Der erste Advent eine Kindheitserinnerung
Ich erinnere mich noch an die Zeit 1952, als ich bewusst das erste Mal einen Advent erlebt habe.
Ich war drei und wusste, da passiert heute etwas ganz besonderes. Morgens wurde ich besonders fein gemacht
und durfte mit zur Kirche gehen bzw. wurde im Kinderwagen mit genommen. Es war bitterkalt und ich war wohl
froh die dicken selbst gestrickten Fäustlinge zu tagen und mich in die dicke Wolldecke zu kuscheln.
Meine Pflegemutter und meine Pflegeschwestern gingen immer sehr früh in die Messe. Es war noch dunkel
und die ersten Schneeflocken wirbelten um uns herum. Endlich lag sie vor uns die mächtige Kirche mit den
laut tönenden Glocken, die uns zuriefen: „Kommt, kommt herein und lasst uns den ersten Advent feiern.
Und dann gingen wir durch diese mächtige Türe hinein in das dämmrige Licht der riesigen großen Kirche.
Viele Menschen saßen still in den Bänken. Hier und dort hörte man ein Räuspern und Hüsteln. Es war für mich
als kleines Mädchen etwas so Besonderes, dass ich es heute noch vor mir sehe. Wir gingen bis ganz vorne in die erste Reihe
am Altar…. Und dann sah ich es, diesen
riesigen wunderschönen Adventkranz mit den dicken roten Kerzen, die mystisch leuchteten
und flackerten. Wir saßen gerade in der Bank, als die Orgel ihren mächtigen Klang erschallen ließ. Nie habe ich etwas so erschreckend
und doch gleichzeitig schönes gehört. Alle hatten sich erhoben und begannen zu singen. Als sie endeten, war das für mich wohl damals
das Startsignal; mit heller Stimme begann ich ein lautes Lala lala zu singen. Aus voller Brust und Inbrunst habe ich wohl meine Stimme
erhoben undvoller Stolz Oh Tannebaum oh Tannebaum erklingen lassen. Erst war
ein zögerndes Lachen zu hören und dann erscholl es laut durch
die ganze Kirche, aus vielen Kehlen: oh Tannenbaum oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter. So begann ein unvergesslicher Advent.
Den wünsche ich allen Lesern