Kapitel 1.
Einen schöneren Mann hatte ich noch niemals zuvor gesehen. Er stand einfach nur dort, völlig in Gedanken versunken und schaute aufs Meer hinaus. Eine tiefe Traurigkeit umgab ihn, aber das war nur ein Gefühl, ich konnte mich irren und tat es womöglich auch.
Er muss Anfang 40 sein, die Falten um seine Augen ließen sich nicht verbergen, aber sie machten ihn nur noch attraktiver.
Seltsam, wie peinlich genau ich hinschaute, aber ich konnte meine Blicke nicht von ihm ablassen. Ich stand nur wenige Schritte von ihm entfernt, er hätte es bemerken müssen und wenn er es tat, ließ er sich nichts anmerken. Es konnte ihm auch egal sein, denn was auch immer ihn in diesem Augenblick beschäftigte, schien so viel wichtiger.
Wolken zogen auf, die ersten an diesem Tag.
Ein Regentropfen traf mich auf meiner Nasenspitze, kitzelte mich angenehm und lenkte mich für einen kurzen Moment von dem schönen Unbekannten ab. Es folgten immer mehr Tropfen und plötzlich standen wir im strömenden Regen, während uns noch immer die wärmenden Strahlen der Sonne erreichten.
Wir hatten Dezember, es hätte doch längst schneien müssen, seit Tagen war ich verstimmt darüber, aber an diesem Nachmittag, dort bei Ihm, mitten in diesem Regen, war die Welt für mich in Ordnung. Ich muss über mein ganzes Gesicht gegrinst haben, denn endlich bemerkte er meine Anwesenheit und schaute zu mir herüber.
Sein Blick hellte auf, die in Falten gelegte Stirn verschwand und ein verwundertes "hallo" kam über seine Lippen.