Kurzgeschichte
Rausch der Geschwindigkeit

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"Rausch der Geschwindigkeit"
Veröffentlicht am 16. Dezember 2014, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Elena Okhremenko - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ein angehender Schreiber, der seine ersten, zaghaften Versuche macht, selbst geschriebene Geschichten einem größeren Publikum zugänglich zu machen und auf Feedback zu hoffen, um sich stetig zu verbessern.
Rausch der Geschwindigkeit

Rausch der Geschwindigkeit


Rausch der Geschwindigkeit

Es regnete. Er konnte den glitzernden Widerschein der Scheinwerfer auf dem dunklen, regennassen Asphalt klar und deutlich erkennen. Seine Hände schlossen sich beinahe krampfartig um das kühle, beruhigende Leder des Lenkrads. Er löste mit einiger Anstrengung seine rechte Hand vom Lenkrad und legte sie auf den Schaltknüppel, während er seinen rechten Fuß immer wieder kurz das Gas berühren ließ. Druck Nachlassen Druck Nachlassen. Dieses Spiel wiederholte er gefühlte Ewigkeiten lang und doch waren

es nur wenige Sekunden. Seine Stirn war gefurcht von tiefen Falten der Konzentration und Anstrengung und seine Augen waren zu Schlitzen zusammen gekniffen. Er konnte die rot glühende Ampel über ihm nur undeutlich durch die regennasse Frontscheibe erkennen. Von hier aus mit dem herunterströmenden Regen sah es aus wie ein verzerrtes Dämonenauge. Es glühte unheilvoll, wie ein Schlund aus kochender Magma. Plötzlich erlosch das Auge und ein grünes leuchtete auf. Er trat das Gaspedal durch, der Motor röhrte und fauchte wie ein wilder Dämon und mit quietschenden, durchdrehenden Reifen schoss der schwarze Wagen über

die wie ausgestorbene Kreuzung in die schmale Querstraße die hinunter zu den verlassenen Fabrikgeländen führte. Die grellweißen Scheinwerfer zerschnitten die Dunkelheit wie Messer und rissen für kurze Zeit unheilvolle Szenen aus der Dunkelheit. Er warf einen schnellen Blick auf die roten Tachonadeln die über ein grünes Tachoblatt gejagt wurden und sah verschwommen, dass er bereits bei 220 Km/H angekommen war. Die Spitzengeschwindigkeit lag bei 280 Km/H und er konnte bereits die hell leuchtenden Straßen der Downtown erkennen, die den Hügel runter in einer Art Senke lag. Plötzlich brach das Heck in einer steilen Rechtskurve aus, gerade

als der Drehzahlmesser bei über achttausend Umdrehungen lag und er spürte nur noch, wie die Räder den Kontakt zum nassen Asphalt verloren. Er schloss die Augen und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen, alles wirkte wie eingefroren. Er konnte seine Gänsehaut spüren, hatte das Heulen des Motors und das Zischen des sich entladenen Turboladers im Ohr, als sich ein kreischendes und klirrendes Geräusch dazumischte und ein gewaltiger Schlag seinen Kopf, Hals und Oberköper traf. Seine Ohren wurden schier taub von dem kreischenden Geräusch berstenden Metalls und splitternden Glases. Sein Blick wanderte nach

draußen, in den strömenden Regen und auf das nur noch von einem funktionierenden Scheinwerfer beleuchtete Tempolimitschild: 100 Km/H und der Warnung darunter: Schleudergefahr. Sein Blick trübte sich und ein letztes Mal sah er die Anzeige leuchten, wo durch eine merkwürdige Laune des Schicksals die Tachonadel stehen geblieben war, obwohl alles stumm war und er nicht einmal mehr die Kälte der Nacht spüren konnte. Sein Blick erstarb und nur noch dieses Bild erreichte seinen schwindenden Verstand - die Tachonadel die wie festgefroren an ihrem Platz stand, ohne zu Zittern, ohne zu Schwanken: 280 Km/H...  

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Reifblut
Ein angehender Schreiber, der seine ersten, zaghaften Versuche macht, selbst geschriebene Geschichten einem größeren Publikum zugänglich zu machen und auf Feedback zu hoffen, um sich stetig zu verbessern.

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Reifblut Danke für die vielen positiven Kommentare
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GertraudW 
Dank` Dir recht herzlich für die Münzen ...
Liebe Grüße und einen schönen Abend
Gertraud
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GertraudW 
Wahnsinnig spannend zu lesen - toll geschrieben
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
mohan1948 Spannend geschrieben! LG Hannelore
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KaraList Sehr spannend geschrieben ... gern gelesen!
LG
Kara
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