Humor & Satire
Der sture Igel

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"Sommer, Hitze, Verkehrsstau und eine Frau mit Helfersyndrom..."
Veröffentlicht am 13. Dezember 2014, 16 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Neuigkeit!!! Mein Buch - Die Wölfe von Haven - ist ab 1.April im Handel erhältlich! *freufreu* Das Cover könnt ihr sehen, wenn ihr ein wenig in meinem Profil herunterscrollt oder direkt beim AAVAA-Verlag. Link zur Leseprobe beim AAVAA-Verlag: http://www.aavaa.de/leseproben/Die%20Woelfe%20von%20Haven-LESEPROBE-I%20H%20Terazuma.pdf oder eine kürzere Leseprobe ...
Sommer, Hitze, Verkehrsstau und eine Frau mit Helfersyndrom...

Der sture Igel

Der sture Igel

Wisst ihr was wirklich, wirklich unglaublich ist? Ein Freitagnachmittag in unserer Kleinstadt! Noch dazu im Hochsommer. Verkehrsmäßig ein Alptraum – vor allem wenn die A4 durch eine Baustelle eingeengt ist. Man hat das Gefühl, dass jeder Autofahrer dem Stau auf der Autobahn ausweichen will und daher durch das ansonsten recht beschauliche Städtchen fährt. Die  Hauptdurchzugsstraße ist dann beinahe ein einziger Parkplatz. Und das in der größten Hitze des Tages. Normalerweise meide ich die

Hauptstraße an so einem Wochentag zu so einer Jahreszeit wie die Pest. Doch die einzigen beiden Apotheken der Stadt liegen genau dort, sowie die Post und andere wichtige Knotenpunkte unserer Kleinstadt. Was kann man also tun, wenn man dringend ein Medikament braucht? Dazu noch einen eingeschriebenen Brief aufgeben möchte und vielleicht auch noch schnell die letzten vergessenen Lebensmittel einkaufen muss? Genau! Man stürzt sich todesmutig in den Straßenkampf voll aggressiver, unduldsamer und trotz Klimaanlange schwitzender Autofahrer. Unter solchen Bedingungen heben sich sogar die genderspezifischen

Unterschiede zwischen Frauen und Männern auf. Beide Geschlechter stehen sich in ihrer Ungeduld und ihrem Repertoire an wohlmeinenden Worten während solcher Grenzerfahrungen von Hitze und Stau in nichts nach. Gerade sehe ich neben mir eine blonde Frau mit hochrotem Kopf sehr bezeichnende Gesten ausführen und einem Motorradfahrer so richtig die Meinung deuten. Wohl mit allen dazugehörenden netten Ausdrucksweisen. Der wiederum antwortet mit ebenso deftiger Gestikulation. Ich bin nur froh, dass ich eine Klimaanlage in meinem Auto besitze und daher meine Fensterscheiben geschlossen halten kann. Die akustische

Untermalung der Gebärdensprache beider Kontrahenten bleibt mir damit zum Glück erspart. Während sich auf der Hauptstraße verkehrsmäßig alles noch weiter zuspitzt, biege ich mit meinem Kleinwagen bereits zur innerstädtischen Parkgarage ab. Hier zeigen sich eindeutig die Vorzüge einer Kleinstadt. Zwei Stunden darf Mann/Frau dort gratis parken, was auch viele zu nutzen wissen. Zeit genug alle meine Einkäufe und Wege zu erledigen. Die Abfahrt zur Garage liegt direkt neben dem gepflegten Stadtpark auf der einen Seite und einem kleinen Bach – dem ‚Kalten Gang‘ – der verwilderten Pflanzenwuchs mit Büschen und sogar

Bäumen aufweist, auf der anderen Seite. Eigentlich ein sehr idyllisches Plätzchen, doch auch bis hierher dröhnt der Verkehrslärm und das ungeduldige Hupen der immer noch schwitzenden Autofahrer. Als ich endlich alle meine Besorgungen und Einkäufe erledigt habe und natürlich mit mehr Einkaufstaschen beladen als geplant wieder in die Seitengasse Richtung Parkgarage einbiege, sehe ich ein kleines Etwas aus einem Busch am Rand des ‚Kalten Ganges‘ in Richtung Straße huschen. Ein niedliches Igeltier ist hier wohl gewillt das wilde, schattige Bachufer gegen die gepflegt zurückgestutzten Büsche des Stadtparkes

einzutauschen. Und obwohl die Seitengasse zur Parkgarage ein eher selten befahrenes Straßenstück ist, gibt es an diesem Tag auch hier etwas mehr Verkehrsaufkommen als sonst. Sofort ist meine Tierliebe voll entflammt und ich haste, so rasch es mir mit all den Packen möglich ist, zu dem kleinen Igel, der bereits den Gehsteig verlässt und zielstrebig den Stadtpark anzupeilen beginnt. In Ermangelung einer freien Hand stelle ich dem eifrigen Igel meinen Fuß in den Weg und schubse ihn ein wenig an, dass er wieder in Richtung des kühlen Baches gedreht

wird. Als der Igel die Berührung meines Fußes spürt, rollt er sich sofort ein und spielt tot. Wunderbar. Ein Mann, der den Schatten eines Baumes am Bach ausnutzt und sich dort am Stamm angelehnt ausruht, blickt tadelnd zu mir. Doch ich bin mir keiner Schuld bewusst. Als der Igel sich nach einer Minute immer noch nicht bewegt, kommen aber selbst mir Zweifel und ich entferne meinen Fuß. Mittlerweile fließt mir der Schweiß bereits in Strömen herab. Doch der Igel ist unerbittlich. Zuerst bleibt er liegen, als hätte ich ihm tatsächlich mit meinem Fuß den Garaus gemacht, dann erhebt er sich blitzschnell

und eilt noch verbissener als vorhin auf die Mitte der Straße zu. Sofort stelle ich ihm wieder meinen Fuß vor die Nase, was ihn erneut in die Haltung ‚toter Igel‘ fallen lässt. Eine Pattsituation. Hinter mir, auf der hektischen, vollgestopften Hauptstraße, hört plötzlich sämtlicher Verkehrslärm auf. Jedenfalls erscheint es mir so. Ich kann förmlich die Blicke der Autofahrer auf meinem schwitzenden Rücken spüren. Mir ist auch, als könnte ich auf einmal in dieser Ausnahmesituation mit Sturzbächen an Schweiß vor Hitze und Anstrengung, im Kampf gegen die Sturheit des Igels, mit den Augen anderer sehen.

Wie Pfeile spüre ich nicht nur die Blicke in meinem Rücken, sondern sehe auch – wie wohl alle Autofahrer auf der Hauptstraße, die in die Seitengasse Richtung Parkgarage blicken können – eine Frau, mit schweren Packen beladen, mitten auf der Fahrbahn stehen. Mit ihrem Fuß vollführt sie dabei die seltsamsten Bewegungen und scheint absolut nicht gewillt zu sein, die Fahrbahn für den Verkehr freizugeben. Das kleine Igeltier, das sich wieder einmal tot stellt, sieht niemand. Einige Autofahrer, die in die Seitengasse Richtung Parkgarage einbiegen, blicken mich an und schütteln den Kopf, als hätte

ich nicht alle Tassen im Schrank. Niemand sieht diesen sturen Igel, der von meinem Fuß verdeckt in erbarmungswürdiger, krummer Haltung vor mir liegt. Nur die Autofahrer die aus der Garage selbst kommen, erkennen mein Dilemma und weichen brav aus, so es denn der Gegenverkehr zulässt. Irgendwie kommen der Igel und ich nicht weiter. Ich will das Tier auf keinen Fall weiterlaufen lassen und der Igel will auf keinen Fall auch nur einen Millimeter von seinem Weg abweichen. Schließlich bücke ich mich und schiebe meine Taschen mehr schlecht als recht an das Tier heran, um es fassen zu können. Das Bild, das sich mir bietet, als ich

wieder eine Sinneserfahrung eines der Autofahrer auf der Hauptstraße bekomme, ist jetzt noch skurriler. Dieselbe Frau, die vorhin mit verrenktem Fuß dagestanden hatte, kniet jetzt auf allen Vieren auf dem Asphalt und werkelt mit ihren Beuteln herum. Einen ganzen Fahrstreifen blockiert sie bereits. Ich spüre richtiggehend wie einer der Autofahrer schon nach seinem Handy kramt, um wohl den Notruf zu wählen. Ich gebe wirklich kein gutes und schon gar kein gesundes Bild mehr ab. Umso mehr beeile ich mich den Igel, der plötzlich nicht mehr in seiner Totenstarre verharrt, zu fassen und ihn über die gesamte Fahrbahn in Richtung

Stadtpark zu tragen. Zu fest will ich nicht zugreifen, um ihn nicht zu verletzen, zu sanft aber auch nicht, damit er mir nicht entgleiten kann. Schließlich schaffen wir – der sture Igel und die schwitzende Frau mit den vollbeladenen Taschen – es irgendwie doch glücklich beim Stadtpark anzukommen. Erleichtert setze ich den Igel ab, der plötzlich wieder – wie kann es anders sein – seine Totenstarre angenommen hat. Selbst als ich mich zwei Schritte von ihm entferne. Mittlerweile fahren weitere Autos an mir vorüber, deren Insassen kopfschüttelnd das Geschehen kommentieren. Mir kamen bereits die Tränen. War mein

Einsatz unter diesen schweren Bedingungen vielleicht doch umsonst gewesen? Hat den armen Igel zwar kein Autoreifen, dafür aber der volle Beutel einer einkaufswütigen Frau erdrückt? Der Igel ist aber scheinbar nicht nur eigensinnig, er ist auch hart im Nehmen. Zuerst zucken seine kleinen Beinchen, dann steht auf und eilt stur seiner Richtung entsprechend tiefer in den Stadtpark hinein. Wohin auch immer es den kleinen Kerl mitten am Tag so eilig hinzieht, er dürfte es endlich geschafft haben, sein Ziel zu erreichen. Die Begebenheit macht mich trotz aller Mühen und dem Verlust meines guten

Rufes dennoch zutiefst zufrieden. Aller Widrigkeiten zum Trotz hat die Tierliebe gesiegt. Weder hundert aggressive Autofahrer noch die Sturheit des Igels selbst konnten den glücklichen Ausgang dieser Aktion vereiteln. Mit einem wohlwollenden Strahlen begebe ich mich in die Parkgarage und will mich schon in mein Auto setzen, als ich erkennen muss, dass mir irgendwo auf der Straße, während meiner aufopfernden Rettungsaktion, der Autoschlüssel aus der Tasche geglitten sein muss.

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Hörbuch

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Terazuma
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Ich selbst komme aus Österreich und Schreiben ist eine Leidenschaft, der ich schon seit einigen Jahren fröne. ^^ Am liebsten schreibe ich lange Fantasy-Geschichten. Dabei lasse ich meine Protagonisten durch alle Höhen und Tiefen gehen, die in einen so langen Plot nur hineinpassen. An Abenteuern, Dramatik und Romantik wird es ihnen nicht mangeln. Nur an Ruhe und Beschaulichkeit. ^^
Ich hoffe, hier auf dieser Seite auch viele andere schreibwütige Hobby-Autoren kennen lernen zu können. Auf einen regen Austausch von Kommentaren, Kritik und sämtlichen anderen Anmerkungen freue ich mich schon!

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Gillegan Wie gemein das Schicksal doch sein kann. Erst unter Einsatz des eigenen Images und der Gefahr der Dehydrierung einen kleinen Erdenbewohner gerettet, um dann festzustellen, dass jetzt die Suche nach den Schlüsseln folgt. Ich muss lachen und leide gleichzeitig mit dir. Toll geschrieben und toll gemacht.
LG
Christian
Vor langer Zeit - Antworten
Terazuma Hi Christian!
Ja, das war damals echt Anstrengung pur. Vor allem, da ich ja nichts hatte, womit ich ihn fassen konnte. Ich hab ihn dann zwischen zwei Taschen geklemmt und so hochgehoben.
Der Schlüssel war dann die kleineste Mühe - der wehrte sich wenigstens nicht, als ich ihn aufhob. Nur, dass ich wieder in die Hitze hinauf musste um ihn zu suchen, nervte mich gewaltig. XDDD
Vielen Dank für die Coins! ^^
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Hi Tera,
ich schmunzel noch immer über das Igelchen und deine Ausdauer, dem kleinen Kerl zu helfen. Es ist ganz toll geschrieben, fließend und auch humorvoll. Geau an dieser Stelle muss ich Fia_Sophia widersprechen. Es muss nicht spannend sein in diesem Genre, wohl eher unterhaltend. Das hast du auf jeden Fall geschafft. Gefällt mir sehr gut.
Wobei ... ja, das Cover passt mit nichten. Such was anderes, dait es stimmig wird.

Liebe Grüße von Antje
Vor langer Zeit - Antworten
Terazuma Juhu Antje!
Vielen Dank für deinen Kommentar! Freut mich, dass dir diese kleine Unterhaltung gefallen hat. Etwas anderes als eine nette Anekdote sollte es ja auch nicht sein. ^^
Nur das mit dem Cover ist mir inzwischen wirklich schon etwas peinlich. Ich bin echt schon auf der Suche nach etwas Passenderem. ^^
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
Fia__Sophia Also hier die Rückmeldung zum reading exchange.
Das Cover finde ich sehr unpassend um ehrlich zu sein. Der Clown auf dem Bild hat einfach gar nichts mit dem Inhalt zu tun. Ein Igel oder eine Frau (oder beides) wäre an dieser Stelle sehr viel passender.
Die Idee der Geschichte ist an sich ganz süß, ich finde sie aber ehrlich gesagt ziemlich langweilig. Die Rettung des Igels fand ich nicht wirklich spannend und ja das ist zwar ganz nett, reißt mich jetzt aber definitiv nicht vom Hocker.
Abgesehen davon finde ich die fast-Tränen am Ende dann doch ein wenig übertireben, diesen Satz inhaltlich vielleicht verändern.
Am Schreibstil habe ich absolutn nichts auszusetzten, die Geschichte war nur irgendwie nicht so meine.
Naja man muss nicht alles mögen :)
LG Sophia
Vor langer Zeit - Antworten
Terazuma Hallo Sophia!
Hier sieht man wieder, dass mir das Brutale wohl mehr liegt. XDDD
Naja, was das Cover angeht - in Ermangelung von eigenen Möglichkeiten habe ich eines von hier genommen. Es passt absolut nicht, da muss ich dir Recht geben. Vielleicht finde ich einmal etwas, das dem mehr entspricht - und wenn ich den Igel aus unserem Garten fotografieren muss. XDDD
Tut mir leid, dass dir diese kleine Anekdote nicht zugesagt hat, dabei hätte ich dich auch damit gerne erfreut. Aber wie du schon so schön sagst - nicht alles ist jedermanns Sache! ^^
Trotzdem vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Soviel Tierliebe muss belohnt werden, liebe Terazuma. :-)
Sehr unterhaltsam und flüssig geschrieben. Das war Lesespaß!
Liebe Grüße in den 3. Adventsonntag
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Terazuma Hi Kara!
Wer kann schon so ein niedliches Ding einfach seinem Schicksal überlassen? ^^ Danke für deinen Kommentar und die Coins!
Freut mich, dass dir diese kleine Anekdote gefallen hat.
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
kurokun Hey Tera!
Eine sehr süße Geschichte, die ich gut nachfühlen kann. Ich hätte das Kerlchen (oder Mädel, was auch immer es war) auch nicht seinem sicheren Tode entgegentapsen lassen können. Deine Anstrengungen und die Reaktion der Umgebung darauf sind sehr schön beschrieben.
LG, kuro
Vor langer Zeit - Antworten
Terazuma Juhu Kuro!
Ich dachte eigentlich auch, dass es ein 'Kerlchen' war, so stur wie er seinen Weg verfolgte... XDDD
So ein Igel ist wirklich grauenhaft stachelig! Und es war echt schweineheiß an diesem Tag! ^^
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
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