Dreihundert Gedichte II
I.
Er bewahrte seine Identität hinter einem
alten Mauerstück auf und vergaß seinen Namen.
Erika strich im übers Haar.
Nicht aus infantiler Suche nach Nähe,
sondern aus reiner Selbstbeherrschung.
Sie war die Mutter der Unberührten,
die Reinkarnation der Bedürftigkeit.
Sie erstickte keine Kinder
und kochte keinen Grünkohl.
Immun gegen Befindlichkeiten.
II.
Die Stadt hatte was Melancholisches in
diesem Herbst.
Bäume trennten sich von Gedanken
und Heinz erkannte seine Enkel nicht mehr.
Schaulaufen.
Häuser stachen in See und ertranken
in Ideenlosigkeit.
Irgendjemand pflanzte neue Sträucher.
Dornenhecken.
Die Krönungstage standen bevor.
III.
Mörder aus Botswana unterwanderten
die Schilleranlage und
brachten behagliche Stille in die Straßen.
Komm, gib mir einen Kuss und erinnere
dich.
Karin fand keine Arbeit auf dem Bauernhof.
Das Wetter versuchte unvergesslich zu werden
und Tanja backte Krustenbrot.
Der Esel wurde gesattelt.
Der Stern versteckte sich hinter rotem Dunst.
IV.
Daniel versuchte die Jahre zu zählen
und sie nach Erinnerungen zu sortieren.
Lebensdemenz.
In den Freibädern wurden die Reptilien getötet.
Schlangenzeit im
Pommerland.
Äpfel marschierten durch die Gassen
und verbrachten die Nächte mit den letzten Frauen.
Paradiesische Revolution.
Ich betete "Die dreihundert Gedichte des Emilian Xarbo"
und befahl mir Verschwiegenheit.