Nordlandreise
Eine Geschichte aus meinem Kinderbuch "Wolkenkinder Geschichten".
Die beiden Wolkenkinder Nele und Stina ziehen mit ihren Wolkeneltern um die Welt und erleben natürlich so allerhand.
Aber lesen Sie selbst...
Nordlandreise
Die Wolkenfamilie war unterwegs nach Norden, denn es war an der Zeit, den beiden Kindern Nele und Stina die Nordroute zu zeigen, die sie sich einprägen mussten.
Also zogen sie gemächlich nordwärts, die Eltern ermahnten ihre Kinder aufzupassen und sich den Weg zu merken.
„Ihr müsst euch immer markante Punkte suchen, etwa diese Steilküste dort unten. Seht, sie ist fast weiß, man sieht sie schon von weitem, ihr könnt sie in euer Gedächtnis einprägen. So müsst ihr immer wieder nach Besonderheiten suchen, die ihr euch leicht merken könnt, dann findet ihr die Nordroute
auch wieder", sagte der Papa.
Sie zogen über das Meer, dann wieder über das Land, es wurde allmählich kühler. Schließlich war es schon Spätherbst. Je weiter sie nach Norden kamen, desto kühler wurde es, bald froren die Wolkenkinder sogar.
„Lasst uns etwas schneller fliegen“, sagte der Vater, „dann wird es euch gleich wieder warm.“
So war es auch, je mehr sie sich bewegten, desto wärmer wurde ihnen.
Bald flogen sie über Finnland und Lappland hinweg, unter ihnen lag dichter Schnee.
Kleinere Seen waren zugefroren, auch die
Straßen waren weiß, alles sah so sauber und blitzblank aus.
Nele und Stina wurden müde, sie waren weit gezogen heute, also legten sie, bevor sie an das Nordmeer kamen, eine Nachtruhe ein. Es war sowieso schon dunkel, obwohl es noch lange nicht Nacht war.
In der Herbst- und Winterzeit sind die Tage im Nordland äußerst kurz, es wird sehr früh dunkel.
Mitten in der Nacht wachte Stina auf, weil sie etwas gehört hatte.
„Da singt doch wer“, dachte sie, schon sah sie auch diese vielen Lichter am dunklen Himmel.
Es waren herrliche Lichter, sie waren rot und orange, manche sogar gelb. Sie tanzten am Himmel wie Feen, schwangen graziös hin und her, breiteten ihre bunten Mäntel aus, um sie gleich wieder zu schließen.
„Mama, Mama“, rief Stina, „Nele, Papa, schaut doch was das hier ist.“
Sie war ganz aufgeregt, rüttelte ihre Schwester, bis diese wach wurde und auch die wunderschönen Lichter sah.
„Papa, was ist das?“ – fragte Nele.
Papa war noch nicht ausgeschlafen, er brummelte etwas vor sich hin, rieb sich die Augen und gähnte einmal kräftig. Langsam
wurde auch er wach und sah die Lichter.
„Das sind Polarlichter, meine Kinder, Nordlichter nennt man sie hier auch. Es gibt sie hauptsächlich in der Spätherbst- und Winterzeit am arktischen Nachthimmel.“
„Schau, schau, wie sie tanzen und ihre wunderschönen Mäntel ausbreiten. Da möchte ich auch mittanzen“, rief Stina, die immer noch total begeistert war.
Sie zogen etwas näher zu den Polarlichtern, da hörten sie die Lichtergruppe singen, es klang so wunderschön:
Ich bin ein Nordlicht,
ein kleiner Feenwicht,
ja, ja ich tanze
gern,
schaust du mir zu von fern.
Ich bin ein Nordlicht,
ein kleiner Feenwicht,
komm her und tanz mit mir,
wie’s geht, das zeig ich dir.
Ich bin ein Nordlicht,
ein kleiner Feenwicht...
„Darf ich mit euch tanzen?“ – rief Stina den Nordlichtern zu, sprang ihnen entgegen und stimmte sogleich in die Melodie des Liedes ein.
Die Mutter wollte sie noch aufhalten, aber da nahmen die Nordlichter sie schon in ihre Mitte, gemeinsam sangen sie nun das Feenwichtenlied.
Nun kam auch Nele, sang ebenfalls mit und die Nordlichter zeigten den beiden Mädchen mit Freuden, wie man den Feenwichtentanz tanzt.
Die Kinder waren mit Begeisterung dabei und die Nordlichter freuten sich über ihre Gesellschaft, auch darüber, dass die beiden Wolkenkinder solch einen Spaß an ihrem Tanz und ihrem Lied hatten.
Es gesellten sich noch grüne, blaue und lilafarbene Lichter zu ihnen und so entstand ein wunderschöner, bunter Lichterreigen, der über den ganzen Himmel
strahlte.
Die Eltern waren froh und schauten dem lustigen Treiben eine ganze Weile zu.
Dann sprach der Vater:
„Kommt Kinder, es ist jetzt genug, ihr müsst noch ein paar Stunden schlafen. Bald müssen wir weiterziehen, dann müsst ihr ausgeschlafen und munter sein.“
Als die Nordlichter merkten, dass die beiden Mädchen nicht aufhören wollten zu singen und zu tanzen, sagten sie, dass sie nun auch weiter müssten. Viel zu lange wären sie schon hier an diesem Ort.
Kaum ausgesprochen, schwebten sie davon.
Ihr Gesang wurde immer leiser, bis man sie schließlich nicht mehr hörte. Sehen konnte
man sie noch lange an dem Nachthimmel, ihr Licht leuchtete sehr weit.
Die Wolkenfamilie begab sich wieder zur Ruhe, schließlich war es noch mitten in der Nacht und morgen würde es wieder eine weite Reise geben.
Nele und Stina träumten von den Nordlichtern, von dem Feenwichtentanz und summten selbst im Schlaf noch die Melodie des schönen Liedes.