Das Schokoladen Negerpüppchen.
Es war Weihnachten 1970. Der Nachmittag bei den Schweigereltern war voller Vorfreude auf das Fest
und die Bescherung. Diesmal würde meine kleine Tochter, die nun zwei Jahre war, die Bescherung ganz bewusst mit erleben.
Und ich glaube ich war noch aufgeregter als sie. Der Schwiegervater hatte sich mit seinem Sohn im Weihnachtszimmer eingeschlossen
und kein anderer durfte dieses betreten. Der Baum war immer schon seit alters her Männersache. Vor allem hatten die Männer da einen Grund sich
kräftig zu STÄRKEN. Denn von jeher
galt die Tradition, jede angehängte Kugel, ein kleines Glas Schnaps. Na ja, sie haben sich ob der Weihnachtlichen Stimmung geeignet, die Schnäpschen sich zu teilen. Die Schweigermutter war mit dem Kartoffelsalat beschäftigt, den es auch wie jedes Jahr gab mit Würstchen und einem kühlen Glas Bier. Und ich hatte alle Hände voll zu tun meine Kleine zu beschäftigen, denn sie merkte natürlich, dass etwas anders war als sonst. Wir spielten mit ihren Puppen und ich sang mit Mutter gemeinsam ihr die schönsten Weihnachtslieder vor. Natürlich wussten wir meist leider nur die erste Strophe, aber das war meiner Kleinen egal. Hin und wieder entwischte
sie uns aus der Küche und stand vor der verschlossenen Wohnzimmertür und trat von einem Bein auf das andere. Aber sie war noch zu klein um durch das Schlüsselloch schauen zu können. Und so kam sie dann wieder zurück und wartete weiter voller Ungeduld auf das was denn bald passieren sollte.“Mama“ rief sie, Mama Christkind kommt bald, Wiwia (soll heißen Sylvia) muss doch gucken.“ Und dann klingelte ein Glöckchen aus dem Wohnzimmer. Große Augen, wie sie nur von einem Kind sind schauten mich groß und fragend an. Ich nahm sie an die Hand. Schwiegermama nahm ihre Schürze ab und dann gingen wir in das Bescherungszimmer. Ich weiß
nicht was mehr leuchtete, der hell strahlendeTannenbaum mit den vielen bunten Kugeln, dem Silber glänzenden Lametta und den echten Kerzen die um die Wette flackerten, oder meine Kleine mit ihren blitzenden großen erstaunten Augen und den vor Eifer roten Wangen. Und dann sah sie es, eine kleine Küche, komplett eingerichtet mit allem was ein Kind sich wünschte, eine Puppenstube mit komplett eingerichteten Zimmern. In einem lagen zwei Barbis uns warteten darauf liebkost zu werden. Der Puppenwagen mit eine Puppe die mehr einem Kind ähnelte und meine Kleine mit großen Augen und Kussmündchen anlachte und ….. auf einem kleinen
Beistelltisch ein Schokoladennegerpüppchen in einem Plastikbettchen. Ein Aufschrei meiner Kleinen und ein jauchzen aus ihrer Kehle ließ uns aufschauen. Mit schnellen Schritten lief sie zu dem Negerpüppchen aus Schokolade(ich hatte es einfach weil es niedlich aussah beim Einkauf mitgenommen) nahm es vorsichtig aus dem Plastikbettchen und herzte und liebkoste es. Kein Blick auf Küche, Kinderwagen und Puppenstube. Nein nur dieses kleine Püppchen aus Schokolade hat ihr Herz erobert. Sie hat an diesem Abend nur einen flüchtigen Blick auf all die anderen Geschenke geworfen. Ich habe aus dieser
Geschichte mein ganzes Leben etwas mitgenommen… Es ist nicht wichtig wie wertvoll oder wie viel man schenkt. Die kleinen Dinge erobern die Herzen und machen glücklich In diesem Sinne werde ich auch an diesem Weihnachten nach nun bald 34 Jahren meine Gedanken wieder zu diesem Abend lenken und voller Liebe an dieses besondere Weihnachten zurück denken
Titel
Bild: Dreamis.de
Text Ferry: Marianne Görs