Nach dem Ende der Archontenherrschaft und der Stilllegung der Lebensschmiede, steht Kellvian vor der Aufgabe, die vor Helike gestrandete Armee Cantons sicher zurück zu bringen. Bevor sie die Stadt jedoch auch nur verlassen können, erhalten sie Nachricht von einem Totgeglaubten. Und in der Heimat ziehen bereits dunkle Wolken auf. Andre de Immerson hat seine Pläne, sich das Kaiserreich mit Gewalt untertan zu machen, noch nicht aufgegeben. Und ohne eine Armee ist alles, was zwischen
ihm und der Krone steht eine kleine Gruppe heruntergekommener Abenteurer und eine Handvoll Zauberer.
Bildquelle Michaela Schöllhorn / pixelio.de
Quinn entdeckte die ersten, als die Sonne grade durch den Morgennebel drang, der sich über die Felder vor der Burg gelegt hatte. Der Zauberer stand auf den Zinnen der Burg, wo er und die kleine Gruppe Verteidiger schon seit Stunden aushaarten. Sie hatten gewusst, wann Erlands Männer hier eintreffen mussten und nun gab es keinen Zweifel mehr daran. Eine Front aus dunkel uniformierten Soldaten schob sich zwischen den treibenden Nebelfetzen hindurch. Auch wenn der Großteil der Armee verborgen blieb, selbst die, die
Quinn bereits sehen konnte, machten ihm die Hoffnungslosigkeit ihres Unterfangens bewusst. Es waren schlicht zu viele. Und sie zu wenige. Mal davon abgesehen, das ihr Gegner über ausgebildete Soldaten verfügte und auf ihrer Seite, neben Fenisins Wächter, nun ein dutzend bewaffneter Diener kämpften. Kaum eine Bedrohung für die Männer, die sich, grade außer Schussreichweite, vor der Burg formierten.
Selbst die Anwesenheit von mehr als dreißig Magiern konnte wenig gegen das Gefühl der Angst ausrichten, das diese erdrückende Übermacht in ihm wachrief. Es reichte einfach
nicht. Er hatte lange mit sich gehadert, dachte Quinn. Aber letztendlich hatte er sich schon vor mehreren Wochen dazu entschieden, hier zu bleiben und wenn das bedeutete, dass sie hier ihr Ende fanden… Es gab schlimmeres, dachte er und seltsamerweise Beruhigte ihn der Gedanke etwas, während er den Blick weiter über die Armee schweifen ließ. Unten auf dem Hof unterhielt Syle sich gedämpft mit Melchior und Fenisin. Die drei würden eine Gruppe Freiwilliger anführen, die den Hof sichern sollte. Für den Fall, dass ein Feuer ausbrach, mussten die Flammen gelöscht werden
und wenn Erlands Männer sich tatsächlich die Mühe eines Angriffs auf das Tor machten, würden sie dieses verteidigen. Nicht, das Quinn damit rechnete. Neben ihm auf der Mauer hatten sich Lucien, Tamyra und schließlich auch Kiara eingefunden. Die Ordensoberste sah ausdruckslos und ohne sich etwas anmerken zu lassen zu der Streitmacht hinüber. Dann jedoch wendete sie sich ab und lief die Mauer entlang zu einem der Erkertürme. Quinn fragte sich, was sie vorhatte. Eine bessere Übersicht würde sie, bei dem Nebel, kaum von dort bekommen. Er folgte ihr lautlos, bedeutete aber gleichzeitig, Tamyra und
Lucien zu bleiben, wo sie waren. Die vielleicht siebzig Verteidiger, ob auf der Mauer oder im Burghof wurden nervös. Waffen klirrten, als die Männer den beiden Zauberern Platz machten und Kiara die Treppe zum Turm hinauf stieg. Durch mehrere Scharten im Stein viel trübes Licht und erlaubte Quinn, sich etwas umzusehen. Vermutlich war dieser Ort seit langem schon nicht mehr zu etwas andere, als, als Lagerhaus genutzt worden. Verrottende Kisten standen herum, zwischen denen sich bereits Spinnweben festgesetzt hatten. Die Ordensoberste jedoch schenkte dem Durcheinander kaum Beachtung, während sie sich beeilte, die Turmspitze zu
erreichen. Hier oben war der Wind schneidend Kalt und der Burghof schien viel zu weit Weg. Eine von metallenen Zacken gekrönte Zinne umlief die Aussichtsplattform. An einem Vorsprung wiederum, der auf die Wiesen vor der Burg hinausging, wehten die Banner des Ordens, noch gefroren von der Kälte der Nacht. Kiara trat auf den kleinen Vorsprung. Quinn folgte ihr, blieb aber in einigem Abstand stehen. Was hatte diese halb irre Frau denn jetzt wieder vor ? Wenn sie die Armee da draußen zu Tode starren wollte, dachte er, war das zwar ein guter Anfang, aber es würde ihnen nicht viel bringen. Langsam wurden auch Andres
Männer auf die einzelnen Person auf dem Turm aufmerksam. Mittlerweile hatte sich ihre Zahl längst noch einmal verdoppelt und immer noch traten neue Gestalten aus dem Nebel. Einen von ihnen, erkannte Quinn sofort. Der weiße Umhang, um die Schultern des Mannes, war nicht zu verkennen. Erland Reiksson hielt das Pferd auf dem er saß, mit einem Ruck an den Zügeln an, bevor er zu Kiara sah. Seine Stimme war , trotz der Entfernung, deutlich zu verstehen. ,,Ich gebe euch eine Chance, die Tore zu öffnen und euch friedlich zu ergeben.“ , rief er. ,,Danach sprechen die Waffen, bis einer von uns nicht mehr am Leben
ist.“ ,,Nichts anderes hatte ich vor.“ , antwortete die Zauberin. ,,Ich werde euch wiederum eine einzige Chance zum Rückzug geben, General Erland. Geht. Oder ich verspreche euch, ihr werdet alle sterben. Jeder einzelne Soldat hier, den ich sehen kann, jeder einzelne von euch, der es wagt, anzugreifen, wird den Sonnenuntergang nicht mehr erleben.“ ,,Leere Drohungen einer alten Frau.“ , obwohl er rufen musste, um sich verständlich zu machen, hatte Erlands Stimme etwas herablassendes. ,,Ihr sitzt in der Falle…“ ,,Ich fürchte, ihr missversteht mich. Das ist keine Drohung. Das ist ein
Versprechen.“ Einige Herzschläge lang folgte nur verwundertes Schweigen auf ihre Worte. Dann jedoch drang ein laut herauf, den Quinn erst nicht richtig deuten konnte. Dann jedoch verstand er. Erland lachte. Einige der Soldaten stimmte nervös ein, dann immer mehr, bis das ganze Heer in schallendes Gelächter ausbrach, das Quinn in den Ohren dröhnte und die Steine unter seinen Füßen zum Vibrieren brachte. Kiara verschränkte nur die Arme vor der Brust und wartete darauf, dass das Geräusch abebbte. Quinn dachte schon, es würde gar nicht mehr aufhören. Das wäre auch eine Option, dachte er
sarkastisch. Die Armee dazu zu bringen, sich totzulachen. Schließlich jedoch verstummten die Männer doch, einer nach dem anderen. Erland sah angespannt zum Turm hinauf. ,,Das ist eure letzte Chance. Wir könnten heute viel Blut sparen, wenn ihr vernünftig seid.“ ,,Eures, um genau zu sein.“ , antwortete Kiara. ,,Vielleicht will ich das ja aber gar nicht.“ ,,Dann kann ich für nichts garantieren.“ Erland riss die Zügel seines Pferds herum und führte das Tier zurück in den Nebel. ,,Nun, dann habt ihr es so gewollt.“ Quinn schloss die Augen. Wenn sie nur
mehr zu bieten hätten, als Drohungen. Er stieg die Treppe wieder hinab und hörte nach einigen Augenblicken, wie Kiara ihm folgte. Jetzt würde es auf Kampf hinaus laufen. Er nahm seinen Platz auf der Mauer wieder ein und schloss einen Moment die Augen. ,,Sagt bloß, ihr habt Angst ?“ , wollte Lucien neben ihm wissen. Der kaiserliche Agent spannte grade einen Bolzen auf die Armbrust. ,,Ihr nicht ?“ , hörte er Kiara erwidern. ,,Da habt ihr mir aber was anderes erzählt.“ ,,Nein, ich habe gesagt ich kann mir schönere Wege vorstellen, das zeitliche zu segnen. Das ist ein Unterschied.“
,, Letztlich spielt es keine Rolle, ob ich Angst habe, oder ?“ , fragte Quinn. ,, Ich bin noch hier, das zählt.“ Auf ein stummes Signal hin, kam auf einen Schlag Bewegung in die stummen Linien aus Soldaten. Die Männer stürmten einfach los, Leitern und Seile mit sich schleppend. Bei so wenig Verteidigern wollten sie sich wohl nicht einmal die Mühe machen, die Wälle über Stunden mürbe zu schießen. Sie würden sie einfach überrennen und die Burg stürmen. Entweder hatte Erland eine Belohnung ausgesetzt, oder die Männer waren begierig darauf, sich für die ständigen Angriffe in den Bergen zu
rächen. So oder so, sie rannten einfach ohne langsamer zu werden weiter, selbst als ihnen die ersten Kugeln entgegenflogen. Das Gewehrfeuer von den Wällen konnte ihren Angriff ohnehin kaum etwas von seiner Wucht nehmen. Wo einer viel und von seinen Kameraden bei Seite geschafft wurde, nahmen drei deren Platz wieder ein. Quinn sammelte sich. Er wollte seine Kräfte noch schonen, bis die ersten Männer wirklich versuchten, die Mauer zu erklimmen. Dort draußen auf dem Feld waren sie noch zu verstreut um sie gezielt zu bekämpfen. Keinem der grau uniformierten Gestalten fielen die schwach leuchtenden Spuren, die sich
durch das Gras zogen. Die Landschaft verwandelte sich unter ihren Stiefel ohnehin rasend schnell in eine einzige Schlammwüste. Manche, die jetzt stolperten und ausrutschten, wurden von den Nachrückenden Soldaten einfach überrannt. Und dann aktivierten sich die Zauber, die Kiara Tage zuvor gesponnen hatte. Quinn spürte die plötzliche schwere in der Luft, so als sei diese plötzlich aufgeladen, wie vor einem Gewitter. Einem Sturm, bei dem man bereits wusste, dass er alles hinwegfegen würde, egal wie gut man sich abgesichert hatte. Manche der Männer, die mittlerweile weit zwischen die gezeichneten,
magischen Linien geraten waren, spürten es wohl auch. Einige versuchten noch, langsamer zu werden, wurden jedoch von den nachrückenden weitergedrängt… Aus den zuvor noch wütenden und Anspornenden Rufen wurde jetzt stellenweise Panik. Und dann gab es einen einzelnen, grellen, lautlosen Lichtblitz. Eine Säule aus gleißender Helligkeit, so breit wie ein ganzer Abschnitt der Burgmauern, stieg gen Himmel. Es verzehrte alles, was sich in seinem Einflussbereich befand. Quinn sah, wie den Männern, die darin gefangen waren, innerhalb eines Herzschlags die Haut von den Knochen gebrannt wurde, bevor selbst diese zu
Staub zermahlen wurden. Ein gewaltiger Ring aus aufgewirbelten Staub und selbst kleineren Steinen breitete sich von der Lichtsäule her aus, prasselte gegen die Mauern oder ging über den Köpfen der nach wie vor Nachrückenden Soldaten nieder. Diese jedoch, stemmten nun die Füße in den Boden, um nicht in das tödliche Licht vor ihnen hineinzustolpern. Einige drehten sich auch direkt um und versuchten zurück zu kommen. Andere drangen, noch unbeeindruckt, weiter vor. Der eine Zauber hatte vielleicht fünfhundert von ihnen das Leben gekostet, aber wie schon die Angriffe in den Bergen, es war ein
Mückenstich. Quinn jedoch, der von seinem Platz auf den Mauern alles verfolgte und die feinen magischen Fäden erkennen konnte, hätte ihnen sagen können, das all dies Vergeblich war. Die die sich zurückzogen waren längst mitten im Netz der Zauber. Und die, die weiter vorrückte gerieten nur tiefer hinein. Eine zweite Falle löste mit gewaltigem Getöse aus. Von einem Herzschlag auf den anderen öffnete sich die Erde, so wie man ein Buch aufschlagen mochte und verschlang einfach einen Teil der Angreifer. Weitere wurden von herabrieselnden Felsbrocken erschlagen oder unter der aufsteigenden Welle aus
Erdreich begraben. Im Westen der Burg schlug plötzlich eine flammende Spirale gen Himmel und zeichnete eine Spur aus Asche durch das, was eben noch eine geordnete Streitmacht gewesen war. Andernorts zerschnitt eine Linie aus scharfkantiger Luft Beine und Gliedmaßen. Spätestens jetzt verloren die letzten die Nerven. Die Männer rannten nicht mehr weiter, weil sie eine Aufgabe zu erfüllen hatten, sondern nur, um das Feld der tödlichen Magie endlich verlassen zu können. Quinn zählte nicht mehr, wie viele Zauber noch auslösten und Soldaten verschlangen, in Brand setzten oder sie zu Staub zermahlten.
Einige wenige schafften es schließlich, sich tatsächlich bis zum Tor durchzukämpfen. Panisch schlugen sie gegen das uralte Holz um sich einen Weg hindurch zu Bahnen oder warfen direkt Enterhaken nach oben über die Mauern. In ihren Bewegungen lag keine Organisation mehr, nur nackte Angst vor dem hinter ihnen tobenden Inferno, das noch immer Opfer Forderte. Und dann löste die letzte, von Kiara ersonnene, Verteidigungslinie der Burg aus. Eine Wand aus flüssigem Feuer fegte die gesamte Länge der Mauern entlang, brachte die Steine zum Glühen und die Männer auf den Wällen dazu, das
Gesicht mit den Händen abzuschirmen. Die wenigen Soldaten von Andres Streitmacht, die es bis zur Burg geschafft hatten, wurden ins Nichts gesogen. Selbst die, die den Flammen entkamen erstickten einfach, als die gesamte Luft in ihrer näheren Umgebung verbrannte. Magische Kriegsführung war ein schrecklicher Anblick. Als die flackernden Zauber schließlich erloschen, war kein einziger der Männer, die zuvor aus dem Nebel aufgetaucht waren, mehr am Leben. Kiara hatte ihre Drohung mehr als wahr gemacht, dachte Quinn, während er sich die Zerstörung besah. Weite Teile des Graslands vor der Ordensburg waren verbrannt,
zertrampelt, gefroren oder sonst wie verunstaltet. Als hätten die Elemente selbst Krieg geführt. In gewisser Weise, hatten sie das wohl auch, dachte Quinn. Und doch war es ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Nebelfelder trieben auseinander und ließen die Sonne endlich durch. Und mit dem Nebel verzog sich auch Quinns kurz aufkeimende Hoffnung. ,, Ihr habt nicht noch ein paar Zauber übrig, oder?“ , fragte Lucien, als er dem Blick des Zauberers folgte. Er schüttelte den Kopf. Sie hatten ihr Pulver verschossen. Die Zauber waren verbraucht. Aber wenigstens, dachte Quinn, würde sich jeder dort unten wohl
für alle Ewigkeit a diesen Tag erinnern. Hinter dem Nebel verborgen, formierte sich eine Streitmacht, die kaum so aussah, als hätte sie grade eben irgendwelche Verluste erlitten. Die Reihen aus bewaffneten Männern zogen sich bis zum Taleingang zurück und vermutlich noch bis in die Pässe hinein. Sie hatten nichts verändert. Doch nun waren die Soldaten vorsichtiger. Erland ritt auf seinem Pferd vor den Reihen der Soldaten auf und ab. Zwei weitere Reiter, welche die violetten Banner Silberstedts hielten, folgten ihm. Was hatten sie jetzt nur vor?
Terazuma Kawumm! Das war heftig. Aber leider wohl noch nicht genug. Aber irgendwas müssen sie ja vollbringen können, gegen diese Übermacht! Da bin ich mächtig gespannt! Kiara wird sich doch nicht opfern wollen? Ich meine Andeutungen hast du ja schon fallen lassen, aber kommt es wirklich bis zum Äußersten? LG Tera |
EagleWriter Sagen wir einfach : Kiara hat Pläne. Einige ^^ lg E:W |
abschuetze ... und dann frag ich mich immer wieder, wie Syle dann doch noch nach Vara gekommen ist^^ |
EagleWriter Lass dich überraschen^^ Zwei Kapitel werden es wohl noch werden bis dahin lg E:W |