Sonstiges
Irgendwohin

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"Irgendwohin"
Veröffentlicht am 18. Dezember 2014, 10 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Alles Infos unter artemzolotarov.com Ich schreibe seit 2010 Gedichte, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Songs. Ich habe bis jetzt drei Gedichtbände und zwei Poetry Slam Textsammlungen mit Hörbuchfassungen veröffentlicht. Eine Übersicht gibts auf meiner Homepage. Auf meiner Facebookseite gibt es täglich aktuelle Infos, Gedichte, Geschichten, Videos, Musik und und und. Ich würde mich sehr über euren like ...
Irgendwohin

Irgendwohin

Irgendwohin

Es war kurz vor Weihnachten 2013. Meine Schwester hatte mich gebeten, zur Apotheke zu fahren, um ihr etwas gegen Bauchschmerzen zu kaufen. Da es Sonntag war, wusste ich nicht genau, welche Apotheke Bereitschaft hatte und musste ein bisschen durch die Stadt fahren. Dementsprechend war ich genervt und wollte nur noch schnell das Medikament holen und nach Hause. Da vor der Apotheke kein Parkplatz war, musste ich etwas weiter weg parken und ein ganzes Stück laufen. In der Apotheke war die Frau an der Kasse wohl auch genervt, weil sie sonntags arbeiten musste, und bediente mich äußerst mürrisch.

Also näherte sich meine Laune immer weiter dem Wert des Thermometers an diesem Tage an. Ich verließ die Apotheke und machte mich auf dem Weg zum Auto. Dabei fiel mir eine ältere Dame auf, die die erste war, die mir an diesem Tag auf der Straße begegnete. Sie hatte graues Haar, ging etwas gekrümmt und war, was mich sehr überraschte, nur sehr leicht angezogen. Eine braune Hose, ein Strickjäckchen und Hausschuhe. Hausschuhe! Das hätte mich sofort stutzig machen müssen, aber ich bedachte sie nur mit einem kurzen Blick und beeilte mich, zu meinem Auto zu kommen. Aber nach weiteren 50 Metern blieb ich stehen. Da stimmte etwas nicht. Die Frau gehört eindeutig nicht auf die

Straße. Nicht bei diesen Temperaturen und in diesem Aufzug. Aber was hatte ich damit zu tun? Was ging mich eine Wildfremde an, die einen kleinen Sonntagsspaziergang unternahm? Vielleicht war sie nicht so kälteempfindlich und ging gerne etwas locker gekleidet aus dem Haus. Aber das war doch alles Quatsch. Was dachte ich da? Etwas in mir wusste, dass ich zurückgehen musste. Also drehte ich um und ging zurück zu ihr. Ich folgte ihr vorsichtig und schaute sie genauer an. Sie ging sehr langsam und versuchte offensichtlich mit ihren Armen die Balance zu halten. Als ich noch etwas näher kam, hörte ich auch, dass sie etwas vor sich her brummelte. Ich überholte sie und sprach sie vorsichtig an. Sie blieb stehen und schaute

mich an. Ich fragte, ob alles okay sei? Sie antwortete etwas Unverständliches. Ich fragte sie, wo sie her kommt. Sie schien mich zu verstehen, deutete mit dem Finger nach vorne und schwang die linke Hand zur Seite. Aber vorne war nichts. Ich überlegte mir, dass es dort irgendwo in der Nähe ein Altenheim geben musste, aus dem sie irgendwie abgehauen war. Jetzt galt es nur noch, herauszufinden, wo das Altenheim war und wie ich sie dorthin zurück bringen konnte. Also legte ich vorsichtig meine Hand auf ihren Rücken und sagte ihr, dass wir jetzt nach Hause gehen. Es war ein seltsames Gefühl und ich rechnete fest damit, dass sie sich wehren und nicht mitkommen würde. Immerhin war ich

ein wildfremder Mann, den sie nicht kannte. Wieso sollte sie auf mich hören? Aber sie wehrte sich keine Sekunde, dreht sich langsam um und ließ sich zurückführen. Ich hielt sie leicht am Arm und lotste sie langsam die Straße entlang. Sie konnte nur kleine Schritte machen ihre Gleichgewichtsprobleme verschwanden aber durch meine Hilfe. Die nächste Frage war nun, wo wir hinwollten? Ich wusste nicht genau, ob und wo ein Altenheim war, aber aufgrund ihres Zustandes und der kleinen Schritte konnte ich mir denken, dass unser Ziel nicht besonders weit weg liegen konnte. Auf der anderen Seite wusste ich auch nicht, wie lange sie schon unterwegs war … Unterwegs trafen wir eine ältere Dame, die ich

nach dem Weg fragte. Sie sagte, dass in zwanzig Metern um die Ecke ein Altenheim sei. Ich bedankte mich und zog mit meiner Begleiterin weiter. Sie brummelte immer noch etwas vor sich hin und ich wusste nicht so genau, wie ich mich verhalten sollte. Mit ein paar ungeschickten Worten der Beruhigung hoffte ich das Richtige zu sagen, aber sie reagierte kaum darauf. Dann sah ich aber auch schon den Eingang zu Altenheim: Eine einfache automatische Glastür, die ohne jegliche Kontrollen für jeden, der rein- oder raus wollte, aufging. Wir gingen durch die Tür und traten in einen kahl eingerichteten Vorraum, der mit zwei Sofas und ein paar Stühlen bestückt war. Dort saßen drei betuchte Damen und

unterhielten sich. Als ich fragte, ob meine Begleitung aus ihren Reihen entflohen war, bejahten sie es wie selbstverständlich. Und wieso ihr keiner gefolgt sei, fragte ich. Es gäbe nicht genug Personal und niemand hätte es wohl mitbekommen, war die trockene und unaufgeregte Antwort. Und dann kam auch schon eine Schwester angerannt, bedankte sich bei mir und setze meine Begleiterin in eines der Sofa. Ich verabschiedete mich und sah beim Herausgehen die alte Frau, wie sie mit entgeistertem Blick vor sich her starrte, wieder allein gelassen, wie auf etwas oder jemanden wartend. Vielleicht war sie dorthin oder zu diesem jemanden unterwegs, als ich sie aufhielt? Ein Teil von mir wünschte ihr für

den nächsten Versuch mehr Glück.

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Hörbuch

Über den Autor

koollook
Alles Infos unter artemzolotarov.com

Ich schreibe seit 2010 Gedichte, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Songs.
Ich habe bis jetzt drei Gedichtbände und zwei Poetry Slam Textsammlungen mit Hörbuchfassungen veröffentlicht. Eine Übersicht gibts auf meiner Homepage.

Auf meiner Facebookseite gibt es täglich aktuelle Infos, Gedichte, Geschichten, Videos, Musik und und und. Ich würde mich sehr über euren like freuen:

https://www.facebook.com/artem.poetry

http://www.bookrix.de/_ebook-artem-zolotarov-fuer-c/

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Ich vertone meine Gedichte und Geschichten auch seit ein paar Monaten.
Auf soundcloud könnt ihr meinen letzten Band komplett vorgelesen hören (alle Gedichte sind auch downloadbar):

https://soundcloud.com/koollook_poesie

Seit Januar 2013 führe ich ein Projekt das "Ich schreibe über DICH!" heißt. Dabei kann mir jeder ein Bild von sich schicken und ich schreibe ein Gedicht dazu. Mit dem Projekt versuche ich Lyrik näher an den Leser zu bringen, um zu zeigen, dass sie nicht immer unverständlich und kompliziert sein muss ohne dabei in den Kitsch von Teetassenpoesie zu verfallen.
Wer mitmachen möchte, kann mir seine Bild an koollook_poesie@gmx.de schicken.
Hier könnt ihr die bisherigen 167 Bilder und Gedichte sehen:

http://ichschreibueberdich.tumblr.com/

Seit 2014 nehme ich auch an Poetry Slams teil. 2015 wurde ich Rheinland-Pfalz Meister in dieser Disziplin.
Videos von Auftritten gibt es bei youtube.

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Andyhank Hm, irgendwie hätte ich jetzt erwartet, dass du die Oma aufgrund ihrer Einsamkeit besucht hast und daraufhin sich im Laufe der Zeit eine Freundschaft entwickelt hat. :)
Vor langer Zeit - Antworten
hanafubuki Eine kurze Episode, die trotzdem sehr nachdenklich macht. Alt, abgeschoben, keiner hat Zeit, Einsamkeit ... Vielleicht wollte sie diesem schlimmen Kreislauf mit ihrer Flucht entgehen? Vielleicht war sie dement? Beides ist schlimm.
Gut geschrieben.
Liebe Grüße
Gitti
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Eine Geschichte, die sehr berührt. Ich habe eine ganz ähnliche geschrieben, allerdings nicht für den Wettbewerb. Dafür schenke ich Dir gerne Coins. Übrigens: bedeutet Dein Name "Glocke"? Liebe Grüße Herbsttag
Vor langer Zeit - Antworten
MarieLue Man ist eben nicht allein auf der Welt und sie dreht sich auch nicht nur ausschließlich um uns selbst...
Eine rührende, aber auch beklemmende Geschichte!
Herzliche Grüße
Marie Lue
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Wer weiß, vielleicht wird man in solchen Heimen so, wie Du die alte Dame beschreibst. Sehr warmherzig geschriebene Geschichte, die wohl doch realistisch ist.
LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Tusitala Gutes Thema. Wie viele wären wohl zum Auto gegangen? jeder mag sich das fragen.
Ein Gruß
Tusitala
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Geschrieben wie erlebt, nicht wahr? Ein bisschen distanziert, aber zwischen den Zeilen blitzt unübersehbar eine wärmeverströmende Mitmenschlichkeit hervor!!
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
SaenaPJ Nachdenklich stimmende Zeilen
Eine von Vielen die hier beschrieben wurde
Denn mit Liebe und Zuwendung lässt sich nun mal in unser Geselschaft kein Geld verdiehnen LEIDER

Liebe Grüße Peta-Josie

Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Im Alter allein gelassens, selbst unter "Seinesgleichen". Ein Thema zum Nachdenken, Handeln, Helfen.
Klasse geschrieben, aber das Glück wird der alten Dame nicht hold sein, nicht wie du sie beschrieben hast.

LG vom Schuetzlein

Vor langer Zeit - Antworten
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