Nach dem Ende der Archontenherrschaft und der Stilllegung der Lebensschmiede, steht Kellvian vor der Aufgabe, die vor Helike gestrandete Armee Cantons sicher zurück zu bringen. Bevor sie die Stadt jedoch auch nur verlassen können, erhalten sie Nachricht von einem Totgeglaubten. Und in der Heimat ziehen bereits dunkle Wolken auf. Andre de Immerson hat seine Pläne, sich das Kaiserreich mit Gewalt untertan zu machen, noch nicht aufgegeben. Und
ohne eine Armee ist alles, was zwischen ihm und der Krone steht eine kleine Gruppe heruntergekommener Abenteurer und eine Handvoll Zauberer.
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Bildquelle Michaela Schöllhorn / pixelio.de
Kellvian war überrascht, dass sich bereits so viele Leute vor der zukünftigen Ratshalle versammelt hatten. Offenbar war jeder einzelne Bewohner von Maras heute hierher gekommen. Die Menschen und Gejarn drängten sich auf dem Kiesweg, standen zwischen den Bäumen, die den gestreuten Platz vor der Baustelle umgaben oder balancierten sogar auf den Grundmauern, um sich einen Überblick zu verschaffen. Kell schätzte, dass sich gut und gerne fünf bis sechshundert Leute hier eingefunden hatten. Ein dutzend Ordner, denen man weiße Schärpen verpasst hatte(n), waren
völlig damit überfordert, etwas Struktur in die Anwesenden zu bringen. Die Meister ihres jeweiligen Handwerks sollten in der Nähe des Kiesplatzes stehen, auf dem die eigentliche Versammlung stattfinden sollte. Aber am Ende sollten sich die Leute auch so verteilen, das jeder mithören / konnte. Eine hoffnungslose Aufgabe und Kell war nur froh, dass man ihn und die anderen bloß durch winkte. Neben der kleinen Gruppe von der Windrufer hatten sich bereits dutzende weitere Leute auf dem eigentlichen Platz eingefunden, darunter mehrere, deren Magie Kellvian schon spüren konnte, bevor er sie sah. Vielleicht hätte er sie anderswo
übersehen, aber hier waren seine Sinne aufs äußerste gespannt. Er wusste, irgendetwas ging hier vor sich, nur dass er die Spielregeln nicht kannte, machte ihn nervös. Wieder einmal war er blind. Seine Hand wanderte zum Schwertgriff. Dass er das Gewicht der Klinge einmal als beruhigend empfinden könnte, hätte er nie gedacht. Letztlich würde es ihm aber nichts nützen. Das war nichts, dem er sich mit der Waffe stellen konnte, das wusste er schon jetzt. Wieder einmal fand er sich auf einem Schlachtfeld wieder, das ihm noch unangenehmer war, als das des Stahls. Das Politische. Kellvian entdeckte Zyle, der sich am Rand des Platzes hielt und
führte die anderen zu ihm herüber. Der Gejarn begrüßte sie kurz. ,, Hat einer von euch heute Relina schon gesehen ?“ , fragte er. ,, Wir sind grade erst angekommen.“ Jiy sah sich auf dem Platz um. ,, Aber es schien ihr gestern nicht besonders zu gehen, oder ?“ ,,Sie weiß einfach nicht, wann sie mal/langsamer treten muss.“ , gab Zyle nur düster zurück, als Bewegung in die umstehende Menge kam. Zwei weitere Ordner machten Platz, damit ein weiterer Neuankömmling seinen Weg fand. Relina trat selbstsicher und ohne ein Anzeichen von Krankheit oder ähnlichem auf die Kiesfläche hinaus. Mit einem raschen Blick schien sie sich zu vergewissern,
dass die wichtigsten Personen anwesend waren. Ruhig wartete sie in der Mitte der Versammlung, bis die geflüsterten Gespräche verstummten und es beinahe totenstill wurde. ,, Heute,“ , erklärte sie in feierlichem Tonfall, ,, ist der Tag, auf den nicht wenige, wie ich weiß, gewartet haben. Der Tag, der unsere endgültige Unabhängigkeit von Helike und vom Kaiserreich kennzeichnen wird. Bis heute, war ich es, die euer Geschick noch gelenkt hat. Ich… und andere. Die Großmeister des Handwerks und die Männer, die schon in Helike euer Vertrauen hatten. Heute jedoch, wollen wir zusammen unseren weiteren Weg bestimmen. Eine offizielle Regierung zu
schaffen… Und ihr sollt darüber entscheiden. Bevor wir jedoch dazu schreiten…“ Sie sah zu Kellvian, der sich plötzlich unbehaglich fühlte. Das war der Moment, in dem er in dieses ihm unbekannte Spiel eintreten musste. ,, Möchte ich den Kaiser Cantons bitten, uns noch einmal seine Unterstützung zuzusichern. Kellvian Belfare…“ Kell löste sich aus der Menge und wünschte sich auf einmal, er hätte zumindest daran gedacht, die Kleider zu wechseln. Der schlichte, blaue Mantel, den er trug, sah auf einmal schäbig aus. Nicht, dass es einen Unterschied machte. Er hatte Prunkgewänder immer gehasst, aber er fürchtete, die Leute könnten ihn
so kaum ernst nehmen. Einige warfen ihm verwunderte Blicke zu. Vom Kaiser Cantons erwartete man eigentlich, dass er mit einer kleinen Armee eintraf und den Weg vor seinen Füßen mit Gold überzog, wenn er das Befahl. Der Mann in der verstaubten Reisekleidung, den von der Sonne ausgebleichten Haaren, den letzten Spuren eines Sonnenbrands und dem Blick, in dem sich Unsicherheit und Entschlossenheit abwechselten, war ganz sicher nicht, was sie erwartet hatten. Aber nur für einen Moment. Kellvian sammelte sich. Er wusste, was er zu tun hatte, man hatte es ihm jahrzehntelang eingebläut. Er musste seine Bedenken beiseite schieben und
sich konzentrieren. Wenn er sie nicht durch sein Auftreten für sich gewinnen konnte, mussten seine Worte eben entscheiden. Kellvian machte sich nicht die Mühe, sich noch einmal vorzustellen. Bevor er jedoch zu sprechen begann, zwickte ihn etwas kaum wahrnehmbar im Nacken. Er drehte etwas den Kopf und sah Relina, die direkt neben ihm stand. ,, Ich brauche eure Unterstützung.“ , sagte sie so leise, das es kaum jemand hören dürfte. Und selbst wenn, verrieten ihre Worte wenig. Kellvian jedoch wurde mit einem mal einiges klar. Es ging ihr nicht darum, dass Maras unabhängig vom Kaiserreich blieb. Darum war es nie gegangen. Die Gejarn trat einen Schritt
zurück (,) und dabei wanderte ihr Blick zu den Magiern in der Versammlung. Kellvian verstand. Sie hatte ihn in eine Zwickmühle gebracht und ihre Ziele bis zu dem Moment verschwiegen, wo es für ihn keine Wahl mehr gab. Entweder Relina… oder die Männer, deren Gabe sie verriet… und die ihm schon zuvor nicht gefallen hatte. Sie wusste, für wen er sich entscheiden würde. ,, Wie Relina bereits sagte, ich sichere Maras weiterhin meine volle Unterstützung zu.“ Er musste seine Worte bedacht wählen, damit die Botschaft ankam, ohne zu offensichtlich zuzugeben, dass er sich… quasi mit ihr abgesprochen hatte. ,, Canton tritt
jegliche Ansprüche auf dieses Land ab. Noch mehr, ihr müsst nicht befürchten, wir würden uns in irgendeiner Weise… einmischen.“ Aber genau das tat er doch hier. Nicht zum ersten Mal wurde Kellvian bewusst, wie viel Macht sein Amt eigentlich beinhaltete. Das so kleine Worte wie die, die er als nächstes Sprechen würde, das Schicksal von fünfhundert Seelen bestimmen würden. ,, Das Kaiserreich unterstützt Relina und ihr Vorhaben. Euer aller Vorhaben.“ Er war froh, dass er sich wieder zurück ziehen durfte und ging, die Augen über die Anwesenden wandern lassend, zu den anderen. Nicht alle verstanden direkt die Tragweite seiner Worte, aber doch die,
auf die es ankam. Flüstern erhob sich. Indirekt hatte er grade zu verstehen gegeben, wer seine Unterstützung hätte. Vielleicht war das ein Fehler. Götter, er hoffte, dass es keiner war. Wenn er vorher gewusst hätte, was hier gespielt wurde, er hätte sich einen Überblick verschaffen können. Jetzt musste er darauf vertrauen, dass Relina wusste, was sie tat. Dass es ihr hier nicht nur darum ging, die Macht zu behalten. Aus dem Flüstern wurden leise Gespräche, Wortfetzen… Bevor die Gespräche eskalieren konnten, lenkte Relina die Aufmerksamkeit wieder auf sich. ,,In Anbetracht dessen, wollen wir heute über unsere Zukunft entscheiden.
Mir ist zu Ohren gekommen, das es unter uns einige gibt, die mit der Situation unzufrieden sind.“ Sie sah zu der Gruppe Zauberer herüber. ,, Einige, die denken, dass ihre Macht alleine ihnen mehr Rechte geben würde als anderen. Wir haben bereits alle erlebt, wohin das führt. Wir haben erlebt, was geschehen ist, als wenige sich über alle stellten, ihr Leben bestimmen wollten… Ein zweites Helike ist nicht, was wir hier brauchen. Einige kennen Herrschaft nur so. Einige wollen sie vielleicht auch nur so. In manchen Fällen ist der Dämon, den man kennt besser, als das Unbekannte. Aber ich verspreche euch heute, es gibt andere
Möglichkeiten. Ich schlage vor, dass der Rat wie wir ihn im Augenblick haben, weiterbesteht. Noch mehr, wir sollten ihn erweitern. Jedes Handwerk, zu dem ich auch Magie zähle, soll einen Vertreter bekommen, den sie selbst bestimmen können. Damit haben alle die Möglichkeit, mitzusprechen, wenn es um Entscheidungen geht, die uns auch alle betreffen. Wären alle damit einverstanden oder gibt es Gegenstimmen ?“ Einen Moment sah es fast so aus, als würde sich niemand melden, dann jedoch sprach einer der Zauberer. ,, Und ihr wollt dann wohl die Vertretung der Magier übernehmen ?“ ,, Nun ich würde für jemand fähigeren zurücktreten.“ In
ihren Augen blitze es. ,, Guillaume wäre jemand, dem ich das zutrauen würde. Sagt mir Sindor… wo ist er heute eigentlich? Ihm wird doch nichts passiert sein, was meint ihr?“ ,,Das kann wohl niemand wissen…“ ,, Und ich dachte, ihr wärt derjenige, der unter den Zauberern immer für Opposition gegen mich gewettert hat. Ihr beide, um genauer zu sein. Ich dachte, er erzählt euch, was er vorhat. Mich umzubringen beispielsweise…“ ,,Euch…“ Der Mann verschluckte sich an seinen eigenen Worten. ,, Ihr… Was…“ ,, Er ist tot. Er und drei Komplizen haben gestern versucht mich zu töten. Diese Gejarn kann das bezeugen.“ Sie deutete
auf Jiy. ,, Jetzt liegen sie tot auf dem Weg die südlichen Klippen hinauf. Habt ihr dazu irgendetwas zu sagen?“ Endlich Verstand Kellvian etwas. Das Feuer gestern… Sie hatte ihn angelogen. Er sah zu Jiy. Sie musste davon gewusst haben, hatte aber bisher nichts gesagt. Und es hätte auch nichts geändert, stellte er fest. Er hatte längst die Kontrolle über das verloren, was hier geschah. ,,Ich wusste nichts davon.“ Sindor fand offenbar seine Stimme wieder. ,, Wir sind vielleicht nicht einer Meinung, Relina, aber ich würde niemals… Das müsst ihr mir glauben. Er muss von Sinnen gewesen sein.“ Die Menge beobachtete schweigend das Gespräch der
beiden Magier. Relina hatte gerade einen ihrer größten Gegner in die Lage gebracht, sich entweder auf die Seite eines Mörders zu schlagen oder sie zu unterstützen. Oder zumindest keine Wiederworte mehr zu geben. ,, Und ich werde einfach so tun, als würde ich euch das glauben. Zum Besten von uns allen. Ist sonst noch jemand mit diesem Vorschlag nicht einverstanden? “ Niemand meldete sich. Alle Hände blieben unten. ,, Wer ist dafür ?“ Relinas Stimme klang bereits siegesgewiss und Kellvian wusste auch, dass sie dazu jedes Recht hatte. Nicht alle Hände hoben sich, aber doch genug. Von den fünfhundert Anwesenden gaben
mindestens vierhundert ihre Zustimmung. Die wenigen, die sich enthielten, fielen in der Masse erst gar nicht mehr auf. Relina sprach jedoch noch nicht weiter, sondern sah zu Sindor. Der Mann hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Einen kurzen Moment schien so etwas wie ein stiller Kampf stattzufinden… dann hob er langsam die Hand. Bevor Relina jedoch wieder das Wort ergreifen konnte, warf er selber eine Frage in den Raum. ,, Und wer ist dafür, das Relina ihre Stellung im Rat behält ?“ Vielleicht hoffte er noch, sie damit zu überrumpeln und so wenigstens einen kleinen Sieg davon zu tragen. Doch erneut erhoben sich laute
Stimmen, die die wenigen Schweiger und Proteste ausblendeten… Damit war es für die Zauberin eigentlich entschieden, dachte Kellvian. Hätte er nur Zeit gehabt, sich ein eigenes Bild zu machen, er hätte sich vielleicht entschieden, besser niemanden zu unterstützen. So hatte er instinktiv handeln müssen. Und konnte nur hoffen, dass es das richtige war. Es wurden noch weitere Fragen diskutiert und die Vertreter aus den anderen Künsten und Handwerken ernannt, aber Kellvian hörte kaum mehr zu. Das Spiel war gelaufen. Der wichtige Part vorüber. Das hier war nur noch Zeremonie. Relina schien es jedoch ernst mit einem
gleichberechtigten Rat zu meinen. So wie es aussah, würden die einzelnen Mitglieder auf ein Jahrzehnt festgelegt werden. Immerhin, dachte Kellvian, vielleicht spielte die Gejarn nicht fair, aber sie tat, was sie versprochen hatte. Die Versammlung endete erst, als bereits die Dämmerung hereinbrach. Fackeln wurden auf den Wegen und rund um den Platz entzündet , während die Schlussworte gesprochen , alle Entschlüsse von einem Schreiber festgehalten und die neu gewählten Ratsherren entlassen wurden. Kellvian hatte sich auf einer halb fertigen Mauer niedergelassen, Jiy neben sich. ,, Du hast davon gewusst oder ?“ , fragte er. Es
klang mehr wie eine Feststellung. ,,Ich habe mich auf Relina verlassen.“ , antwortete sie nur. ,, Du… bist nicht wütend ?“ Kellvian schüttelte den Kopf. Dafür nicht. Und nicht auf sie. ,, Ich wäre nur gerne vorgewarnt gewesen… Genau darauf hat sie doch gesetzt.“ Er nickte in Relinas Richtung, die sich soeben aus einer Gruppe Magier löste, die ebenfalls den Heimweg antraten. Die Gejarn kam ohne Eile auf sie zu. ,, Ihr habt was ihr wollt, wie es aussieht.“ , meinte Kellvian. ,, Ich habe euch bei unserer letzten Begegnung etwas gesagt, Relina. Wir stehen auf derselben Seite. Zumindest hoffe ich das. Ihr braucht
mich nicht zu belügen, damit ich euch helfe. Ihr braucht mich einfach nur zu bitten.“ ,, Kann ich mich wirklich darauf verlassen, Kellvian ?“ , antwortete sie nur. ,, Ein falsches Wort von euch heute und das hätte… anders ausgehen können. Ich will, dass diese Leute endlich frei sind, dass sie das bekommen, was sie sich über Jahrzehnte erarbeitet haben… Und wenn das heißt, dass ich ein paar Verbündete dabei einbüße, ist das ein kleines Opfer.“ ,,Ihr vergesst dabei vielleicht etwas wichtiges, Relina.“ , meinte Jiy. ,, Das habe ich euch gestern schon gesagt.“ Relina nickte, ohne zu antworten. ,, Das weiß ich. Aber das Risiko gehe ich ein. Vielleicht verstehe
ich Zyle jetzt aber etwas besser.“ ,, Wir werden bald wieder aufbrechen.“ , erklärte Kellvian, hauptsächlich um das Thema zu wechseln. Er wusste nicht, worum es dabei ging und etwas sagte ihm, dass es ihn auch nichts anginge. ,, Am liebsten, schon morgen früh.“ ,, Und ihr werdet Zyle mitnehmen.“ Es war keine Frage. ,, So war es gedacht…“ , antwortete Jiy. Kellvian war sich nur nicht sicher, was er mit dem Mann machen sollte. Er suchte den Gejarn in der Menge und entdeckte ihn bei Eden und den anderen. Vermutlich hatten sie alle einiges aufzuholen. Zyle war nach wie vor er selbst, davon war er mittlerweile überzeugt, wenn er je
Zweifel gehabt hatte. Trotzdem wurde er immer wieder daran erinnert, dass Zyle gestorben war
und das Wesen, das seine Erinnerungen trug etwas anderes war. Solange Kell ihn kannte, hatte er stets ein Silberarmband am linken Handgelenk getragen. Ein Brandzeichen, in das man die Worte des Auftrags gestanzt hatte, die ihn ursprünglich nach Canton geführt hatten. Es fehlte…
EagleWriter Es ist in jedem Fall Zyle, so viel kann ich nochmal verraten und bekräftigen. Aber.... ( Ich verrate mal nichts) lg E:W |
abschuetze Nun ja, es ist halt nicht Zyle, nur etwas, was seine Seele besitzt, aber die Seelemacht das Wesen aus und nicht die Hülle^^ |
EagleWriter Darauf komm ich noch zurück ^^ Mehr oder weniger. Mal eine ernste Frage, wie schlimm ist die Rechtschreibung ? lg E:W |
abschuetze siehe PN :)) |
EagleWriter Alles klar, nochmal vielen dank :-) lg E:W |