Ein Gedankenspaziergang
„Mach dein Ding, steh dazu...
...heul nicht rum, wenn andere lachen!“, tönt es aus dem Radio mit einer mir sehr bekannten Melodie. Klar, das Lied ist ja auch von meiner absoluten Lieblingsband, den „Ärzten“. Ich weiß gar nicht, wie oft ich diesen Song schon im meinem Leben gehört habe. Hundertmal? Tausendmal? Egal, heute zumindest bringt mich der Song zum Nachdenken. Man soll sein Ding durchziehen, ok, hab ich verstanden. Man sagt dazu auch „Gegen den Strom schwimmen“. Na gut, das mag vielleicht
mutig sein, aber ist es nicht auch oft zu riskant dies zu tun? Eine Frage, die ich mir nun stelle, geht an alle Menschen da draußen in der Welt: Schwimmst du lieber mit dem Strom oder dagegen? Und was ist das überhaupt?
Warum auch immer fällt mir dazu gleich ein Kinderfilm ein, nämlich „Findet Nemo“. Eine ganz bestimmte Szene hat sich mir in den Kopf gebrannt, seit ich den Film das erste Mal angesehen hatte: Der weite, große Ozean. In seinen Tiefen, ein Fischschwarm mit Hunderten von Mitschwimmenden. Der Schwarm macht eine riesige Fläche im Wasser aus und alle schwimmen gemeinsam in die
gleiche Richtung.
Mitten in diesem Getümmel, fällt ein einziger orangefarbener Fisch auf. Nicht nur wegen seiner auffälligen Farbe, sondern hauptsächlich, weil er in die komplett andere Richtung schwimmt. Die anderen Fische fühlen sich dadurch gestört und beschweren sich lautstark, da sie in ihrem Vorwärtskommen behindert werden. Dabei will der orangefarbene Fisch doch nur seinen Sohn retten! Schon damals konnte ich das Verhalten der anderen Fische absolut nicht nachvollziehen.
Viele werden jetzt argumentieren, dass dies doch nur ein Film sei. Aber ist es in der Realität nicht genauso? Wer sich
nicht der Masse beugt, wird ausgeschlossen, so war es doch schon immer. Naja, bis heute eben. Schließlich leben wir in der Generation „Hipster 2.0“. Es ist total angesagt gegen den Strom zu schwimmen und nicht das zu tun, was alle machen und was als sogenannter „Mainstream“ bezeichnet wird. Blöd ist nur, dass es mittlerweile so viele Hipster gibt, dass es nun auch schon wieder „Mainstream“ ist. Ganz schön komplizierte Sache, ich sehe schon.
Machen wir doch einmal einen Ausflug ins Tierreich. Dort können wir Menschen uns schließlich in vielen
Bereichen noch etwas abschauen. Nehmen wir doch einmal eine Herde Antilopen in Afrika als Beispiel. Hier ist es nun so, dass nur die Tiere überleben, die geschlossen bei ihrer Truppe bleiben. Ist eine Antilope mal alleine oder abseits der Herde unterwegs, egal ob gewollt oder ungewollt, können wir immer wieder das gleiche Szenario beobachten. Ein Löwe schleicht sich ganz langsam von hinten an und hat die Möglichkeit sich ungestört sein Mittagessen zu erlegen. In diesem Fall ist es die Antilope, welche gegen den Strom geschwommen ist, bildlich gesehen natürlich.
Nun können wir also daraus schließen,
dass man lieber mit der Menge treiben und sich anpassen sollte. Oder nicht? Meine Güte, wohin uns so eine Zeile aus einem Lied alles hinführt.
Viele werden jetzt argumentieren, dass wir ja keine Tiere seien. Aber ist es beim Menschen nicht genauso?
Ich sehe das an meiner kleinen Schwester, sie ist 13 und steckt mitten in der Pubertät. Eines Abends erzählte sie uns, dass sie in der Schule niedergemacht wurde, weil sie nicht die neuesten Schuhe von Nike besaß. Sie betonte, dass meine Eltern ihr unbedingt diese Schuhe kaufen sollten, sonst hätte sie bald keine Freunde mehr. Bei dieser Aussage konnte ich nur den Kopf
schütteln. Ich würde mir nie etwas kaufen, nur damit andere mit mir zufrieden sind. Gut, ich bin auch ein paar Jährchen älter als meine Schwester. Und wie Einige wissen, entwickelt man nach und nach mehr Unabhängigkeit, wenn man reifer wird und lehnt sich gegen die vorgegebenen Regeln auf. Es ist also doch gar nicht so schlecht, seine eigene Meinung zu vertreten. Die Schuhe haben meiner Schwester nämlich überhaupt nicht gefallen, was sie ihren Freunden dann auch nach großem Hin und Her klar gemacht hat. Meine Eltern waren damit dann auch zufrieden, denn die hatten eine Menge Geld gespart.
Halten wir also fest: Man sollte sich über
die Jahre hinweg seine eigene Meinung in gewissen Bereichen bilden und diese auch behalten, wenn die Masse dagegen spricht. Nur so kann jede Person ein Individuum bleiben und mit eigenem Willen nach seiner Denkweise handeln.
Viele werden jetzt argumentieren, was das alles mit Fischen und Nemo zu tun hat. Aber war es dort nicht genauso? Trotz der heftigen Gegenreaktionen der anderen hat sich der orangefarbene Clownfisch nicht entmutigen lassen und ist weiter auf der Suche nach seinem Sohn gegen den Strom geschwommen.
Na gut, ich gebe ja zu, dass man sich in manchen Situationen einfach anpassen
muss.
Auf der Arbeit zum Beispiel oder in der Schule. Dort gibt es bestimmte Regeln und Pflichten, die zu erfüllen sind, sonst bricht das ganze System zusammen. Ja, ja, die schöne Schulzeit ist doch etwas Tolles. Man lernt so viele unterschiedliche Leute kennen. Aber aufpassen! Auch hier ist es manchmal besser, wenn man gegen den Strom schwimmt. Zum Beispiel wenn auf einmal Drogen oder ähnliches im Spiel sind, ist es doch besser man lässt sich nicht wie alle anderen darauf ein. Dies allerdings benötigt eine Menge Selbstbewusstsein, Mut und Stärke. Denn nicht jeder traut es sich zu, sich
gegen eine Masse aufzulehnen. Selbstvertrauen muss gelernt sein und sollte schon von klein auf von den Eltern in die Erziehung einbezogen werden. Auch die Statistiken zeigen, dass Eltern sich wünschen, dass das eigene Kind Selbstbewusstsein lernt.
Viele werden jetzt argumentieren, dass sie immer noch nicht wissen, was ich eigentlich sagen will. Nun gut, dann kommen hier und jetzt meine Worte zum krönenden Abschluss. Ich möchte hier auf die Eingangsfrage hinweisen, ob man nun gegen oder mit dem Strom schwimmen sollte. Fakt ist, dass sich jeder Mensch seine individuelle Meinung
aussuchen und auch vertreten sollte. Es kann sein, dass deine Meinung auch jene vieler anderer ist und du somit nicht gegen den Strom schwimmst. Wenn deine Ansichten anders sind, als die der großen Masse, dann lass dich nicht unterkriegen wie die Antilope, sondern denke wie der Clownfisch. Ich für meinen Teil kann nur sagen:
Ich mach mein Ding, ich steh dazu, ich heul nicht rum, wenn andere lachen!