Vorwort
Hallo liebe Leser und Leserinnen,
die folgende Geschichte ist wieder eine die für eine Anthologie-Ausschreibung geschrieben wurde und es leider nicht geschafft hat.
Das Ausschreibungsthema war
"Das Lächeln der Stille"
Viel Spass wünsche ich Euch beim Lesen
(c) JeanneDarc
Die Puppenspielerin
Es war ein ganz normaler Sonntag. Die Sonne schien, und doch konnte Sabine diesen Tag nicht genießen. Sie spürte wieder ihre vielen Krankheiten. Überall zwickte und zwackte es. Schon oft hatte sie gedacht, dass sie so nicht mehr leben wollte. Doch was blieb ihr schon übrig. Sich umbringen konnte ja auch nicht die Lösung sein.
Wie immer wenn es ihr nicht so gut ging nahm sie eine ihrer Handpuppen in den Arm. Diese konnten ihr wenigstens ein bisschen Trost spenden. Wie gerne hätte sie aus ihrer
Fähigkeit die Handpuppen zum Leben zu erwecken mehr gemacht. Leider verstrichen die Tage, die Wochen, die Monate, und sogar die Jahre, ohne dass Sabine die Möglichkeit bekam im künstlerischen Fuß zu fassen. Obwohl das ihr großer Traum war. Leider blieben ihre Auftritte beschränkt auf Spontanauftritte in Restaurants oder in Wartezimmern bei ihren zahlreichen Ärzten. Sie hatte 4-5 Arzttermine in der Woche. So viele Termine, und parallel dazu arbeiten, das war nahezu unmöglich und vor allem war es auch sehr anstrengend.
Nachdem der Sonntag verstrichen war, schaute Sabine in ihren Kalender, und sie sah, dass sie auch morgen schon wieder
einen Arzttermin hatte. Morgen musste sie zum Psychiater. Irgendwie war es ja schon seltsam, denn überall durfte sie in den Wartezimmern mit ihren Puppen spielen, nur bei ihrem Psychiater durfte sie es nicht. Zuerst fand sie das ein bisschen unlogisch, doch der Psychiater erklärte es ihr. Er hatte eben doch eine etwas andere Klientel als beispielsweise ein Zahn oder ein Hautarzt. Bei ihm gab es durchaus Menschen, die Angst bekamen vor diesen Handpuppen, besonders vor dem Clown. Er erklärte Sabine, dass es sogar eine Krankheit gibt, die sich Coulrophobie nennt, und die Angst vor Clowns bezeichnet.
Sabine ließ sich darauf ein, denn sie durfte ihre Handpuppe ja wenigstens mitnehmen,
nur versteckt in einer Tasche, und wenn sie im Sprechzimmer war, dann durfte sie ihre Puppe, die ihr eben doch ein bisschen Halt gab, auspacken. Der Psychiater sprach dann immer kurz mit der Puppe und dann sprachen sie über die Dinge, die zu besprechen waren.
Nachdem sie am Montag bei ihrem Psychiater Termin gewesen war ging sie noch in ihr Lieblingskaffee und trank dort einen Cappuccino und aß dazu ein Stück ihres Lieblingskuchens, Schwarzwälder Kirsch.
Heute war das Kaffee ziemlich leer, nur 2 Tische neben ihr saß ein Mann. Sabine fand
den Mann sehr attraktiv, und weil sie am besten mit ihren Handpuppen Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen konnte, packte sie ihre Puppe aus. Heute hatte sie ihre Desiree dabei. Das war sehr passend, da Desiree ein Kleid trug mit einem Osterhasen drauf, und es gerade ein paar Tage vor Ostern war.
Der Mann schaute immer wieder zu Sabine, und lächelte sie an, allerdings immer ohne ein Wort zu sagen. Auch nachdem Sabine ihrem Kuchen gegessen, und ihren Cappuccino getrunken hatte hörte sie noch immer kein Wort. Das Kaffee war ganz leer, und anscheinend hatte die Bedienung des Kaffees auch gemerkt dass sich zwischen
den beiden Gästen etwas ganz Besonderes zu entwickeln schien. Sie hatte die Musik, die bis jetzt im Hintergrund lief ausgeschaltet, nun war es ganz still im Kaffee, und nur das Lächeln von Sabine und dem anderen Gast war zu sehen. Sabine dachte so bei sich: „Das ist jetzt wirklich ein Lächeln der Stille“ Es dauerte eine Weile, dann ging Sabine mit ihrer Desiree auf dem Arm zu dem Mann und fragte ihn ob sie sich dazu setzen dürfe.
„Natürlich“, sagte der Mann, ich weiß wer Du bist, und ich bin nur wegen Dir hier…
„Seltsam, dachte Sabine, wie konnte das denn sein. Sie war zwar immer in irgendwelchen Wartezimmern und irgendwelchen Restaurants, doch sie hatte
bisher noch nirgends einen Auftritt mit ihren Puppen gehabt
Der Mann erzählte ihr, dass er ein kleines Theater hatte, und dass er sie schon sehr oft mit ihren Puppen bei Ärzten und in Restaurants gesehen hatte. Er fragte Sabine ob sie Lust hätte, wenngleich auch erst einmal nur versuchsweise, in seinem Theater aufzutreten. Sabine konnte ihr Glück nicht fassen, und sie machte einen Freudenschrei und einen Freudensprung dass die Bedienungen des Kaffees zusammenzuckten.
Natürlich wollte sie das. Sie machten den Vertrag fertig, und Sabine war den Rest des Tages glücklich, wie bisher noch nie in ihrem
Leben. Abends legte sie sich ins Bett, und ganz anders, als es sonst ihre übliche Gewohnheit war, hörte sie heute keine Musik zum Einschlafen. Nein, heute wollte sie einfach nur mit einem Lächeln auf dem Gesicht einschlafen, und das bei absoluter Stille, so glücklich war sie.
Als sie am nächsten Tag aufwachte, rief sie sogleich den Mann an, den sie im Kaffee kennengelernt hatte. Und ja, es war wirklich so, ihr Traum nach einem Erfolg als Puppenspielerin schien in greifbare Nähe gekommen zu sein.