gesetze
des Alltags ihn dazu zwingen.
Mit seiner Grundsatzarbeit lieferte Deutsch die zentrale Idee für den Quantencomputer
und legte den Grundstein für die Quanteninformatik.Er bewies darin,daß im Prinzip
jeder physikalische Vorgang perfekt von einem Quantencomputer simuliert werden kann.
Ihn leitete nicht die Absicht,neue und bessere Computer zu erfinden,sondern Deutsch
will erforschen,was die Quantentheorie bedeutet und was sie uns über die Struktur der
Wirklichkeit sagt.
Und dabei erkannte er,daß die Struktur des Universums oder auch der physikalischen
Realität auf dem Informationsfluß beruht.So bewies er,daß man einen universellen
Quantencomputer aus einer einzigen Art von Schaltelementen bauen kann.
Der "Zeit" Autor Thomas Vasek hat den Professor in Oxford besucht und berichtet darüber:
"Deutsch... arbeitet nicht etwa an einem Universitätsinstitut,sondern in einem kleinen
Eckhaus am Rande von Oxford.Im Vorgarten,verdüstert von einem morschen
Baum,
wuchert Unkraut,vor der Eingangstür liegen vom Regen aufgeweichte Werbeprospekte.
Häufchen aus Büchern,Zeitschriften und Notizzetteln bahnen den Weg ins Arbeits-
zimmer.Auf einer Tafel stehen Gleichungen,auf einer meterlangen Schreibtischplatte
drei Computer.Über einem hängt ein Einstein-Poster der Firma Apple:"Think different".
*Alan Turing-Ein genialer Mathematiker,der den Algorithmus für die ersten fuktionsfähigen Computer
enrwickelte,
die während des zweiten Weltkrieges mithalfen,die Codes feindlicher Verschlüsselungmaschinen(ENIGMA)
zu entschlüsseln.Außerdem entwarf und baute er insgesamt 10 Maschinen dieser zweiten Generation,die"Colossus" hießen.
Bohm,David Joseph
1917-1992
Der Schöpfer einer anderen Quantenwelt
Bohm wurde 1917 in Wilkes-Barre(Pennsylvania)geboren.Nach dem Physik-Grundstudium am State-College von
Pennsylvania absolvierte er das Hauptstudium an der Universität von Kalifornien in Berkeley.Währed des zweiten
Weltkrieges untersuchte er dort bei Robert Oppenheimer(1904-1967,leitete 1939-1945 das Atombombenprojekt
in Los Alamos)die Streuung von Kernteilchen.Nach der Promotion in Berkeley wurde Bohm 1946 Ass.-Professor
an der Universität Princeton(New Jersey),wo auch Albert Einstein tätig war.
In dieser Zeit verfaßte Bohm eine klassische Verteidigungsschrift der Kopenhagener Interpretation.Doch
gleichzeitig
wuchsen seine Zweifel an der herrschenden Lehre,und schon 1952 veröffentlichte er seine eigene Theorie der
Quantenphysik.
Unterdessen war er von der Fakultät der Princeton-Universität verstoßen worden,weil in der McCarthy-Ära die
berüchtigte Verfolgung(Judenhetze)von angeblichen Kommunisten und subversiven Elementen in unamerikanischen
Aktivitäten betrieben wurde.Man zitierte Bohm und andere Mitarbeiter am Strahlungslabor in Berkeley vor den
Ausschuß für Unamerikanische
Aktivitäten.
Schon während des zweiten Weltkrieges hatte Oppenheimer begonnen,dem FBI Freunde und Bekannte zu verraten,
die er für feindliche Agenten hielt.Später geriet Oppenheimer selbst unter Verdacht und wurde beobachtet,-auch
Einstein und andere waren darunter.Es war ein Klima von Mißtrauen und Furcht,völlig unproduktiv.Dadurch stagnierte
teiweise die Forschungsarbeit im ganzen Land,bis McCarthy 1957 endlich starb.Das Land atmete auf.Oppenheimer
bereute diese Diffamierung seiner Kollegen später sehr .
Bohm verweigerte die Aussage als Verfechter der Gedankenfreiheit und wurde schuldig gesprochen.Damit blieb
ihm keine Chance mehr für eine wissenschaftliche Karriere in den USA.Die Princeton-Universität weigerte sich,
ihn wieder einzustellen und verbot ihm,den Campus zu betreten.Da er auch an keiner anderen amerikanischen Hochschule
Arbeit fand,ging er 1951 nach Sao Paulo(Brasilien).Dort entzogen US-Beamte ihm seinen Pass und damit praktisch die
amerikanische Staatsbürgerschaft.
Von Brasilien ging Bohm nach Haifa an
das Technion,das Israelitische Institut für Technologie und dann an die
Universität Bristol in England.Obwohl er rehahabilitiert wurde,-völlig unsinnig,denn er war ja unschuldig,-blieb er
von 1961 an am Birkbeck-College in London.
Außer seiner Interpretation der Quantenmechanik leistete Bohm Beiträge zur Physik der Plasmaphase,der Metalle und
des flüssigen Heliums.
Im Jahr 1959 entdeckten er und sein Student Aharonov den sogenannten Bohm-Aharonov Effekt:Sie leiteten aus den
quantenmechanischen Gesetzen her,daß die Bewegung geladener Teilchen selbst dann von räumlich begrenzten Magnet-
feldern beeinflußt werden kann,wenn die Teilchen niemals in den Bereich der Felder eindringen.Dieser Effekt ist
seitdem experimentell gesichert.
In seiner Theorie legte Bohm dar,das es sehr wohl möglich sei,die Beobachtung eines Systems deterministisch zu
betrachten,entgegen der Kopenhagener-Interpretation.Bedeutet die Feststellung,daß jedes Teilchen der Welt mit
Sicherheit an einem bestimmten Ort zu finden sei,auch wirklich,daß jede vorstellbare Messung ein determiniertes
Ereignis hat und das alles,was wir für determiniert halten,auch wirklich determiniert ist?
Solch Fragen werden zur Zeit heftig diskutiert.
Vor allem muß betont werden,daß das bisher gesagte nur für die nicht-relativistische Physik gilt.Wenn die Bemühungen
um eine relativistische Erweiterung prinzipiell fehlschlagen,muß man die Bohm´sche Theorie endgültig verwerfen.
Allerding stehen auch die anderen Lösungsversuche des Meßproblems vor dem gleichen Dilemma-ausgenommen
die Viele-Welten-Interpretation.
Im Alter wandte sich Bohm
allgemeineren Fragen zu und schrieb mehrere Bücher über Physik,Philosophie und das
Wesen des Bewußtseins.Er sah das Universum als Verbundenheit aller Dinge und prägte dafür den Begriff "implicate
order" etwa Ordnungsgeflecht.Im Oktober 1992 starb er mitten bei der Arbeit an einem neuen Werk zur
Quantenmechanik.Seinen Freunden und auch der Nachwelt bleibt Bohm nicht nur als glänzender und mutiger Wissen-
schaftler in Erinnerung,sondern auch als außerordentlich aufrichtiger,freundlicher und großzügiger Mensch.
Dirac,Paul Adrien Maurice
1902-1984
Nobelpreis 1933
Allein der Name könnte von einem Maler oder Bildhauer stammen.Er verkörperte das Schöne in der Physik.
Als zweites von drei Kindern am 8.August 1902 in Bristol (England) geboren und wuchs in Familienverhältnisse auf,
die man heute als gestört bezeichnen würde.Belastend wirkte sein Vater.
Der war um 1890 aus der Schweiz nach England ausgewandert und hatte dort Florence Holten,eine Tochter eines
Kapitäns
geheiratet.Er arbeitete als Französischlehrer in Bristol,wo er als disziplinbesessen verschrien war.Auch seine Familie litt
unter seinem Regiment und mit seinem Sohn sprach er nur,wenn dieser sich auf Französisch an ihn wandte.
Diese unglücklichen Jahre zeichneten Paul für das Leben.Als der Vater 1936 starb,empfand er keine Trauer."Ich fühle
mich jetzt freier viel freier",schrieb er seiner späteren Frau.
Schon früh zeigte er eine Begabung für Mathematik und wechselte mit 12 an das Technikum.Nach Abschluß besuchte
er eine weitere Lehranstalt,die
Ingenieursschule der Universität Bristol.Dort begeisterte sich Dirac für Einsteins
neuer Vorstellung von Raum und Zeit,der Speziellen und Allgemeinen Relativitätstheorie und schon bald hatte er sich
eingearbeitet.
Als Dirac 1921 das Studium mit Auszeichnung abschloß,drohte ihm wegen der wirtschaftlichen Depression die
Arbeitslosigkeit,aber er hatte Glück und bekam ein Stipendium.1923 konnte er an das St.John´s College der Univer-
sität Cambridge wechseln,wo er angewandte Mathematik und theoretische
Physik betrieb.An der Traditionshochschule
arbeiteten damals so berühmte Köpfe wie Lamor,Thomson und Rutherford,sowie Eddington,Fowler,Hartree und
Kapitza,die fast alle mit Nobelpreisen geehrt wurden.
Die acht fruchtbarsten Jahre Diracs begannen 1925.Als er 1926 promovierte,hatte er bereits eine eigenständige For-
mulierung der Quantenmechanik entwickelt und die erste an der Universität Cambridge angebotene Vorlesung über
dieses Thema gehalten.
Viele Physiker ahnten schon damals,daß es sich bei den Darstellungen von Born, Heisenberg und Jordan um
verschiedene Darstellungen der von Heisenberg entwickelten Matrizenmachanik handelte.
Dirac erfasste sofort,das die Heisenbergsche Arbeit,die er von seinem Mentor Fowler bekam,die Welt des
Allerkleinsten auf eine völlig neue Art beschrieb.
Während eines sechsmonatigen Aufenthaltes an dem von Bohr geleiteten Institutes in Kopenhagen fand Dirac schließlich
diese allgemeine Theorie,auf die alle anderen Physiker so gehofft hatten,einen
Rahmen,der alle Spezialfälle vereinigt
und in dem die Regeln für den Übergang von einer Darstellungsform in eine andere festgelegt wurde.
Diese Diracsche Transformationtheorie bildete die Grundlage für alle späteren Entwickelung in der Quantenmechanik.
Dafür bekam er zusammen mit Erwin Schrödinger 1933 den Nobelpreis für Physik.
Außerdem postulierte Dirac das vorhandensein von Positronen,den Antiteilchen.
Bei all seinen Tätigkeiten vergaß er nie,die Schönheit der Theorien hervorzuheben.Auch andere Physiker wie Heisen-
berg und Schrödinger maßen der Schönheit in der Physik eine hohe Bedeutung bei.Im Jahr 1977 schrieb Dirac:"Von
allen Physikern,die ich kennengelernt habe,war wohl Schrödinger derjenige,der mir am ähnlichsten war.Mit ihm
erreichte ich leichter einen Konsens als mit allen anderen.Ich glaube,der Grund dafür ist,daß wir beide die mathe-
matische Schönheit zu würdigen wußten...Es war eine Art Glaubensgrundsatz von uns beiden,daß jede Gleichung,die
ein grundlegendes Naturgesetz beschreibt,von tiefer mathematischer
Schönheit sein muß."
Auch ansonsten war er ein introvertierter Einzelgänger.
1969 emritierte Dirac vom Lukasischen Lehrstuhl in Cambridge,den er seit 37 Jahren belegte(vor ihm Newton und viele
andere große Wissenschaftler und heute Stephen Hawking).Im folgenden Jahr siedelte er und seine Frau ins warme
Florida über,wo er ab 1971 an der Universität in Tallahasse eine Professur emeritus bekleidete.Er blieb auch
weiterhin aktiv,bis sich sein Gesundheitszustand verschlechterte.Paul Dirac starb am 20.Oktober 1984 in Tallahasse.
Heisenberg,Werner
1901-1976
Nobelpreis 1932
Die Heisenbergs waren eine hochgebildete,strebsame Familie,die in die obere Mittelklasse der deutschen Gesellschaft
aufstieg.Sowohl sein Vater als auch sein Großvater,Nikolaus Wecklein(Rektor des Münchner-Maximilian-Gymnasiums)
waren durch akademische Verdienste in den höheren Bürgerstand aufgestiegen.Das erklärt den unbändigen Willen
und den Übereifer,den Heisenberg in seinem späteren Leben zutage treten
ließ.Ein nahezu unersättliches Streben nach
der Auszeichnung,bei allem,was er unternahm,stets der erste zu sein.Damit soll nicht behauptet werden,die Kopen-
hagener Interpretation sei allein aus seinen persönlichen Zügen und Motiven heraus entstanden:sie haben aber wesent-
lich dazu beigetragen.
Er hatte sich bereits 1924 an der Universität Göttingen habilitiert und war somit für eine ordentliche Professur qualifiziert.
Heisenberg und seine Mitarbeiter hatten 1925 einen quantenmechanischen Formalismus vorgeschlagen,der auf der
abstrakten Mathematik des
Matritzenkalküls beruhte.Die sogenannte Matritzenmechanik hatte nach Ansicht ihrer
Urheber den Vorzug,nur auf im Labor messbare Größen-sogenannten Observablen-zu beruhen.Heisenberg hielt die
Existenz von Quantensprüngen und Diskontinuitäten in Atomen für eine grundlegende Tatsache;er lehnte die Idee ab,
es müsse anschauliche Atommodelle im Sinne der klassischen Mechanik geben.
Kurz gesagt besagt das Unbestimmtheitsprinzip folgendes:
Die gleichzeitige Messung zweier Variablen-etwa Ort und Impuls eines
bewegten Teilchens-läßt sich unweigerlich
nur mit begrenzter Genauigkeit durchführen.Je genauer man den Ort mißt,desto ungenauer wird die Messung des
Impulses und umgekehrt.Im Extremfall,bei vollständig genauer Festlegung der einenVariablen,bleibt die andere völlig
unbestimmt.Diesen Zustand nennt man Komplementär.
Doch Erwin Schrödinger,damals in Zürich,näherte sich den Problemen der Atomphysik aus einer ganz anderen Richtung
und mit ganz anderer Absicht.
Das führte zu einem erbitterten jahrelangen Streit zwischen den beiden,der so auch nicht beigelegt wurde.
Schrödinger trug keineswegs zur Versöhnung bei.In einer berühmt gewordenen Fußnote seiner Artikel stellte er fest:
"Eines genetischen Zusammenhanges mit Heisenberg bin ich mir durchaus nicht bewußt.Ich hatte von seiner Theorie
natürlich Kenntnis,fühlte mich aber durch die mir sehr schwierig scheinenden Methoden der transzendenten Algebra
und durch den Mangel an Anschaulichkeit abgeschreckt,um nicht
zu sagen,abgestoßen."
Heisenberg antwortete darauf ähnlich deutlich in einem Brief an seinen Busenfreund Pauli:"Je mehr ich über den
physikalischen Teil der Schrödingerschen Theorie nachdenke,desto abscheulicher finde ich ihn..."mit anderen Worten,
er fand dieses Mist.
Heisenberg erhob seine sogenannte Unschärferelation zum Dogma und arbeitete sie in die Kopenhagener Deutung mit
ein,selbst dann,als ihm sein Mentor Bohr auf Fehler hinwies.Dieser Streit entartete im Früjahr 1927 in schwere
persönliche Mißverständnisse aus.Der
anschließende Kampf mit Bohr wurde so heftig,daß Heisenberg bei einer
Begegnung in Tränen ausbrach und es sogar fertigbrachte,den sonst unerschütterlichen Bohr mit scharfen Bemerkungen
zu verletzen.
Offentsichtlich stand für den 25 jährigen Forscher viel auf dem Spiel:seine neuen Erkenntnisse,seine Pläne für die
akademische Karriere und vielleicht auch der Wunsch,mit seinen Lehrern intellektuell gleichzuziehen.
Ungefähr vier Monate später hatte Heisenberg sich beruhigt und den Ton gewechselt,wohl weil er erleichtert war über
den bevorstehenden Ruf an die Universität Leipzig.
Die Jahre des Dritten Reiches brachten Heisenberg viele Schwierigkeiten:den Verlust engster Mitarbeiter und
Schüler sowie Angriffe auf seine Person und seine Physik.Trotz mehrerer lukrativer Angebote aus dem Ausland blieb
er in Deutschland.Dies und die Teilnahme am deutschen Uran-Projekt,obwohl Deutschland Meilenweit von der
Atombombe entfernt war,hatten bis heute anhaltende Verdächtigungen und Zweifel an seiner Person,auch von seinen
Kollegen in aller Welt zur Folge,die
seinen moralischen Ruf in Zweifel zogen.
Aber viele Physiker und andere Wissenschaftler dieser Zeit sollten nicht mit dem Finger auf Personen zeigen;
viele andere waren selbst an Projekten beteiligt,die jeder Moral widersprachen.Zu tausenden waren Wissenschaftler
im zweiten Weltkrieg an Entwicklungen von Waffen beteiligt,die Millionen von Menschen töteten.
Heisenberg kümmerte sich nach dem zweiten Weltkrieg enrgisch um den Wiederaufbau der physikalischen
Forschung in Deutschland.Zusammen mit Niels Bohr und anderen half er
mit,eine umfangreiche wissenschaftliche
Zusammenarbeit in Europa und darüber hinaus einzurichten.Die Fachwelt räumte ihm trotz allem eine unangefochtene
Spitzenstellung ein.Als krönende Anerkennung erhielt Heisenberg 1932 den Physik-Nobelpreis.
Er starb 1976 an Krebs.
Niels Bohr
1885-1962
Nobelpreis 1922
Im September 1911 traf ein junger Däne in Cambridge (England) ein,um bei J.J.Thomson Elektronenphysik zu
studieren.
Niels Bohr,der Sohn eines Physiologieprofessors an der Universität Kopenhagen,entstammt einer Familie,die schon seit
drei Genrationen Lehrer,Professoren und Geistliche hervorgebracht hatte.Seine Doktorarbeit hatte er über die Leitung
von elektrischen Strom in Metallen geschrieben,wobei er annahm,daß Elektronen als Ladungsträger fungierten,die im Inneren
mehr oder weniger frei herumschwirrten.
Das Modell funktionierte nicht sehr gut und Bohr vermutete bereits,daß etwas nicht stimmte,denn in der Tradition des
19.Jahrhunderts nahm man an,daß die
Teilchen sich wie Billardkugeln verhielten.
Wenn Bohr untätig dasaß,wirkte seine Miene oft traurig.Die Augen wurden von schweren Brauen überschattet und die Winkel
seines noch schwereren Mundes hingen leicht nach unten.Dachte er über etwas konzentriert nach,die Gesichtzüge erschlafft,
die Arme herabhängend,konnte er,nach Äußerung seiner Kollegen,fast wie ein Idiot wirken.
In seinen späteren Jahren war er berühmt für seine langsame und bedächtige Art zu reden-eine Eigenschaft,die seine
Zuhörer teils verzauberte,teils Verzweifeln ließ.Auf jeden Fall war umgab ihn durch seine Art ein mystischer Nymbus.
Im November lernte Bohr in Manchester Ernest Rutherford kennen und später trafen sie in Cambridge erneut zusammen.
Offenkundig gewann Bohr dabei den Eindruck,daß die wichtigsten physikalischen Forschungen nicht in Cambridge,
sondern in Manchester unter Rutherford gemacht wurden.
Als Bohr in Manchester eintraf,arbeitete er sofort an einem neuen Atommodell und stellte zu seiner eigenen
Verwunderung
fest,daß die Elektronen nicht mit beliebiger Energie schwingen konnten,sondern nur in vielfachen eines bestimmten
"Quantums".Außerdem ließ sich die Abbremsung der Alpha-Teilchen so viel besser erklären.Zufrieden brachte er seine
skizzenhafte Theorie zu Papier und reiste zurück nach Kopenhagen,um seine spätere Frau,Margrethe Noerlund zu heiraten.
Bis heute ist nicht klar,was Bohr auf diese merkwürdige Vermutung brachte.
Bohr lieferte das theoretische Verständnis der Rutherfordschen
experimentellen Erforschung und schuf das Fundament der
Quantenmechanik.Und er bemühte sich-auch in Korrespondenz mit Einstein-um einen Ausgleich zwischen der klassischen
Physik,die ja im Bereich der Atome versagt,und der neuen Quantenphysik.
Bohr stellte sich vor,daß die Elektronen den Kern umkreisen wie die Planeten die Sonne.So wie das Sonnensystem durch die
Gravitation zusammengehalten werde,sorge beim Atom die Anziehumgskraft zwischen negativ geladenen Elektronen und
positiv geladenem Atomkern für
Ordnung.
Aber nun führte Bohr die entscheidene Quantenbedingung ein:Die den Kern umschwirrenden Elektronen können nicht
beliebige,sondern nur ganz bestimmte Energiewerte annehmen.Und nun erkannte er,wie sein Modell die Spektroskopie
erklärte.Wenn ein Atom Energie absorbiert,springt ein Elektron von einer niedrigeren Umlaufbahn auf eine höhere; kehrt
das Elektron auf seine alte Umlaufbahn zurück,strahlt das Atom genau diesen Energiebetrag wieder ab.
Atome können also Energie nur in bestimmten Paketen (Quanten)
absorbieren oder emittieren.
Bohrs Verdienst bestand darin,das er erklärte,warum es überhaupt eine Wissenschaft der Spektroskopie gibt.
Nach dem verlorenen ersten Weltkrieg wurde Deutschland von der Weltgemeinschaft geächtet,und auch die Wissenschaft
hatte darunter zu leiden.Niels Bohr war der erste,der sich wieder mit den deutschen Physikern austauschte.Im Jahre 1920
war er einer Einladung von Planck und Einstein nach Berlin gefolgt.Es war das erste Zusammentreffen dieser Geistesgrößen,
und alle waren angetan.Zwischen Bohr
und Einstein entspann sich ein herzlicher Briefwechsel,der später auch in heftigsten
Auseinandersetzungen ausartete (die berühmten Dialoge Einstein-Bohr).
Bohr setzte sich 1933 für die Wissenschaftler ein,die Deutschland verlassen mußten und er mußte 1943 selbst emigrieren
und wurde vorübergehend Koordinator der englischen-amerikanischen Atomenrgieprojekte.
In Kopenhagen gründete er 1924 nach langem Kampf sein Institut,an dem hauptsächlich über die Quantentheorie geforscht werden
sollte.Zu dem Institut stießen berühmte
Wissenschaftler wie Heisenberg,mit dem er später die Kopenhagener Deutung
entwickelte.
Nachdem Arthur Compton 1922 seine Compton-Streuung* experimentell nachgewiesen hatte,die als entscheidener Beweis
für die Realität der Lichtquanten gilt,reagierte Bohr mit Skepsis,ja sogar mit Feindseligkeit,die an Verbohrtheit grenzte.
Für eine Größe der Physik war Bohr mathematisch nicht sehr bewandert,denn meistens ließ er seine Assistenten die Formeln
für sich ausarbeiten.
Bohrs Abneigung gegen die
Compton-Streuung beruhte nicht allein auf wissenschaftlichem Urteil,denn er hatte diesselbe Idee
schon Monate zuvor von seinem Assistenten Kramer,ein begabter junger Mann aus den Niederlanden,gehört und abgelehnt.
Als Kramer ihm diese Idee vorlegte,bearbeitete Bohr seinen Assistenten,dermaß,das dieser seine Theorie verwarf und
wohl desshalb Depressionen bekam.Diese Theorie wurde als BKS-Hypothese (nach Bohr,Kramer,Slater) bekannt,die wenig
später von der gesammten Wissenschaftsgemeinschaft zerrissen
wurde,weil sie so nicht haltbar war.
Bohr gestand später seinen Fehler ein und widerrief seine Behauptung.
"Bohr ist Allah und Kramer ist sein Prophet",witzelte Pauli später.
Bohrs Unnachgiebigkeit in diesem Punkt ist und bleibt rätselhaft.Für ihn schien festzustehen,daß die Anerkennung der Existenz
von Lichtquanten unweigerlich den Untergang der Wellentheorie des klassischen Elektromagnetismus nach sich ziehen
würde.
Das Bohrsche Atommodell,wie er es entwickelt und ausgearbeitet hatte,war sowieso zu der Zeit veraltet.Auch Bohr
mußte sich
den neuen Ansichten und Fortschritten in der Quantenphysik unterwerfen.Es gaben Physiker der neuen Generation,die
mit den Hufen scharrten und in den Startlöchern saßen,den Ton an.
Das schmälert aber nicht die Verdienste,die Bohr für die Wissenschaft leistete.
Heisenbergs katastrophaler Besuch bei Bohr im Jahr 1941,der alle verbliebenen freundschaftlichen Gefühle zwischen den
beiden Männern zerstörte,steht im Mittelpunkt des Theaterstüchs "Kopenhagen".In Deutschland gab es ein Projekt zur
Nutzbarmachung der Kernenergie und
Heisenberg arbeitete daran mit.
Horchte er Bohr zu einigen Aspekten der dazu erforderlichen Physik aus?
Bohrs Frau hatte das Gefühl,Heisenbergs soziale Beziehungen seien stets durch eine gewisse Zurückhaltung oder Distanz
geprägt gewesen.Ihr Mann habe einige schwierige Momente mit Heisenberg erlebt,sagte sie,aber " ansonsten war er ein
angenehmer Mensch...Aber es gab auch Schwierigkeiten."
Schüchtern,zurückhaltend und förmlich,schien er sich anderen nie ganz zu öffnen.Dirac,selbst keineswegs besonders gesellig,
kam gut mit Bohr aus,den streitbaren
Pauli fand er ausgesprochen liebenswürdig,nur Heisenberg gegenüber fühlte er sich stets
ein wenig unbehaglich,was dann auch mehr an der Person Heisenberg lag.
Niels Bohr starb 1962 in Kopenhagen.
*An der Washington-Universität in St.Louis war es Arthur Compton (1892-1962) gelungen,Röntgenstrahlen an Elektronen
zu streuen,und seine Beobachtungen stimmten exakt mit den Vorhersagen des Quantenmodells überein.Wenn ein
Strahlungsquant mit einem Elektron zusammentrifft,prallt es mit weniger Energie von ihm ab.
"Aufgrund der bemerkenswerten
Übereinstimmung zwischen unseren Formeln und den Experimenten können kaum
Zweifel daran bestehen,daß die Streuung von Röntgenstrahlen ein Quantenphänomen ist."