Kurzgeschichte
Sexgesetze und Mondlicht

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"Sexgesetze und Mondlicht"
Veröffentlicht am 02. November 2008, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Sexgesetze und Mondlicht

Sexgesetze und Mondlicht

Sexgesetze und Mondlicht


Er lächelt und ich möchte ihm die Zähne ausschlagen. Er prostet mir zu und ich würde nichts lieber tun, als ihm die Sektflasche auf dem Schädel zu zertrümmern und ihm das Glas durch das selbstverliebte Gesicht zu ziehen. Aber ich bleibe ruhig und freundlich, und höre nicht auf zu lächeln, in der Hoffnung, dass es von außen nicht so unecht und albern aussieht, wie es sich von innen anfühlt. Die beiden scheinen es nicht zu merken, sie ahnen nicht, dass ich weiß was ich weiß. Sie wissen nicht, dass sie mein Leben zerrissen haben, doch ich weiß es, ich weiß alles.
 Sie räumt die leere Flasche und den vollen Aschenbecher vom Tisch um sie in die Küche zu bringen. Er und ich sind nun einen Moment lang alleine im Zimmer. Er lächelt mir zu, kann meinem Blick aber nicht lange standhalten und lächelt stattdessen den gefliesten Boden an. Er weiß, dass er mir ins Revier gepisst hat und schämt sich hoffentlich dafür.
 Nach schier endlosen Sekunden kommt sie ins Wohnzimmer zurück. Sie plappert irgendetwas vor sich hin und scheint sich doch der zum Schneiden schlechten Luft im Raum bewusst zu sein. Ich höre ihr kaum zu, während er besser heuchelt und schon bald wieder in ein Gespräch mit ihr vertieft ist. Über meinen Kopf hinweg. Ich klinke mich vollends aus, warte darauf, dass es passieren wird. Hoffe es fast. Es muss passieren, wenn nicht jetzt, dann nie. Gebt mir ein Stichwort, gebt mir verdammt noch mal ein Stichwort…

Sie reden darüber, wie sie einst vor zehn Jahren nebeneinander gewohnt haben. Wie sie ihn als junges Mädchen angehimmelt hat und er, immerhin fast zehn Jahre älter, immer genervt von ihr war. Sie reden, als sei das alles erst letzte Woche geschehen. Als hätten sie sich nicht acht Jahre lang nicht gesehen. Normalerweise hätte ich in diesem Moment Angst bekommen sollen. Aber Angst entsteht durch Unwissenheit und deshalb habe ich keinen Grund Angst zu haben. Ich hätte Gründe sie zu erwürgen, zu massakrieren, sie beide an die Schweine zu verfüttern, doch über das Stadium der Angst bin ich hinweg. Seitdem ich dazu gezwungen war ihre E-Mails zu checken bin ich über so einiges hinweg. Also, lasst es uns zu Ende bringen, ihr Heuchler. Lasst es uns hier und jetzt beenden. Showtime a la Hollywood. Ich, er und das Mädchen…

Ich bin kein Cowboy, ich bin ein Schwächling. Ich war schon immer ein Feigling, eine Petze und ein verdammter Schwächling gewesen. Eine richtige Schlägerei habe ich nie erlebt, da ich vorher immer davongerannt bin. Das Schlimme ist, dass man es mir ansieht. Glaube ich zumindest.
 Vor harten Kerlen habe ich Angst, ich bin ihnen in keiner Weise gewachsen, das weiß ich, doch trotzdem werde ich es versuchen. Ich werde ihm auf die Fresse hauen, damit ich mich besser fühle und dann werde ich dieser Schlampe sagen, wo sie sich unsere Beziehung und ihre Freundschaft hinstecken kann. Falls da unten überhaupt noch Platz ist.
 Das einzige Problem ist, er ist größer als ich, kräftiger, durchtrainierter. Er sieht objektiv besser aus als ich und hat definitiv das interessantere Leben. Durch ihre Mails weiß ich, dass er auch ein hervorragender Küsser ist, und im Bett hat er vermutlich auch mehr drauf. Der Gedanke treibt mich an den Rand des Wahnsinns.
 Plötzlich begreife ich, dass sich das alles nicht ändern wird, selbst dann nicht, wenn ich es schaffen sollte, ihn tatsächlich zu Boden zu bringen. Diese Gewissheit macht mich so rasend, dass ich fast gewillt bin es zu versuchen. Während all dies durch meinen Kopf geistert, lächelt meine Körperhülle vor sich hin wie ein grenzdebiler Bauerntrampel.

Sie spricht mit mir. Glaube ich zumindest. Ich bin plötzlich weit, weit weg, schwimme in den Untiefen meiner eigenen Seele und höre ihre Stimme nur gedämpft, so als wäre ich tatsächlich unter Wasser. Einen Moment lang habe ich das Gefühl zu ertrinken. Etwas reißt mich aus meinen Gedanken. Wieder eine Stimme, diesmal seine. Seine tiefe, volle Stimme, die Stimme eines Mannes, dem sich Frauen zumindest sexuell anvertrauen. Er nennt meinen Namen. Sie nennt meinen Namen. Ich will antworten, aber kann mich selbst nicht hören. Ich treibe davon, sie treiben davon, und doch werden ihre Stimmen immer lauter und klarer. Mein Name, immer wieder.
 Ich spüre eine Bewegung an meiner Schulter und merke, dass es nicht ihre Hand ist, sondern seine. Die Hand mit der er sie befriedigt hat, mit der er ihren Körper zum Beben gebracht hat. Nimm´ sie weg von mir, sonst hacke ich sie dir ab! Könnte ich mich bewegen, wäre nun wahrscheinlich mein großer Moment gekommen. Wie fühlt sich eigentlich das Fass, wenn der letzte Tropfen es zum Überlaufen bringt? Ich selbst bin das Fass und seine Hand ist der letzte Tropfen. Ich wünschte ich könnte explodieren vor Wut, aber nichts regt sich. Alle Verbindungen sind abgerissen. Das Fass läuft über und ergießt sich…

…in einen endlosen Ozean. Ich bin alleine und treibe an der Wasseroberfläche, ohne das ich mich bewegen muss. Das Wasser ist eine warme, undurchsichtige Brühe. Über mich wölbt sich der sternenlose Nachthimmel und vor mir am Horizont hängt der Mond, silbern und riesig. Ich beschließe zu ihm zu schwimmen und ihm zu sagen, dass ich ihn liebe.


ENDE
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MarianneK Sexgesetze ... - Es gehen Tausend Gedanken durch den Kopf und man ist gleichzeitig hilflos und versinkt in eine unendliche Tiefe. Du hast dieses Gefühl der Wut und diese hilflose verdammte Machtlosigkeit sehr gut beschrieben.

Lieben Gruß Marianne
Vor langer Zeit - Antworten
Mali menschen - Ich finde es immer wieder schön, dass es solche Menschen gibt. Zumindest hier in dieser verrückten virtuellen Welt.
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Re: Vielen... -
Zitat: (Original von zellhaufen am 07.11.2008 - 14:26 Uhr) Dank für den netten Kommentar. Zur Story des Tages reichts wohl nicht mehr, die Story ist ja schon länger online, aber ich finde es echt super, dass man hier eine große Resonanz auf seine Geschichten bekommt.
LG

Das ist auch das Forum wo sehr viel gelesen wird. Ich bin auch noch in anderen Foren, da ist es nicht so. Auch kannst du ja hier die Storys neu veröffentlichen und es kommen wieder neue Leser dazu
Vor langer Zeit - Antworten
zellhaufen Vielen... - Dank für den netten Kommentar. Zur Story des Tages reichts wohl nicht mehr, die Story ist ja schon länger online, aber ich finde es echt super, dass man hier eine große Resonanz auf seine Geschichten bekommt.
LG
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Bin echt begeistert - dieses ist eine wunderbare Geschichte und deswegen gibt es ***** plus Favo und auch Story des Tages! Viele Grüße FSBlaireau
Vor langer Zeit - Antworten
zellhaufen Re: Mondlicht... - Auch wenn es nicht meine Intension ist, den Stil von jemandem nachzuahmen, nehme ich das Kompliment natürlich dankend entgegen. Danke für die Kommentare.
LG



Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Wahnsinn - da ist mir gerade heiß & kalt geworden. Und irgendwie schlecht. Denn diese Situation möchte ich mir ehrlicher Weise nicht vorstellen. Da so zu stehen und sich zu überlegen, was man machen muss oder soll. Und einfach nicht zu können.

Klasse Text und bitterböse.
Ly
Vor langer Zeit - Antworten
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