VOrwort
Die folgende Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit, im Besonderen der Dialog am Ende der Geschichte fand genauso wortwörtlich statt.
Es sind lediglich die Namen und Orte verändert worden, damit keine Rückschlüsse auf die tatsächlichen Personen gezogen werden kann, da diese das nicht möchten.
Außerdem ist die Geschichte, beziehungsweise das Geschehnis auf dem diese Geschichte basiert, stark verkürzt, weil die ganze Geschichte den hier
gegebenen Rahmen völlig sprengen würde.Dennoch ist bei allem was geschah der Kern,bzw.die Realität erhalten geblieben. Es wurde nichts ausgeschmückt oder dergleichen.
Viel Spass beim Lesen
und denkt an diese Geschichte solltet ihr mal ein ähnliches Erlebnis haben
(c) JeanneDarc
Die Seltsame Frau
Kevin hatte es nicht leicht. Er wurde von seinen Eltern schwer misshandelt, und das alles nur weil er eben einfach ein bisschen anders war als andere. Er wusste es noch nicht, aber gerade dieses „etwas anders sein“ würde später in seinem Leben dazu führen dass er von ganz tollen Menschen geliebt und geachtet wurde. Nicht zuletzt weil er manche Dinge einfach anders sah als andere.
Noch bevor er 18 war suchte er sich eine kleine Wohnung, was allerdings nicht ganz einfach war, denn einen Beruf hatte er nicht. Wie hätte er auch einen lernen sollen? Wenn
die Eltern einen so gut wie jeden Tag verprügeln, und oftmals auch ohne Essen ins Bett schickten dann war an so etwas wie eine Lehre einfach nicht zu denken.
Kevin hatte Glück und fand ein älteres Ehepaar das ihm ein kleines Zimmer in einem umgebauten Dachgeschoss vermietete, wenngleich auch zu einem sehr hohen Preis.
Kevin ging auf das Sozialamt und erklärte die Situation und er bekam auch Unterstützung. Kevin fühlte sich trotzdem alles andere als wohl. Aufgrund der Misshandlungen durch seine Eltern, und dadurch dass diese ihm jeglichen sozialen Kontakt verboten hatten hatte Kevin große Schwierigkeiten im Umgang mit anderen
Menschen.
Kevin wollte das allerdings nicht hinnehmen und zumindest ein bisschen lernen wie man mit anderen Menschen umgeht. In seinem jetzigen Zustand war er nicht einmal in der Lage sich eine Pizza aus einer Pizzeria abzuholen, in der er diese vorher telefonisch bestellt hatte. Jeder Gang aus dem Haus, egal ob zum Einkaufen, oder weil er zu einem seiner zahlreichen Ärzte musste, war für ihn die reinste Hölle.
Eines Tages als Kevin wieder unterwegs zu einem seiner Ärzte war blieb er plötzlich vor einem Kiosk stehen und sein Blick fiel auf eine Zeitung, die nur aus Anzeigen bestand. Kevin hatte zwar kaum Geld sich etwas zu
essen zu kaufen, aber irgendetwas zwang ihn sich diese Zeitung zu kaufen.
Diese 1 D-Mark würde er schon irgendwie wieder einsparen. Irgendetwas zwang ihn regelrecht diese Zeitung zu kaufen.
Als er sie gekauft hatte steckte er sie in seinen Rucksack, den er eigentlich immer dabei hatte und ging zu seinem Arzt. Er konnte es allerdings kaum erwarten nach Hause zu gehen und in dieser Zeitung zu stöbern. Zuhause angekommen blätterte er in dieser Zeitung und in einer Rubrik „Bekanntschaften“ las er von vielen Menschen, die aus den verschiedensten Gründen Bekannte suchten für gemeinsame Unternehmungen. Da man in dieser Zeitung kostenlos Anzeigen aufgeben konnte wenn
man seine Telefonnummer angab, dachte Kevin bei sich: „Ich glaube diese eine D-Mark hat sich gelohnt, so lerne auch ich Menschen kennen, und lerne auch wie man mit Menschen umgeht“
Sofort rief Kevin bei der Zeitung an und gab eine Anzeige auf.
Als die nächste Zeitung erschien in der auch die Anzeige von Kevin war klingelte sein Telefon ohne Unterlass. Doch die meisten Menschen, die sich meldeten kamen mit Kevin nicht klar, und Kevin nicht mit diesen. Doch abends sollte sich alles ändern. Am Abend rief Brigitte an. Mit ihr verstand Kevin sich auf Anhieb und schon am ersten Abend telefonierten sie über drei Stunden
miteinander. Kevin fand Brigitte sehr sympathisch und Brigitte Kevin ebenso. Und am nächsten Abend das gleiche nur dass es diesmal nicht drei sondern vier Stunden wurden. Und damit nicht genug, auch am nächsten Tag telefonierten die beiden wieder, nur diesmal wurden es weit mehr als acht Stunden. Da sowohl Brigitte als auch Kevin beide arbeitslos waren war das auch für beide kein größeres Problem.
Sie beschlossen, dass sie sich direkt am nächsten Tag treffen. Brigitte hatte ein Vorstellungsgespräch am frühen Morgen, und da wollte sie unbedingt hin trotz ihrer doch sehr massiven Müdigkeit aufgrund des sehr langen Telefonats mit Kevin.
Brigitte und Kevin verstanden sich auch bei
dem Treffen sofort. Und es entwickelte sich eine sehr intensive Freundschaft zwischen den beiden.
Brigitte hatte auch sofort gemerkt, dass Kevin seine Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen hatte. Und sie hatte eine sehr spezielle Begabung Kevin in seinen Schwierigkeiten zu helfen. Es würde zu weit führen alles zu erzählen, aber um ein Beispiel zu nennen.
Brigitte wusste dass Kevin nicht in der Lage war sich eine Pizza in einer Pizzeria abzuholen, die er sich bestellt hatte, einfach deshalb weil Kevin vor allen anderen Menschen Angst hatte, und in einem Lokal
sitzen nun einmal mehrere Menschen. Für Kevin war es die absolute Hölle durch ein Lokal hindurch zu laufen. Brigitte rief bei Kevin an und sagte. „Kevin, ich bin im Restaurant Gretels Pizzeria und sitze ganz hinten rechts, wenn Du mich sehen willst dann komm“ und legte auf. Jetzt stand Kevin vor der Wahl entweder sich zusammenzureißen und dann sich mit Brigitte zu treffen, oder eben sich seinen Ängsten hinzugehen und sich nicht mit Brigitte zu treffen.
Und das war bei weitem nicht das einzige was zwischen Brigitte und Kevin so passierte. Eigentlich könnte man darüber einen ganzen
Roman schreiben.
Brigitte war in manchen Dingen sehr merkwürdig. So hatte sie in der ganzen Wohnung keinen Spiegel und es gab auch keine einzige Fotografie von ihr. Und als Kevin einmal versuchte Brigitte zu fotografieren wurde diese extrem wütend.
Wenn Brigitte und Kevin zusammen unterwegs waren kam Kevin auch immer ein bisschen der Verdacht dass Brigitte in die Zukunft sehen konnte. Wenn sie mit dem Auto irgendwo hin fuhren, selbst dann wenn sie in eine fremde Stadt fuhren wusste Brigitte immer wo es einen freien Parkplatz gibt und nicht nur das, sie wusste sogar noch neben was für einer Automarke ein freier Parkplatz sein würde und sogar welche Farbe
das jeweilige Auto hatte.
Wenn Brigitte zu Kevin kam spürte Kevin Brigittes Kommen schon einige Minuten vorher. Eine solche Ausstrahlung hatte Kevin noch nie erlebt, und würde er wahrscheinlich auch nie erleben.
Da Kevin fasziniert war von dem Wissen von Brigitte, von Dingen die sie eigentlich gar nicht wissen konnte sagte Kevin einmal zu ihr:“Bewirb Dich doch mal bei Wetten dass….“
Darauf antwortete Brigitte mit dem Satz. „Das kann, darf und will ich nicht“
Dieser Satz, im Besonderen das „darf“ und die Tatsache dass Brigitte eines Tages
genauso schnell wieder aus Kevins Leben verschwunden war beschäftigen Kevin bis heute, ebenso wie die Tatsache dass Brigitte keine Spiegel hatte und es keine Fotografien von ihr gibt.
Bis heute überlegt er sich ob Brigitte vielleicht ein Engel gewesen sein könnte…