Vorbemerkung
Die heiligen drei Könige schleppten laut der Bibel wertvolle Güter für das Christuskind an.
Bei Gold brauchen wir nicht darüber zu reden.
Auch Weihrauch ist uns noch ein Begriff, sowohl durch die Kirche, wie auch von Räucherstäbchen.
Aber um was handelt es sich eigentlich bei Myrrhe?
Hier eine kleine Zusammenfassung.
(Wieder eingestellt zur Vorweihnachtszeit: 24.11.2019)
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: Monika Heisig
Myrrhe
Im alten Rom schlich Zoe, eine Sklavin, die ihrer Herrin Claudia treu ergeben war, ins Schlafzimmer. Dort beträufelte sie die Bettstatt mit Myrrhe-Öl. Sie war großzügig. Wenn sich Consul Serverus heute Nacht bei Claudia abgearbeitet hatte, war es höchst wahrscheinlich, dass ihre Herrin kurz darauf ein Kind erwartete. Der künftige Geldsegen war dann gewiss. Myrrhe hatte als Aphrodisiakum noch nie versagt.
Vielleicht wurde Claudia doch nicht schwanger und hatte nur ihren Spaß gehabt, jedenfalls sagte man so ab Christi Geburt der Myrrhe keine Wirkung mehr als
Aphrodisiakum nach.
Noch früher hatten die Ägypter eine ganz andere Verwendung für Myrrhe.
Das Myrrhe Harz wurde nämlich für die Einbalsamierung benötigt.
Die Römer verwendeten diesen Duft vor allem, um ihre Heiligtümer zu „beweihräuchern“.
Später, als das Judentum aufkam, da gehörte Myrrhe ebenfalls zur Bestattung.
Aber warum war damals, nämlich zur Zeit Christi Geburt, Myrrhe so wertvoll?
Und woher kommt überhaupt Myrrhe?
Die griechische Mythologie hat da
ihre eigene Interpretation.
Der König Kinyras, der natürlich zugleich auch Hohepriester war, hatte sich lechzend an seiner armen Tochter Smyrna vergangen. Man sieht, auch die hohen Herren können Schweine sein. Jedenfalls wurde Smyrna postwendend schwanger. Sie brachte ein Knäblein zur Welt. Schick war er, der Wonneproppen und er hieß Adonis.
Aber vor lauter Scham wollte sich Smyrna umbringen und aus Götter Gnade wurde sie in den Myrrhe (Smyrna)-Baum verwandelt.
Wenden wir uns also dem Myrrhe Baum zu.
Es gibt davon drei Arten von Balsambaum-Gewächsen der Gattung Commifora.
Eine davon ist Camifora myrrha.
(wikipedia)
Der Baum wächst in Dschibuti, Ost-Äthiopien, NO-Kenia, vornehmlich aber in Somalia.
Er ist fast als Strauch zu bezeichnen, denn der Baum wird allenfalls 3 Meter hoch. Die Blüten und Rispen reißen einen auch nicht gerade vom Sockel. Sie sind recht
unscheinbar.
Wertvoll ist eben die Gewinnung von Myrrhe. Dazu ritzt man die Rinde an. Es tritt ein gelber Milchsaft aus, der dann erstarrt. Geerntet wird in der Regenzeit, also zwischen Juli und August. Das erstarrte Harz wird abgekratzt.
(Harzsplitter: wikipedia)
Wie das Harz des Weihrauchs, kann man auch das Myrrhe Harz abbrennen.
Es entwickelt sich ein nicht besonders intensiver Duft, dafür ist er der am längsten anhaltende, der bekannt ist.
Das damals seltene Baumharz nur zum Abfackeln zu benutzen, erschien wohl ein angemessenes Geschenk für das Christuskind. Wer konnte es sich schon leisten wertvolle Harze, wie Weihrauch und Myrrhe, einfach abzufackeln.
Natürlich kam diesem Duft eine mystische Bedeutung zu. Beiden Gerüchen sagt man eine gewisse berauschende Wirkung nach. Myrrhe stand damals für den Duft der
arabischen Welt. Außerdem war Myrrhe damals extrem teuer. Ein Pfund kostete ungefähr soviel, wie ein Fachspezialist in einem halben Jahr verdienen konnte.
Heute hat Myrrhe hauptsächlich eine ganz andere Verwendung gefunden.
Man hat in der Parfüm Industrie festgestellt, dass Myrrhe eine ganz wunderbare Kopfnote bewirkt.
Die Firma Dior geht sogar soweit, dass durch ihre Myrrhe-haltigen Creme-Produkte die Faltenbildung reduziert werden könnte.
Wie dem auch sei, in der Medizin jedenfalls wird Myrrhe bei leichten Entzündungen der Mundschleimhäute verwendet.
Logisch, dass Myrrhe als Zusatz von Seifen,
Lippenstiften, Mundwässern und Zahnpasten enthalten ist.
Auch Hausrezepte greifen auf Myrrhe zu. Myrrhetinktur soll bei Husten helfen und auch bei Darminfektionen.
In Ägypten werden noch heute Wunden und Geschwüre damit behandelt.
Man sagt, es stärke die Immunität, es helfe gegen Pilzbefall, gegen Krankheitskeime allgemein.
Gehandelt wurde Myrrhe über die sogenannte Weihrauchstraße. Dieser Transport mit Hilfe von Karawanen war nicht ungefährlich. Myrrhe und Weihrauch waren auch deshalb damals zur Zeit Christi Geburt
absolute Luxusgüter, weil die Araber die Herstellung dieser Harze geheim hielten.
Und so brachten eben die drei Weisen aus dem Morgenland mit, was gut und teuer war.
Myrrhe war also nicht nur für die mystischen Düfte gedacht, es war auch ein wertvolles Heilmittel für das Christuskind, falls es krank würde.
Maria und Joseph hätten sich natürlich solch teure Medizin niemals leisten können.