eine Liebesgeschichte
……die Sonne, herrlich warm… ich sitze hier im Garten, genieße meinen Kaffee, Beine hochgelegt lümmele ich mich in meinen bequemen Sessel, weißt Du in den, den Du auch so sehr magst, den mit den karierten Kissen. Schade, dass Du nicht hier sein kannst. Ich wäre jetzt so gern mit Dir zusammen. Denke mit ganzer Intensität meines Herzens an Dich, sehne Dich herbei, kann Dich förmlich spüren, riechen, schmecken, fühle die Berührung Deiner Haut, Deines Körpers. Dein welliges braunes Haar schimmert rötlich im Sonnenlicht. Allmählich schleichen sich graue
Strähnen hinein. Du trägst es lang, wie es eigentlich heute für Männer nicht mehr der Mode entspricht, aber das ist Dir völlig gleichgültig. Du bist und bleibst wohl auch sehr eigensinnig und gerade das liebe ich so sehr an Dir. Bist so was wie ein 68iger.ich lache leise… Deine ausgetretenen Birkenstocks stehen im Flur und Dein alter Strohhut , der mit den Blumen und den Löchern, der den Du immer so gern trägst, wenn wir zusammen Urlaub machen auf Mallorca oder sonst wo am Mittelmeer…hängt darüber an der Wand.. Deine Lieblingsjeans und das bunt gestreifte lange Hemd warten im Schlafzimmer auf Deiner Betthälfte auf ihren Träger,
duften nach Dir….. Cool water… mein Lieblingsherrenduft……..
Weist Du noch, wie wir zusammen in Paris waren, am Arc de Triumph standen, pitschnass ? Der Regen machte uns nichts aus, wir waren glücklich. Lustwandelten durch die Tuilerien, besuchten den Louvre, bestiegen den Eiffelturm, liebten uns an der Sayn. Wir saßen in einem kleinen Straßencafé und Du hast einem kleinen Jungen sein Fahrrad repariert, er hatte noch keine Fahrpraxis und war gegen eine Straßenlaterne geprallt, hatte also ein defektes Vorderrad. Du konntest noch nie jemanden weinen sehen, schon gar kein Kind.:-) Der Junge strahlte nachher
wie ein Honigkuchenpferd..grins.. und Du warst mit Dir und der Welt im Einklang. Deine Hilfsbereitschaft kennt wirklich keine Grenzen. Einmal ist der Wellensittich von Frau Hambloch plötzlich beim Frühstück auf unserer Terrasse aufgetaucht . Hoch in unserer Birke saß er und begrüßte uns mit seinem Gesang. Wir konnten ihn anlocken womit wir wollten, es half alles nichts, der Vogel blieb in den Lüften sitzen. Und was tatest Du? Bist mit Deinem alten Schmetterlingsfänger und einem Schuhkarton bewaffnet in den Baum geklettert und hast das Tier heruntergeholt. Ich konnte kaum hinsehen vor Sorge um Dich…
Hast Dir bei dieser Rettungsaktion prompt auch das Knie verstaucht, musstest Dich 2 Wochen lang schonen und ich hab Dich nach allen Regeln der Kunst gepflegt und verwöhnt, worauf Du spaßeshalber die Idee hattest: „ man könnte sich das andere Knie auch noch verstauchen“! Da hab ich dann aber gestreikt!
Ein kleines Medaillon liegt in meinen Händen, Du hast es mir geschenkt als wir unseren ersten Jahrestag feierten auf Mallorca in Deija. Wir machten damals Wanderurlaub auf der Insel , erinnerst Du Dich noch? Ich hatte mir Blasen an den Zehen gelaufen, aber Du warst unverwüstlich. Wir rasteten zwei Tage in
Deija . Abends bei einem romantischen Dinner in einem kleinen aber feinen Restaurante überreichtest Du mir dieses Kleinod und sagtest:
„so bleiben wir immer zusammen“. Ach….waren wir verliebt. Es waren 3 schöne Urlaubswochen, wir lernten Land und Leute kennen und haben viel gesehen, den Park mit Skulpturen berühmter Künstler wie Picasso, Chagall, Miro, und die bunten Figuren dieser berühmten Französin, ich komme jetzt nicht auf den Namen, damit habe ich letzte Zeit öfter zu tun, dass mir die Namen nicht mehr so gleich einfallen. Manchmal weis ich auch plötzlich nicht mehr wo ich gerade bin, habe dann
Angst, ist aber sehr selten. Und Paella essen wir beide immer noch gern. So wie Du die machst, mit Gemüse, verschiedenen Fleischsorten, Muscheln und Krabben frisch vom Fang, ist die einfach unwiderstehlich lecker. Und einen leichten Landwein dazu hmhmhmh ich bekomme Hunger.
Kindergeschrei holt mich in die Wirklichkeit zurück. 5 Jungen spielen Fußball weiter hinten auf einem Bolzplatz, einer schießt ein Tor und bricht in Siegesgeschrei aus, ich lächle in mich hinein.
Was machst Du wohl jetzt gerade. Musstest nach New York beruflich,
wegen eines Auftrags, eine Ausschreibung für ein neues Museum. Als selbstständiger Architekt hat man eben keine festen Arbeitszeiten, das ist nun mal so. Du liebst Deinen Beruf. Sonst reise ich gern mit und unterstütze Dich bei Deiner Arbeit, aber diesmal ging das nicht. Am Montag bist Du geflogen und kommst Ende der Woche zurück. Ich freue mich auf unser Wiedersehen und hoffe Du bekommst den Zuschlag. Bist immer noch so voller Tatendrang, immer auf zu neuen Ufern.
Ich liebe Dich….
Man ruft mich. Jemand sucht nach mir …. Jemand in schwarzer Kleidung mit
ernstem Gesicht.
Ich schaue auf, erschrecke,! Wo bin ich hier!! Wie bin ich hier her gekommen??? Ich will nach hause! ANGST!!!! Der Mann in weiß scheint mich zu kennen... Woher? Panik erfüllt mein Herz. Wo ist Albert unser Gärtner! Er war doch gerade noch hier! Wo bist Du mein Geliebter? Saßest doch gerade noch hier.......
Und das Haus sieht so anders aus..... so fremd.....Es ist nicht unser Zuhause....
Der Mann in schwarz steht nun vor mir, schaut mich so seltsam an.
Er löst die Bremsen vom Rollstuhl und schiebt mich langsam zum Haus.
Kommen sie, sagt er, die Trauerfeier fängt gleich an. Wir wollen uns verabschieden
von Ihrem Mann.....
Sabine Daus
Mit einem Foto von Jürgen Rubin
