Ameise Gutes Thema gewählt. Ich möchte nur noch etwas richtig stellen, PEGIDA- Anhänger sind leider nicht die, die ungebildet und am Rande der Gesellschaft leben. Trauriger Weise, besteht der Großteil der PEGIDA- Anhängerschaft aus der sogenannten Mittelschicht.Viele von ihnen, unterscheiden sich in ihrem Grunddenken, nicht sehr von dem das sie so inbrünstig bekämpfen. Die Anführerin der FRAGIDA- Bewegung in Frankfurt/ Main( Mund ) zum Beispiel ist eine strenggläubige und erzkonservertiefe Christin. Ihre Vorstellungen und die Ihrer Anhänger in Bezug auf das Miteinander in der heutigen Gesellschaft, überschneidet sich in vielen Punkten mit den Vorstellungen der IS. Als Abtreibungsgegnerin, träumt sie von einer Welt in der die "alten Werte", wie die klassische Rollenverteilung, starke Männlichkeit und andere mittelalterliche Ideen in die Realität umgesetzt werden. Ich bin genau wie Du davon überzeugt, das Deutschland eine vernünftige Sozialpolitik benötigt. Das aber wiederum wird das Phänomen PEGIDA und all seine Ableger nicht auslöschen. Denn eines steht unumstößlich fest, PEGIDA-Anhänger sind einfach nur A-Soziale Individien. >Lg Ameise |
PhanThomas Hallo Ameise, meine These ist, dass ein Großteil der Mittelschicht auch nicht sonderlich gebildet ist. Wäre das anders, würden sie zumindest erkennen, unter welchem Banner sie da »marschieren«. Inzwischen ist die ganze Geschichte ja wieder hochgekocht, und inzwischen sehe ich's auch etwas anders. Es gibt sicher gerade derzeit Ängste in der Bevölkerung, und so ganz unberechtigt sind die nicht. Wenn sich eine Frau Merkel hinstellt und »Wir schaffen das!« sagt, dann kann man ihr das glauben, wenn man möchte, aber man kann es eben auch anzweifeln. Ich denke aber eben auch, dass die Leute, die sich berechtigte Sorgen machen, nicht die sind, die da bei den PEGIDA-Leuten herumlaufen. Ich glaube immer noch nicht, dass das alles krasse Nazis sind, wie du ja auch sagst, aber es sind eben vorwiegend offenbar weniger gebildete Menschen, die offenbar anfällig für Argumente sind, wenn sie nur laut genug gebrüllt werden. Und dass sich Islamismus und erzkonservatives Christentum in nicht wenigen Punkten ähnlich sind, wundert mich nicht. Beide ziehen ihre »Lehren« aus alten Büchern, deren Inhalt und Wertgehalt sie nicht ausreichend bzw. mit eigenem Verstand hinterfragen. Und wie es so oft ist in der menschlichen Gesellschaft: Je ähnlicher zwei augenscheinlich unterschiedliche Überzeugungen im Prinzip sind, desto mehr hassen ihre Anhänger die jeweils anderen. Viele Grüße Thomas |
Mindfox Ich mag Deine Analyse sehr und möchte noch hinzufügen, dass dieser Kampf, sowohl der innerdeutsche, bei dem Ausländerfeindlichkeit durch Unwissen und dem Schüren von Ängsten gefördert wird, als auch der Kampf islamistische Terrorvereinigungen wie IS gegen die westliche Welt, auch von ideologischer Natur ist. Wie kann man solche Ideologien bekämpfen, anders als durch Bildung? Gerade deswegen wünsche ich mir eigentlich nicht, dass Politik unsere einziges Werkzeug ist. Ich halte es für gwöhnlich so, dass ich bei mir beginne und mein eigenes Handeln hinterfrage. Wo immer ich kann, werde ich diesen Standpunkt auch vertreten und hoffen, dass es irgendwo Spuren hinterlässt, genau wie Dein Text! |
PhanThomas Hallo Mindfox, vielen Dank. Bildung ist vermutlich immer der beste Weg, unsinnige Gewalt zu verhindern. Sollte man zumindest meinen. Als die Nazis an die Macht kamen, haben sie ja kein im Wesentlichen "ungebildetes" Volk in den Abgrund gerissen. Die Leute hätten es besser wissen müssen und haben trotzdem mitgemacht. Vielleicht ist es ein düsterer Wesenszug des Menschen, der es immer wieder möglich macht, dass Hass und Zwietracht ganze Völker gegeneinander aufbringen. Dabei ist es ja egal, ob's um wirtschaftliche Systeme, Religionen oder was auch immer geht. Wo Menschen sind, ist die Kacke am Dampfen. Dennoch: Bildung kann nicht schaden, solange sie weltlich ist. Davon, dass Menschen immer noch aus Jahrhunderte alten Büchern lernen und lehren, ist nämlich tatsächlich keinem geholfen, wie man ja leider immer wieder liest. Viele Grüße Thomas |
MarionG Lieber Thomas, erst einmal: Ich finde Deinen Text gut. PEGIDA - das Unwort des vergangenen Jahres. Wer hat Schuld? Ist es allein die Politik? Ich glaube nicht, dass man einem allein die Schuld geben kann. Sicher - die Sozialpolitik trägt ihres dazu bei. Aber es sind ja nicht nur die Leute, die an der Armutsgrenze leben, die hier auf die Straße rennen. Mehr noch ist die Dummheit Schuld. Und ich bin entsetzt, dass die Dummheit in diesem Land so groß ist. Schlimm finde ich auch, ist, dass der Slogan "Wir sind das Volk", der für einen Kampf für die Freiheit stand, hier in solch einer Form missbraucht wird. Wir sind das Volk. Richtig. Und dazu gehören auch die Leute, die in unserem Land leben. Und zwar alle. Ja, PEGIDA: Hier sollte man Augen und Ohren offen halten - und auch den Mund. Ich möchte nicht eine neue Kristallnacht erleben. Ich hoffe und möchte glauben, dass der Verstand siegt. Liebe Grüße Marion |
PhanThomas Hallo Marion, mit der "Schuldfrage" befassen sich ja unendlich viele Sozialwissenschaftler. Die goldene Superdupererklärung hat bisher niemand parat. Wer soll sie auch liefern? Der einzelne PEGIDA-Unterstützer hat ja auch keine Antwort parat. Ich persönlich sehe als Hauptgrund eben schon die gesellschaftliche Schieflage. Da spielen Neiddebatten mit rein, Existenzängste, das Gefühl, abgehängt worden zu sein. Sicher ist das auch immer ein bisschen die Schuld jedes einzelnen, zumindest meistens, aber gesamtgesellschaftlich gesehen bietet doch die Politik einen Nährboden für diese Entwicklungen. Ich bin ja nicht der einzige, der die Politik in diesem Land als entmenschlichter empfindet als vielleicht je zuvor. Absurd ist eben, dass die Leute nun nicht wegen Missständen auf die Straße gehen, sondern sich einen Feind suchen, an dem sie ihren Frust auslassen können. Das macht sich kaum einer von denen bewusst, was dumm ist, wie du sagst, und es ist auch feige. Das ist das wirklich Traurige. Zeigt auch im Kleinen ein bisschen, wie es bis 45 überhaupt soweit kommen konnte, wie es eben kam. Hoffen wir mal, dass der Spuk bald endet. Liebe Grüße & danke für deine Gedanken zum Thema (und ein frohes neues Jahr noch natürlich) Thomas |
pekaberlin Eine interessante Analyse, Thomas, die sich in weiten Teilen mit meinen Beobachtungen deckt. Allerdings (und dieses Allerdings hast du sicher von mir erwartet) hast du eine wesentliche Seite des Problems angesprochen, ohne sie jedoch als die Ursache aller Auswirkungen zu erkennen. Die VERFASSUNG! Wir haben eben keine! Wir haben ein Grundgesetz, das ein alliierter Kontrollrat einst absegnete (natürlich ohne den "bösen Alliierten"). Das Gute daran war, dass es Zeit schuf für das Volk, sich selbst zu finden nach den großen Verbrechen und dem totalen Zusammenbruch. Und noch besser daran war, dass es ein Verfallsdatum enthielt, die Wiedervereinigung! Nun ist dieses Datum aber längst überschritten und man hat es auch aus dem GG, Art. 146 gestrichen wie so einiges Andere auch. Aber man hat eben auch hinzugefügt, wie damals (1948) ohne das Volk zu fragen. Und darum geht es wohl, denke ich! Parteien maßen sich an Politik zu machen, das dürfen sie nicht, lt. GG. Man nennt sich "Politische Klasse"! In einer "klassenlosen Solidargemeinschaft"? Wen wundert es, wenn der Klassenkampf dann diese Gruppierung trifft? Kurzum, ich sehe PEGIDA als eine diffuse Mischung aus Ängsten und Gefühlen, die, wird sie sich derer Ursachen nicht bewusst, nur zur Spaltung des Volkes genutzt werden wird (wir sehen ja die Gegendemonstrationen)! Und Religion hat in Politik und Staatswesen nichts verloren, keine Religion! Entweder Staatsbürger oder nicht, solidarisches Mitglied oder asozialer Verbrecher ... viel mehr Unterschiede braucht man nicht zu machen. Und zuerst wäre ich für eine Verfassung, durch das Volk bestimmt und NUR durch dieses zu ändern! Liebe Grüße Peter |
PhanThomas Hallo Peter, guter Punkt! Ich hätte Grundgesetz schreiben sollen statt Verfassung. Mit der politischen Mitbestimmung ist es generell nicht weit her in diesem Land. Das Kreuz soll man doch bitte machen, aber dann gefälligst für die nächsten Jahre die Schnauze halten. »Die da oben« tun ja sowieso, was sie wollen, wird immer gesagt, und so ist es ja auch: Wahlversprechen haben den Tag der Wahl als Ablaufdatum aufgedruckt. Eine vom Volk bestimmte Verfassung wäre ein Anfang, so man denn zu einem vernünftigen Ergebnis käme. Ein wenig mehr Mitbestimmung wäre darüber hinaus wünschenswert. Man muss nicht alles per Volksabstimmung regeln. Dass auch das nach hinten losgehen kann, hat man in der Schweiz ja gesehen, wobei das sicher Auslegungssache ist. Hierzulande gibt es aber, soweit ich weiß, lediglich einen Punkt, der vom Volk entschieden werden muss: die Änderung der inländischen Grenzen (bspw. die Zusammenlegung Berlins und Brandenburgs, die vor über einer Dekade scheiterte). Im Zweifel würden die Regierenden den Punkt vermutlich auch noch streichen, und das ist durchaus ein Problem: ein fragiles Grundgesetz ist ziemlich wertlos. Viele Grüße Thomas |
MerleSchreiber Ich finde, wir machen es uns und vor allem den "Wütenden" zu einfach, wenn wir auf alles und jedes sofort die Universalantwort haben: DIE Politik ist schuld. Wir sprechen uns das letzte Quentchen Eigenverantwortung auch noch ab. Ob es uns gut geht oder nicht, das liegt in erster Linie erst mal an uns selbst, an unserer Einstellung, an unserer Haltung, an unserem Mut, an unserer Voraussicht und Initiativen, unser Leben zu gestalten...! Und dann erst kommen die Rahmenbedingungen. Wir reden uns selber ständig ein, wie schwach und hilfebedürftig wir sind. Und wer schwach und hilfebedürftig ist, der hat natürlich Angst. Und nimmt das wiederum als Legitimation, sich wehren zu müssen. Ja, ich finde auch, man sollte sich wehren - gegen die eigene Lethargie zuallererst und dann vor denen, die einem einreden wollen, wie schrecklich alles sei! Dein Buch - eine hervorragende Anregung, seine Meinung loszuwerden! Schöne Grüße, Merle |